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Der Name Markus Heitz ist in der deutschen Phantastik-Szene bereits seit vielen Jahren ein Zeichen für Qualität. Neben seinem berühmtesten Werk Die Zwerge schrieb er unter anderem noch Die Albae, einige Shadowrun-Romane, Horror-Romane oder eben auch SpaceFiction. Der neuste Roman aus seiner Feder ist der eben erschienene dritte Teil seiner Drachen-Reihe – Drachengift. Auf seiner Lesetour machte er in Hamm Station, wo ich zu Gast war, um euch mit neuen Informationen zu versorgen.

Die Lesung – Markus Heitz und sein Werdegang

Ort des Geschehens war der Lesesaal der Zentralbibliothek Hamm, wobei die Bezeichnung Saal in diesem Fall einen kuschligen, überschaubaren Bereich mit ca. zehn kleinen, runden Tischchen und Stühlen meint. Noch vor Beginn der Lesung wurde durch die sympathische und gelassene Art von Markus Heitz deutlich, dass es ein lustiger Abend in lockerer Atmosphäre werden würde.

Anmoderiert wurde der Abend vom Bibliotheksangestellten Christian Hüttemann, der auf charmante Art Heitz‘ Lebenslauf kurz zusammenfasste. Ihn selbst überraschte er mit der Aussage, dass der 44-jährige Markus Heitz mit Drachengift seinen achtundvierzigsten Roman herausgebracht hat. Mit allen Übersetzungen seiner Bücher und allem was er je verfasst hat, beläuft sich die Zahl seiner Veröffentlichungen sogar auf 205.

Wie Heitz selber verkündete, verbindet ihn mit Hamm bereits eine Vergangenheit, von der wahrscheinlich nur die Wenigstens wissen. Denn der eigentliche Protestant war auf einer katholischen Privatschule und sang im Chor. So verschlug es ihn während einer Chorfreizeit in der 6. Klasse tatsächlich nach Hamm und Bochum-Hövel. Abgesehen von diesem musikalischen Intermezzo, hat er dem Gesang jedoch abgeschworen.

Ein paar Leser wissen vielleicht, dass Markus Heitz bereits im Alter von 14 Jahren begann Kurzgeschichten zu schreiben. Bis zum Abitur war es außerdem sein Plan Autor zu werden. Doch dann setzte ein gewisses „Sicherheitsdenken“ ein und er beschloss nach der Schule auf Lehramt zu studieren – Geschichte und Germanistik. Während des Studiums entschied er sich jedoch noch dazu, den Meister zu machen, einfach, weil er schon immer mit „Meister“ angeredet werden wollte.

Um sein Studium zu finanzieren und auch, weil das Schreiben ihn nicht losgelassen hat, schrieb er nebenher für eine Lokalzeitung – alles außer Sport, da hat er sich geweigert. Seine Lust am Schreiben zog sich dauerhaft durch sein Leben, so dass er auch nach seinem Studium und während seines Jobs als Redakteur begann Bücher zu verfassen. Seine ersten bekannten Werke sind die Ulldart-Reihe sowie einige Shadowrun-Romane. „Die ersten Bücher waren“, nach eigener Aussage, „nett vom Erfolg“, doch die Verfilmung von Der Herr der Ringe sei das Beste, was dem Phantastik-Genre passieren konnte. Danach musste man nicht mehr erklären, was Zwerge, Elfen und Orks sind. Er hatte also Glück, welches man, nach Heitz Meinung, bei allem was man tue brauche.

2003 erschien schließlich der erste Band von Die Zwerge, so dass er 2004 seinen Mut zusammennahm, zu seinem Chef ging und sagte, er wolle versuchen alleine von der Schreiberei zu leben. Wenn’s nicht klappen sollte, sähe man sich in einem halben Jahr wieder – es hat geklappt.

