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Der neue, „bessere“ Iron Man ist skrupellos, trinkt, umgibt sich mit schönen Frauen und hat San Francisco von der Extremis-3.0-App abhängig gemacht. Schuld an allem ist der Umkehrungszauber von Dr. Strange aus dem Axis-Event, den dieser gewirkt hatte, um Red Onslaught zu stoppen. Zeitgleich geht die neue Thor den Kampf gegen die Frostriesen frontal an und erlebt die Macht von Mjölnir. Der Hammer wird seit den Ereignissen von Original Sin nicht mehr vom Asen geführt.

Der Band beinhaltet die Übersetzungen von Superior Iron Man 3 und Thor 3.

Handlung

Tony Stark hat dem blinden Rechtsanwalt Matt Murdock, besser bekannt als Daredevil, ein Geschenk gemacht. Sein Augenlicht! Natürlich versucht er ihn damit auf seine Seite zu ziehen, weiß er doch um die Gefahr, die von dem einst in den deutschen Comics als „Der Dämon“ titulierten Helden ausgehen kann. Doch dabei versteht er eines nicht – Murdock braucht keine Augen mehr. Dabei kommt es zu einer sehr deutlichen Szene, die das Ausmaß des Wahnsinns des Eisernen zeigt. Derweil bemüht sich Pepper Potts mit einem Unbekannten, der jedoch eine Iron-Man-Rüstung vergangener Tage trägt und kein Mensch zu sein scheint, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Doch dann bricht Teen Abomination aus und benötigt Starks Aufmerksamkeit.

Der Thor hat nicht nur Mjölnir verloren, sondern auch einen Arm, als er zur Hilfe eilte, da Frostriesen die Basis des Konzern Roxxon unter Wasser angriffen. Die neue Göttin des Donners indes trifft auf Malekith, der sich zu Recht fragt, ob er die Dame in Thors Rüstung ernstnehmen soll ; er wirkt belustigt. Doch als sie die Macht des Hammers entfesselt, als die Frostriesen ihr eine Lektion erteilen wollen, wird der Dunkelelf eines Besseren belehrt. Das Scharmützel mit den Bewohnern Jotunheims nutzt er aber aus, um Dario Agger zu konfrontieren, damit dieser ihm das verlangte Artefakt herausgibt. Dabei kommt es jedoch zu einigen unliebsamen Überraschungen für alle Beteiligten – und den Cliffhanger-Auftritt eines Wohlbekannten.

Charaktere

Tony Stark hat nur Mensch gespielt
Tony Stark hat nur Mensch gespielt

Vor dem Wahnsinn von Tony Stark verblasst alles. „Ich habe aufgehört, Mensch zu spielen!“ entgegnet er Daredevil, als dieser versucht, ihn von seinen Vorhaben abzubringen. Murdock selbst wählt ungewohnt zarte Töne, vermutlich seiner Fähigkeit, wieder zu sehen, geschuldet. In einer nicht näher von mir ausgeführten Sequenz wird er geradezu wankelmütig sentimental und besucht seinen guten Freund Foggy. Aber all das ist dem Leser nicht neu. Alles um den neuen Tony weiß man schon durch die vorherigen Bände. Interessanter ist das Auftreten des Unbekannten in der Starkschen Rüstung. Er wirkt verwundert, begeistert wie ein Kind, das neue Technologie entdeckt. Fast wie der junge Tony Stark …

Die neue Göttin des Donners bekommt meinem Dafürhalten nach fast überraschend wenig Zeit auf der Bühne – zumindest, wenn es um gesprochene Worte geht. Dafür schwingt sie den Hammer wie ihr Vorgänger. Viel eher werden Malekith und D. Agger stärker betont. Ersterer wird wieder als Kriegstreiber hervorgehoben, der nichts anderes als den Krieg der Welt im Sinn hat, Agger hingegen hat noch einen Trumpf im Ärmel. Hier findet die Geschichte ihre zu erwartende Eskalationsspirale. Alles wirkt bekannt und wiederholt. Daran ändert auch der Schädel von Laufey nichts.

