Tabletop im Oktober – Neuigkeiten für Miniaturenschubser, Vol. VI

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Nachdem wir vier vergnügliche und auch anstrengende Tage auf der SPIEL verbracht haben, und uns dort natürlich auch den Tabletop-Bereich angesehen haben, hatten wir schon fast Sorge, dass wir für den Oktober nichts Weiteres zu berichten fänden. Aber wir haben uns glücklicherweise geirrt! Mantic Games sind aktiv wie eh und je – vielleicht sogar zu aktiv? Und auch bei Godslayer gab es ein langes und interessantes Statement. Dazu noch dies und das, wie Neuigkeiten bei Games Workshop und neue Kickstarter-Projekte.

Verzichten werden wir diesen Monat dagegen auf unseren Dauerbrenner Dust Tactics. Kein neuer Streit oder potenzieller Skandal ist uns untergekommen. Stattdessen nur Gutes: Ein deutscher Spieler hat die Europameisterschaft gewonnen! Redakteur Philipp hat diesen übrigens gleich ins Interview genommen.

Godslayer: Stand der Dinge

Megalith Games, die Firma hinter Godslayer, war im Kern immer ein Unternehmen von zwei Männern: David Saunders und André Schillo. Letzterer verließ im Mai das gemeinsame Unternehmen. Während Megalith sich weiter um das Tabletop kümmern sollte, erhielt André mit seiner Firma Voodoo Games das Recht, weitere Spiele im Universum von Godslayer zu entwickeln, wie beispielsweise Brett- oder Kartenspiele.

Nachdem die Abwicklung des Kickstarters für das deutsche Regelwerk viele enttäuschte Spieler zurückließ, stellte sich an der Stelle natürlich umso mehr die Frage, wie es mit dem System weitergeht. Zugute halten konnte man Megalith Games zumindest, dass sie aktiv(er) wurden: Überarbeitung der Webseite, neue Downloads wie zum Beispiel Szenarien, und auch an der lange erwarteten „Wave 2“ soll endlich gearbeitet werden. Trotzdem bleibt ein Teil der Spielerschaft – wenig verwunderlich – skeptisch.

Nach einer Kolumne eines skeptischen Redakteurs beim Newsmagazin Brückenkopf-Online, wandte sich David Saunders selbst an das Portal, um sich umfassend zu äußern.

Nach seiner Aussage, steckt das System noch „in den Kinderschuhen“. Vier weitere Wellen an Veröffentlichungen seien geplant, und neben einer Unterfraktion für jede Armee sollen auch noch vier bis sechs gänzlich neue Fraktionen ihren Weg ins Spiel finden.

„Ein Spielsystem kann nur dann kaputtgehen, wenn der Entwickler aufgibt, und ich kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass ich noch nie so motiviert war, an diesem Spiel zu arbeiten und es zu entwickeln, wie zuvor. (…) Ich werde niemals aus freien Stücken aufgeben. Deshalb wird Godslayer weitergehen, es wird erfolgreicher und beliebter werden und es wird variantenreicher und größer.“

Auch zur Trennung von André äußerte er sich. Sie beide seien „sehr starke und dominante“ Personen, was die Zusammenarbeit zuletzt immer mehr erschwert habe. Alles in allem sei Godslayer dennoch immer eine gemeinsame Leistung von ihnen gewesen.

Als neue Partner steigen der wichtigste Figurendesigner, der Maler und ein Freund von David, ein Logistiker, in Megalith Games ein. Außerdem soll die künftige Qualität der Modelle durch neue Gießereien spürbar verbessert werden.

Für die Zukunft hat David einiges vor, wie er erklärte. So sei die zweite Welle an Veröffentlichungen aktuell in der Testphase, mit geplanten zwölf Veröffentlichungen pro Fraktion. Der neue Kooperationspartner Labmasu wird zudem die „Nemesis“-Reihe herausbringen – Boxen, mit je einem Held und dessen Feind sowie dazugehörigen Karten und drei neuen Szenarien. Hiermit soll die Lücke zwischen erster und zweiter Welle geschlossen werden.

