Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten

Genug gewartet, der Krieg der Sterne kommt wieder ins Kino. Der Hype ist weltweit schon längst in vollem Gange und fast wirkt es so, als gehe das Interesse am ebenfalls bevorstehenden Weihnachtsfest verloren. Überall Star Wars! Quasi unmöglich, sich der Sogwirkung zu entziehen. Am 14. Dezember fand nun endlich die spektakuläre Weltpremiere in Los Angeles statt. Die ersten Reaktionen schienen positiv, doch viel erfahren hat man nicht. Große Geheimhaltung war angesagt und auch uns hatte man bei der Pressevorführung nochmal gebeten, dann doch nicht zu viel zu verraten. Das große Rätsel um die Handlung und die Konflikte der zahlreichen alten wie neuen Charaktere macht einen deutlichen Teil des faszinierenden Mythos aus. Star Wars, das sich vor allem als Märchen im Weltraum präsentiert, versteckt im Kern jedoch ein großes Familiendrama.

Eigentlich schien mit Episode VI ja alles erzählt. Der Imperator besiegt, Darth Vader erlöst, die Rebellion triumphierte über das grausame Imperium und am Ende gab es sogar wieder einen Jedi-Ritter namens Luke Skywalker. Nun, über 30 Jahre nach dem glorreichen Ende der ursprünglichen Trilogie, kam der Paukenschlag. George Lucas, der Vater der Saga, gab alle Rechte an Walt Disney Studios Motion Pictures (selbst ein riesiges Imperium) ab. Manch einer mag die dunkle Seite der Macht gespürt haben, doch nach den in Ungnade gefallenen Episoden I bis III konnte es wohl kaum schlimmer kommen.

Der Plan von Disney schien simpel. Unter der Regie von J. J. Abrams sollten all die lieb gewonnenen Figuren wieder dabei sein. Mehr noch, sie sollten eine Brücke zu einer neuen Generation an Helden und Fieslingen schlagen. Eine geschickte Idee, vereint man damit auch all die Generationen, die mit dem Star Wars-Universum groß geworden sind – und wohl in Zukunft noch werden. Wie könnte es anders sein, eine neue Trilogie dient als Fortsetzung und wird sogar noch durch Ableger ergänzt. Disney hat schließlich Großes mit der Lizenz vor.

Wir waren für euch im Kino und haben den heiß erwarteten neuen Teil Star Wars – Das Erwachen der Macht für euch gesehen und schildern euch – ohne Spoiler! – unsere Eindrücke.

Story

Spoiler

An diesem Punkt fassen wir uns absichtlich recht kurz. Die Handlung spielt analog zur verstrichenen Erdenzeit gute 30 Jahre nach der Rückkehr der Jedi-Ritter. Trotz des glorreichen Sieges über das Imperium und Oberfiesling Imperator Palpatine scheint es nicht so richtig friedlich geworden zu sein. Die Reste der imperialen Bösewichte haben sich zu einem neuen Bündnis namens Erste Ordnung (engl. First Order) zusammengefunden. An der Spitze der dunklen Seite finden sich Vollstrecker Kylo Ren, Sturmtruppen-Offizierin Phasma und General Hux wieder.

Doch der wahre Schurke scheint der sogenannte Supreme Leader Snoke zu sein, der im Hintergrund die Fäden der neuen Schreckensherrschaft zieht. Im Gegenzug bündeln die einstigen Rebellen nun ihre Kräfte in der Resistance. Der Krieg der Sterne geht also weiter. Mitten hinein stolpern die neuen Gesichter wie die Schrottsammlerin Rey, der desertierte Sturmtruppler Finn und das Fliegerass der Resistance, Poe Dameron. Unterstützt werden sie – wie könnte es anders sein – von den alten Veteranen der Rebellion.

[Einklappen]

