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Batman, Superman und Wonder Woman. Die drei großen Namen von DC. Zwei kommen im Titel vor, bei der dritten Figur war schon früh bekannt, dass auch sie Teil des Filmes sein würde. Es wurden also alle schweren Geschütze aufgefahren, um Marvels bisher unangefochtene Spitzenposition im Genre der Superheldenfilme anzugreifen. Ebenfalls vorher bekannt war, dass dieser Film die Einleitung zu Justice League werden sollte – dem DC-Gegenstück zu Marvels Avengers. Ursprünglich sollte der Film sogar am gleichen Wochenende anlaufen wie Captain America – Civil War, wurde dann aber doch ein paar Wochen nach vorne verlegt. Dennoch ist die Kriegsansage klar zu vernehmen. Große, bekannte Helden, die gegeneinander antreten.

Story

Aber warum gerade diese beiden? Es gibt mit „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ zwar eine bekannte Comicreihe, in der es auch zur Konfrontation zwischen den beiden kommt, aber so recht will diese Vorlage nicht zur Welt von Man of Steel passen. Also musste etwas Neues her, was den Konflikt bedingt.

Vielleicht war es schon immer so geplant, aber vielleicht war es auch nur ein Ausweg an einem der größten Kritikpunkte an Man of Steel. Denn gerade die Schlacht vom Ende dieses Films sowie die dabei auch von Superman angerichtete immense Zerstörung wird zum Aufhänger dieses Konfliktes.

Bevor es aber dazu kommen kann, muss Batman natürlich erst einmal eingeführt werden. Seine Hintergrundgeschichte bekommen die Zuschauer in den ersten drei Minuten in kurzen Rückblenden erzählt.

Neben dem titelgebenden Duell gibt es aber auch noch weitere Aspekte der Geschichte. Denn mit Lex Luthor ist einer der ikonischsten Gegner von Superman mit von der Partie und hat natürlich wie immer finstere Pläne. Wie die jedoch genau aussehen, und warum er all das tut, was er tut, bleibt hier leider offen. Nicht offen lässt einer der Trailer hingegen, welchen weiteren Gegenspieler des Mannes aus Stahl er auf den Plan ruft.

Ach ja, und dann taucht ja auch noch Wonder Woman auf. Aus fadenscheinigen Gründen und ohne im gesamten Film auch nur ansatzweise erklärt zu werden. Wer ist sie? Was kann sie? Für Comicleser sicherlich eine sehr einfache Frage, aber nicht jeder Zuschauer liest auch Comics, so dass zumindest ein kurzes Intro angebracht gewesen wäre. Im Gegensatz zu Batman, bei dem die Vorgeschichte eigentlich jeder kennen sollte.

Was genau in dem Film vor sich geht, will ich aber hier nicht näher beleuchten, denn die Geschichte hält – zumindest für Leute, die die Comicvorlagen nicht kennen – ein paar Überraschungen parat, die ich hier nicht vorwegnehmen mag. Aber auch Kenner der Comics werden ein paar Szenen so sicherlich nicht erwarten.

Allzu sehr nachdenken sollte man aber über die Story ohnehin nicht. Denn zu groß und zu häufig sind die Brüche jeglicher Logik in diesem Film. Die Motivation der Figuren ist nur in den seltensten Fällen tatsächlich nachvollziehbar, die Reaktion der Welt auf die Taten ebenso wenig.  Und so verschenkt der Film hier viel an Potenzial. Denn die Grundidee an sich und die Themen, die damit transportiert werden ((All-)Macht und Gut und Böse) wären interessant gewesen.

Darsteller

Henry Cavill ist wieder Superman, Ben Affleck gibt den Batman und Gal Gadot die Wonder Woman. Zu diesen Superhelden gesellen sich Amy Adams als Lois Lane, Jesse Eisenberg als Lex Luthor, Jeremy Irons als Alfred und Laurence Fishburne als Perry White.

Eine interessante Mischung aus bekannten und unbekannten Namen, die eigentlich eine Menge Hoffnung machen sollte. Aber wie schon bei der Geschichte, wird diese Hoffnung hier schnell enttäuscht. Denn kaum einer der Schauspieler kann mit dem ihm gegebenen Material wirklich einen Charakter schaffen, der interessant zu beobachten ist. Superman ist mehr Statue als Charakter und ragt in nahezu jedem Schnitt hoch und steif empor. Lois Lane ist hin- und hergerissen zwischen der Rolle als toughe Reporterin und dem zu rettenden Plotobjekt. Batman gibt sich düster und misstrauisch wie immer, lässt aber die Intelligenz vermissen, die untrennbar mit dem Charakter verbunden sein sollte. Perry White erinnert bisweilen mehr an J. Jonah Jameson als an den gütigen Herausgeber, der er in den Comics meist war. Ob Lex Luthor so brilliant wie in den Comics ist, zeigt der Film nicht wirklich. Aber er ist auf jeden Fall um vieles wahnsinniger als je zuvor und erinnert damit eher an den Joker. Zu Wonder Woman lässt sich noch zu wenig sagen, denn die Figur hat einfach zu wenig Zeit, um hinreichend erklärt zu werden.

Inszenierung

Batman v Superman wirkt mehr wie eine Aneinanderreihung von gut inszenierten Standbildern denn wie ein kohärenter Film. Viele Szenen sind hübsch anzuschauen, viele Einstellungen optisch wirklich gelungen. Nur die Verbindungen zwischen diesen – gemeinhin „Story“ genannt – will nicht so recht passen.

Die Musik untermalt die gesamte Zeit über äußert bedrohlich und bedrückend, ja fast schon erdrückend, die Stimmung des Films. Nur beim ersten Auftauchen von Wonder Woman in Kostüm lockert sie kurz auf, verfällt dann aber viel zu schnell wieder in der gewohnten Monotonie.

