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Die Ereignisse dieses Comics finden zwischen Episode IV und Episode VI statt. Als direkter Nachfolger der drei ersten neuen Comics aus der Feder Marvels schließt er direkt an „Skywalker schlägt zurück“ an und ist damit Teil der neuen Kontinuität des Star Wars Universums. Die Geschichte wird hier aus Sicht Darth Vaders präsentiert. Welche Auswirkungen hatte die Zerstörung des Todessterns auf den Dunklen Lord der Sith? Wie änderte dieses einschneidende Ereignis, das den Grundstein für eine neue Zeitrechnung bot, das Verhältnis zwischen Darth Vader und seinem Meister Darth Sidious?

Handlung

Nachdem die Rebellen um Luke Skywalker die imperialen Bemühungen auf Cymoon Eins zunichtemachten kehrt Darth Vader nach Coruscant zurück. Im imperialen Palast selbst wird dem Dunklen Lord der Sith das eigene Versagen durch seinen Meister nur allzu deutlich vorgeführt. Imperator Palpatine konfrontiert seinen Schüler nicht nur mit dem jüngsten Scheitern, sondern auch mit den Konsequenzen, die dieser für den Verlust des Todessterns zu tragen hat. Das erste Mal seit 19 Jahren scheint sich Darth Vaders Meister von ihm abzuwenden.

Imperator Palpatine sendet seinen Schüler zunächst zu direkten Verhandlungen mit Jabba dem Hutten. Absprachen mit Jabba sollen dem Galaktischen Imperium zukünftige Operationen im Äußeren Rand erleichtern und die strategischen Verluste auf Cymoon Eins ausgleichen. Nach Vaders Besuch auf seinem Heimatplaneten wird der befehlsgewohnte Lord der Sith in eine ungewohnte Lage versetzt: Er selbst soll dienen und Befehle empfangen die nicht direkt von seinem Meister stammen. So wird Darth Vader bis auf Weiteres Großgeneral Tagge unterstellt, welcher aktuell mehr Gunst von Imperator Palpatine zu genießen scheint als dessen eigentlicher Schüler.

Darth Vader schickt sich an seine eigenen Operationen anzustrengen, um hinter die Pläne seines Meisters blicken zu können.

Charaktere

Den Hauptfokus des Comics nimmt erwartungsgemäß Darth Vader ein. Über dessen Schulter blickend wird die imperiale Reaktion auf die vorangegangenen drei Comics, die Geschehnisse auf und um Cymoon Eins, dargestellt. Zusätzlich erlebt man den ersten offensichtlichen Bruch zwischen Darth Sidious, bzw. Imperator Palpatine, und Vader. Letztgenannter wird in einer ungewohnten Position dargestellt, ist er doch plötzlich fast schon degradiert. Im Gegensatz zu seinem früheren Ich, Anakin Skywalker, wird Darth Vaders kalter, berechnender Zorn adäquat dargestellt. Der Charakter ergibt sich augenscheinlich in sein Schicksal um eigene verdeckte Aktionen auszulösen. So erscheint sogar die persönliche Überwachung Vaders durch einen Lieutenant passend. Was mir negativ an der Darstellung Vaders auffiel, war ein gelegentliches Abgleiten in eine flapsige, arrogante Sprechweise. Dies droht den Charakter Vaders an einigen Stellen im Vergleich zur filmischen Darstellung leicht brechen zu lassen. Die kühle, selbstsichere Überheblichkeit, die den Charakter sonst ausmacht, verblasst an manchen Stellen.

Großgeneral Tagge wähnte man eigentlich seit der Vernichtung des Todessterns tot. In diesem Comic erlebt der Charakter, den man in Episode IV mit Tarkin am Planungstisch sitzen sehen konnte, eine Quasi Wiedergeburt. General Tagge kehrte vor dem Angriff der Rebellen auf den Todesstern zurück zu seiner Flotte und überlebte so dessen Vernichtung. Seine Kritik am Todesstern als übergroßes Steckenpferd imperialer Abschreckungspolitik ließ ihn nach dem Fiasko bei Yavin in der Gunst des Imperators aufsteigen. Heute bekleidet er den Rang des Großgenerals und wird auf Geheiß des Imperators Darth Vaders Vorgesetzter.

Hiermit endet leider die Liste der Charaktere mit wirklich großem Redeanteil. Die beiden Kopfgeldjäger Boba Fett und der Wookiee Black Krrsantan tauchen kurz auf um einen Auftrag anzunehmen, der als Handlungsstrang leider nicht weiter aufgegriffen wird. Jabba der Hutte bekommt einen Auftritt in der Eröffnung des Comics, taucht danach jedoch ebenfalls nicht erneut auf.