Seither schreibt er ein Buch nach dem anderen, und das in den unterschiedlichsten Genres. Von High-Fantasy über Horror und seinem selbst erfundenen Genre der SpaceFiction ist alles dabei. Er sagt selbst, es würde ihn langweilen, wenn er gezwungen wäre in einem Genre zu bleiben. Sein Kopf ist voller Ideen und die Freude am Schreiben ist sein Hauptantrieb.

Die Drachen-Romane

Der erste Band von Markus Heitz‘ Drachen-Reihe, Die Mächte des Feuers, erschien 2006. Handlungszeitraum ist Europa in den 1920er Jahren, jedoch mit kleinen Änderungen. So gab es keine russische Revolution, und Hitler wurde bei seinem ersten Putschversuch getötet. Heitz wollte damit verhindern, dass bei einer möglichen Verfilmung des Romans „Hollywood stramme SS Männer auf Drachen setzt“.

Markus Heitz Piper Fantasy Lesung Hamm Cover
Der Roman Drachengift kann unter anderem bei Amazon gekauft werden.

2009 folgte Drachenkaiser als zweiter Band. Zeitlich bewegt sich der Roman weiterhin in den 1920er Jahren, allerdings wurde der Handlungsort von Europa nach Asien verlagert. Mit dem dritten Band Drachengift, welcher am 14. Januar diesen Jahres erschien, ist die Reihe vorläufig beendet. Auch in diesem Teil findet eine Verlagerung des Ortes statt – nach Amerika.

Grob skizziert, geht es in den Romanen um die Protagonistin Silena. Sie ist Nachfahrin des Heiligen Georg und zudem Teil der kirchlichen Drachenjägereinheit, genannt Officium Draconis. In engem Konkurrenzkampf mit den Drachenjägern der freien Wirtschaft, versucht sie Deutschland von Drachen zu säubern. Ihr Einsatzgebiet ist dabei der Luftkampf. Was die Menschheit jedoch nicht weiß, ist, dass sie im Geheimen seit jeher von Drachen geleitet wird.

Markus Heitz bezeichnet das Setting, in welchem die Romane spielen, gerne als „Dieselpunk“ – anstatt um Dampfmaschinen, wie beim Steampunk, dreht sich bei ihm alles um Verbrennungsmotoren. Außerdem baut er gerne historische Fakten in seine Romane ein, die dem Ganzen einen Anschein von Geschichtlichkeit verleihen.

Einen ersten Interessenanstoß, einen Drachenroman zu schreiben, bekam Heitz durch sein Studium. In einem seiner Germanistikkurse sollte er die Grimmschen Drachen mit den Drachen der russischen Kultur vergleichen. Während die Drachen der Gebrüder Grimm die für uns typischen, etwas dümmlichen Endbosse in jedem Märchen darstellen, sind sie in Russland verschlagen, hinterhältig und besitzen eine große Intelligenz. Durch Zufall stieß Markus Heitz schließlich auf eine Aussage einer kirchlichen Schrift, die ihn neugierig machte – „die katholische Kirche kennt mehr als 80 Drachenheilige“. Dies und sein Faible für den Zauber der 1920er Jahre, schufen den Grundstein für Die Mächte des Feuers.

Die Lesung – Drachengift

Markus Heitz gewährte in seiner Lesung Einblicke in drei Ausschnitte des neuen Romans. Seine tiefe, ruhige Stimme und seine gute Betonung sorgten für ein angenehmes Vorlese-Klima. Die ausgewählten Szenen gaben einen guten Einblick in die Handlung. ohne dabei zu viel zu verraten. So erfuhr man unter anderem von der Vorführung eines neuen Wundermittels gegen Drachen und dessen Auswirkungen auf die Menschen. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen bzw. „aus dramaturgischen Gründen“, wie Markus Heitz an jedem Ende einer Szene sagte, möchte ich aber nicht tiefer ins Detail gehen.

Wie bereits erwähnt, spielt der dritte Band der Reihe in den Vereinigten Staaten. Die Heldin Silena erhält Nachricht über einen verschwundenen Drachenjäger-Freund und begibt sich nach Amerika, um ihn zu suchen. Kurz vorher bringt ein Chemie-Unternehmen ein Gas auf den Markt, das als Wundermittel gegen Drachen angepriesen wird und großflächig Anwendung findet. Warum Silena dennoch in Colorado Springs auf Drachen trifft und was es mit dem Verschwinden von Nikola Tesla auf sich hat, kann der interessierte Leser in Drachengift erfahren.

Fragen des Publikums

Am Ende seiner Lesung nahm sich Markus Heitz für die Fragen seiner Fans Zeit. Hauptthema des Abends, neben Drachengift, waren Die Zwerge.

Unter Fans ist es vielleicht bekannt, dass die Möglichkeit einer Serienverfilmung von Die Zwerge, im Stil von Game of Thrones, schon seit längerem im Raum steht. Ein Zuhörer stellte diesbezüglich die Frage, wann man denn damit rechnen könne. Die Antwort von Markus Heitz war etwas ernüchternd, jedoch nicht völlig entmutigend. Die Planung laufe bereits seit vielen Jahren, so Heitz, und werde wahrscheinlich auch noch einige Jahre andauern. Grund seien dafür unter anderem Budgetplanungen. Man solle einfach „mit nichts rechnen, aber das Beste hoffen“.

Ebenfalls für großes Interesse sorgte die Frage nach dem geplanten PC-Spiel von Die Zwerge. Produziert wird es von KingArt, unter Mitarbeit eines der Schöpfer des Die Zwerge-Brettspiels. Mit abgestimmten Charakterdesigns und extra neu von Heitz kreierten Charakteren und Quests, erscheint das taktische Rollenspiel voraussichtlich im zweiten Quartal 2016. Ein besonderes Highlight dürfte ein eigens für das Spiel komponierter Song von Blind Guardian sein.

Natürlich wurden auch Fragen zu seinem Schaffungsprozess gestellt. Bevor Heitz mit dem Schreiben eines neuen Romans beginnt, erstellt er sich einen Handlungsleitfaden – er plottet seinen Roman. Außerdem hat er sich zum Ziel gesetzt, jeden Tag mindestens fünf Din A4 Seiten, mit ca. 3000 Zeichen zu schreiben. So schafft er es, in ca. zwei Monaten einen kompletten Roman zu verfassen. Bis er jedoch Druckfertig ist, vergeht in der Regel ein halbes Jahr.

Auch wenn Markus Heitz dauerhaft Ideen für neue Geschichten sammelt, kann er immer nur an einem Projekt arbeiten. Außerdem ist er kein „spät-in-die-Nacht Arbeiter“, spätestens um zwei Uhr morgens ist Schluss. Auch das Schreiben unter Alkohol bringe seinen Geschichten keine merkliche Verbesserung. Für ihn zählt eher ein anderes Getränk: „Was ich tatsächlich brauche und ständig trinke, ist Schwarztee“.

Teilzeithelden fragt …

Markus Heitz Piper Fantasy © Martin Hoehne
Markus Heitz © Martin Hoehne

Zusätzlich zu den Fragen des allgemeinen Publikums, bekam ich die Möglichkeit, Markus Heitz Rede und Antwort stehen zu lassen. Dabei interessierten mich nicht nur nähere Details zur Entstehung seiner Drachenromane, sondern auch allgemeine Informationen zu seinem Schaffen und Leben.

Teilzeithelden: Viele Fans freuen sich, dass mit Drachengift endlich der dritte Band deiner Drachentrilogie erschienen ist. Bei dieser Reihe hast du dir bekanntlich etwas Zeit gelassen, so erschien der erste Band (Die Mächte des Feuers) 2006 und der zweite Band (Drachenkaiser) 2009. Doch wieso liegen so große Zeitspannen zwischen den einzelnen Erscheinungen?

Markus: Nun ja – es gibt immer was zu tun. Neben den Drachen verlangen auch Vampire, Albae, Werwölfe, Seelenwanderer und zahlreiche andere Abenteuer nach ihrem Recht. Da kann es schon ein bisschen zu Verzögerungen kommen.

Teilzeithelden: Hattest du immer geplant mit den Drachen-Romanen eine neue Trilogie zu schaffen, oder ist die Idee bzw. der Wunsch im Schreibprozess entstanden?

Markus: Eine Serie hatte ich immer im Hinterkopf, wobei man abwarten musste, ob es überhaupt Fans gab, die sich für die 20er und Drachen interessierten. Zu meinem Glück gab es die. Und nach Blicken auf Europa und Asien stand Amerika dieses Mal im Fokus.

Teilzeithelden: Ja, Fans dieser Reihe gibt es zahlreiche, und viele von ihnen würden sich mit Sicherheit über noch einen weiteren Band freuen. Doch du hast während deiner Lesung in Hamm gesagt, zumindestens in den nächsten sieben Jahren würdest du keinen weiteren Drachen-Roman auf den Markt bringen. Dürfen Fans dennoch hoffen?

Markus: Wir werden sehen, was in sieben Jahren passiert. Hoffen ist immer gut. Und Ideen habe ich natürlich auch noch dazu.

Teilzeithelden: Zu diesen Ideen gehören mit Sicherheit auch neue Charaktere. Gibt es bei den bisherigen Drachen-Romanen Charaktere, die dir besonders am Herzen liegen, bzw. gibt es vielleicht sogar welche, die du nicht magst?

Markus: Generell machen die Drachen bzw. die Schurken sehr viel Spaß. Das ist ein kleines Faible. Aber einen Charakter nicht leiden – weswegen denn? Ob Schurke oder Held, sie machen alle den Job, den ich von ihnen verlange. 

Teilzeithelden: Bist Du denn selbst Rollenspieler und wenn ja, hast Du ein Lieblingssystem?

Markus: Ich war. Leider habe ich keine Zeit mehr. Lieblingswerk gibt es nicht. Wir haben lange DSA gespielt, auch viel AD&D, Vampire (Maskerade), StarWars, Traveller, Twilight, Justifiers, Rolemaster… unendliche Weiten…

Teilzeithelden: Verständlich, wer so viele Bücher und Geschichten im Jahr veröffentlicht, muss mit Sicherheit irgendwo Abstriche machen. Warst du denn lieber Spieler, oder hast du dir schon damals gerne Plot für deine Freunde ausgedacht?

Markus: Ich war überwiegend Spielleiter. Gute Schulung für das Ersähen von Geschichten.

Teilzeithelden:  Die Frage, die so gut wie jeder Pen&Paper-Spieler gestellt bekommt: Hast du dich auch einmal an LARP versucht?

Markus: (lacht) Ja, das war 1992, als LARP noch sehr klein in Deutschland war. DraCon2, glaube ich. Es ist was Anderes, wenn man den Berg selbst nach oben keucht und oben ein Rudel Orks wartet als bei P&P. Und dann hatte ich nur zwei Dolche. Zu mehr reichte das Geld damals nicht. Es gab gute Momente, doch ich entschied, dass es nichts für mich ist. Inzwischen hat sich das alles sehr verändert, was LARP und Locations angeht.

Teilzeithelden: Ja, der Wandel ist unglaublich! Bevor wir uns verabschieden, brennt mir noch eine Frage unter den Fingernägeln: Kanntest du teilzeithelden.de, bevor wir Kontakt aufgenommen haben? Hast du uns vielleicht sogar mal angeklickt?

Markus: Gehört hatte ich davon. Das Anklicken tue ich von jetzt ab sicherlich öfter.

Teilzeithelden: Na, das hoffe ich doch!

Artikelbilder: Piper Fantasy

 

 

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