Auch abseits der Musik und Optik bietet der Film wenig Lichtblicke. Alles muss finster und dreckig sein, Spaß darf auf gar keinen Fall aufkommen. Und so gibt es auch nur einen einzigen guten Lacher im Film. Ganz klar ein völlig anderes Konzept als Marvels eher leichtherzige Filme.

Für die Optik darf 3D natürlich auch nicht fehlen, ist hier aber ebenso nutzlos, wie es das in den meisten Filmen ist.

Erzählstil

Der Film beginnt sehr gelungen. Mit der schnellen Einführung von Batman als Charakter sowie der Wiederholung des finalen Kampfes von Man of Steel aus dessen Sicht legt der Film gekonnt und schnell einen guten Grundstein für seine Geschichte.

Aber so gut es beginnt, so schnell wird es auch sonderbar. Denn plötzlich schwebt Batman durch einen Schacht voller Fledermäuse gen Himmel. Ein Traum oder eine Vision nur. Und wäre es bei dieser einen geblieben, wäre das auch in Ordnung. Aber über den Film verteilt gibt es derart viele Träume und Visionen, dass der Zuschauer irgendwann beginnt, bei jeder neuen Szene nachzudenken, ob diese nun real ist.

Für die vorhandene Fülle an Inhalten nimmt der Film sich eine Menge Zeit. Zu viel. Denn so manche Szene hätte gekürzt oder komplett gestrichen werden können, um den Film auf eine erträglichere Länge zu bringen. Oder, besser noch, die verschiedenen Handlungsstränge entwirren und mehrere Filme daraus machen. Denn für die eigentliche Kernhandlung sind viele Szenen einfach nicht wichtig, für die Entwicklung der Figuren für weitere DC Extended Universe-Filme (kurz: DCEU) hingegen schon.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Film ist in 3D produziert worden. Außerdem ist er mit 150 Minuten ziemlich lang. Zwei Dinge, die von Kinos gerne mit Aufpreisen bedacht werden. Dadurch liegt eine Kinokarte mindestens im zweistelligen Bereich, in vielen Kinos vermutlich eher im Bereich 14 – 15 EUR. Eine Menge Geld für ein Machwerk dieser Qualität. Zumal relativ wenige dieser 150 Minuten tatsächlich auf den titelgebenden Konflikt entfallen.

Bonus/Downloadcontent

Als wäre der Film nicht schon lang genug, gibt es auch noch herausgeschnittene Szenen, die irgendwann in einer 30 Minuten längeren Fassung wieder eingefügt werden sollen. Die erste davon gibt es bereits jetzt kostenlos im Netz zu finden und sie spielt ziemlich zum Ende des Films.

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Fazit

Filme im DC Extended Universe dürfen offenbar keinen Spaß machen. Denn die finstere Stimmung von Man of Steel findet sich auch in Batman v Superman deutlich wieder. Ebenso morden sich hier weiter Helden munter durch die Geschichte, die in den Comics niemals jemanden töten würden. Und eigentlich geniale Schurken verkommen zu wahnsinnigen Karikaturen. Wo Heath Ledgers Joker den Charakter nachvollziehbar machte, schafft Jesse Eisenbergs Lex Luthor das genaue Gegenteil. „The worlds greatest detective“ Batman ist hier ebenso nicht in der Lage, einfach mal zuzuhören und Schlüsse zu ziehen, wie Superman nicht in der Lage ist, eine wichtige Person im richtigen Moment zu finden. Und wo die Stimmung noch Geschmacksache ist, ist die Geschichte ganz objektiv betrachtet einfach hanebüchen. Darüber können auch die guten aber viel zu wenigen Actionszenen nicht hinwegtäuschen.

Am Ende bleibt also ein Film übrig, der vielleicht notwendig war, um die folgenden Filme des DCEU anzustoßen. Aber auch die Andeutungen in Richtung der kommenden Filme sind so ominös und für die Geschichte dieses Films absolut unnötig, dass man ihn auch als Reihe von Youtube-Videos mit den wichtigen Szenen hätte abhandeln können. Denn genau so wirkt die „Vorstellung“ der weiteren Charaktere Flash, Cyborg und Aquaman. Und die Andeutung des großen Gegners am Ende des Films ist so vage, dass man sie auch hätte weglassen können.

Daumen2maennlichNeu

Artikelbilder: Warner Bros.

 

11 Kommentare

  1. Ich fand Man of Steel eigentlich ziemlich gelungen, das war mit der erste gute Superman im Fernsehen (vlt. abgesehen von Smallville).
    Aber Geschmäcker sind halt verschieden. Mich hat der Film jedenfalls mehr unterhalten als der ganze Marvel-Einheitsbrei der letzten Zeit …

  2. Kann diese Kritik nicht verstehen. Ich fühlte mich als Comic-Enthusiast sehr gut bedient und die Visionen verweisen klar auf den weiteren Plotbogen, den man als Fan schon erahnt. Kein Mavel-Comedy-Kram, das stimmt. Aber das hätte mich auch enttäuscht.

  3. Ich verstehe die Kritik auch nicht. Lex Luthor fand ich nicht so wenig nachvollziehbar. Ich bin froh, dass der Film nicht nur aus Actionszenen und Bildern aus der Wackelkamera bestand. Mir gefiel die Charakterzeichnungen. Fröhlich muss für mich ein Film mit Batman bestimmt nicht sein. Das gab es als Serie in den 60ern. Ja, es gibt bessere Superheldenfilme. Dennoch ist er für mich längst nicht so schlecht wie Du ihn findest.

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