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In seinem letzten Artikel über die Role-Play-Convention (RPC) hat Alexander bereits seine Sorgen um die LARP-Szene auf der RPC verdeutlicht. „Der Putz beginnt zu bröckeln.“ war sein Fazit nach zwei Tagen vor Ort. Zwar sind noch einige Hersteller und Orgas vertreten, aber viele bekannte Gesichter haben bereits gefehlt. In vielen Gesprächen haben seitdem einige der bisherigen Aussteller angekündigt ihre Präsenz auf der RPC auf den Prüfstand zu stellen.

Die Spiel in Essen war nie eine echte Alternative und will es auch nicht sein: Der Schwerpunkt ist eindeutig ein anderer. Aber zumindest ein bisschen kann man auch hier dem Hobby frönen.

Keine guten Aussichten für ein Hobby, das längst aus seinem Nischen-Dasein raus ist. Wohin nun als LARPer?

In ihr nunmehr zwanzigstes Jahr geht die NordCon in Hamburg. Ein buntes Rahmenprogramm, Händler und Orgas sorgen für allerlei Kurzweil, wie Markus schon berichtete.

Mit über 5.000 Besuchern ist sie die derzeit größte nicht-kommerzielle Fantasy-Rollenspiel-Convention in Deutschland. Aber Hamburg ist für manch einen sehr weit und so kann die NordCon das Potential aus Mittel- und Südwest-Deutschland nicht voll ausschöpfen.

2015 fand zum ersten Mal die LARPWerker Convention in Dreieich bei Frankfurt statt. Der große Erfolg der Auftaktveranstaltung motivierte das Team um Ric Sattler von Dunkelart in eine zweite Runde zu gehen. 730 Teilnehmer 2015 waren schon eine respektable Leistung, die dieses Jahr übertroffen wurde. Bereits eine Stunde nach Einlass verzeichneten die Veranstalter fast 500 Besucher. Am Ende des Tages waren es dann sogar knapp 1.000. Vielleicht tut sich also hier eine neue Alternative auf, die auch für den süddeutschen Raum spannend ist.

Waffenbauer? Handwerker? Schneider? LARPWerker!

Das Konzept hebt sich wohltuend von einer „normalen“ Rollenspiel-Con ab. Ziel ist es Hersteller, besonders kleine unabhängige Manufakturen, zusammen zu bringen. So sollen sich LARPer auch einmal vor Ort von Qualität und Design überzeugen können. Wichtig ist hierbei, dass alle Aussteller selber produzieren müssen und nur eigene Waren anbieten dürfen. So fanden sich unter den knapp 50 Ausstellern, Autoren, Gewandschneider, Schmuckhändler, Waffenbauer, Plattner und Sattler. Zusammengefasst haben die Veranstalter diese Aussteller unter dem Begriff LARPWerker, eine schöne Wortkomposition. Sie beschreibt auch gut, was durch die Aufzählung bereits offensichtlich ist: Es sind nicht nur Handwerker da.

Beim Schlendern durch die, zeitweise fast schon überfüllte, Halle, stieß man auf allerlei spannende Aussteller. Nebst vielen bekannten Gesichtern, wie Wyvern Crafts, Forgotten Dreams, Eysenkleider oder Ungebil, waren es vor allem die vielen kleinen oder unbekannten Aussteller die diese Con besonders machen. So konnte man sich ungezwungen über Lederarbeiten beraten lassen, sich ein Bild von der Qualität der zahlreichen Gewandschneider machen oder handgemachte LARP-Pfeile bestaunen (und kaufen).

Schön war der etwas abgetrennte Bereich für Autoren und Künstler. Ob Bücher für Steampunk-Fans, Fantasy-Bilder oder Adelsbriefe. Hier wurde man fündig. Wer etwas Zeit mitbrachte, konnte sich sogar vor Ort ein Charakterbild zeichnen lassen.

Allgemein lag der Schwerpunkt nicht nur auf Fantasy, sondern auch den Themen Steampunk und Endzeit wurde etwas Raum gegeben.