Darsteller

Alle sind dabei! Die einstigen Helden der Rebellion Han (Harrison Ford), Luke (Mark Hamill) und Leia (Carrie Fisher) kommen zurück auf die Kinoleinwand! Doch die neue Generation steht ebenfalls in den Startlöchern und so ist die Liste der Schauspieler sehr lang, vor allem, da die lieb gewonnenen Aliens und Droiden ja auch noch im Gepäck sind. Im Mittelpunkt steht die junge Rey, gespielt von Daisy Ridley. Die bisher unbekannte Schauspielerin entpuppt sich erfreulicherweise als große Berreicherung für den Film, bravourös meistert sie ihr Kinodebüt. Nicht weniger schlecht mischt John Boyega als Finn tatkräftig mit. Die beiden bilden ein neues erfrischendes Duo und funktionieren sehr gut miteinander. Doch auch die dunkle Seite der Macht kommt nicht zu kurz. Hier ist es vor allem die Figur Kylo Ren, der als fieser Vollstrecker fungiert und keinen Geringeren als Darth Vader zum Vorbild hat. Adam Driver strotzt hier als junger Bösewicht vor Eifer, Zorn und Tatendrang mit dem Laserschwert. Von der alten Garde spielt vor allem der beste Schmuggler der Rebellion noch einmal groß auf. Es ist eine Freude, Harrison Ford wieder in der Rolle des alten Haudegen zu erleben. Zum Fanliebling könnte sich aber schlussendlich heimlich jemand anderes mausern. Der quirlige Droide BB-8 sorgt für putzige Unterhaltung, ohne dass es aufdringlich wirkt. Das Design des flinken Astromechs ist einfach genial.

Dass der große Cast tatsächlich so gut harmoniert, liegt auch am Drehbuch und der Regie von J. J. Abrams. All die Figuren fügen sich ohne allzu viele Dialogzeilen, tiefgründige Hintergründe oder Motive in ihrem Platz im Film und damit auch im Star Wars-Universum ein. Gut und Böse sind in der Saga schon immer klar definiert gewesen. Mehr Begründungen braucht es in Episode VII schlicht kaum noch.

Inszenierung

Mit Fortsetzungen ist das ja immer so eine Sache. Selten werden sie besser als das einstige Original. In Sachen Star Wars ist die Dimension hierbei noch einmal eine größere Herausforderung. J. J. Abrams nahm sich der Aufgabe an, nach der Modernisierung von Star Trek nun auch noch das Star Wars-Universum zu entstauben. Dabei agiert er äußerst clever und greift in die randvolle Kiste mitsamt all der tollen Elemente, die einst die Begeisterung für das Krieg der Sterne-Universum auslösten: Es geht von vorbeirauschenden TIE-Fightern über die schnellste Schrottkiste der Galaxis, den Millenium Falcon, Laserschwerter, witzige Droiden bis zu verrückten Aliens samt Cantina und noch ein Vielfaches mehr. Sehr behutsam – fast schon zu vorsichtig – schien Abrams bei der Aufbereitung des Materials zu agieren, insbesondere weil Episode I bis III mit glatten CGI-Effekten überfrachtet waren. Der neue Teil hat zwar ebenfalls äußerst sehenswerte Spezialeffekte zu bieten, konzentriert sich aber vor allem auf die handgemachten Effekte vor echter Filmkulisse, mit echten Explosionen und allerhand Masken für all die faszinierenden außerirdischen Lebewesen. Zu jeder Zeit merkt man, welche Ehrfurcht diesmal vor der Fortsetzung der Saga bestand.

Äußerst packend ist die Inszenierung dennoch geworden, was auch am moderneren Erzähltempo und der Kameraführung liegt. Die Duelle der Raumjäger, die Feuergefechte mit den imperialen Sturmtruppen oder der energiegeladene Kampf mit dem Laserschwert, all das macht jede Menge Spaß. Der Look der Fortsetzung verbindet gekonnt die Möglichkeiten der heutigen Zeit mit den bekannten Bildern und Kameraschnitten der Originaltrilogie. Da, wo Altmeister George Lucas letztendlich zu straucheln schien, ist Abrams sehr sicher in der Umsetzung. Kraftstrotzend wirken auch seine monumentalen Aufnahmen, die immer wieder Figuren vor gigantische Kulissen zeigen und die Dimensionen des Star Wars-Universums wunderbar visualisieren.

Die musikalische Untermalung kommt, wie könnte es anders sein, aus der Feder von John Williams. Auch hier steht der Wiedererkennungswert an erster Stelle, zwar gibt es neue Musikstücke, aber dominierend sind die bekannten Orchesterklänge. Dazu kommen noch wunderbar aufbereitete Soundeffekte, die im Raumklang der Kinotechnik ordentlich zur Geltung kommen, und herrlich krachend für eine wuchtige Untermalung der Kampfszenen sorgen.

