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RingCon 2015. Die vorerst letzte ihrer Art. Mit dieser Ankündigung nur wenige Tage vor der Con selbst überraschten die Veranstalter die Fans der Messe auf unangenehme Weise. Aber schon bei der Eröffnungsfeier gab Mark Ferguson die Zielrichtung für die aktuelle Veranstaltung vor: Die letzte RingCon sollte zugleich auch die beste werden. Ein ambitioniertes Ziel.

Da ich zuvor auf keiner RingCon war, und auch dieses Jahr nur am Samstag, kann ich freilich nicht sagen, ob dieses Ziel auch erreicht werden konnte. Aber wenn das wirklich die beste RingCon aller Zeiten gewesen sein sollte, so kann ich verstehen, warum der Veranstalter die Reihe einstellt.

Anreise und erste Eindrücke

Aber fangen wir vorne an: Unsere Anfahrt zum Maritim-Hotel in Bonn verlief unproblematisch. Nachdem wir einen Parkplatz gefunden hatten, begaben wir uns zum eigentlichen Veranstaltungsort.

Dort angekommen mischten wir uns unter die Anwesenden und entdeckten dabei schon einige interessante und gut gemachte Kostüme aus allen möglichen Franchises des fantastischen Genres. Dabei fiel mir vor allem eines auf: Fantastisches Genre, ja. Aber wenig, was der klassischen Fantasy zuzuordnen gewesen wäre. Und das zog sich auch wie ein roter Faden durch den Rest der Veranstaltung. Ich habe mehr Superhelden vor Ort gesehen als Elfen, Orks, Zwerge oder sonstige Figuren aus der klassischen Fantasy. Oder vielleicht sind mir diese auch einfach nur mehr aufgefallen, das will ich nicht ausschließen.

Redakteur Henning Lechner über seine Eindrücke in einem weiteren Artikel zur RingCon 15

Lesungen und Workshops

Nachdem wir unsere Karten hatten, machten wir uns direkt auf zur ersten Veranstaltung im kleinen Hauptsaal. Eine Lesung von Tommy Krappweis aus seinem neuesten Buch Ghostsitter. Ein Jugendlicher erbt eine Geisterbahn und muss dann feststellen, dass wirklich Geister in dieser wohnen, um die er sich kümmern muss. Interessante Idee, sehr gute und lustige Lesung. So konnte der Tag gerne weitergehen.

Als nächstes auf meinem Plan standen verschiedene Workshops. Fantasy für Kinder, World Buildung, Zeichnen, Geeks erobern die Welt. All das klang auf dem Papier recht interessant und ich erhoffte mir interessante Gespräche oder zumindest Gedankenimpulse. Leider wurde ich dabei ziemlich enttäuscht. Fantasy für Kinder war noch ganz interessant und gab einen historischen Überblick über Kinderfantasy, vor allem in England. Nicht, was ich erwartet hatte, aber auch keine Zeitverschwendung.

Nach einer Mittagspause bei der ich mir auch die restlichen Stände ein wenig ansah – dazu weiter unten mehr – ging es dann in den großen Saal, wo die Veranstaltung „Geeks erobern die Welt“ stattfinden sollte. Da sie im großen Saal stattfand, ging ich eigentlich davon aus, dass hier viel geboten werden würde. Aber weit gefehlt. Im Grunde war es ein Überblick über die letzten 30 Jahre der Film- und Fernsehkultur in Hinblick auf Geeks und Nerds. Also nichts mit Eroberung der Welt, sondern lediglich die Repräsentation in Massenmedien. Für jemanden, der in der entsprechenden Kultur drinsteckt und sie lebt, war nicht ein Film oder eine Serie dabei, die nicht längst bekannt war und somit war die gesamte Veranstaltung eher nutzlos. Vielleicht wäre sie für Außenstehende von Interesse gewesen, aber diese waren wohl auf der RingCon kaum zu finden.

Die beiden nächsten Workshops lieferten leider noch weniger, denn sie fielen komplett aus. Und das ohne vorherige Ankündigung, so dass beide Male der jeweilige Raum komplett voll besetzt war und wir uns fragten, ob oder wann noch ein Dozent erscheint. Es kann immer mal vorkommen, dass jemand ausfällt, aber dann soll das bitte auch kommuniziert werden, am besten an dem Ort, wo die Veranstaltung hätte stattfinden sollen.

