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Grafikdesigner Daniel Lieske präsentiert mit Wormworld Saga eine digitale Graphic Novel im Fantasy-Genre, in der ein kleiner Junge eine phantastische Welt erkundet. Lieske veröffentlicht die Kapitel dieser Geschichte kostenlos auf der Wormworld Saga-Website, inzwischen sind sieben Kapitel erschienen, das achte ist bereits in Arbeit.

Ich bespreche für diese Rezension die ersten drei Kapitel, wie sie auch im deutschen Buch erschienen sind. Das könnt ihr übrigens gewinnen, wir verlosen ein Exemplar, mehr dazu am Ende des Artikels.

Handlung

Kapitel 1 – „Der letzte Schultag“

Der Comic beginnt mit einer Rückerinnerung des Protagonisten Jonas. Er fragt sich, ob seine Erlebnisse des Jahres 1977, als er noch ein Junge war, nun Traum oder Wirklichkeit waren. Sollten seine Abenteuer wirklich stattgefunden haben, möchte Jonas unbedingt wieder an die Orte seiner Erlebnisse zurück. Er weiß nur nicht, wie.

Auf ins Abenteuer!
Auf ins Abenteuer!

Jonas ist ein Tagträumer, der sich in der Schule mehr mit seinen Fantasiewelten und seinen Zeichnungen beschäftigt, als dem Unterricht aufmerksam zu folgen. Es ist kurz vor den Sommerferien, sein Zeugnis sieht, besonders in Mathe und Deutsch, entsprechend düster aus. Er freut sich aber trotzdem sehr auf den Besuch bei seiner Großmutter auf dem Land.

Dort angekommen, ist Jonas ganz aus dem Häuschen und trifft, neben seiner Großmutter, auch Lotti und Wiggins wieder, seine tierischen Spielgefährten. Nach dem Abendessen zieht er sich in sein Zimmer zurück und begibt sich in sein geheimes Versteck auf dem Dachboden. Die Klappe dazu hatte er einige Jahre zuvor zufällig entdeckt und er ist sich sicher, dass nur er davon weiß. Seine Abenteuerausrüstung ist noch da: Kletterhandschuhe, sein alter, roter Strickpullover, sein Rucksack und auch sein treues (Holz-)Schwert! Jonas beschließt seinen ersten Ferientag mit den Worten: „Sommerferien, ich komme!“

Kapitel 2 – „Die Reise beginnt“

Am nächsten Morgen macht sich Jonas auf, um mit Lotti, dem Hund seiner Großmutter, den Wald hinter dem Haus zu erkunden. Dort fühlt er sich am wohlsten und erlebt dort wunderbare Fantasiegeschichten mit Trollen und Gnomen. Am Nachmittag schleicht Jonas sich aber auf den Dachboden und spielt mit seinen Actionfiguren. Kurz vor dem Abendessen kramt Jonas noch die fertigen Matheübungen seines Schulkollegen raus und präsentiert sie seinem Vater als seine eigenen. Dies geht einige Zeit erfolgreich so weiter, hauptsächlich spielt Jonas draußen oder auf dem Dachboden.

Oh, diese Katze!
Abenteuer im Wald

Eines Tages ist er wieder dort und zeichnet einen großen, geflügelten Käfer. Plötzlich beginnt der Käfer zu leuchten und erhebt sich mit seinen Flügeln von der Zeichnung! Jonas folgt dem sich entfernenden Insekt zu einem verhangenen, leuchtenden Bild. Bevor Jonas es sich genauer anschauen kann, wird er aber zum Abendessen gerufen. Dort fliegt seine Scharade mit den Matheübungen auf, sein Vater ist sehr enttäuscht von ihm und brummt ihm für den Rest der Ferien Hausarrest auf. Im Zuge dessen eröffnet der Vater seinem Sohn auch, dass er auf ein Internat geschickt werde. Jonas ist darüber sehr traurig, begibt sich später auf den Dachboden zu dem mysteriösen Bild und will der Situation entfliehen.

Er schnappt sich also seine Abenteuerausrüstung und kriecht hindurch … in eine andere Welt. Kurz darauf ist Jonas auf sich allein gestellt. Die unbekannte Welt  scheint ein riesiger, urwaldähnlicher Wald zu sein. Massive Bäume strecken sich in die Höhe, winden sich umeinander, Blüten setzen neben all dem Grün farbenfrohe Akzente. Der Ort wird stellenweise von Licht durchflutet.