Erzählstil

Im gewohnten Stil geht es auch in Episode VII flott voran. Die Handlung konzentriert sich zwar auf die Geschehnisse rund um die Hauptfiguren, allen voran Rey, wechselt jedoch sprunghaft die Handlungsorte, sogar gar ganze Planeten!. Dabei wird die Erzählung Stück für Stück flott präsentiert und die Geschichte bleibt zu jeder Zeit für den Zuschauer nachvollziehbar. Eine gewisse Grundkenntnis der Materie, sprich insbesondere der Inhalt von Episode IV bis VI, ist jedoch zu empfehlen.

Preis-/Leistungsverhältnis

In punkto Kinounterhaltung wird einem ordentlich was geboten. Stolze 135 Minuten misst das neuste Krieg der Sterne Abenteuer. Auf Wunsch gibt es noch 3D oben drauf. In der Pressevorführung fanden wir den Effekt durchaus in Ordnung, aber zu keiner Zeit aufdringlich oder künstlich. Es gibt übrigens keinen Bonus, wie etwa bei Marvel, nach dem Film – man muss also nicht ungeduldig im Kinosessel warten.

Trailer

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSBjbGFzcz0ieW91dHViZS1wbGF5ZXIiIHdpZHRoPSI2OTYiIGhlaWdodD0iMzkyIiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL1ZDMThtclpKWWFvP3ZlcnNpb249MyYjMDM4O3JlbD0xJiMwMzg7c2hvd3NlYXJjaD0wJiMwMzg7c2hvd2luZm89MSYjMDM4O2l2X2xvYWRfcG9saWN5PTEmIzAzODtmcz0xJiMwMzg7aGw9ZGUtREUmIzAzODthdXRvaGlkZT0yJiMwMzg7d21vZGU9dHJhbnNwYXJlbnQiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj0idHJ1ZSIgc3R5bGU9ImJvcmRlcjowOyIgc2FuZGJveD0iYWxsb3ctc2NyaXB0cyBhbGxvdy1zYW1lLW9yaWdpbiBhbGxvdy1wb3B1cHMgYWxsb3ctcHJlc2VudGF0aW9uIGFsbG93LXBvcHVwcy10by1lc2NhcGUtc2FuZGJveCI+PC9pZnJhbWU+

 

Fazit

SWTFA_deutsches_Filmplakat_A1_02_rz_4c_300dpi_10mbStar Wars – Das Erwachen der Macht wirkt wie eine Hommage an die einstige Originaltrilogie. Der Zugriff auf Altbewährtes dürfte die meisten Fans mehr als glücklich machen. Episode VII zelebriert noch einmal all die lieb gewonnen Elemente aus einer weit, weit entfernten Galaxis. Spannenderweise stehen die zahlreichen neuen Charaktere dennoch schon im Fokus, besonders Daisy Ridley als Rey ist hier mit ihrem erfolgreichen Kinodebüt hervorzuheben.

Die Inszenierung der Fortsetzung ist dabei recht packend geraten, denn ehe man sich versieht, krachen schon wieder TIE-Fighter und Blastersalven an einem vorbei. Dabei pointiert Regisseur-Ass J.J. Abrams gekonnt mit frischen Elementen und auflockernden Humoreinlagen, bleibt aber dennoch immer nahe am Ziel, den Stil der alten Star Wars-Filme aufrechtzuerhalten.

Neben all dem Hin und Her im Weltraum lässt sich die Geschichte der Saga schlussendlich auf eine dramatische Familiengeschichte reduzieren. Der Mythos um die Macht ist hier Fluch und Segen zugleich und im Zentrum stehen immer traditionelle Vater-Sohn-Konflikte, die auch in Episode VII zum Kernelement gehören.

Die Idee, mit den alten Figuren nach über 30 Jahren eine Brücke zur nächsten Generation zu schlagen, geht auf und man darf gespannt sein, welche Entwicklungen sowohl die Geschichte als auch die frischen Charaktere noch in den kommenden zwei Episoden vor sich haben.

Daumen5maennlich

Die zweite Meinung

von Klaus Westerhoff

Das Erwachen der Macht ist eine Katastrophe. Anstatt der Geschichte der bisherigen Trilogien mit eigenen Ideen eine neue Richtung zu geben, wiederkäut J. J. Abrams nur die altbekannte Handlung von Episode IV. Um den nostalgischen Wiedererkennungswert noch zu steigern, ist er sogar zu faul, die Optik von Welten und Raumschiffen weiterzuentwickeln, sondern begnügt sich damit, dass den Ingenieuren einer weit, entfernten Galaxis bei TIE-Jägern und X-Flüglern in dreißig Jahren nur ein neuer Farbanstrich einfiel. Die neuen Figuren sind lediglich aus den Versatzstücken der beliebten Archetypen der vergangenen Filme anders zusammengewürfelt; einzig Deserteur Finn vermag bescheidene neue Akzente zu setzen.