In diesem Falle war es besonders ärgerlich, da das Nachmittagsprogramm sowieso schon ziemlich dürftig war: Im kleinen Hauptsaal war die große Autogrammstunde und das Programm im Salon Haber bestand zwischen 14 und 16 Uhr nur aus einer einstündigen Veranstaltung, die dann eben sogar noch ausfiel. Damit blieben der Hauptsaal, Salon Haydn und Salon Henne, wobei in Henne dann die längere der beiden Veranstaltungen ebenfalls ausfiel. Insgesamt ein recht schwacher Nachmittag für die offenbar wenigen Leute wie mich, die an Autogrammstunden kein Interesse hatten.

Weitere Stände

Während der Stunde, die ich als Mittagspause einplant hatte, nutzte ich nicht nur die Gelegenheit, das für Cons und Messen erstaunlich günstige und gute Essen des Maritim Hotels zu mir zu nehmen, sondern ich wanderte auch durch den einen Gang und zu den sonstigen Ständen, die auf dem Gelände existierten. Hier gab es einige Verkaufsstände, die von den typischen Fandom-Artikeln, über leckere Getränke (Met von der Metwabe, leckere Liköre von Pech & Schwefel), bis hin zu totalem Ramsch – der auch wirklich als solcher angepriesen und verkauft wurde – alles, was das Fanherz begehrt. Sehr schöne Drachenfiguren, die einem heimischen Garten das richtige Flair verleihen, Dekoschwerter aus verschiedensten Fandoms, Bücher, DVDs, speziell bedruckte Schuhe, 11 BluRays für 20 EUR. Wer einkaufen wollte, wurde hier auf jeden Fall fündig.

Daneben gab es auch noch zwei Stände, die nichts verkauften, sondern stattdessen sich selbst promoteten: Die satirische Behörde Bundesamt für magische Wesen und Sea Shepherds. Mit beiden konnten wir interessante Interviews führen, die ihr in den kommenden Tagen bei uns finden werdet.

Kernkompetenz: Triff deine Stars

Nachdem die Workshops nicht das brachten, was ich mir erhofft hatte, und alle anderen Stände gesichtet oder interviewt worden waren, war es dann an der Zeit, ein genaueres Auge auf das zu werfen, was die RingCon so besonders macht: Die Panels mit den Stars aktueller wie vergangener Franchises.

Also ging es wieder auf in den großen Saal, um dort den Worten von Diana Gabaldon zu lauschen. Die Lesung war bereits vorbei und sie befand sich gerade in einer Fragestunde mit dem Publikum. Da ich Outlander weder gelesen noch gesehen habe, konnte ich mit vielen der Fragen wenig anfangen, aber einige gingen generell in Richtung kreatives Schreiben und die Antworten waren durchaus spannend. Angehende Autoren konnten daraus sicherlich eine Menge mitnehmen, um ihre eigenen Werke zu verbessern.

Nach der Autorin war der nächste Stargast Chase Coleman. Bei diesem kannte ich die Serie, The Originals, wegen der er hier war. Die Fragen waren teilweise spannend, teilweise recht belanglos. Highlight war eine Frage einer Teilnehmerin, die zur Folge hatte, dass Coleman zusammen mit Mark Ferguson und besagter Teilnehmerin eine Art Improvisationstheater aufführte, wo Coleman und die junge Dame abwechselnd den Körper von Ferguson bewegten, während dieser eine Geschichte dazu erfand. Einige sehr gute Lacher entstanden dabei und so langsam lockerte sich meine Stimmung wieder, die unter dem bisherigen Nachmittag gehörig gelitten hatte.

Zu guter Letzt holte Chase Coleman dann noch seine mitgebrachte Gitarre hervor und gab ein paar Lieder zum Besten. Der Großteil der Anwesenden war begeistert, meinen persönlichen Geschmack traf es allerdings nicht, was ich aber niemandem ankreiden kann und will.

Nach Ende der Musikeinlage war es wieder Zeit für einen Wechsel und der nächste Stargast sollte zu meinem Highlight des Tages werden. Liam McIntyre, bekannt aus Spartacus und The Flash, begeisterte die gesamte große Halle mit einer erstaunlichen Nähe zum Publikum sowie viel Humor und Schlagfertigkeit. Man erfuhr einige Anekdoten von den Dreharbeiten, Geschichten aus dem Privatleben von McIntyre und was er neben der Schauspielerei sonst noch so macht. Und das ganze auf eine derart sympathische und natürliche Art und Weise, dass man stets merkte, dass hier nicht nur das Publikum eine Menge Spaß hatte, sondern auch er selbst. Leider war aber auch für diesen Gast nicht unendlich Zeit und so musste Mark Ferguson schon viel zu bald das Panel beenden und so Raum für den nächsten Gast schaffen.

