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Möglichst rund sollte der Abschluss der Die Tribute von Panem-Verfilmung werden. Gar zwei lange Filmstreifen mussten dafür herhalten. Ein Schelm, wer in diesem Zusammenhang an die ebenfalls zweifach klingelnden Kassen für die Macher denkt. Mit dem zweiten Teil von Mockingjay dürfen Fans der Reihe sich nun endlich auf das echte Finale freuen. Wir waren gespannt auf den Abschluss der Erzählung und der unweigerlichen Konfrontation zwischen Katniss und ihrem Widersacher Präsident Snow. Ob das ungleiche Duell, welches über das Schicksal Panems entscheiden soll, auch filmisch einen würdigen Abschluss findet, erfahrt ihr in unserer folgenden Filmkritik.

Story

Die Fortsetzung der Mockingjay-Verfilmung setzt genau da ein, wo der erste Teil aufgehört hat. Als Peeta aus den Klauen des Kapitols befreit wurde, stürzte er sich tollwütig auf Katniss. Der überraschende Mordanschlag auf den Spotttölpel misslang nur knapp. Trotz des Risikos hält Katniss an ihrem Leidensgefährten aus den Hungerspielen fest.

Nachdem sie zum Gesicht der Rebellion ernannt wurde, bricht Katniss Everdeen zusammen mit Gale, Peeta, Finnick und einer Einsatztruppe aus Distrikt 13 ins Kapitol auf, um Panem von Präsident Snows Schreckensherrschaft zu befreien.

Doch Snows Obsession, Katniss zu vernichten, die heimtückischen Fallen, die überall auf sie lauern und die moralischen Entscheidungen, vor die Katniss gestellt wird, übertreffen bei weitem die Gefahren, denen sie in der Arena der letzten beiden Hungerspiele ausgesetzt war.

Katniss weiß, dass es nicht mehr nur ums bloße Überleben geht, sondern dass die Zukunft ihres ganzen Landes auf dem Spiel steht.

Darsteller

Chapeau Katniss Everdeen! – Ohne diese Hauptfigur und ihre Schauspielerin geht einfach nichts im Lande Panem. Jennifer Lawrence überzeugt in ihrer Paraderolle gleich in der ersten Filmszene. Was folgt, ist eine dramatische Reise durch die finalen Kriegstage aus Sicht des Spotttölpel. Lawrence verkörpert ein letztes Mal beeindruckend die tragische Heldin der Romanverfilmung. Im Finale darf die Figur nun auch endlich ihre Wandlung vollziehen. Ihre Suche nach der eigenen Identität und Freiheit hat jede Menge Platz und wird entsprechend konsequent zu Ende erzählt. Ließ sich das Mädchen aus Distrikt 12 einst noch all zu oft widerwillig als Marionette für die grausamen Spiele von Präsident Snow oder die auf Rache sinnende Rebellion einspannen, darf sie endlich ihre Ketten ablegen und ihren eigenen Weg gehen. Was bleibt, ist eine Zuweilen zwar zähe, aber dennoch interessante Charakterentwicklung.

Jennifer Lawrence ist zwar ohne Zweifel das Aushängeschild der Filmreihe, jedoch ringen in ihrem Schatten noch unzählige weitere Charaktere und bekannte Schauspielgesichter um wertvolle Leinwandminuten. Durch den Fokus auf Katniss kommen viele Figuren jedoch zu kurz und zehren von ihren Szenen aus vorherigen Teilen. Erwähnenswert bleibt Donald Sutherland. Souverän mimt er bis zum dramatischen Schluss den Oberbösewicht Präsident Snow. Philip Seymour Hoffmans Talent darf man leider zum letzten Mal im Kino bewundern. Aufgrund des tragischen Todes des Schauspielers agiert sein Charakter Plutarch Heavensbee jedoch eher im Hintergrund. Vermutlich hätte man ihm als brillanten Strategen der Rebellion sonst noch etwas gewichtigere Szenen eingeräumt. Neben den zahlreichen Nebenrollen ist es vor allem Schade, dass Julianne Moore als Anführerin der Rebellion ihre Figur kaum weiterentwickeln kann, insbesondere weil sie den für die Erzählung bedeutsamen politischen Gegenpart von Snow verkörpert. Für die Zielgruppe mag die obligatorische Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Gale und Peeta zwar durchaus ein recht relevant Part der Erzählung sein, brisant wird es hierbei im Film jedoch kaum. Die beiden Jungs aus Panem bleiben im Kampf um die Gunst des Spotttölpels eher blass. Liam Hemsworth als Gale lässt sich kurzerhand lieber für die perfiden Ideen der Rebellion einspannen. Josh Hutcherson hat als Peeta seinen schauspielerischen Höhepunkt schon im ersten Mockingjay-Teil abgeliefert. Seine Figur taugt im Finale dank der perfiden Gehirnwäsche aus dem Kapitol immerhin noch für den einen oder anderen unberechenbaren Moment.