Daumen1maennlichDrehbuch und Schnitt sind hektisch, versuchen zu viele Geschichten auf einmal zu erzählen und bedienen sich dabei ausschließlich knapper Dialoge und unausgegorener Schlagworte, die nie vertieft werden.  Was hat es Abrams auch zu kümmern? Die Regie bei Episode VIII und IX werden eh andere übernehmen, sollen die doch sehen, wie sie seinen unfertigen Ideen einen Sinn abringen können.

Für mich als Fan der ersten Stunde war ein wesentlicher Bestandteil des Star-Wars-Universums immer die Liebe zum Detail im Hintergrund, die mich in eine lebendige und vielseitige Galaxis abseits der eigentlichen Handlung eintauchen lässt. Diese Zeit nimmt sich Das Erwachen der Macht aber nie, sondern ist viel zu sehr damit beschäftigt, mir atemlos TIE-Jäger, X-Flügler und Harrison Ford unter die Nase zu reiben, denn mit diesen Zutaten muss es sich doch einfach um Star Wars handeln, oder? Oder?!

Die dritte Meinung

von Holger Christiansen

 

Neuer Star Wars-Film? Check.

Sinnloserweise in 3D, damit die Eintrittskarten teurer und damit das Einspielergebnis höher ist? Check.

Neues Merchandise, inklusive bereits vorher zu kaufendem Mini-Droiden? Check.

Ein Wiedersehen mit den alten Charakteren? Check.

Neue Charaktere für eine neue Generation? Check.

Neue Storyelemente? Fehlanzeige!

Star Wars – Das Erwachen der Macht ist zu 100% Star Wars. Das geht so weit, dass man bei der Story meinen könnte, die Schreiber hätten alle beliebten Elemente der beliebteren Star Wars-Filme genommen, in einen Cocktailmixer geworfen, und kräftig geschüttelt. Das geht von Szenenbildern wie der Cantina über zentrale Konflikte bis hin zu den einzelnen Charakteren, die oftmals wie Abziehbilder bereits bekannter Figuren wirken.

So ergibt sich zwar eine Handlung, die insgesamt nicht schon bereits von den anderen Filmen erzählt wurde, die aber für meinen Geschmack zu wenig tatsächlich Neues beinhaltet. Ist es noch Fan-Service und Respekt vor dem ursprünglichen Material oder ist es eher fehlgeleitete Angst davor, etwas Neues zu versuchen? Eine Frage, die sicherlich jeder Zuschauer für sich selbst beantworten muss.

Geboten bekommen die Zuschauer auf jeden Fall gut gemachte Action mit sehr guten Effekten. Und auch wenn es davon recht wenige gibt, so sind die Lichtschwertkämpfe endlich etwas Sehenswertes und nicht das CGI-Herumgehopse von Episode I-III oder die hölzern inszenierten „Kämpfe“ der Episoden IV-VI.

Daumen3maennlich
Mit Tendenz nach oben. Ohne krampfhaft eingedeutschte Begriffe wäre der Daumen hellgrün.

Die deutsche Synchronisation ist ein weiteres Mal ein negativer Punkt. Namen wie „Oberster Anführer Snoke“ oder ein komplett deutsch ausgesprochenes „Tie-Jäger“ (also in etwa als Tyeh-Jäger gesprochen) lassen den Zuschauer – oder in diesem Falle eher Zuhörer – manches Mal mental ins Stocken geraten. Apropos Namen: Der Film führt gerade auf Seiten der Bösen eine Unmenge neuer Figuren ein, die für die Handlung durchaus wichtig sind, aber von denen man, wenn man nicht sehr genau aufpasst, schnell die Namen verpasst. Einzig Kylo Ren und der oberste Anführer Snoke haben Namen, die oft genug genannt werden, um im Gedächtnis zu bleiben.

Insgesamt ist der Film ganz sicher ein großes Kinoerlebnis und er weiß über große Strecken den Zuschauer zu unterhalten. Am Ende aber aus meiner Sicht auch nicht viel mehr als das. Zu groß schien die Angst zu sein, die Fehler von Episode I-III zu wiederholen, und so klammerte man sich an den Dingen fest, von denen man wusste, dass sie funktionieren würden. So konnte wenig schiefgehen, aber am Ende des Tages auch nicht wirklich viel mehr dabei herauskommen, als ein unterhaltsamer Film, den man schnell wieder vergessen wird.

