Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Am 14./15. November fanden sich insgesamt 88 Spieler und Spielerinnen im Deutschen Spielearchiv in Nürnberg ein, um den ganzen Tag zu spielen. Im Gegensatz zum letzten Jahr vor dem Beginn des berühmten Christkindlmarktes – was Hotelsuche und gemeinsames Weggehen nach Ende des ersten Tages sehr erleichterte. Wenngleich der Termin bedauerlicherweise nun mit der Deutschen Munchkin-Meisterschaft, ebenfalls von Pegasus Spiele, zusammenfiel.

Neben vielen Gesichtern vom letzten Jahr (als lediglich 37 Teilnehmer ihren Weg nach Nürnberg fanden), waren erfreulicherweise auch viele neue Spieler vor Ort, um ihre ersten Turniererfahrungen zu sammeln – der zweite Teilzeitheld nebst mir, Philipp Lohmann, sei als Beispiel genannt.

Entspannte Atmosphäre vor dem Beginn.
Entspannte Atmosphäre vor dem Beginn.

Die Zeichen standen also gut, mit knapp 90 Teilnehmern bei erstaunlich gutem Wetter (warm, nahezu regenfrei) und üppigem Preispool für alle Teilnehmer ein grandioses Wochenende voller Spielspaß zu verbringen. Und insgesamt dürften die allermeisten Spieler es auch im Fazit so empfunden haben. Leider jedoch auch mit Luft nach oben.

Tag 1 – Constructed

Samstag morgen um 9 Uhr startete die Anmeldung, genau genommen war jedoch auch schon etwas davor alles soweit fertig, dass die Registrierung möglich war. Der Aufbau war zu der Zeit bereits fertig, da das Team um Headjudge Stefan Bassmann und Pegasus‚ Event-Manager Peter Berneiser schon am Vortag ab 16 Uhr fleißig war. Wer erstmals auf einem Turnier spielte, erhielt auch gleich seine eigene „Mitgliedskarte“ mit persönlicher ID. Diese wird genutzt, um die Spieler im offiziellen Turnierprogramm namens AWER auf sämtlichen offiziellen Turnieren einzutragen.

 Die Anmeldung am Samstag.
Die Anmeldung am Samstag.

Aufgrund des großen Teilnehmerfeldes fand dieses Jahr das große Constructed-Turnier nicht nur im Saal statt, sondern auch in einem Nebenraum, der im letzten Jahr zu der Zeit zum Essen, Reden und Entspannen genutzt wurde. Bis es dann aber tatsächlich losging, verging jedoch noch einige Zeit. Auch nach der ersten Spielrunde verging erneut unerwartet viel Zeit, bis erst Rankings und danach die neuen Spielpaarungen aushingen. Hintergrund war hier ein technisches Problem mit dem Drucker, der seine letzten Seiten von sich gab. So wurde kurzfristig ein neuer Drucker besorgt, dessen Installation dann jedoch nicht so wollte, wie man es gerne gehabt hätte. Nach einiger Wartezeit wurde dann die Mittagspause, die nach der dritten Runde stattfinden sollte, spontan vorgezogen. Durch den Ansturm aller Spieler zur gleichen Zeit auf die umliegenden Imbissbuden wurde dabei die Zeit leider relativ knapp.

Die ersten Spiele finden statt.
Die ersten Spiele finden statt.

Das Streitthema: Verkürzung der Rundenanzahl

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, wurde vor Beginn der dritten Runde angekündigt, dass man die Anzahl der zu spielenden Runden von sieben (wie es nach etabliertem Schweizer System üblich gewesen wäre) auf sechs reduziert, was bei vielen Spielern zu einigem Unmut führte. Von Headjudge Stefan wurde die Entscheidung im Gespräch so begründet, dass Abweichungen möglich seien, da am ersten Tag kein klarer Sieger ermittelt werden musste, sondern lediglich die Top 32, die am zweiten Tag in der nächsten Runde weiterspielen würden. In Frankreich wurde, unter der Führung des Herstellers Ankama, ebenso eine Runde ersatzlos gestrichen – dort übrigens erst nach fünf gespielten Runden.

