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Wie die meisten Tabletopspieler bin ich über Games Workshop zum Hobby gekommen. Bei mir war das Ende der 80er mit den Spielen Blood Bowl und Space Hulk. Allerdings habe ich immer etwas über den Games Workshop-Tellerrand hinaus geblickt und so war bei mir Mitte der 90er das Spiel Warzone von Target Games der Renner. Das Tabletop-Spiel war im Mutant Chronicles-Universum angesiedelt, welches außerdem ein zeitweise recht erfolgreiches Trading-Card-Game namens Doomtrooper und ein Rollenspiel umfasste.

Der Hintergrund spielt im 27sten Jahrhundert in unserem Sonnensystem. Die Menschheit hat Venus, Mars und Merkur durch Terraforming bewohnbar gemacht und zusätzlich einige Monde und sogar größere Asteroiden besiedelt. Regierungen, wie wir sie heute kennen, existieren nicht mehr, an deren Stelle sind die Megakonzerne getreten. Natürlich wäre es kein Tabletop-Spiel, wenn sich diese Konzerne nicht bis aufs Messer bekämpfen würden. Zusätzlich wurden mit der Dunklen Legion noch dämonische Kräfte entfesselt, die die Menschheit bedrohen.

Leider schaffte Target Games den Sprung ins 21. Jahrhundert nicht und so war kurz nach der Veröffentlichung der zweiten Edition, Ende der Neunziger, Schluss mit Warzone. Nach zwei erfolglosen Versuchen, das Franchise wieder aufleben zu lassen, startete die Firma Prodos vorletztes Jahr einen erfolgreichen Kickstarter und ließ mit Warzone Resurrection die Welt der Mutant Chronicles wieder aufleben.

Schon in den Neunzigern war der Konzern Bauhaus einer meiner Favoriten und als die neue Starterbox auf den Markt kam, konnte ich nicht wiederstehen.

Das Unboxing

Hierbei handelt es sich bereits um die überarbeitete Version. Prodos hat sich einiger Kinderkrankheiten angenommen und alles neu erstellt. Die ehemals modularen Modelle der Hussaren bestehen nur noch aus den zwei Teilen Körper und Waffenarme. Angelika Drachen ist aus der Box verschwunden und hat dem Venusian Marshall Platz gemacht. Der Vulkan Battlesuit ging zurück ans Reißbrett und kommt jetzt wesentlich „bulliger“ daher.

Der Inhalt der Box auf einen Blick
Der Inhalt der Box auf einen Blick

Auf dem Cover des farbigen Umkartons befindet sich eine Illustration mit dem venusianischen Feldmarshall und dem Bauhaus Grizzly-Kampfpanzer. Auf der Rückseite ist eine Abbildung des Inhalts zu sehen, zusätzlich gibt es eine Inhaltsangabe und einen Hinweis auf den kostenlosen Regeldownload.

Im Umkarton gibt es dann erstmal einen weiteren Karton aus stabiler Wellpappe. Darin findet man:

  • 10 Bauhaus Hussaren

  • Die neue Startbox, der Stempel mit der Aufschrift „hand made“ deutet übrigens auf die jeweils überarbeitete Version hin.
    Die neue Startbox, der Stempel mit der Aufschrift „hand made“ deutet übrigens auf die jeweils überarbeitete Version hin.

    1 berittenen Venusian Marshall / Kapitan

  • 1 Vulkan Battlesuit

  • 12 Rundlippenbasen

  • 2 zwanzigseitige Würfel

  • 80 Karten

Der Karton ist mit Luftpolsterfolie ausgelegt, Miniaturen, Würfel, Basen und Karten sind in wiederverschließbaren Beuteln verpackt.

Die Figuren

Größenvergleich: Bauhaus Hussar gegenüber einem Space Marine der Firma Games Workshop
Größenvergleich: Bauhaus Hussar gegenüber einem Space Marine der Firma Games Workshop

Die am Computer entworfenen Miniaturen bestehen aus hellgrauen Resin. Sie liegen mit ihrem 32-mm-Maßstab irgendwo zwischen realistischem und „heroischem“ Design. Die Gussqualität und der Detailgrad sind hochwertig. Gussgrate sind eher selten, dafür gibt es allerdings „Schwimmhäute“ an manchen Stellen. Diese lassen sich aber leicht, meist schon mit einer Bürste, entfernen. Etwas aufwändiger wird es bei den Gusskanälen, sie sind nicht immer an den unauffälligsten Stellen und hier muss man dann schon zum Cutter oder einer Bastelzange greifen. Trotzdem sind die Miniaturen leicht zusammenzubauen und auch für Hobbyanfänger geeignet.