Artikelbilder: Disney Pictures

 

18 Kommentare

  1. Sehr interessante Meinungen. Hier die meine:

    Der Zustand von Star Wars vor Episode VII auf der Kinoleinwand war desolat, die tief sitzende Enttäuschung der Prequels auch bei mir noch zu präsent. Mit Episode VII liefert J.J.Abrams genau den Spagat ab, den das Franchise gebraucht hat: eine stilistische Rückkehr zu der Original-Trilogie und vorsichtige Übergabe an eine neue Generation von Protagonisen – Nostalige für Fans plus Reboot für neue Optionen. Check.

    Aber funktioniert Star Wars VII auch als eigentständiger Film? Einige Kritik habe ich nämlich: Die Handlung um den Super-Todesstern ist enttäuschend unkreativ, neuer Weltenbau wird zu Gunsten von Action vernachlässigt und Snoke und Kylo wirken wie Möchtegern-Doubles von Vader und dem Imperator. Andere Filme wie Guardians of the Galaxy zeigen hier deutlich mehr Filmkunst und Kreativität. Trotzdem ist die Geschichte um Fin und Rey interessant, der Humor funktioniert überraschend gut und der Film besteht den Bechdel-Test. Man merkt deutlich die Mühe und Liebe, die in den Film geflossen ist … aber halt auch noch die Angst vor der eigenen Fanbase.

    Würde ich mir den Film noch einmal anschauen und auf DvD kaufen? Mit Sicherheit. Freue ich mich auf Episode VIII? Auf jeden Fall. Damit hat für mich J.J. Abrams alles richtig gemacht. Bei mir bekäme Episode VII 4/5 und das war alles, was ich wollte. Wer einen Generations-prägenden Augenöffner erwartet hat, ist eben selber Schuld.

  2. „Die Regie bei Epi­sode VIII und IX wer­den eh andere über­neh­men, sol­len die doch sehen, wie sie sei­nen unfer­ti­gen Ideen einen Sinn abrin­gen können.“ Wenn ich das richtig verstehe, hat Michael Arndt das Drehbuch hauptsächlich in der Hand und es sind (mindestens) drei Filme mit einem gemeinsamen Handlungsstrang geplant. Es ist also für die weitere Entwicklung nicht maßgeblich, ob J.J. Abrams an Bord bleibt oder nicht. Daher, und weil man dem deutlich Film ansieht, das er der Auftakt für eine neue Geschichte ist, kann ich deinen Missmut nicht ganz nachvollziehen. Nach den vermurksten letzten drei Filmen, halte ich es für einen guten Ansatz, an alte Dinge anzuknüpfen und von mir aus auch einen bekannten Handlungsbogen neu zu verwenden. Dafür bot der Film genug neue Frische (angefangen bei den beiden neuen Helden). Dazu dann noch eine ganze Menge angedeuteter Ideen und Einwürfe ohne dem Drang nachzugeben, dem Zuschauer gleich alles platt zu erklären.
    Ich habe mich gefreut, endlich den vierten Star Wars Film gesehen zu haben und freue mich auf mehr.

    • Klaus Wertung ist wohl eine Bauchentscheidung durch zu enttäuschte Erwartungen. Holgers Wertung kann ich durchaus verstehen, 0/5 ist einfach nicht haltbar.

    • Tatsächlich waren meine Erwartungen für Episode 7 immerhin Mittelmaß, da ich durch eifriges Spoilerstudium schon wusste, dass kaum neue Ideen präsentiert werden würden. Mein erstes Bauchgefühlt, nachdem ich das Kino verlassen habe, war sogar ein wohlwollendes 2 von 5 wegen der liebevollen Ausstattung, aber die Mängel haben schließlich überwogen.

      Ich halte „Das Erwachen der Macht“ einfach für handwerklich schlecht. Abrams vertraut darauf, dass der Zuschauer durch seinen persönlichen emotionalen Ballast sämtliche Lücken ausfüllt, die der Film selbst nicht erklärt. Ansonsten verlässt sich das Drehbuch auf ein unreifes „Tell, don’t show“. Die Handlungen der Figuren, präsentiert in klassischer Manier des Actionkinos, werden nur durch kurze Dialogfetzen in den Plot eingebunden: „Die Republik!“, also ist es wichtig. „Noch zwei Minuten!“, also ist es spannend. Nie aber nimmt der Film sich Zeit, diese Emotionen der Charaktere für den Zuschauer nachvollziehbar zu machen.