Dies stellte für viele Spieler jedoch keine ausreichende Begründung dar – ein Ranking wird natürlich mit weniger Spielrunden auch weniger aussagekräftig. Da einige Spieler wohl auch bewusst auf sieben Runden kalkuliert und gerechnet haben, wie viele Unentschieden gegen Teamkollegen oder ihre Partner sie sich beispielsweise erlauben können, um selbst oder auch mit ihren Gegnern weiter zu kommen, war dies für einige Spieler ärgerlich und entsprechend umstritten. Wobei es durchaus auch einige Spieler gab, die die Entscheidung gut fanden und selbst sechs Runden als zu viel für einen Tag empfanden.

Infolge der Verzögerungen und jener umstrittenen Entscheidung sank die Stimmung leider auch, wie in den Gesprächen zwischen den Spielen deutlich wurde. Hinzu kam ein teils sehr verbissenes Verhalten einiger Spieler, was bei vielen Spielen auf größeren Turnieren wohl üblich ist, für Krosmaster Arena jedoch bisher weitestgehend unbekannt war. Da ist es wohl persönlicher Geschmack, ob man lieber aus Freude am Spiel selbst oder möglichst hart und wettkämpferisch spielt.

Ergebnisse Tag Eins

Durch die Rundenkürzung wurde die anvisierte Endzeit von 20 Uhr tatsächlich nicht überschritten, und es stand fest, welche 32 Spieler es in die nächste Runde schaffen würden. Hierbei gab es tatsächlich einige Überraschungen! So schaffte es eine Spielerin, die seit einem Jahr kein einziges Spiel mehr gemacht hatte und ursprünglich gar nicht selbst mitspielen wollte, in die nächste Runde, während der letztjährige Meister den Einzug verpasste. Egal wie gut oder spielerfahren man ist, es bleibt ein Spiel mit Würfeln, und bei den vielfältigen taktischen Möglichkeiten beim Teamaufbau gibt es viele Teams, die gegen andere im Vorteil sind oder eben auch andersrum – da kommt dann mitunter auch Glück oder Pech dazu, gegen welche Teams man antritt. So gab es entsprechend bei einigen Leuten etwas Enttäuschung, während andere unglaublich überrascht und froh waren. Da einige Turnierveteranen, die in ihren Spielgemeinschaften und auch auf größeren Turnieren regelmäßig um die vordersten Plätze spielen, ausschieden, wurde die Diskussion um die „fehlende“ Runde natürlich umso mehr befeuert.

 Auch im Nebenraum wird gespielt.
Auch im Nebenraum wird gespielt.

Die letztliche Top 4 des zweites Tages, die im nächsten Jahr Deutschland bei der Weltmeisterschaft vertreten darf, waren aber auch so weit oben dabei, ohne dass es knapp gewesen wäre. Unsere beiden Redakteure erreichten übrigens Platz 31 (Turnierspieler) und 67 (Gelegenheitsspieler).

Redakteur Philipp spielt konzentriert.
Redakteur Philipp spielt konzentriert.

Die Rankings der Top 32, sowie deren Teamlisten, findet ihr in einem separaten Dokument, das wir für euch erstellt haben. 

Tag 2 – Top 32 und Side-Events

Ebenfalls um 9 Uhr begann der zweite Tag, wie gehabt mit der Anmeldung. Alle qualifizierten Spieler fanden sich ein, und auch 31 der Ausgeschiedenen, die sich im Side-Event beweisen konnten.

Die Top 32 wurden in vier Gruppen zu acht Spielern aufgeteilt, in welchen drei Runden gespielt wurden. Als Besonderheit wurde mit einem speziellem Teambau gespielt: Nur Level-3-Figuren waren erlaubt, von denen maximal zwei Figuren Rares sein durften. Das Feld an Figuren wurde dadurch massiv beschnitten, und einige der möglichen Figuren waren auf der speziellen Meisterschafts-Map nicht sinnvoll zu spielen.

