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Da ist er wieder, der Söldner mit der losen Klappe. Diese Geschichte, die offenkundig nicht auf Erde-616 spielt, basiert auf den Geschehnissen von Night of the living Deadpool. Hier hat der regenerative Wade Wilson sich selbst geopfert, um eine Zombie-Invasion aufzuhalten. Er brachte seine Kräfte auf Hochtouren und ließ sich von den wandelnden Leichen fressen, woraufhin diese wieder zu leben anfingen, aber zu anderen Deadpools wurden. Abgefahren? Da geht noch was.

Deadpool-Hausautor Cullen Bunn hat die Geschichte weitergesponnen und sie gemeinsam mit der neuen Marvel-Zeichnerin Nik Virella inszeniert. Dieser Band beinhaltet die Übersetzung der US-Originale Return of the living Deadpool 1-4.

Handlung

Mitten im sogenannten Ödland trifft Liz, eine junge Überlebende der Zombie-Apokalypse, auf einen verwirrten Deadpool. Bald versteht sie aber, dass es nicht irgendein Pool ist, sondern der erste. Der, der alles verursacht hat. Denn nun sind nicht mehr die Zombies das Hauptproblem, sondern die Kinder Deadpools, die entstanden, als sich der echte von Zombies hat fressen lassen. Als sich Wade der jungen Dame anschließt, die im Übrigen äußerst wehrhaft ist, wird ihr schnell klar, wen sie dort vor sich hat.

Im besten Deadpool-Stil kommt es bald zum ersten Zusammentreffen mit den verbleibenden Zombies und wie zu erwarten war, geht das ordentlich ab. Körperteile fliegen, Körpersäfte spritzen und über allem thronen die markanten Sprüche Wilsons. Das überzeugt Liz nun wirklich „den Ersten“ vor sich zu haben. Als das Duo dann auch noch auf Deadpools „Kinder“ trifft, werden die Zusammenhänge, die zu der Plage von Pools geführt haben, schnell offenbar. Kurz hat mich bei diesen Panels übrigens verwirrt, dass Zenpool auch eines der „Kinder“ ist, starb diese Identität doch im Axis-Event.

Die Überlebenden ihrerseits haben eine Kommune gegründet und sogar eine Waffe gegen die Armee der Pools. Diese Waffe vermag es,  die Regenerationsfähigkeiten der Horde mit der großen Klappe ins Gegenteil zu verkehren. Doch wie soll dieses Serum, dieser Virus, zu den Pools gebracht werden?

Und so nimmt die Geschichte Fahrt auf und führt Liz und Deadpool an verschiedene Orte. Darunter ist unter anderem ein Zug voller Zombies und Pools – hier lassen die Pools die gefangenen Menschen zombiefizieren, damit die Zombies anschließend von einem Pool fressen und selbst zu einem werden … solche abgefahrenen Ideen gibt es zuhauf und sie machen den Comic lesenwert.

Charaktere

So verloren, wie Deadpool in den ersten Panels wirkt, so verloren ist auch der unkundige Leser zu Beginn des Comics. Erst nach und nach erfährt man die Zusammenhänge, immer vorgetragen auf Deadpool-typische Art mit spitzen Sprüchen und derbem Humor, der oft die Geschmacksgrenze übertritt. Dabei gibt es auch wieder Anspielungen auf die Fourth Wall. Deadpool zeigt in diesem Band wieder einmal, dass er an sich kein Antagonist ist, nur total verrückt, brutal und derb. Zum Ende hin wird ein weiteres Mal klar, dass er die Bedeutung der Redewendung, „ein Opfer zu bringen“ sehr gut kennt.

Interessant ist die Erzählweise, die immer wieder zwischen den Gedankens der Begleiterin des ersten und echten Pools und dem Hier-und-Jetzt des unsichtbaren Beobachters hin und her springt. Das gibt dem Ganzen einen starken Reiz und erhöht die Immersion.