      Als selbstständiger Film, der Episode 7 als Auftakt einer neuen Trilogie ruhig sein sollte, würde „Das Erwachen der Macht“ nicht funktionieren. Bei Star Trek hat Abrams noch das Glück gehabt, durch den Kunstgriff des Reboot wirklich alle Figuren ausgiebig vorstellen zu müssen, so dass dieser also auch für sich unterhaltsam war.

    • @Klaus:
      Mit „hand­werk­lich“ meintst du dann wohl die narrative Struktur und das Drehbuch. An Montagen, Effekte, Rhytmus, CGI-Qualität, Toneinsatz, Soundtrack, Szenenaufbau, Beleuchtung gibt es ja wohl nicht viel auszusetzen – vielleicht teilweise etwas bemüht, aber immer solide Arbeit. Und mit „Nie“-Aussagen wäre ich generell sehr vorsichtig.

  3. Spoilerfreie Kritik meinerseits: abgesehen davon, dass mir der „fan service“ ein wenig zu hoch dosiert war und man sicherlich mit etwas weniger parallelen Elementen zu „A New Hope“ auch gut gefahren wäre, habe ich den Film komplett genossen! Alles das, was bei den Prequels schief lief, wurde hier behoben. Sympathische Figuren statt Pups-Humor-Sidekicks/ hölzernen Kinderdarstellern, gute Dialoge statt Schmonzettenhorror („Sand“ „Du bist so schön/Liebe hat dich geblendet“), emotionsgeladene Kämpfe statt „Lichtschwertballett“, liebevolle Kulissen und Kostüme statt Greenscreen-Hölle. Kurzum: Star Wars, wie es sein sollte. Was mich persönlich noch ein wenig stört, ist das fehlende Hintergrundwissen zum Status Quo zu Filmbeginn: wie sind die Machtverhältnisse in der Galaxis? Was ist mit der Republik los? Und was zur Hölle unterscheidet die Rens von den Darths?

  4. Dirk und Markus kann ich da nur beipflichten – der Film ist sicherlich unheimlich behutsam gestaltet, eben weil Episode I-III in vielerlei Hinsicht enttäuschten. Die alten Recken noch mal auf die Leinwand zu bringen ist gerade für die (meisten) Fans wunderbar, insbesondere die erste Generation die bei Episode IV noch im Kino staunte als ich noch nicht geboren war. Dazu noch die Einführung von vielen wichtigen Charakteren um die folgenden Episoden in deren Hände geben zu können. Wenn man jetzt noch zur großen Erklärung und sonstigen Filmexperimenten ansetzt kann das Projekt deutlich in die Hose gehen. Es ist eben kein x beliebiger Film im Weltraum. Für Fans und die neuen Besitzer aus dem Hause Disney musste also was her was funktioniert – genau das ist der Streifen schlussendlich auch aus meiner Sicht geworden.

    Wer auch andere Filmkritiken verfolgt wird eine übereinstimmende positive Resonanz sehen, gern zitierte Wertungen von IMDb und rottentomatoes sind auch deutlich im positiven Bereich. Wenn Kritik durchsickert bzw. es leichten Punktabzug gibt, liegt es eben an der vorsichtigen Handlung bzw. Wiederverwertung von all dem Bekannten – wobei genau der Punkt sehr ambivalent ausgelegt wird, denn daran erfreuen können sich auch viele. Schlussendlich war Star Wars schon immer von sich ständig wiederholenden Elementen geprägt und es macht die Film-Saga auch aus. Das bei der unheimlichen Anzahl an Star Wars Fans – und noch viel wichtiger Nicht-Fans die trotzdem ins Kino gehen – auch schlicht weg negative, enttäuschte Gesichter aus dem Kino kommen ist normal. Es ist immer unmöglich alle zufrieden zu stellen, egal bei welchem Einzelfilm oder Franchise.

    Ab Episode VIII darf dann scharf geschossen werden und all die noch unklaren Fragen bzgl. des Hintergrunds der Organisationen, neuen Charaktere usw. dürften ihre Bühne finden – ein bloßer Gleichklang mit z.B. Episode V wird es sicherlich nicht werden, da die Brücke zur neuen Generation jetzt ja nun schon erfolgreich geschlagen wurde. J.J. Abrams hat sich übrigens schon mit seinem Nachfolger ausgetauscht und wird in Kontakt bleiben, eben damit es nicht zu einem ungewolltem Bruch kommt und die Teile tatsächlich aufeinander aufbauen wie einst die Trilogien davor.