Inszenierung

Wer gedacht hatte, dass es nach dem actionarmen Start der MockingjayVerfilmung im letzten Jahr nun endlich auf der Leinwand richtig kracht, wird enttäuscht. Im Gegensatz zum Effektgewitter manch anderer Blockbuster präsentiert sich das Finale im Kampf um Panem hier deutlich zurückhaltend. Zwischen dem gelungen Start und dem interessanten Finale, liegen teils zähe Filmminuten. Es gibt sie zwar durchaus, die packend inszenierten Sequenzen aus dem Trailer, doch in der Summe wirkt das Treiben eher unspektakulär. Dabei schienen die Zutaten doch vielversprechend. Das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen Katniss, Gale und Peeta findet sich mitsamt einer Elitegruppe aus Soldaten und Freunden in der urbanen Kriegslandschaft des Kapitols wieder. Der Weg ist gespickt mit jeder Menge fieser Fallen und dient als Hommage an die von Bösewicht Snow so geliebten Hungerspiele. Dass es hierbei für die Gruppe unweigerlich schnell ums blanke Überleben geht, wird auch dem Kinozuschauer ohne Kenntnis der Romanvorlage schnell klar. Leider wird aufkommende Spannung und Geschwindigkeit all zu oft direkt im Keim erstickt und lieber der zehrenden Frage, ob sich Katniss am Ende eher für Gale oder Peeta entscheidet, nachgegangen.

Ansonsten konzentriert sich Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 auf das dramatische Ringen der beiden Fraktionen. Gegenüber dem aufregenden Hin und Her der Arenakämpfe in den ersten beiden Filmen steht längst die drückende Stimmung des Krieges im Vordergrund. Neben der bekannten perfiden Propagandamaschinerie hat sich die Lage deutlich zugespitzt und ist zu einem brutalen Krieg entbrannt. Der erbarmungslose Kampf, den Regierungstreue und Rebellen austragen, ist von Regisseur Francis Lawrence teilweise recht grenzwertig inszeniert, wenn man überlegt, dass der Film eine Altersfreigabe ab 12 erhalten hat und eine junge Zielgruppe ansprechen will.

In diesem Bereich liegt jedoch auch die Stärke des Films. Neben Katniss geht es vor allem um die Wirren eines Bürgerkrieges, politische Ideologien und Machtansprüche samt perfider Propaganda von allen Seiten. Echte Gewinner gibt es im finalen Schlagabtausch schlicht nicht. Für eine Jugendbuchverfilmung geht es bei der Veranschaulichung dieser Themen erstaunlich tiefgründig zu.

Schlussendlich schafft es Regisseur Francis Lawrence die Geschichte rund um Katniss Everdeen samt dem Schicksal Panems einigermaßen nachvollziehbar zu Ende zu führen, wenngleich der eigentliche Showdown zu hastig abgehakt wird.

Erzählstil

Die Filmreihe folgt auch im Finale ihrem Muster und setzt über weite Teile auf eine lineare Erzählung der Geschichte. Der Fokus liegt klar auf Katniss Everdeen. Aus ihrer Sicht erlebt der Zuschauer die teils dramatischen Szenen im Bürgerkrieg gegen Präsident Snow und dessen verbleibende Anhänger.