Bei diesem handelte es sich um Sam Heughan, den Star der Serie Outlander, die dieses Jahr stark im Fokus der RingCon stand. Wie bereits weiter oben erwähnt, kenne ich Outlander in keiner Form, so dass diese Stunde für mich recht langweilig wurde. Die meisten Fragen drehten sich um besonders emotionale Momente der Serie oder um Pferde und Reiten. Themen, mit denen ich persönlich ohnehin wenig anfangen kann. Das Zielpublikum war aber ganz eindeutig anwesend und hellauf begeistert. Ich hingegen nutzte die Chance, vor dem, was ich für das Main Event hielt, noch einen Happen zu mir zu nehmen.

Costume Contest

Schon in den Hallen, Gängen und Räumen der gesamten Veranstaltung konnte man so manches wirklich tolle Kostüm bestaunen. Wie bereits weiter oben geschrieben: Weniger klassische Fantasy, aber dennoch eine Menge toller Kostüme. Die beiden, die mir persönlich am besten gefielen, waren ein Doctor Who in der Variante von Matt Smith, den ihr auch in unserem Twitter-Feed findet, sowie ein Warmachine aus Iron Man, den wir leider nicht vor die Linse bekommen haben.

Kostüme hatten hier eine große Bedeutung und so hoffte ich, dass der Costume Contest entsprechend gut besucht und vorgebracht sein würde. Leider wurde ich auch hier enttäuscht. Diese Enttäuschung kam dabei nur in geringem Maße von den Kostümen – für meinen persönlichen Geschmack zu viele historische Kostüme, auch wenn diese zu Märchen oder fantastischen Filmen und Serien gehörten – sondern viel mehr durch die Art und Weise, wie der gesamte Contest durchgeführt wurde.

Der Moderator hatte von der Materie offenkundig wenig Ahnung und auch wenig Einfallsreichtum bei den Fragen, die er stellte. Bei jedem Teilnehmer hatte er etwas „irgendwo gehört“. Das sollte vielleicht ein Running Gag sein, war aber auf Dauer einfach nur schlecht. Auch wurde jedem der Teilnehmer genau eine Frage gestellt, dann mussten diese die Bühne wieder verlassen. Man kam sich ein wenig vor wie am Fließband, so schnell und lieblos wurden die Kostüme und ihre Träger über die Bühne gepeitscht. Vielleicht wäre hier eine Begrenzung auf ein kleineres Feld sinnvoll gewesen. So wäre mehr Zeit für jeden Einzelnen geblieben als es bei den 30 Teilnehmern der Fall war, die es nun waren.

Die Kostüme selbst waren teilweise wirklich sehenswert und aufwendig und so stolzierte eine Menge Kreativität und Kunstfertigkeit auf der Bühne. Beeindruckend war dabei, wie viele der Teilnehmer offenbar mit ihrem allerersten Kostüm auftraten.

Fazit

Der Fokus in diesem letzten Jahr der RingCon lag auf Outlander. Entsprechend war mir schon vorher klar, dass ich mit einigen der auftretenden Stars und Sternchen wenig würde anfangen können. Aber es gab es auch noch genug Workshops und andere Dinge neben dem großen Saal, so dass ich einen vollgepackten Zeitplan hatte, in dem es wenige Lücken gab. Leider enttäuschten einige der besuchten Veranstaltungen teilweise oder vollständig, und andere fielen komplett aus. Das alles führte dazu, dass ich am Nachmittag reichlich schlechter Stimmung war. Glücklicherweise konnte diese durch einige gute Panel mit interessanten Stars wieder gehoben werden, weshalb ich am frühen Abend dann doch einen ziemlich positiven Eindruck hatte, den ich mit dem Costume Contest gebührend bestätigt sehen wollte.