Geplant ist auch eine sogenannte „Battlebox“, die sich wohl auch als 2-Spieler-Starterbox bezeichnen ließe. Neben einer gedruckten Ausgabe des Regelwerks mit 110 Seiten sollen zwei kleine Armeen enthalten sein: Halodynes und Banebrood, mit insgesamt 26 Modellen. Die Veröffentlichung soll über einen neuen Kickstarter erfolgen, wie auch neue Starterboxen jeder Fraktion der zweiten Welle. Aber:

„Wir werden nur eine kleine Menge aus Wave-2 über Kickstarter verkaufen, da wir das Geschäft in den Läden nicht negativ beeinflussen wollen.“

Generell ist es das Ziel, im nächsten Jahr zwei neue Veröffentlichungen pro Monat zu schaffen. Auch Magazin- und Online-Werbung soll bald folgen, um das Spiel bekannter zu machen:

„Mund-zu-Mund-Propaganda, Foren und Messen waren hilfreich, aber wir müssen nun auch neue und alte Medien für Werbung nutzen.“

Generell sei Megalith Games finanziell solide, allerdings gehen 80% der Absätze an den Großhandel, was laut David bedeutet, dass hieran fast nichts verdient wird. Dies soll mit der Werbung verbessert werden.

Kings of War: Erweiterung im Anmarsch

Wie von Mantic Games schon zuvor angekündigt, erhält die 2. Edition von Kings of War Zuwachs in Form von Erweiterungsbänden. Der erste hiervon hört auf den Namen Uncharted Empires und soll im November erhältlich sein. Neben neuen Sonderregeln werden hier im Kern neun weitere Armeelisten samt Hintergrund vorgestellt, die allesamt auch turnierlegal sein werden.

Enthalten sind:

• The Brotherhood (Menschen/Ritter),

• Salamander Armies (Echsenmenschen),

• The Herd (Tiermenschen),

• The League of Rhordia (Menschen/Halblinge),

• The Trident Realms of Neritica,

• The Empire of Dust (ägyptisch angehauchte Untote),

• Night-Stalker Armies,

• Ratkin Armies (Menschenratten),

• The Varangur (Chaoskrieger)

Wie man sieht, gibt es noch nicht zu allen Armeen eine Beschreibung, was sich dahinter verbirgt. Diese zwei Armeen werden bisher als „Überraschung“ bezeichnet, man darf also gespannt auf den Release sein. Mantic-eigene Modelle für die neuen Armeelisten sind übrigens nicht geplant.

Das Erweiterungsbuch soll insgesamt 64 Seiten umfassen und ist zu einem Listenpreis von 17,99 EUR vorbestellbar. Für Spieler, die noch kein Grundregelwerk besitzen, bietet Mantic im eigenen Shop auch einen Deal mit beiden Grundregelwerken (Hardcover und Regel-Softcover) plus Erweiterung an.

Warpath: Neue Alpha-Regeln, Kickstarter-Erfolg und dessen Misere

Wie auch bei Kings of War, ließ sich Mantic die Entwicklung des Sci-Fi-Massenschlachten-Tabletops Warpath über Kickstarter finanzieren. Mit 484.917 USD konnte dabei sogar deutlich mehr Geld eingesammelt als im letzten Jahr beim Fantasy-Tabletop (366.547 USD).

Die am 12. Oktober geendete Kampagne brachte entsprechend und planmäßig weit mehr hervor, als die neuen Regelwerke, die wir im letzten Monat schon erwähnten. Neben den auch im 2-Spieler-Starterset enthaltenen Fraktionen Enforcers (Elite-Soldaten der Menschen) und Forge Fathers (Weltraum-Zerge) wurden auch für die Fraktionen Plague (Mutanten), Asterianer (Sci-Fi-Elfen), GCPS (Menschen) und Veer-Myn (Ratten) einige Gussrahmen finanziert. Wobei gerade letztere als Kernfraktion der neuen Deadzone-Auflage, die Anfang nächsten Jahres erscheinen soll, bereits einige Hartplastik-Gussrahmen ihre eigenen nennen können. Für alle genannten Fraktionen wurden zudem auch große Vehikel wie Panzer und Flieger finanziert, womit Warpath bei Erscheinen im Herbst 2016 deutlich besser aufgestellt sein dürfte, als in den vorherigen Jahre, die heute offiziell als Alpha-Phase gesehen werden.