Zeichenstil

Yildiray Cinar, Zeichner und Tuscher bei Iron Man, bevorzugt klare, deutliche Formen. Wenig verspielte, oft deutliche Panels zeigen immer das Wichtige und verlieren sich kaum in Details. Dafür gelingen Bewegungsstudien mit Techniken wie perspektivischer Verzerrung gut. Eindrucksvoll sind die frontalen Panels von Stark in seinem Wahn. Die Betonung von Augen und Mimik scheint ihm besonders wichtig zu sein, sprechen sie doch stets eine klare Sprache.

Zu viel Filigranität
Zu viel Filigranität

Russell Dauterman, der Zeichner bei Thor, ist quasi das Gegenteil. Seine Panels sind filigran, verspielt und strotzen vor Details. Zudem wirken sie viel feinkörniger und haben nicht die starken Federstriche seines Kollegen. Und das macht einige der Actionpanels zu einem Problem. Wenn der Leser die Handlung nicht mehr erkennt, weil alles voll von herabregnenden Eissplittern ist, wenn das Auge keinen Fokuspunkt findet, dann ist es zu viel des Guten.

Ob man die spezielle Schriftart, in der alle vom Weltenbaum sprechen, mag, soll dahingestellt sein. Mir war die Verknüpfung von zu vielen Details und Schriftart zu viel.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 4,99 EUR – betrachtet als Teil einer Serie – bekommt man hier nicht viel Gegenleistung. Weitere Cliffhanger, weitere Fragen, aber keine Informationen oder handfestes Wissen. Das frustriert auf Dauer und macht wenig Lust, die Serie weiter zu lesen. Handwerklich ist der Comic jedoch, wie gewohnt, hochwertig produziert und wirkt wie eine valide Gegenleistung.

Erscheinungsbild

IRONMANTHOR3_Heft_455Wie bei Panini Comics zu erwarten, bekommt man ordentliches Papier, gute Haptik und einen kontrastreichen Druck. Die Farben sind leuchtend kräftig, das Lesegefühl damit sehr angenehm. Das Frontcover zeigt Tony Stark, der sich mit einem herablassenden Lächeln die Brille zurechtrückt und Daredevil, der seine Augen vor der Helligkeit schützt.

Die harten Fakten:

  • Verlag:Panini Comics
  • Autor(en):Tom Taylor, Jason Aaron
  • Zeichner(in):Yildiray Çinar, Russell Dauterman
  • Erscheinungsjahr:2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format:Comic-Softcover
  • Seitenanzahl:52
  • Preis:4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Das normale Verhaltensmuster von Panini Comics, die Originalcover zur Verfügung zu stellen und Zusatzinformationen in Boxen zu Anfang und Ende des Comics zu liefern, bleibt auch hier erhalten.

Fazit

Dieser Comic ist so voller Götter und dabei dennoch nur Mittelmaß. Zu viel wird darauf verwendet, bereits bekannte Fakten und Persönlichkeitsmerkmale zu betonen, zu wenig erhellende Informationen werden vermittelt. Das ist eigentlich schade, beinhalten doch beide Comics eine hohe Chance, zu erinnerungswerten Geschichten zu werden. Tony Stark wird böse und Thor ist nun eine Frau – hey, das hat Potential. Aber nur, wenn man die Leserschaft immer ein klein wenig mit Wissen anfüttert und nicht immer neue Fragen aufwirft. Ähnlich ging es seinerzeit das Infinity-Event an. Doch dieses hat es geschafft, durch Winzoffenbarungen ein Bild entstehen zu lassen, wohin die Geschichte gehen wird. Dieser Kombiband schafft es nicht.

Zeichnerisch schafft es Çinar besser, mich einzufangen. Seine klaren und einprägsamen Formen und Bildelemente untermalen den drastischen Tenor vom „besseren“ Iron Man hervorragend plakativ. Dautermann hat mich verloren – zu viel Unruhe, zu viele Details. Wenn ich ein recht kleines Panel erst nach minutenlanger Betrachtung verstehe, hat hier zeichnerische Akribie den Storyfluss zerstört.

Die Geschichte wäre interessant – vor allem in Hinblick auf den nun einarmigen Thor und das ungleiche Paar Iron Man und Daredevil. Wenn nicht immer alles ein klein wenig unschlüssig wirken würde.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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