Und sonst?

Berechtigt fragt man sich nun, ob es das schon war. Denn immerhin besteht LARP aus mehr als Herstellern. Das Ziel dieser Con ist klar: Hier geht es um Raum für Hersteller rund um das Thema LARP. Aber bereits die Autorenecke zeigt, die LARPWerker fasst diesen Begriff sehr weit.

Dazu gab es ein buntes Rahmenprogramm, das den Besuchern, auch über das bestaunen von Waren hinaus, Abwechslung bietet.

Ganz klassisch gab es einen Gewandungswettbewerb. Nette Idee: Jeder Gast war ein Juror. Über Kärtchen die man seinem Favoriten zustecken konnte, entschied sich der Gewinner. Die Gewandungen vermochten auch durchaus zu beeindrucken und zeigten einmal mehr, wie hoch Anspruch und Qualität heute sein können.

Mit einer Wanderauktion, die von Stand zu Stand ging, konnte sich nicht nur jeder Hersteller in Szene setzen, sondern richtige Schnäppchen gemacht werden.

Auch ein Kampagnentreffen der Aventurien-Kampagne lockte den ein oder anderen neugierigen Besucher an. Dazu kamen zahlreiche Workshops und Vorträge rund um LARP.

Als Highlight darf auch die LARPWerker Herausforderung betrachtet werden. Zu je einem von drei Themen sollten die Aussteller einen Beitrag leisten. Besonders spannend war da das Thema „Der Kriegsgöttin zur Ehr“, das sich mit Gegenständen rund um die Göttin Rondra aus DSA beschäftigte.

Die Aussteller legten sich hier wahrlich ins Zeug. Besonders beeindruckend waren aber wohl die Beiträge von Wyvern Crafts und Dunkelart. Wyvern schuf ein LARP-Schild mit aufklappbarem Rondra-Schrein: Kampftauglich und die Bilder im Schrein handgemalt von einem Künstler. Dunkelart griff einmal mehr in seine LED-Trickkiste und schuf einen kleinen Leuchtschrein mit abnehmbarem Dolch, dessen Klinge ebenfalls leuchtete. Aber auch die anderen Teilnehmer zeigten was sie können. Alle teilnehmenden Gegenstände sind zudem käuflich und mussten auch unter diesem Gesichtspunkt produziert werden.

Fazit

Die LARPWerker zeigte bereits in diesem Jahr, dass sie mehr sein will als eine Messe von LARP-Herstellern. Luft nach oben gibt es aber auf jeden Fall noch. Nischen-LARP war deutlich unterrepräsentiert, besonders wenn man bedenkt welchen Zuwachs einige Bereiche haben. Auch die Location stößt schon jetzt an ihre Grenzen. Hier wird man wohl nicht um eine Vergrößerung herum kommen, wenn man mehr Menschen anlocken will.

Mit 4 Euro war der Eintritt, im Vergleich zu anderen Cons, günstig und Essen und Getränke mehr als fair. Drei Euro für eine ordentliche Thüringer, vier für eine Kartoffelpfanne und 1,50 für ein Getränk: Da kann man nicht meckern.

Alles in allem war es eine schöne Con und die Fahrt hat sich gelohnt. Durch ihre Größe und das Konzept war es geradezu familiär und man traf im Minutentakt bekannte Gesichter und lernte neue Menschen kennen. So hat es was von der „guten alten Zeit“ als LARP noch ein kleines unbekanntes Hobby war. Ob dieses Konzept dauerhaft aufgeht, muss sich noch zeigen. Das Team plant aber fest mit einer Fortsetzung 2017.

Artikelbilder: (c) Fotografie Sebastian Hilpert,  (c) LARPWerker Convention

 

3 Kommentare

    • Hallo Nicolas,
      danke für den Hinweis. Da hat sich ein Vertipper eingeschlichen, den wir inzwischen korrigiert haben.
      viele Grüße
      Michael

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