Zeichenstil

Die Geschichte des Autors Kieron Gillen wurde von Salvador Larroca gekonnt in Szene gesetzt. Die Bilder verleihen dem Inhalt stets das nötige Gewicht und schaffen Atmosphäre. Die Motive wissen sich über das aktuelle Bild hinaus in die Geschichte einzufügen. Auch schnelle Handlungen wirken nicht überfrachtet oder hektisch. Es macht Spaß, dem Verlauf der Zeichnungen zu folgen und Aufmerksamkeit auf selbst kleine Details zu legen. Mit Darth Vader als mimiklosen Protagonisten hatte der Zeichner keine leichte Aufgabe, die er jedoch durch diverse Stilmittel und Kniffe zu lösen wusste. Edgar Delgado rundete das Bild durch die Farbgebung ab.

Preis-/Leistungsverhältnis

Mit 4,99 EUR wären weniger Cliffhanger, weniger lose Enden und weniger Andeutungen zu erhoffen gewesen. So wirkt der Comic wie der Startschuss für einige Nebenstränge. Das Ende beantwortet sehr wenig, leitet ausschließlich in den Nachfolgecomic weiter. Pro Aufenthaltsort Vaders in der Geschichte ergibt sich ein Cliffhanger. Dieser Umstand frustriert nach dem Beenden des Comics und der damit einhergehenden Gewissheit, dass keiner der Handlungsstränge aufgegriffen wurde, dann doch.

Erscheinungsbild

STARWARS4DARTHVADER128KIOSKAUSGABE29_Heft_923Das Cover zeigt Darth Vader mit gezogenem Lichtschwert vor einem nebligen, dunklen Hintergrund. Für den Sith, der im schwarzen Thema aufzutreten gewohnt ist, passt das Cover wie die Faust aufs Auge. Der Comic selbst ist sehr robust. Davon, dass der Postbote der Meinung war, den Umschlag beim Zustellen komplett zu falten, ist nichts mehr zu sehen, obschon ich mir keine Mühe gab, die Seiten mittels Druck wieder zu glätten. Die Seiten sind kontrastreich gehalten. Das dunkle Thema des Covers fließt immer wieder in die Bilder ein, deren Klarheit an keiner Stelle leidet.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Kieron Gillen
  • Zeichner(in): Salvador Larroca, Edgar Delgado
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 60
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Das Cover ist als zusammengeklapptes DIN A3 Poster mit alternativer Aufnahme auf der Rückseite eingefügt. Zusätzlich wurden am Ende des Comics Panini-typische Textboxen mit Zusatzinformationen zu diversen Elementen aus dem Star Wars Universum eingefügt.

Fazit

Die Vorereignisse aus den Star Wars Comics 1 – 3 werden nahtlos wieder aufgenommen und doch verursachte schon das ein Verständnisproblem meinerseits. Der Autor begeht in den ersten drei Abschnitten des Comics gleichzeitig drei Zeitsprünge. Warum der Comic auf Tatooine startet, warum Darth Vader dort vor Jabba den Hutten tritt, und das gar vor einer ausgemachten Audienz, sorgt für Fragen. Der Sinn erschließt sich erst, wenn im Comic zwei Tage in der Zeit zurückgesprungen wird, nur um dann abermals noch ein Stück weiter nach vorne zu springen. Das klingt verwirrend? So las es sich auch. Die Handlungsmotivationen des Protagonisten gehen vor dem Versuch zu verstehen, wo man sich im Verlauf der Geschichte eigentlich befindet, an dieser Stelle etwas unter.

Wäre dies der einzige Moment an dem Dinge aufgeworfen werden, die dem Leser noch nichts sagen können, so wäre dies ohne Probleme zu verschmerzen gewesen. Dies ist nur leider nicht der einzige Moment an dem diverse Fragen offen bleiben. Klärt sich hier noch im Nachhinein warum Darth Vader Tatooine besucht, so bleiben andere Dinge komplett offen.

Auf mich als Leser wirkt es am Ende eines Comics stets etwas frustrierend, wenn mehr Fragen offen geblieben sind als beantwortet wurden. Selbst das Ende des Comics ist unklar. Man erfährt nicht, ob die letzten Handlungen Vaders eine Finte oder die Wahrheit waren.

Das intrigante Spiel, das Verstecken von Plänen in Plänen, das für einen Sith typisch ist, wird gut an den Leser getragen. Intrigen und Machtspiele subtil darzustellen, ohne den Leser mit dutzenden Fragezeichen zurück zu lassen, wurde im Star Wars Universum jedoch zugegebenermaßen besser gelöst.

Interessant ist die neuerliche Darstellung um die Beziehungen zwischen Imperator Palpatine und Darth Vader nach dem Verlust des Todessterns. Das General Tagge nun als Großgeneral in die Kontinuität wieder aufgenommen und sogar mit größeren Befugnissen und mehr Macht als in Episode IV zu sehen, ausgestattet wurde, birgt Potenzial für nachfolgende Geschichten.

Als Bonbon gibt es einen möglichen kleinen Hinweis auf ein Schlüsselereignis im kommenden Film Star Wars: Rogue One, so dieses Element dort wieder aufgegriffen wird.

Somit pendelt der Comic zwischen einer schönen Aufmachung, vielen interessanten Ansätzen und dem nicht wegzuwischenden Umstand, dass für meinen Geschmack zu viele offene Fragen übrig bleiben.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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