Kapitel 3 – „Ein Ungeheuerlicher Wald“

Auf sich allein gestellt, ist Jonas plötzlich nicht mehr voller Mut und Entschlossenheit, sondern voll Angst und Bedauern. Während er noch mit seiner Situation hadert, taucht der geflügelte Käfer plötzlich wieder auf. Jonas folgt ihm prompt, weil er hofft, dass der Käfer ihn wieder nach Hause führen wird. Die Hoffnung hält jedoch nicht lange, weil der Käfer von einem großen, insektenhaften Raubtier getötet wird. Jonas macht sich auf den Weg, den Wald zu erforschen. Bald darauf wird der Junge erneut von etwas angegriffen und fällt mehrere Ebenen in den Wald hinunter, verletzt sich aber nicht. Das Raubtier verfolgt ihn, wird allerdings von einer mysteriösen Person verscheucht.

Sie sind angekommen.
Sie sind angekommen.

Es stellt sich heraus, dass eine Kristallsucherin im „Großen Wald“ unterwegs war, um Jonas zu finden und ihn zu ihrem Meister zu bringen. Sie wusste also offensichtlich, dass Jonas kommen würde. Raya macht sich mit dem Jungen und ihrem Wolpertinger Loki auf den Weg und erklärt Jonas viel von den Pflanzen, Tieren und Kristallen der Umgebung. Sie verspricht Jonas, dass sie einen Weg für ihn nach Hause finden werden. Während sich die kleine Gruppe ihren Weg durch den Wald bahnt, wird sie von einer vermummten Gestalt insgeheim beobachtet.

Dann haben sie es geschafft und sind da, in ANKAL AASHA!

Die Geschichte ist bisher einfach und liebevoll erzählt. Ich kann mit dem kleinen Jonas richtig mitfühlen, auch wenn ich als Kind nicht ganz so verträumt war wie er. Durch Lieskes besondere Art des Layouts, darauf komme ich etwas später zurück, hat die Geschichte in Teilen fast etwas Filmisches.

Charaktere

Innerhalb der ersten drei Kapitel konzentriert sich die Handlung natürlich auf Jonas, aber auch auf das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater.

Jonas ist ein etwa zehnjähriger Junge, der mit der realen Welt nicht wirklich viel am Hut hat, er zeichnet lieber und denkt sich Geschichten aus. Lieske skizziert einen liebenswerten, verträumten Jungen, auf den ein großes Abenteuer wartet.

Jonas‘ Vater Egon wird hingegen als etwas desillusionierter Erwachsener dargestellt, der recht streng mit seinem Sohn umgeht. Dem Vater geht es hauptsächlich darum, dass Jonas seinen schulischen Rückstand aufholt und ist auch sonst eher unlustig. Der grund dafür scheint in der Vergangenheit zu liegen. Was es genau sein könnte, ist zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht völlig klar. Ist Egons Frau in den Flammen eines Hausbrandes umgekommen?

Die Kristallsucherin Raya bleibt zunächst mysteriös und nimmt auf dem Weg zu ihrem Meister eine Lehrerrolle für Jonas ein. Bislang ist nicht viel über sie bekannt.

Zeichenstil

Lieskes Stil scheint mit den teils großen Augen japanisch inspiriert und besteht hauptsächlich aus weichen, aber farbenfrohen Verläufen. Das passt erneut, wie die Erzählweise, zu Kindheitserinnerungen.

Über den Autor und Zeichner

Daniel Lieske wurde 1977 geboren und lebt mit seiner Frau, dem gemeinsamen Sohn und zwei Katzen am Rand des Teutoburger Waldes. Er ist als Grafikdesigner und Autor selbständig, hält aber auch Workshops über grafische Themen und Independent Publishing. Er verdient mit der Erschaffung der Wormworld Saga inzwischen sein Geld und hat sich damit selbstständig gemacht.

Preis-/Leistungsverhältnis

Da die Graphic Novel kostenlos im Netz zu lesen ist, kann man bei der Qualität der Zeichnungen von einem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis sprechen!

Erscheinungsbild

wormwood saga coverDie Kapitel bestehen aus jeweils „hohen“, farbigen Grafiken, die als sogenannter „Infinite Canvas“ (engl. „unendliche Leinwand“) gestaltet sind. Durch die vertikale Anordnung und das normale Lesen von oben nach unten gibt es keine Unterbrechungen durch Seitenumblättern und es sind interessante Effekte möglich:

Im dritten Kapitel stürzt Jonas im Wald ab, was durch untereinander liegende Bilder fast schon physisch visualisiert wird. Der kleine Junge prallt links ab, dann rechts, jeweils in einem eigenen kleinen Bild. Das wäre auf einer Comicseite aus Papier sicherlich auch möglich, erhält durch den Aufbau hier aber eine andere Qualität, weil der Zeichner ja eine quasi unendlich lange Fläche zur Verfügung hat.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Tokyopop
  • Autor(en): Daniel Lieske
  • Zeichner(in): Daniel Lieske
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 12 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (für die Druckversion)

 

Bonus/Downloadcontent

Kostenlose Bonusinhalte wie Desktop-Hintergründe oder Ähnliches habe ich nicht gefunden.

Verlosung

Der Verlag Tokyopop hat uns freundlicherweise ein Exemplar der deutschen Hardcoverausgabe des ersten Bandes zur Verfügung gestellt, das wir euch gern zukommen lassen möchten. Beantwortet uns einfach die folgende Frage und schickt uns die Antwort mit dem Stichwort „Wormworld“ als E-Mail-Betreff bis zum 16.02.2016 an kontakt[at]teilzeithelden.de. Wir verlosen unter allen korrekten Zusendungen. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.

Wie heißt der Hund, mit dem Jonas den Wald hinter dem Haus seiner Großmutter erforscht?

  1.  Lotta
  2. Wiggins
  3. Lotti

 

Fazit

Grafikdesigner Daniel Lieske präsentiert seinen Lesern online mit der Wormworld Saga eine mehrteilige Kindheitsgeschichte im Fantasy-Genre. Er erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, den es als fantasievollen Tagträumer in eine phantastische Welt verschlägt. Durch die vertikale „unendliche Leinwand“, die Lieske auf seiner Website nutzt, fällt das ununterbrochene Lesen leicht und es wird dadurch einfach, in die Geschichte einzutauchen.

Mir gefällt die Wormworld Saga ausgesprochen gut. Sie versetzt mich emotional in meine eigene Kindheit zurück. Ich sympathisiere mit dem kleinen Knirps Jonas und kann es kaum erwarten, wie es ab Kapitel vier in ANKAL AASHA weitergeht!

Die zweite Meinung

von Annika Lewin

Ich habe die ersten drei Kapitel der Wormworld Saga in gedruckter Form gelesen (man kann alle Kapitel online lesen) und muss sagen, ich bin begeistert. Nicht nur von der Geschichte, die liebevoll erzählt ist, sondern auch von dem Buch an sich. Der Einband ist ein Hardcover mit Reliefprägung und einem Verlauf, der in das Relief gedruckt wurde. Die Illustrationen sind farbenreich und das seidenmatte, stabile Papier lässt die Farben wirklich gut zur Geltung kommen.

Im hinteren Teil des Buchs erfährt man allerhand zum Hintergrund des Zeichners und zur Vorgeschichte der Wormworld Saga. Zahlreiche Skizzen und Erklärungen führen einen auf die Spur dieser Graphic Novel. Ich finde sowas immer interessant, man erhält zahlreiche Einblicke um das Drumherum und ich erstarre immer wieder in Ehrfurcht, wenn ich erfahre, wieviel Arbeit und Hirnschmalz in solche gezeichneten Geschichten fließen.

Die Story ist spannend und ich habe ein bisschen Mitleid mit dem Protagonisten Jonas bekommen, der ein kleiner Träumer ist und dessen Vater ihn nicht so wirklich verstehen kann und will. Man fühlt sich mit ihm verbunden und wird irgendwie selbst wieder Kind (wo einen die Erwachsenen ja auch irgendwie nie verstanden haben …). Ich konnte ihn so gut verstehen, als er durch das Portal ging, um den ganzen Problemen zu entkommen, die auf ihn warteten. Manchmal wünscht man sich doch selbst so ein Portal, das in eine andere Welt führt …

Ich kann euch die Wormworld Saga wirklich ans Herz legen, egal ob online oder in gedruckter Fassung. Wenn ihr auf gut erzählte und wunderschön gezeichnete Geschichten steht, dann werdet ihr garantiert auf eure Kosten kommen.

Daumen4Maennlich

Artikelbild: Tokyopop
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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