  5. Der Unterschied zwischen den Rens und den Darth:
    Die Ritter von Ren sind augenscheinlich keine Sith.
    Dunkle Machtanwender, ja. Aber das macht sie nicht automatisch zu Sith.

    Viele Fragen sind offen. Das scheint allerdings bewusst so zu sein da man vor allem die Geschichte um Rey und Fin beobachtet die hier mit der der „alten Garde“ verknüpft wird.

    Ich hatte auch gehofft, dass etwas mehr zum Stand der Galaxis erläutert wird. Nach einer Mütze Schlaf muss ich aber sagen: Das hätte den Film von der Perspektive her völlig verändert.
    Fin kennt nur den First Order. Rey nur Jakku. Die beiden begleitet man primär. Das letzte Gesicht im Film wird zu vielen Dingen in Episode VIII etwas sagen können.

  6. @Sebastian_K

    Die grundlegenden Infos aus der Enzyklopädie hätte man auch in den Fließtext integrieren können; im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Trilogien gab es ja eine „erlebbare“ Zeit davor, an die angeknüpft werden muß, wenn die Diskrepanzen zu groß sind.

    Will sagen: die Originaltrilogie ist den Kinogängern bekannt, Bücher, Comics und Videospiele, welche die Zeit dazwischen mehr oder weniger vage aufgreifen nicht unbedingt; ein, zwei Sätze zur Erläuterung wären also angebracht gewesen.

  7. Nachdem ich den Film nun auch entspannt und ohne Vorkenntnisse sehen konnte, reicht eigentlich ein Satz, den ich gerade von einer IMDB-Bewertung klaue, um diesen maximal mittelmäßigen Film zu rezensieren:
    It’s like when an unknown Chinese manufacturer decided to make a fake iPhone

    Am allerschwächsten fand ich die Figur des anscheinend nachträglich hineingeskripteten Quoten-Schwarzen („Hast du einen Freund?“) gefolgt von Gollums Vater.

    Der Film ist so offensichtlich für ein sehr junges, spielzeug-geiles Publikum, dass mir überhaupt nicht einleuchted, warum man dann so krampfhaft auf old-school machen musste.

    Ich sage den nächsten Folgen weit weniger Einnahmen voraus. Mit dieser durchwachsenen Leistung wird man den Hype nicht aufrecht erhalten können. Die Geheimhaltung war so groß, weil es so schwer ist zu verbergen, dass man NICHTS zu verbergen hat. Ein Megabluff, der aufgegangen ist und nun Milliarden einspielt. Marketingtechnisch genial, als StarWars-Fan jedoch enttäuschend.

  8. Irgendwann werde ich den Film sicher sehen, aber momentan stört mich Disneys Umgang mit dem Erweiterten Universum. Man hat zwar auch dort Fehler gemacht und es mit der Publikationsflut übertrieben, so dass ich irgendwann einmal konsequent ausgestiegen bin. Trotzdem verbinde ich z.B. mit der Familie Solo die Kinder Anakin, Jaina und Jacen. Das dies nun alles mit einem Federstrich weggewischt und zu bloßen „Legenden“ erklärt wurde, ist eigentlich eine Frechheit. Sicherlich wäre es eine gewaltige künstlerische Herausforderung gewesen Episode VI bis IX in den schon bestehenden Kanon einzufügen; in meinen Augen jedoch sinnhafter, als den billigsten und künstlerisch armseligsten Weg zu gehen, indem man einfach alles auf Null setzt.

    Was Disney übersieht (oder bewusst übergeht) ist die Generation, die wie ich zu einer Zeit mit den Büchern angefangen hat, als es außer der Thrawn-Triologie, Skywalkers Rückkehr und den Sammelbänden um Han Solo und Lando Calrissian wohl nicht sehr viel mehr im deutschsprachigen Raum gab. Je mehr die Zeit verging, umso mehr kam dann eben dazu und man selbst tauchte immer mehr in dieses (erweiterte) Universum ein. Irgendwie reizt mich da wenig an einem Film, der mit dem Alibi-Argument der „größeren künstlerischen Freiheit“ nur die Faulheit und Unfähigkeit überdeckt eine Geschichte in den (ehemals) bestehenden Kanon einzubinden.