Größentechnisch brauchen sie sich nicht vor gängigen Sci-Fi-Modellen zu verstecken.

Venusian Marshall

Das Modell des Venusian Marshall hat mehrere Gimmicks: zwei verschiedene Oberkörper, zwei rechte Arme, zwei Vorderläufe beim Pferd und zwei Stat-Karten. So lassen sich verschiedene Versionen des Modells zusammenbauen, entweder als Marshall, einen (Fernkampf-)Warlord oder als Kapitan, einer Aufwertung des Truppführers der Hussaren. Das ist praktisch, wenn man die Box mehr als ein Mal kauft.

Mit 200 Punkten liegt der Venusian Marshall im Mittelfeld der Bauhaus Warlords und ist in erster Linie auf Unterstützung seiner Truppen ausgelegt. Durch ihn kann ein Trupp Hussaren infiltrieren, er erhöht außerdem die Feuerkraft und -rate seiner Untergebenen, beeinflusst die Zugreihenfolge seiner Truppen und sein Störsender behindert den Gegner.

Die Hussaren

Hussaren sind eine der zwei bisher verfügbaren Standardeinheiten von Bauhaus und im Gegensatz zu den nahkampforientierten Etoiles Mortant auf den Fernkampf ausgelegt. Die Truppgröße liegt zwischen fünf und zwölf Modellen.

Jedes Modell ist regulär mit einer „Panzerknacker“-Assault Rifle (ja, die heißt wirklich so) ausgestattet. Zusätzlich gibt es je zwei Raketenwerfer und zwei leichte Maschinengewehre als Ausrüstungsoption. Einer von fünf Hussaren darf, für die entsprechenden Punkte, mit einer schweren Waffe ausgerüstet werden. Wenn man sich für zwei Maschinengewehre entscheidet, können die MG-Schützen die Spezialaktion Suppression Fire ausführen, ein Sperrfeuer, mit dem man gegnerische Modelle bedrohen kann. Der Raketenwerfer dient dazu, schwer gepanzerte Gegner auszuschalten.

Benötigt man den Venusian Marshall nicht als Warlord, lässt er sich als Upgrade des Truppführers, als Kapitan, nutzen. Dieser erhält über die Supply-Chain-Sonderregel eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten für den Trupp: höhere Feuerrate, bessere Rüstung, Medipacks etc.

Bei den Modellen gibt es fünf verschiedene Posen, eine davon kniend, die jeweils zweimal enthalten sind. Die kniende Miniatur kann mit dem Raketenwerfer bewaffnet werden. Hier und beim leichten Maschinengewehr wäre der Einsatz von Magneten sinnvoll, um die Waffen auszutauschen.

Der Vulkan Battlesuit

Für den richtigen Wumms sorgt letztlich der Vulkan. Schwergepanzert, mit einem Maschinengewehr und einem schweren Flammenwerfer bewaffnet, ist er ein wandelnder Alptraum für jeden Infanteristen, der das Pech hat, ihm gegenüberzustehen. Alternativ kann man ihn mit zwei hydraulischen Fäusten ausrüsten, um ihn für den Nahkampf aufzuwerten.

Das Modell besteht aus zehn Einzelteilen und bietet eine Vielzahl von möglichen Posen. Es besitzt mit Fernkampf und Nahkampf beide Waffenvarianten, hier empfiehlt sich das „Magnetisieren“ auf jeden Fall.

Was ist mich stört

Der für mich größte Mangel ist das Fehlen eines Einsteigerregelwerks. Das gehört meiner Meinung nach in jedes Produkt mit dem Titel „Starterbox“. Es existiert zwar ein Hinweis auf die Prodos-Seite, auf der die aktuellste Version der Regeln als PDF verfügbar ist, aber ich will eine gedruckte Version davon in der Box haben. Umso unverständlicher, da eine deutschsprachige Regelheftvariante existiert, die ich auf der letztjährigen Spielemesse in Essen auch schon gesehen habe.

Auch die Qualität der Karten überzeugt mich nicht zu hundert Prozent. Teilweise ist die Schrift schlecht zu lesen und wirkt manchmal etwas „abgewetzt“. Die Schriftgröße ist darüber hinaus auch eher winzig.