Ziel des Formats war es, die Spieler herauszufordern, andere Teams und Figuren zu spielen als man es von Turnieren gewohnt war. Eine sehr spannende Angelegenheit!

Parallel dazu fand im Nebenraum das Side-Event statt, welches die gleichen Teambauregeln anwandte.

In der Top 32-Gruppen kamen jeweils die ersten vier weiter, wobei es leider teils zu Gleichständen auf jenem 4. Platz kam – hier musste per Münzwurf entschieden werden.

Für die nun Ausgeschiedenen gab es die Möglichkeit, noch Mini-Drafts zu spielen, was auch einige Side-Eventler nutzten. Jeweils acht Spieler bildeten eine Gruppe, und mit fünf Boostern pro Spieler wurde gedraftet. Für die besten drei jeder Gruppe gab es, neben den günstigen Boosterpreisen für alle, auch noch weitere Preise zu gewinnen.

Die Top 16 wiederum durften zu ihren gewohnten Teams zurückkehren und nun im K.O.-System ohne Zeitbegrenzung spielen – und nutzten das auch. Das längste Spiel erstreckte sich über 158 Minuten! Man bedenke, dass als Turnier-Standard 45 Minuten plus 1- 2 Extrazüge gelten.

Auch Vize-Weltmeister Andrè wird von seinem Gegner bis an seine Grenzen gebracht.
Auch Vize-Weltmeister Andrè wird von seinem Gegner bis an seine Grenzen gebracht.

In spannenden und herausfordernden Partien ging es nebst Preisen und dem Meistertitel auch um die Qualifizierung zur Weltmeisterschaft, zu welcher die besten vier Spieler fahren dürfen. Vize-Weltmeister Andrè Leonardi ist dabei der einzige, der diese Qualifikation sowohl in diesem, als auch im letzten Jahr erreicht hat. Für ihn war es im Halbfinale allerdings auch vorbei, so dass er im Finale seinem vorherigen Gegner und Teamkollegen Marc Lallemand die Daumen drückte. Allerdings ohne Erfolg: Nach seinem Halbfinalsieg gegen Markus Nickoll setzte sich Wadim Reimche, der bereits an Tag Eins den Spitzenplatz einnahm, gegen Marc durch und durfte seinen Erfolg feiern. Die Videoaufzeichnung dieser Partie ist übrigens bereits online verfügbar.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiBjbGFzcz0ieW91dHViZS1wbGF5ZXIiIHdpZHRoPSI2OTYiIGhlaWdodD0iMzkyIiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL3RWc1FPaC0wdzhzP3ZlcnNpb249MyYjMDM4O3JlbD0xJiMwMzg7c2hvd3NlYXJjaD0wJiMwMzg7c2hvd2luZm89MSYjMDM4O2l2X2xvYWRfcG9saWN5PTEmIzAzODtmcz0xJiMwMzg7aGw9ZGUtREUmIzAzODthdXRvaGlkZT0yJiMwMzg7d21vZGU9dHJhbnNwYXJlbnQiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj0idHJ1ZSIgc3R5bGU9ImJvcmRlcjowOyIgc2FuZGJveD0iYWxsb3ctc2NyaXB0cyBhbGxvdy1zYW1lLW9yaWdpbiBhbGxvdy1wb3B1cHMgYWxsb3ctcHJlc2VudGF0aW9uIGFsbG93LXBvcHVwcy10by1lc2NhcGUtc2FuZGJveCI+PC9pZnJhbWU+

 

Die Teams der Top 4, einschließlich deren Teams im genannten Sonderformat, haben wir euch ebenfalls in einem separaten Dokument aufbereitet.

Statistiken und Auffälligkeiten

Für viele Spieler und Sammler interessant: Wie sieht das aktuelle Meta aus? Was wird gespielt? Dankenswerterweise wurde auch dieses Jahr wieder erfasst, welche Figur wie oft gespielt wurde.