Da im Rahmen der Armee-Deals des Kickstarters auch Marsianer und Menschen aus Mars Attacks! gewählt werden konnten, scheinen es die beiden Armeen auch spielbar nach Warpath schaffen. Für Deadzone ist dies bereits möglich. Ob es thematisch passt, sei dahingestellt.

Wer schon einen Blick in die Regeln von Warpath werfen will, kann dies weiterhin tun. Die aktuelle Version der Alpha-Regeln kann kostenfrei als PDF heruntergeladen werden.

Wie bei Mantic–Kickstartern üblich, gibt es wieder einmal sehr viel Mehrwert für das investierte Geld zu erwarten. Allerdings fielen auch wieder typische Kickstarter-Probleme auf: So gab es teilweise nur Skizzen von Modellen zu sehen, und sehr viel Kickstarter-exklusives – sowohl Modelle, als auch zusätzliche Bau-Optionen, die teilweise sogar nur in bestimmten Armee-Deals zu finden sind. Was bei einem Tabletop, was die breitere Masse und vermutlich auch Turnierspieler ansprechen sollte, umso gravierender ist als beispielsweise bei einem geselligen Brettspiel.

Zudem stellt sich die Frage, ob die britische Firma sich nicht übernimmt – hieß es Anfang des Jahres noch, der Kickstarter zu Deadzone sei der letzte für „lange Zeit“, wurde nun eben Warpath finanziert. Kings of War 2^nd Edition wurde erst diesen Sommer ausgeliefert, wobei die neuen finanzierten Armeen erst noch folgen, wie auch Dungeon Saga sich aktuell im Versand befindet, und die neuen Erweiterungen zu Dreadball wurde auch erst dieses Jahr ausgeliefert. Oder auch nicht, denn noch immer haben einige Unterstützer hier beispielsweise ihre Pakete nicht oder nur unvollständig erhalten. Längere Wartezeiten von bis zu einigen Wochen auf eine Antwort des Supports scheinen auch immer häufiger die Regel zu sein.

Auch Mantic selbst hat inzwischen die Probleme des Supports eingesehen, und schreibt derzeit den Posten als „Customer Experience Manager“ aus. Außerdem soll für den Versand eines Kickstarter-Projekts das Warenhaus-Team auf 15 Mitarbeiter verdreifacht werden. Wir hoffen, dass Mantic damit in Zukunft etwas zur Ruhe kommt und unser Eindruck von „Zuviel-auf-einmal“ wieder verschwindet. Zu wünschen wäre es, denn gerade spielerisch machen die Systeme definitiv Spaß und haben es verdient, unter die Leute zu kommen.

Und sonst so?

Auch beim Branchenriesen Games Workshop und ihrem Fantasy-Tabletop Age of Sigmar gibt es Neues zu vermelden. Der Battletome: Seraphone kann für 39 EUR erworben werden – ein englischsprachiges Hardcover-Buch mit 144 Seiten, welches sich der Fraktion der Seraphon widmet. Früher kannte man diese übrigens unter dem Namen Echsenmenschen. Ein neues Arsenal an Figuren scheint es nicht zu geben; lediglich „alte“ Modelle, mit Rund- statt Eckbases.

Wer weiterhin dem alten Warhammer Fantasy Battles hinterher trauert, und mit den potenziellen Erben nicht recht warm wird, könnte Interessen an folgendem Fan-Projekt finden: Fantasy Battles The 9^th Age. Ziel der Erschaffer ist es, eine inoffizielle 9. Edition des klassischen Warhammers in der Alten Welt zu konstruieren. Derzeit ist die Beta-Fassung 0.9 aktuell, zu der es auch ganze 16 Armee-“Bücher“ gibt. Eine deutsche Ausgabe ist ebenfalls in Arbeit (aktuell verfügbar: Version 0.7), und auch eine erste übersetzte Armeeliste gibt es online. Auch weitere Sprachen sind bereits vorhanden, wenn auch allesamt noch nicht in der aktuellsten englischen Version. Zudem hat die deutsche Turnierwebseite T³ das System als eigenständiges Spiel in seine Datenbank aufgenommen.

