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Der Comic beginnt kurz nach den Geschehnissen des Vorgängerbandes Star Wars 4 – Darth Vader 1.
Der erste Todesstern ist durch eine Gruppe Rebellen zerstört worden, denen das Imperium eine solche Tat niemals zugetraut hätte. Darth Vader, Schüler des Imperators und Sithlords Darth Sidious, ist für diese Niederlage verantwortlich gemacht worden und trägt die Konsequenzen für sein Versagen.

Der Comic ist eine Fortführung der neuen Kontinuität des Star Wars–Universums und füllt die Zeit zwischen Episode IV und V. Der Fokus liegt, wie im Vorgängerband, auf Darth Vader selbst, der in ungewohnt isolierter Position mit der Missgunst seines Meisters umgehen muss. 

Handlung

Lord Vader hat seine alte Position de facto verloren. Sein Meister, der Imperator, entzog ihm das Vertrauen. Statt Befehle zu geben, wurde Vader allzu deutlich gemacht, dass er selbst nur ein Werkzeug sei. Derart degradiert musste der Dunkle Lord der Sith sich auf Geheiß des Imperators Großgeneral Tagge unterordnen.

Nachdem in den Reihen des Großgenerals ein Spion entlarvt werden konnte, ist Vader wieder in eigener Mission selbstbestimmt unterwegs. Noch immer trachtet der Dunkle Lord der Sith danach, Identität und Motive einer Person aufzudecken, die sein Meister während seines letzten Aufenthaltes auf Coruscant empfing. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt Vader vor allem eines: loyale Untergebene.

Ohne auf imperiale Truppen zurückgreifen zu können, zieht Vader aus, um eigene geheime und ihm bedingungslos loyal unterstehende Ressourcen zu akquirieren. Die erste Anlaufstelle des Sith bildet hierbei eine talentierte freie Technikerin namens Aphra. Sein Weg führt ihn zur Quarantänewelt III im Raumsektor der Kallidahin, wo Doktor Aphra just dabei ist, die sogenannte Tripel-Zero-Persönlichkeitsmatrix einer Droidenserie zu stehlen und dabei von der lokalen Sicherheit aufgegriffen wird.

Charaktere

Obschon, wie erwartet, Darth Vader der Protagonist bleibt, der das intensivste Spotlight genießt, so kommen auch die anderen Charaktere nicht zu kurz. Der Comic reduziert im Vergleich zum Vorgängerband die Charaktere, die sich um Vader herum einreihen, und lässt sie wirklich wie eine Gruppe erscheinen, die nicht nur wie pure Nebendarsteller kurz aufblitzen und dann wieder verschwinden.

Vaders Motive ziehen sich durch den Comic. Wo er im Vorgängerband nur sehr vage und am Rande agierend, ansonsten eher reagierend erschien, übernimmt er hier deutlich die Handlungsregie. Es wird herausgestellt, wie Vader mit einer Situation umgeht, in der der Charakter seit 19 Standardjahren nicht mehr steckte: isoliert und auf sich allein gestellt, umhergetrieben von Misstrauen und bar der Präsenz, die man von ihm gewohnt war.

Doktor Aphra nimmt einen guten und soliden Platz als Vaders Befehlsempfängerin ein. Interessant ist vor allem, dass die Technikerin nicht, wie bei vielen Nebenspielern von Vader, durch ihn zur Mitarbeit gezwungen werden muss, sondern vollkommen freiwillig und motiviert neben und für den Sith agiert, obschon sie nicht zur imperialen Doktrin gehört. Auch nervöse Ticks und Persönlichkeitsmerkmale werden gut herausgestellt, ohne sich aufzudrängen und übersteuert zu erscheinen.

Neben den beiden menschlichen Charakteren nehmen die Droiden Tripel-Zero und BT-1 eine Rolle ein, die man sonst von C-3PO und R2-D2 kennt. Die beiden wirken wie die bösen Geschwister der aus den Filmen bekannten Droiden. Tripel-Zero erscheint wie ein Protokolldroide aus derselben Serie wie sein Pendant C-3PO, besitzt gar eine ähnliche Art, sich zu artikulieren, verzerrt dies jedoch mit einem bösartig-soziopathischen Unterton. BT-1 scheint ein Astromechdroide zu sein, hinter dem sich in Wahrheit ein spezialisierter Attentäterdroide verbirgt.

Zeichenstil

Wie auch beim Vorgängerband ist es Salvador Larroca, der die Geschichte Kieron Gillens zeichnerisch in Szene setzte. Für die Farbgebung zeichnet ebenfalls erneut Edgar Delgado verantwortlich.

Der Comic ist deutlich ruhiger, enthält weniger hektische Motive wie Kampfszenerien. Dadurch liegt der Fokus weitaus deutlicher auf der Entwicklung der Charaktere. Weniger bedeutet hingegen nicht, dass keine schnelleren, Kämpfe darstellenden Elemente mehr enthalten sind. Die Übergänge zwischen den Szenen, hin zu den dargestellten Konflikten und zurück zur kalten Distanz, die den Dunklen Lord der Sith als Charakter ausmachen, sind jedoch fließender. So wechseln sich, gleich dem Wesen Darth Vaders, sterile Szenerien mit hastigen, explosionsartigen, kurzen Konflikten ab.

Insgesamt bleibt damit Vader, sein Wesen, nicht nur durch seine eigenen Handlungen präsent. Vielmehr wird die gesamte zeichnerische Darstellung zu einer Symbiose mit der Atmosphäre der Geschichte und bildet gemeinsam ein Spiegelbild des Wesens des Dunklen Lords.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Comic schlägt mit 4,99 EUR zu Buche. Die 60 Seiten sind relativ schnell durchgelesen, ohne am Ende den Eindruck zu erwecken, man habe zu wenig für sein Geld bekommen. Die Geschichte ist geradlinig erzählt. Einige Cliffhanger aus dem vorherigen Band werden aufgegriffen, ohne neue zu produzieren.

Rein von der Produktion ist der Comic ein Panini-Standardwerk. Der Umschlag ist fest, die Seiten sind gut zu blättern. Auch bei längerem, geknicktem Aufenthalt im Briefkasten blieben keine Spuren zurück.

Erscheinungsbild

STARWARS5DARTHVADER228KIOSKAUSGABE29_Heft_708Auf dem Cover sieht man Darth Vader in Angriffsposition und umringt von alt und rostig wirkenden B1-Kampfdroiden, wie sie man sie aus den Klonkriegen von Seiten der Handelsföderation kennt. Das Thema ist rot und schwarz. Aus dem Rot des Hintergrunds blitzen weitere weiße Optiksensoren der Vader umringenden Kampfdroiden hervor.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Kieron Gillen
  • Zeichner(in): Salvador Larroca, Edgar Delgado
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic-Softcover
  • Seitenanzahl: 60
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Was man an Bonuscontent von Panini-Comics erwarten würde, bekommt man auch in diesem erneut geboten. Das Cover ist als zusammengeklapptes Poster im Format DIN A3 beigefügt. Auf der Posterrückseite findet sich ein Variant-Cover. In Form von Textboxen sind nach Abschluss des Comics weitere Informationen aus dem Star Wars-Universum eingepflegt.

Fazit

Dieser Comic macht alles das richtig, was noch beim vorangegangenen Comic bemängelt werden musste. Die Geschichte ist geradlinig gezeichnet. Man blättert nicht vor und zurück, um Sprünge nachvollziehen zu müssen, und verheddert sich am Ende nicht in ein Sammelsurium von Cliffhangern.

Gerade die Fülle an Cliffhangern aus dem vorherigen Band wurde nicht allesamt erneut aufgegriffen. Dadurch ergibt sich der ein oder andere Moment, bei dem man sich fragt, was in diesem Handlungsstrang wohl parallel gerade passieren mag, doch bietet die Reduktion auf einen roten Faden der Geschichte selbst deutlich mehr Tiefgang und Klarheit. Somit reduziert sich der gesamte Handlungsstrang zunächst auf eine Erzählebene, auf einen roten Faden. Zeitsprünge werden im Comicverlauf nur genutzt um Reisezeiten der Charaktere zu überspringen.

Wirkten im Vorgängerband Nebendarsteller, denn mehr waren sie dort leider nicht, kurz und mitunter etwas übersteuert dargestellt und eingeführt, so hat sich dies in diesem Band massiv gewandelt. Auch hier reduzierte sich die schiere Anzahl von Personen auf eine Menge, die der Geschichte deutlich gut tut. Die Persönlichkeiten wirken alles andere als aufgesetzt. Doktor Aphra nimmt ihren Platz neben Vader ein. Obschon sie in der Geschichte unter Vader steht, kann man sie durchaus aus Erzählperspektive neben ihm stehend nennen. Ihre Persönlichkeit wird gut eingeführt, ist sie doch der Charakter, der den Comic eröffnet. Auch ihre Ticks, ihre Macken, ihre Nervosität und Ergebenheit werden gut dargestellt, ohne sie zu einem – salopp gesagt – bloßen Pappaufsteller herunter zu beschreiben. Ihre Motive bleiben stets klar, der Charakter bleibt interessant.

Die Droiden Tripel-Zero und BT-1 haben mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Es ist immer schwer „böse Zwillinge“ von bekannten Charakteren einzubauen, ohne sie zu überzeichnen, und die Darstellung überkompensiert erscheinen zu lassen. Solche Experimente gehen, meiner Meinung nach, sehr häufig daneben. Hier gelingt es jedoch sehr gut, ohne dass ich als Leser an irgendeiner Stelle mit den Augen rollen musste. Gerade die Art Tripel-Zeros amüsierte auf schwärzeste Art.

Am Ende kann ich für den Comic nur den Daumen heben. Die Atmosphäre ist gut aufgefangen. Die weiteren Charaktere werden gut eingebunden. Als der Comic zu Ende war, fragte ich mich nicht nur, wie es mit Vader weitergehen möge, sondern hoffte auch mehr von Doktor Aphra zu erfahren und ihr Schicksal weiter mitverfolgen zu dürfen. Natürlich gibt es am Ende einen Cliffhanger. Die Betonung liegt hier jedoch auf dem Singular. Dieser verwirrt nicht, wie es der Vorgänger noch bei mir vermochte, sondern entlässt in spannende Erwartung auf die Veröffentlichung des nächsten Comics.

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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