Zeichenstil

Der Band ist insofern ungewöhnlich, als dass alle Zeichnungen schwarz-weiß gehalten sind. Bis auf Deadpool oder seine noch verrückteren „Nachkommen“. Diese tragen ihr gewohntes Rot. Auch andere rote Elemente wie Blut oder Körperbemalung bleiben rot. Das erschafft ungewohnt starke und einprägsame Kontraste. Ob es mir beim ersten raschen Durchblättern gefiel? Nein. Aber ich habe es sehr geschätzt, als ich den Band konzentriert gelesen habe.

Virellas Zeichenstil ist ikonisch und plakativ, tobt sich aber in unruhigen Elementen wie zerknitterter Kleidung aus. Das gibt allen Panels eine innewohnende Energie, so als ob nie jemand vollkommen stillsteht. Deadpool-typisch verirren sich auch Strichmännchen und andere Elemente hier und da in die Geschichte.

Preis-/Leistungsverhältnis

Die Übersetzung der US-Geschichte kostet lediglich 12,99 EUR. Dafür, dass sie in keinem größeren Zusammenhang der Geschehnisse auf Erde-616 steht, ist das ein fairer Preis. Viel Wiederlesewert hat sie jedoch nicht, denn einmal durchgelesen und bis zum Twist am Ende verinnerlicht, hat sie ihren Gehalt auch schon aufgebraucht. Was die Geschichte um Daimon Hellstrom, den Sohn des Teufels, am Ende jedoch soll, hat sich mir nicht offenbart.

Erscheinungsbild

RETURNOFTHELIVINGDEADPOOL_Softcover_259Gewohnte Panini-Qualität  – mehr gibt es dort nicht zu sagen. Das Papier hat eine gute Griffqualität, der Druck ist kontrastreich und scharf. Das gibt besonders den schwarz-weißen Panels eine angenehme Optik und lässt sich auch gut an diesen festmachen. Das Cover zeugt viele Pools, die sich im Kreis um jemanden aufgestellt haben und diesen anstarren. Dieser jemand ist der Leser.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Cullen Bunn
  • Zeichner(in): Nik Virella
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicsoftcover
  • Seitenanzahl: 100
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Am Ende des Bandes befindet sich eine kurze Geschichte rund um Daimon Hellstrom, den Sohn des Teufels, der in eine Kleinstadt kommt und den Sohn eines verschwundenen Raumfahrers tötet. Sie ist nett zu lesen, aber verstanden habe ich die Tragweite der Ereignisse in Unkenntnis von Hellstrom nicht. Wie üblich, liefern Boxen zu Start und Ende des Bandes weitergehende Informationen zu Deadpool und den Zeichnern.

Fazit

Ich bin keinesfalls ein Deadpool-Fan. Aber ich bin ein großer Freund von gut inszenierten Geschichten, die überraschende Wendungen haben. Denn wie Deadpool selbst in die Geschichte findet, das auch noch passend kommentiert und am Ende zum geopferten Lamm wird, ist schlichtweg gut. Genau das ist die Art überraschender Wendungen, die ich so schätze.

Sein Kampf gegen Zombies, Pools und sich selbst zeigt ein weiteres Mal, dass Wade Wilson an sich kein klassischer Feind ist, sondern eher der Advocatus Diaboli, der sich selbst in seiner beständigen Art, alles wie ein griechischer Chor zu kommentieren, übertrifft.

Zeichnerisch ist der Band gewöhnungsbedürftige Kost, jedoch hier bezogen auf den Wechsel von Schwarz-Weiß bei der generellen Umgebung und Rot bei den Pools. Was auf den ersten Blick abstrakt wirkt, fügt sich bald angenehm in die Gesamterfahrung ein.

Deadpool-Comics kann man nicht zu häufig am Stück lesen, aber wer ein Faible für die derzeitige Popkulturwelle der Zombies hat und Wades derben Humor mag, der findet hier ein angenehmes Stündchen Lesespaß.

Daumen4Maennlich

Mit Tendenz nach oben

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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