Beim großen Sci-Fi-System Warhammer 40.000 gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Neben einer neuen, erweiterten Auflage des Codex Tau Empire, sind auch einige neue Miniaturen für eben diese erschienen. Als Alternative zum Codex gibt es mit War Zone Damocles: Kauyon auch einen Doppelband, welcher für Besitzer des bisherigen Codizes alle neuen Regeln enthält und dazu ein „erzählerisches Buch“, welches auch als Kampagne nutzbar sein soll.

Und für die nächste Zeit wird zudem ein neues Brettspiel erwartet – dieses mal zum großen Bruderkrieg, Horus Heresy.

Hawk Wargames, die Firma hinter Dropzone Commander, hat ihren ersten Kickstarter gestartet. Noch bis zum 4. Dezember können interessierte Spieler bei der Finanzierung des nächsten Tabletops mitwirken: Dropfleet Commander. In der gleichen Welt wie Dropzone Commander angesiedelt, verschlägt es die Spieler hier in den Orbit rund um die Planeten. Die Regeln werden hierbei geschrieben von David J. Lewis (Dropzone Commander) und Branchenveteran Andy Chambers, welcher sich unter anderem für den Klassiker Battlefleet Gothic verantwortlich zeichnete. Als Basispledge steht hier für 60 GBP eine Starterbox für zwei Spieler, welche wie das Äquivalent von Dropzone Commander die Fraktionen UCM und Scourge enthalten wird ,sowie das vollständige Regelwerk.

Apropos Regelwerk. Nach etlichen Verzögerungen, naht nun endlich die Veröffentlichung des deutschen N3-Regelbuchs von Infinity. Der geplante Termin steht weiter auf Dezember diesen Jahres – der Regelteil selbst lässt sich jedoch bereits kostenfrei auf der Produktseite bei Ulisses Spiele herunterladen.

Zukunftsmusik ist dagegen das offizielle Rollenspiel zum Infinity-Tabletop. Satte 346.330 GBP wurden eingesammelt von Modiphius Entertainment, und ganze 17 Erweiterungsbände (!) mit je 112 oder mehr Seiten freigeschaltet. Rund 2.400 Seiten sind so, das Grundregelwerk eingeschlossen, zusammengekommen. Für einen Beitrag von beispielsweise 40 GBP für alle Bände als PDF ein mehr als ordentlicher Lesespaß, der auf die Unterstützer zukommt. Übrigens: Man kann auch noch nachträglich in die Kampagne einsteigen.

Aber auch abseits davon ist Modiphius aktiv: Mit Siege of the Citadel soll das gleichnamige Warzone-Brettspiel aus den 90er Jahren gemeinsam mit Cabinet Entertainment neu aufgelegt werden und zur Spielemesse Essen im nächsten Jahr erscheinen. Beteiligt sind unter anderen Regelguru Eric Lang, Illustrator Adrian Smith und Prodos Games, welche für ihre Neuauflage des Warzone-Tabletops bekannt sind.

Auch andere Tabletop-Systeme sind schon in den Genuss eines eigenen Tischrollenspiels gekommen oder haben ein solches vor sich. Als nächstes soll der postapokalyptische Skirmisher Eden eines erhalten. Mittels Kickstarter-Kampagne soll zunächst eine Starterbox finanziert werden, die ein je 30-seitiges Regel- und Abenteuerheft enthalten soll, nebst Markern, Karten und Zubehör. Auch einige Resinfiguren sind als Stretch Goals beziehungsweise Add-Ons dabei. Im März nächsten Jahres soll das Spiel dann veröffentlicht werden.

Den gleichen Termin zur Auslieferung hat übrigens noch ein weiterer bereits erfolgreich finanzierter Kickstarter: Pulp City – Cold War. Rund 19 Monate ist es her, dass die „Supreme Edition“ des Superhelden-Skirmishers finanziert wurde, welche erst in diesem Jahr versandt wurde. Der neue Kickstarter erweitert die Welt von Pulp City um zwei neue Fraktionen, die thematisch an die USA und die Sowjetunion angelehnt sind.

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