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Die Geschichte ist nicht neu. Sie wurde bereits im Sommer 2013 im Kino unter dem Namen Chroniken der Unterwelt – City of Bones erzählt. Damals entsprachen die Einspielergebnisse nicht den Erwartungen des heimatgebenden Studios Constantin Film. Dennoch entschied man sich, aus der Buchvorlage Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare noch eine Verfilmung zu machen, doch dieses Mal nicht im Kino, sondern als Serie unter dem Banner des Streaming-Anbieters Netflix und beim Studio Freeform.

Zum Zeitpunkt dieser Kritik sind die ersten drei Folgen verfügbar und wir lehnen uns nicht aus dem Fenster, wenn wir sagen: „Da ist noch Luft nach oben, ganz viel sogar.“

Story

Die gerade 18 gewordene Clary Fray (gespielt von Katherine McNamara, bekannt aus Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste ) hat soeben erfolgreich die Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie von New York bestanden und feiert das mit ihren Freunden im Rahmen eines Clubbesuchs. Aber ihre Mutter will vorher wegen irgendetwas wirklich Wichtigem mit ihr sprechen – dazu kommt es erst aber nicht mehr. Im Club dann geschehen merkwürdige Dinge und Clary beobachtet Kämpfe zwischen übernatürlichen Wesen.

Denn Clary ist eine Shadowhuntress (wenn sie es denn wenigstens so nennen würden, in der Serie bleibt es das geschlechtslose Shadowhunters). Sie entstammt einer Linie von magischen Wesen, die halb Mensch, halb Engel sind. Diese sind Dämonenjäger, die die Menschheit vor den Schrecken der Unterwelt bewahren und im Verborgenen existieren und agieren– in Folge II taucht ein lateinischer Vers auf einem steinernen Schwert einer Statue auf, in welchem die Shadowhunters als Seraphim bezeichnet werden.

Sie verbessern ihre Fähigkeiten mit magischen Brandtattoos, die sie zum Beispiel unsichtbar machen, resistenter gegen Verletzungen und so weiter. Sie kämpfen mit sogenannten Seraphenklingen, Schnitt- und Hiebwaffen, deren eigentliche Klinge aus purer Energie besteht und die nur Dämonen verletzen können – so scheint es zuerst. Später in Episode III wird klar, dass die Waffen einen eigenen Willen haben und der Träger entscheidet, ob die Klinge Menschen durchdringt oder verletzt oder auch, ob sie Materie durchtrennen kann.

Übrigens haben wir es mit sehr viel dämonischer Präsenz zu tun. Alben, auch Feen genannt, sind halb Engel, halb Dämon. Vampire fahren Motorräder, die mit dämonischer Energie betrieben werden, und, sofern modifiziert, auch fliegen können.

Sowohl eine aufrührerische Splitterfraktion der Jäger, genannt „Kreis“, als auch die Shadowhunters selbst sind auf der Jagd nach dem Kelch der Engel, einem Artefakt, welches von Clarys Mutter Jocelyn behütet wurde. Diese wurde aber von dem Oberbösewicht entführt, der sich in Tschernobyl verschanzt hat. [sic!]

Es beginnt also eine typische Teenager-Geschichte ums Erwachsenwerden, verbunden mit einem großen Einschlag an Mystery, ein wenig Horror und der typischen Dreiecks-Love-Affair mit ihren zwei Hauptbezugsjägern, die Clary in die Bruderschaft der Schattenjäger initiieren.

Eines muss man der Serie bislang zugutehalten. Statt mit dem Thema „Monster of the Week“ zu spielen – also jede Woche einen neuen Bösewicht ins Jenseits zu befördern – gibt es einen größeren Handlungsrahmen. Die Antagonisten sind die Mitglieder des Kreises, einer Splitterfraktion der Jäger, die sich vom Guten abgewandt haben und sogar eine Revolution mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen angezettelt haben. Alle Fraktionen in der Serie sind bislang auf der Suche nach dem Kelch der Engel, jenem mystischen Artefakt, das unglaublich viel Macht hat.

Übrigens: Aufmerksame Zuschauer könnten bereits in den ersten Minuten von Episode I einen Hinweis bekommen, wo der Kelch versteckt ist. Clary hat die Gabe, dass sie Dinge aus der Realität radieren kann, wenn sie diese Objekte oder auch Wesen zeichnet. Fortan existieren sie auf dem Papier weiter als leblose Zeichnung. In diesen ersten Minuten taucht ein Tarotset auf, in welchen das Arkana des Asses der Kelche gezeigt wird. Ob Clarys Mutter, auch eine Shadowhuntress, den Kelch dort versteckt hat?

Darsteller

Kaum einer der Darsteller hat eine lange Liste großer Filme, auch wenn alle hier und da bereits Nebenrollen in Kinofilmen oder Serien hatten. Die Serie krankt hier an dem gleichen Symptom, das auch Shannara hat. Gutaussehende, meist aufreizend oder „cool“ gekleidete junge Erwachsene, die sich bemühen, harte und draufgängerische Rollen darzustellen.

Kann Katherine McNamara noch im englischen Originalton durch emotionale Betonung ihrer Textzeilen halbwegs überzeugen, verliert sich dieser Bonus in der deutschen Synchronisation. Oft wirken die Texte einfach auf die Schnelle hingerotzt, ohne, dass sich die Sprecherin genug Gedanken über den emotionalen Zustand der zu vertonenden Rolle gemacht hat.

Gar nicht überzeugen kann ihr Begleiter Jace Wayland aus den Reihen der Shadowhunters, der sie in die Mysterien einführt. Dominic Sherwood wirkt hier nicht wie ein draufgängerischer und entschiedener Kämpfer für das Gute, sondern oftmals wie ein trotziges Kind mit vorgeschobener Unterkieferleiste. Spike, wie vermisse ich dich … Erst in Episode III beginnt Jace Charakter zu zeigen.