    • Naja, Disney hat gerade 4 Mrd für die Rechte bezahlt und muß das Geld nun auch wieder reinbekommen, ergo hat man ein Interesse daran, einen Film zu schaffen, der auch für diejenigen halbwegs verständlich bleibt, welche die Bücher nicht kennen.
      Zumal es ja auch – zumindest bis zu den Zeiten des ersten StarWarsRollenspiels – in den Bücher munter drunter und drüber ging und so manches nicht zusammen paßte. („Skywalkers Rückkehr“ – ist das nicht der Alan Dean Foster Roman, in dem Luke gleich nach ANH und lange vor ESB die Hand verliert ..? Und aus demselben Zeitraum gibt es doch die Kopfgeldjägergeschichten, die bis heute noch nicht zur Story der Prequels passen ;) )

      Außerdem schafft es natürlich große künstlerische Freiheit, sich dieses Balastes zu entledigen – für den dann auch wieder Lizenzgebühren bzw. Rechteverhandlungen fällig werden würden btw. – wenngleich diese letztlich bislang nur dazu genutzt wurde, ein – allerdings gut gemachtes – Reboot der ersten Trilogie zu schaffen.

      Das größte Manko des ehemaligen EU ist aber sein Umfang, denn schon die offensichtlich drastisch zusammengestauchte Ereignisgeschichte zwischen der Original- und der aktuellen Trilogie kann und (bislang im Kino) wird nicht ausreichend vermittelt, weder an die Hardcorefans, noch die „nur“ Kinobesucher.

    • Zitat Reinhard: »…einen Film zu schaffen, der auch für diejenigen halbwegs verständlich bleibt, welche die Bücher nicht kennen.«
      Das wäre eben die von mir angesprochene Herausforderung gewesen. Wie gesagt, habe ich den Film noch nicht gesehen, aber wenn ich höre, dass…

      [SPOILER] Han und Leia getrennt sind und Han wieder als Schmuggler arbeiten soll bzw. die ganze charakterliche Reifung die er über drei Filme gemacht hat wegfällt und er mal wieder die „üblichen“ (?) Schulden hat, die ihm Probleme bescheren [SPOILER ENDE]

      …finde ich das auch erklärungsbedürftig bzw. komisch. Star Wars hatte schon immer das Potential für „sagenhafte“ Erklärungen. Oft waren die Gegner Klone bekannter Charaktere z.B. der Skywalker-Klon von Joruus C’baoth oder der Klon von Darth Vader… warum dann nicht eins der Kinder (wie gesagt: Anakin, Jaina, Jacen) in geklonter Form als Antagonisten aufbauen. Da ja Anakin und Jacen – zumindest aus dem was ich noch kenne – ohne jetzt die Bücher spoilern zu wollen, dafür das Potential hergeben, hätte man aus diesem Plot heraus weitere psychologische Spannungen aufbauen können.

      Zugegeben: Meine Sicht ist da voreingenommen und völlig subjektiv, aber ich bin einfach davon überzeugt, dass man die „Hardcorefans“ – zu denen ich mich im Übrigen noch nicht einmal zähle – und die „nur“ Kinobesucher mit einer handwerklich soliden Arbeit hätte zusammenbringen können. In meinen Augen ist das EU kein Ballast, sondern ein Schatz aus dem man reichlich hätte schöpfen können, wenn denn der Wille dazu dagewesen wäre. Dieser Aufgabe musste sich ja auch jeder neue Buchautor stellen, sein Buch stimmig in den Kanon einzubinden. Gleichzeitig musste jede neue Reihe für sich allein bestehen können, da ja auch in diesem Fall nicht erwartet werden kann, dass jemand alle davor geschriebenen Bücher kennt und jemand vielleicht genau mit dieser neuen Reihe erstmals in das EU eintaucht. Warum hätte sich all dies nicht auch auf Episode VII anwenden lassen? Nur weil *alles* anders sein musste? Ich hätte mich auch über die eine oder andere Gegebenheit gefreut, die ihren Weg aus den Büchern (oder Computerspielen und Comics…) auf die Leinwand gefunden hätte. Und für die „nur“ Kinobesucher wäre es tatsächlich etwas ganz Neues gewesen, mit dem man manchen vielleicht sogar in das EU mit hätte hineinnehmen können.

      Ich weiß, ich schwadroniere, Disney hat anders entschieden. Aus den genannten Gründen muss mir das aber nicht gefallen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein