Rezension: Die Joker Anthology – Manifest des Wahnsinns (DC Comics)

Der Harlekin des Horrors bekommt seinen eigenen Mega-Sammelband. Was verschafft ihm diese Ehre? Was macht einen Typen im violetten Maßanzug und mit Farbe in Gesicht und Haar, noch dazu mit einem permanentem, irren Grinsen im Gesicht, zu einem derartigen Sympathieträger? In der uns vorliegenden Anthologie werden die besten, bekanntesten und obskursten Geschichten rund um den wahnsinnigen Witzbold gesammelt, mit vielen interessanten Artikeln kommentiert und von wissenswerten Fakten begleitet.

Handlung

Es ist natürlich im Grunde unmöglich, eine Handlung für dieses Buch zu beschreiben, das aus einer Fülle von unterschiedlichen Geschichten besteht. Doch haben sie eines gemeinsam, den ewigen Kampf Gut gegen Böse, Batman gegen den Joker. Oder besser umgekehrt. Da ja der Joker der „Held“ dieses Buches ist.

Von seinem ersten Auftreten bis hin zu seinen neuesten gefährlichen Kapriolen, beschreiben die ausgewählten Geschichten den Werdegang des übelsten Feindes, dem der Dunkle Ritter je gegenübertreten musste. Von Bob Kane, Jerry Robinson und Bill Finger im Jahre 1940, ursprünglich als nur ein weiterer, bizarrer Gegner für ihre neue Figur des Batman erdacht, avancierte der verrückte Kerl überraschend schnell zum Liebling der Herausgeber und Autoren, die damals noch mehr Einfluss auf die Serien hatten, als deren Fans. So sehr sogar, dass er sogar als einer der ersten Bösewichte von den Toten wiederauferstehen durfte. Nur um Batman als wiederkehrender Schurke in Atem zu halten. War er zunächst nur ein Erpresser mit Hang zu morbiden Scherzen und einem Talent für Chemie (Joker Gas), so wandelte er sich über die Jahre und unter dem Druck des Comic Codes zu einem Bankräuber mit einer Vorliebe für seltsame Gadgets und abgefahrene Pläne, um dem Dynamischen Duo aus Batman und Robin beizukommen.

Nachdem dieser im Laufe der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zunächst gelockert und schließlich zur Gänze aufgehoben wurde, konnte sich auch der Joker wieder frei entfalten. Seine Taten wurden immer brutaler und seine Pläne immer größer und perfider. Sein Wahnsinn zermürbender und gewalttätiger. So wie sich Batman vom knallbunten Superfreak der 60er Jahre zum düsteren Rächer wandelte, so wurde es auch um seinen Erzfeind immer dunkler. Stellt er doch ein Spiegelbild des nach Außen so kontrollierten und stets ruhigen Batman dar. Wo Batman sich zurückhält und mit Logik und Verantwortung an eine Sache herangeht, lässt der Joker all seinen Gelüsten, Gefühlen und animalischsten Instinkten freien Lauf. Er und die Fledermaus sind zwei Seiten einer Medaille und als solche untrennbar verbunden. Dieser Aspekt ihrer Beziehung wird gerade in den letzten Jahren vermehrt in den Comics sowie auf der großen Leinwand thematisiert. Kein Licht ohne Schatten. Zeigt der Joker doch Batman, was aus ihm werden könnte, ließe er allem, was sich in ihm anstaut, die Zügel fahren.

Schandtaten wie die Lähmung des ersten Batgirls Barbara Gordon, in der berühmten Story „The Killing Joke“ (auf Deutsch: „Lächeln bitte“) und der ultra brutale Tod Robins in „A Death In The Familie“ (auf Deutsch „Ein Tod in der Familie„) ließen die Figur in neue, ungeahnte Abgründe stürzen. Und machten sie noch interessanter und spannender für Millionen Fans in aller Welt. Heute ist es schon fast schwer, diese Meisterwerke zu überbieten, welche die Autoren Alan Moore und Jim Starlin endgültig zu Superstars der Szene machten. Leider jedoch sind diese, aufgrund ihrer eigenständigen Länge, nicht in dieser Sammlung enthalten.