Alberto Rosende, der Clarys nerdigen Sidekick Simon spielt, kann noch am ehesten überzeugen, seine Mimik und Körpersprache passen gut zu den Geschehnissen der jeweiligen Szene.

Weitere Hauptrollen sind Isabelle Lightwood (sie steht für den erotischen Aspekt in der Serie und wird von Emeraude Toubia verkörpert) und Alec Lightwood (der Waffenbruder von Jace, dargestellt von Matthew Daddario). Beide können noch nicht überzeugen – entweder ist ihre Darstellung über alle Maße aufgesetzt oder verkümmert in anderen Szenen geradezu).

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Inszenierung

An sich hat die Serie genau die richtige Zusammensetzung. Viel Mythologie, die Bedrohung durch Dämonen, eine vom rechten Weg abgekommene Splittergruppe, eine attraktive rothaarige Hauptrolle, ihr bester Technik-Nerd-Freund und eine romantische Dreieicksbeziehung. Das hat schon leicht abgewandelt hervorragend bei Buffy geklappt. Wenn da nicht die Inszenierung wäre.

Weniger sind das die Spezialeffekte, die nun mal nicht auf Kinoniveau sind, sondern die saubergeputzte, blankpolierte Optik vieler Szenen. Die Romanvorlage soll sarkastisch-schmutzig sein, davon wird nahezu nichts in die Serie portiert.

Ja, sicher, die Kommandozentrale der Hunter sieht postmodern aus und die Trainingshalle erinnert ganz gering an den X-Men-Gefahrenraum, aber das passt nicht zur dargestellten Welt. Dazu kommen noch etwas zu plakative Szenen, wie zum Beispiel der Club Pandemonium, dessen blinkender Schriftzug immer zwischen dem vollen Wort und dem Textausschnitt „demon“ hin- und herschaltet. Etwas zu plakativ für meinen Geschmack, nahezu plump.

Gleiches betrifft auch die Kleidung. Aus der normal gekleideten Clary wird bereits im Rahmen der ersten Folge der sexy-schwarz-gekleidete Vamp mit gepushten Brüsten. Eine solche drastische Wandlung nehme ich der Rolle nicht ab.

Technisch/Handwerklich ist vieles einwandfrei – aber mit zu wenig Herzblut und zu viel Aufdringlichkeit. Aber den Zuschauerkritiken aus dem Web folgend, soll sich die Handlung zumindest mehr an der Romanserie orientieren.

Zudem stimmt das Tempo einfach nicht – die dramatischen Ereignisse plätschern vor sich hin und haben unsere Testseher nicht mitgerissen. Erst in Episode III zieht das Tempo an, flacht aber wieder stark zur Mitte hin ab. Ein Beispiel: Isabell und Alex stehen einer Horde von Vampiren gegenüber und erkennen, dass sie nur fünf Minuten Zeit haben, bis sie weitermüssen. Sie betonen beide noch extra, dass das hart wird. Der tatsächliche Kampf dauert dann ganze 8 Sekunden. Das ist nicht in Linie mit dem zuvor gesagten.

Immerhin ist der Tod eines Vampirs ganz ordentlich inszeniert, geht er doch in Flammen auf, dann sieht man kurz das Skelett und dann rieselt nur noch Asche. Woher kennen wir das? Ach ja, Blade. Na gut – besser ordentlich geklaut als schlecht neu ausgedacht.

Erzählstil

Der Zuschauer nimmt die Rolle des allwissenden Beobachters ein, wobei sich naturgegeben der Fokus auf Clary setzt. Immer wieder kommt es zu Rückblenden in ihre Vergangenheit oder Schnitten zu anderen Orten, wie zum Beispiel dem Versteck des Oberbösewichts.

Dabei wird die Handlung immer stringent aufeinander aufgebaut, so dass langes Grübeln entfällt und der Zuschauer sich entspannt berieseln lässt.

Fazit

Die Verfilmung der Romanserie Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare war bereits keine cineastische Offenbarung und wurde auch von den Fans der Jugendbuch-Serie kritisiert, weil sie sich, die Handlung betreffend, zu weit vom Original entfernt hat.

Die nun neue, auf Netflix verfügbare, Serie bleibt enger an der Vorlage, schafft es aber nicht, durch Dramaturgie und Schauspielerei den Zuschauer zu fesseln. Zu oberflächlich ist die Handlung, zu wenig wirken die Akteure involviert, zu sehr wird auf saubere, sexy, verwegene Garderobe geachtet.

Die SFX sind auf dem üblichen Niveau einer Serie und stellenweise recht hübsch inszeniert. Das reißt aber auch nicht heraus, dass der Serie schlichtweg der Pepp fehlt. Wenn alle Teile verfügbar sind, werden wir eine Endwertung geben. Zurzeit ist noch sehr viel Luft nach oben offen.

Wer Informationen zur Romanserie sucht, wird auf der entsprechenden Internetseite bedient. Im Internet wurde für die Serie Shadowhunters auch eine neue Plattform hochgezogen, hier finden sich generelle Informationen und einige Interviews und Featuretten mit den Darstellern.

Artikelbilder: Freeform, ABC Studios

 

7 Kommentare

  1. Ich bin monentan bei der 2 staffel und muss sagen , der Film ist tief gesunken , seit Clary mit Simon zusammen ist , ich hätte soetwas mir geahnt und finde es sehr unackzenptabel. Den die meisten wollen bestimmt auch , dass Clary wieder mit Jace zusammen kommt. Ich hoffe aus den zwei wird wieder was , sonst ist der Film wirklich zum Abgrund gesunken

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