Merkwürdigerweise fehlen die Punktekosten für die Modelle bzw. die Kosten für Waffenoptionen auf den Karten. Zum Errechnen der Armeeliste muss man das Regelbuch (oder das PDF) zu Hilfe nehmen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Wie bei Einsteigerboxen üblich, ist der Preis recht günstig. Für 37,49 GBP, also knapp über 50 EUR, erhält man zwölf Modelle inklusive einem Kavalleriemodell und einem Kampfläufer und somit eine spielbare Bauhaus-Armee. Zusätzlich gibt es Würfel und alle Karten, die zum Spielen benötigt werden. Da die Regeln als kostenloser Download existieren, fallen keine weiteren Kosten an, um Warzone Resurrection kennenzulernen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Prodos Games
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Englisch
  • Preis: 56 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Im Downloadbereich des Herstellers gibt es die Regeln, einschließlich aller Figurenprofile und-optionen zum Download als PDF. Ebenso stehen dort FAQ, Erweiterungen, Turnierregeln und mehr bereit.

Fazit

Lohnt sich die Anschaffung der Bauhaus Starterbox? Wenn man mit Warzone Resurrection anfangen will und sich für die Bauhaus-Fraktion entschieden hat, auf jeden Fall!

Dank der neuen Zusammenstellung empfiehlt es sich sogar, die Box mehrmals zu kaufen! Standardeinheiten benötigt man sowieso und die Hussaren sind eine solide Auswahl mit interessanten Optionen. Die Einheitengröße des Vulkan Battlesuit reicht von ein bis drei Modellen. Mit mehreren dieser metallenen Monster kann man den Gegner gut beschäftigen und einer der Reiter lässt sich zum Warlord aufwerten. Optisch sind die Modelle sehr ansprechend und durch die Umbauoptionen gibt es auch nur wenige Dopplungen der Posen.

Mit zwei Startboxen bekommt man für rund 100 EUR bereits eine spielbare Armee in der Größe von 850 Punkten. Ergänzt man das noch um eine Einheit des Venusian Ranger, ist man für 100 bis 120 EUR (je nach Bezugsquelle) bei 1000 Punkten, was der Standardspielgröße entspricht. Die Ranger sind eine sinnvolle Unterstützung mit hoher Feuerkraft und profitieren ebenfalls von den Boni, die der Marshall mitbringt.

Evolution im Miniaturenreich: links Venusian Marshall von Prodos (2014) , rechts das Vorgängermodell von Target Games (Ende der 90er)
Evolution im Miniaturenreich: links Venusian Marshall von Prodos (2014) , rechts das Vorgängermodell von Target Games (Ende der 90er)

Als weitere Anschaffung empfiehlt sich der Kauf des sogenannten MegaDecks. Dieses enthält alle verfügbaren Strategie-, Taktik- und Ausrüstungskarten in aktueller Auflage, die in früheren Versionen den Miniaturen beilagen. Diese nutzt man, um sich daraus sein Kartendeck zusammenzustellen. Das Kartendeck unterstützt den Spieler bzw. seine Truppen mit zusätzlicher Ausrüstung oder Ereignissen, die das Spielgeschehen beeinflussen. Das Spiel ist zwar optional auch ohne diese spielbar, jedoch würde man sich damit selbst einen interessanten und taktischen Aspekt (einschließlich Deckbau wie bei einem Trading Card Game) vorenthalten.

Generell hat die Firma Prodos einen guten Bogen zwischen zeitgemäßen Miniaturen und dem Flair des alten Mutant Chronicles-Universums geschaffen. Besonders deutlich sieht man das beim Venusian Marshall, gerade wenn man Artwork, die neue und die alte Version des Modells vergleicht.

Abgesehen von Maßband und Schnellstarterregeln ist in der Starterbox alles, was man zum Einstieg benötigt. Es ist zwar (fast) nur das Nötigste dabei, nämlich ein Warlord, zwei Standardeinheiten in minimaler Einheitengröße und einen Läufer, aber damit hat man genug, um das Spiel kennenzulernen. Die Bauhaus Starterbox ist ein solides Fundament für eine größere Armee des Bauhaus-Konzerns und ein guter Einstieg in das Warzone Resurrection-Tabletop.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Prodos Games
Fotografien: Andreas Schumacher

Über den Autor

Der Mittvierziger Andreas Schumacher ist seit einer gefühlten Ewigkeit im Tabletop aktiv. Begonnen hat er mit Space Hulk und Blood Bowl von Games Workshop. Zu Beginn der 90er Jahre stieg er auf Warhammer 40.000 um, dort hatten es ihm die Eldar besonders angetan. Später orientierte er sich zu anderen Systemen um, auch wenn er sechs Jahre lang als Filialleiter eines Games Workshop-Stores gearbeitet hat. Heute spielt er aktiv Warmachine/Hordes, X-Wing und Warzone: Ressurection.

 

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