Charaktere

Was gibt es über den Joker zu sagen? Er ist und bleibt die Nemesis Batmans. Dort, wo sich Batman die Dunkelheit zunutze macht und über sie herrscht, gibt sich der Joker ihr zur Gänze hin. Und lässt all seinen Lastern und seiner Boshaftigkeit freien Lauf. Die Kunst all der verschiedenen Autoren, die ihn über die Jahrzehnte hinweg beschrieben, liegt darin, ihn stets glaubwürdig zu halten.

Zwar immer am absoluten Rand dieses Zustandes wandelnd, auf einem sich langsam zerlegenden Drahtseil, aber nie in die Lächerlichkeit abstürzend. Sein Wahnsinn hat grausame Methode. Und dies stellt er nun schon seit 70 Jahren unter Beweis. Und wird es auch weiterhin tun. Hoch lebe der irre König des Verbrechens!

Zeichenstil

Über die vielen Jahre seiner Existenz haben nahezu hundert Zeichner den Joker erdacht, neu-, um- und redesigned. Jedoch ist ihm eines immer erhalten geblieben, sein ikonisches, übergroßes Grinsen. Eine Auswahl der besten und bekanntesten Zeichner liefert in diesem Buch ihr Bestes ab. Zusammengetragen aus Jahrzehnten der Comic-Kunst, erlaubt uns das Buch einen Überblick über ihr Schaffen und die teils radikalen Veränderungen, die neue Druckmethoden und modernere Zeichenstile mit sich brachten.

Was uns heutzutage albern erscheinen mag, begründete das, was wir heute aus unserem Leben nicht mehr wegdenken wollen. Das Hobby der Comics. Und somit hat es einen Ehrenplatz in diesem Buch und in unseren Herzen verdient.

Preis-/Leistungsverhältnis

Ein Hardcover voller bunter Seiten, vollgestopft mit genialen Stories und immens viel Informationen über den bösesten der Bösen. Für nur 29.99 EUR? Was kann man da anderes sagen als: „Shut Up And Take My Money“!?

Erscheinungsbild

Schwer, schwarz und dick kommt es daher. Ein „Familienalbum“ stand wohl Pate. Auf dem Cover prangt die markante Fratze des Jokers. Im unverkennbaren, hyperrealistischen Stil von Superstar Alex Ross! Darunter findet sich in Weiß auf Violett der Titel.

Die harten Fakten:

• Verlag:Panini Comics
• Autor(en): Viele
• Zeichner(in): Viele
• Erscheinungsjahr: 2015
• Sprache:Deutsch
• Format:Comicformat – Sammelband
• Seitenanzahl:370
• Preis 29,99EUR
• Bezugsquelle: Amazon

Bonus/Downloadcontent

Kein Bonus- oder Downloadcontent.

Fazit

Es ist schwer, ein Fazit über ein solches Buch zu ziehen, ohne alles zu wiederholen, das in der vorherigen Absätzen gesagt wurde. Alles in Allem fasst dieses herausragende Buch die Geschichte des Verbrecherclowns auf einzigartige Weise zusammen. Der Leser begibt sich auf eine Zeitreise von dessen skurrilen Ursprüngen zu seinen neuesten, irren Kapriolen. Dabei wird sicher nicht jede Geschichte jedem Leser gefallen, sind sie doch vom Zeitgeist und der Kunst des jeweiligen Jahrzehnts geprägt, in dem sie entstanden. Doch wie ein roter, blutiger Faden zieht sich der Irrsinn durch die Seiten des Buches. Der Joker war und wird immer wahnsinnig bleiben. Er wird immer gegen Batman antreten, getrieben von dem Zwang, diesen vernichten zu wollen und der Welt den eigenen Stempel aufdrücken zu können.

Im Gegensatz zu der von vielen Autoren beschworenen Formel: „Ein Bösewicht ist nur dann spannend, wenn er über eine klare und verständliche Motivation verfügt.“, zeigt uns der Joker, dass manchmal simpler Wahnsinn schon vollkommen ausreicht, um einer der bekanntesten Bösewichte der Welt zu werden.

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.