Preis- / Leistungsverhältnis

Der letzte Teil schlägt mit satten 137 Leinwandminuten zu Buche. Viel Film fürs Geld also. Damit wird jedoch bei den meisten Kinos auch eine zusätzliche Gebühr für Überlänge anfallen. Da das Finale leider so seine Längen hat, wäre hier eine flotte und kurzweilige Version besser gewesen. Die besuchte Pressevorführung war in 2D gehalten. Der Blockbuster kommt freilich auch in 3D daher, aufgrund der übersichtlichen Action-Szenen dürfte sich das jedoch nur für wirklich eingefleischte 3D-Enthusiasten lohnen.

Trailer

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Fazit

Tribute von Panem Mockingjay 2 PosterDer letzte Teil der Die Tribute von Panem-Reihe bleibt für einen Blockbuster überraschend konservativ. Wer krachende Action sucht, wird hier in jedem Fall fehl am Platz sein. Dafür gibt es umso mehr Redebedarf, zwischendurch wird viel gerannt und natürlich auch ab und an gelitten. Die Inszenierung des Bürgerkrieges dürfte für die eher junge Zielgruppe teils schwer verdauliche Kost sein.

Katniss Everdeen darf im letzten Teil der Verfilmung endlich ihre Ketten abwerfen, die sie so lange zum Spielball von Snows perfiden Hungerspielen und dem nicht weniger brutalem Aufstand der Rebellen machten. Die Wandlung der Hauptfigur wird dabei konsequent vollzogen und Jennifer Lawrence meistert ihre Paraderolle abermals mit Bravour. Am Ende bleiben keine nennenswerten Fragen offen und der Film schließt mit allen wichtigen Eckpfeilern der Romanverfilmung ab. Selbst die obligatorische Dreiecksbeziehung von Katniss, Gale und Peeta wird gänzlich unaufgeregt zu Ende erzählt.

Nimmt man beide Mockingjay-Filme zusammen, ist das Ergebnis tatsächlich recht rund geworden. Aufgrund der künstlichen Ausdehnung auf zwei Teile ergeben sich jedoch auch diverse unnötige Längen. Wie auch bei anderen namhaften Blockbustern zuvor, mag der Kniff sich zwar finanziell für die Filmstudios lohnen, in der Umsetzung konnte die Idee bisher aber nicht gänzlich überzeugen.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Studiocanal
Der Besuch dieses Films wurde gesponsort.

 

2 Kommentare

  1. Huhu,

    also ich hab die Bücher gelesen und kann einfach nur sagen, dass es die beste Entscheidung war den 3. Buch aufzuteilen, da dieser richtig verwirrend und kompliziert geschrieben wurde. War Teil 1 und 2 noch recht simpel, gab es im 3. Teil sehr viel Inhalt, der teilweise nur in einem halben Satz erwähnt wurde. Zudem las sich der 3. Teil auch etwas zäh, da ist es in meinen Augen eher ein Wunder, wie gut der Regisseur die Teile wenigstens so erklärt hat, dass diese nachvollziehbar waren.

    Eine Frage: Hier im Review wird gar nicht auf die Schlussszene eingegangen. Ich habe jetzt von einigen Leuten gehört, dass die Schlussszene den Film irgendwie kaputt gemacht hätte ( ich habe den Film leider selber noch nicht gesehen )

    und was ich bisher auch an Kritik hören durfte war, dass die Szenen mit Hoffmann allesamt recycelte Szenen waren und nur reingeschnitten wurden und man würde dies wirklich sehen, wie sieht es damit aus?

    Zudem wurde Woody Harrelson nicht erwähnt, der einfach zu einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler gehört (schämt euch! ;) )

  2. Der Schluss ist halt sehr klischeehaft, fügt sich aber gut in die Erzählung ein und ist vorallem ein versöhnliches Ende für einen Film der vorher eher die Schrecken von Bürgerkrieg und politischem Machtkampf veranschaulicht.

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