Aber wie schon die Workshops zuvor konnte dieser Contest nicht wirklich überzeugen, und so ging viel der über den Abend gesammelten guten Laune wieder verloren.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass die RingCon eine gute Veranstaltung war. Zumindest, wenn man ein Autogramm- und Fotojäger mit gut gefülltem Geldbeutel ist und mit den im jeweiligen Jahr anwesenden Stars etwas anfangen konnte. Da die Fernseh- und Filmlandschaft aber immer schnelllebiger wird, war es schwer, Stammgäste mit einem Konzept zu binden, das so massiv und eindeutig seinen Schwerpunkt auf eben diesen Aspekt legt. Und im fantastischen Bereich gibt es weniger Klassiker als in der Science-Fiction, so dass auch hier weniger Langzeitdarsteller und Fans zu finden sind.

Auch wenn ich es schade finde, dass eine Veranstaltung wie die RingCon zum letzten Mal stattfand, so kann ich doch sagen, dass ich es auf Basis der genannten Gründe durchaus nachvollziehen kann.

Fotografien: Holger Christiansen

 

3 Kommentare

  1. Erst einmal danke, dass hier überhaupt ein Bericht erscheint. Solch eine Werbung wäre in der Vergangenheit sicher hilfreich gewesen um die Veranstaltung als solche einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
    Ich kann die hier geschilderten Eindrücke nur zum Teil bestätigen… ich finde den Bericht leider sehr negativ, was ich nicht unterschreiben kann. Aber jeder Mensch ist anders und empfindet gewisse Situationen dementsprechend anders. Daher bleibt mir hierzu nur zu sagen, dass es mir Leid tut, dass du, Holger, scheinbar einen langweiligen Tag auf der Con hattest.
    Als langjähriger Besucher der Con (jeweils über das ganze Wochenende) kann ich vielleicht einen kleinen Einblick hinter einige „Schwächen“ geben…
    Als Erstes der Costume Contest: Dem Moderator kann man – außer vielleicht mangelndem Fachwissen – nichts vorwerfen. Er konnte sich die Fragen nur anhand dessen überlegen, was die Teilnehmer auf ihrer Bewerbung angegeben haben und das war eben oft nur „X Stunden Arbeit“ oder „X Tonnen Material“. Die Teilnehmer selbst empfanden den Contest wohl als gut (so zumindest einige meiner Bekannten).
    Die Zeit der Autogrammstunden sind leider immer etwas dürftig was das Alternativprogramm angeht. Viele Tagesbesucher kommen aber eben wegen Autogrammen und Fotos, weswegen die Autogrammstunde mitten in den Tag gelegt wird. Alle Stars sind dann natürlich beschäftigt, weswegen man auf Vorträge oder Lesungen ausweichen muss. In der Vergangenheit wurde hier auch oft eine neue Serie mit ihrem Piloten vorgestellt, was ich dieses Jahr vermisst habe, denn das war immer ein guter Zeitvertreib.
    Mir ist in der Vergangenheit auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass häufiger Veranstaltungen ausfallen, weshalb mich das ein wenig gewundert hat hier davon zu lesen… das ist natürlich schade und ich sehe es genau so wie du, wenn du sagst dass hier Kommunikation gefehlt und nicht geschadet hätte. Definitiv. Das sollten sich Dirk und sein Team für die nächste Fantasy-Convention offensichtlich aufs Plakat schreiben.
    Zu den Stars: Viele Stars waren unglaublich überzeugend und mit scheinbar viel Spaß auf der Bühne, wenn auch keiner ganz so zum Anfassen wie Liam. Jack Gleeson (Joffrey aus Game of Thrones) war wundervoll und sehr bodenständig, ebenso wie Carice van Houten (Melisandre aus Game of Thrones) oder auch der Rest der Game of Thrones und Outlander-Leute. Selbst wenn man eine Serie nicht kennt, finde ich die Panels immer wieder spannend. Gary Lewis (Colum MacKenzie aus Outlander), der einem eifrigen Publikum ein gälisches Lied beibringt finde ich zum Beispiel spricht Bände.
    Abschließend bleibt mir zu sagen, wovon die Ring*Con auch immer wieder lebt sind die Freundschaften, die man mit anderen Besuchern knüpft und die Parties, die bis in die frühen Morgenstunden (wo auch so manch ein Star anzutreffen ist) gehen und wie ein großes Familienfest sind. Es tut mir Leid, dass du von einigen dieser Seiten leider zu wenig gesehen hast. Ich freue mich auf jeden Fall auf eine neue Fantasy-Convention in 2017 und werde die Ring*Con und meine „Nerd“-Familie dort sehr vermissen.
    LG, Nathalie

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