Erneut hat es Koa Gulia an die Spitze geschafft, die insgesamt 35 mal auf den Tischen stand. Wenig verwunderlich, dass sie als Common-Figur inzwischen viele Rares preislich überbietet. Knapp dahinter fanden sich Ingo Oltzan (30x), Kävin (26x) und Phaeris – Abgekämpft (25x).

Ebenfalls zweistellig vertreten waren Luane Volley (16x), Poochan (16x), Luki Luki (15x), Lou (13x), Dey Kiri (12x), Steamy Wonder (12x), Ayan (12x), Quentin Flush (10x), Merkator (10x) und Thio (10x).

Die Verteilung der Figuren nach Level-Wert:

Level

Anzahl

1

209

2

73

3

54

4

42

5

25

6

41

 

Im Sonderformat setzte sich Divel Birel unter den Top 32-Spielern klar durch, mit 23 Aufstellungen, vor Anna Tommy und dem Königlichem Fresssack (jeweils 13).

Wie bereits erwähnt, herrschte eine ungewohnt verbissene Atmosphäre bei vielen Spielen. Darüber hinaus wurde zuweilen aber auch ein Verhalten an den Tag gelegt, welches verurteilt werden muss. Wer beispielsweise herrenlose Promowürfel findet (die es exklusiv dort gab und entsprechend einen gewissen Sammlerwert haben), sollte diese mindestens an Ort und Stelle lassen, besser noch bei der Orga abgeben. Diese für sich zu beanspruchen, ist einfach schlechter Stil. Ebenso, sich in laufende Spiele einzumischen und dort Tipps zu geben. Es ist enttäuschend, dass so etwas scheinbar erwähnt werden muss, und hätte woanders womöglich zu einer Disqualifizierung aufgrund von Verhaltensrichtlinien geführt. Auch die Ansage zu Beginn des zweiten Tages, seinen Müll vernünftig zu entsorgen und nicht irgendwo stehen zu lassen, wirft kein gutes Licht auf die Spielerschaft.

Dies ist umso trauriger, da solche Auffälligkeiten für das Spielsystem eher neu sind. Der Ruf der Community, harmonisch, locker, fair und entspannt zu sein, dürfte an diesem Wochenende etwas gelitten haben. Auch wenn man weiterhin sagen kann, dass die Mehrheit der Spieler überaus nett ist und aus Freude am Spiel spielt – ich persönlich hoffe, dass bestimmte Vorkommnisse einmalig waren und sich nicht wiederholen.

Fazit

Trotz alledem sind die meisten Teilnehmer, soweit ich es mitbekommen habe, am Sonntagabend im Gesamtfazit zufrieden und glücklich nach Hause gefahren und haben ihre Teilnahme nicht bereut. Bis auf die Judges, die ihren Heimweg erst am Montag antreten durften – der Abbau erledigt sich ja nicht von selbst, so dass das Team noch bis nach 22 Uhr beschäftigt war.

Für das nächste Jahr darf man hoffen, dass aus den diesjährigen Problemen gelernt wurde, und es noch mehr Teilnehmer werden. Eine Hoffnung, die natürlich auch von Pegasus geteilt wird, auch wenn der Sprung vom letzten zu diesen Jahr schon vom Event-Manager Peter Berneiser als „krass“ bezeichnet wurde. Dieser lobte im Gespräch übrigens auch die Eigenleistung der deutschen Community, die „selbst sehr viel Arbeit leistet“ und beispielsweise eigene Turniere organisiert und Fahrgemeinschaften bildet. Man freue sich darauf „zu sehen, was in den nächsten Monaten und Jahren mit Krosmaster noch alles spannendes passieren wird.“

Wir übrigens auch – und warten jetzt bereits erwartungsvoll auf die nächstjährige Meisterschaft!

Fotos: Michael Fuchs
Teamlisten Statistiken: Sebastian Schräder / Pegasus Spiele
Logo: Pegasus Spiele

 

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein