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In meiner Kolumne „Die letzte Seite“ möchte ich in regelmäßigen Abständen Schlaglichter auf Phantastik und Co. werfen. Heute geht es um das Nehmen, und zwar ohne dafür zu bezahlen: die Piraterie digitaler Werke.

Ich bin Baujahr 1985. Während meiner Jugend entfaltete sich das Internet, mit all seinen Möglichkeiten, wie ein zartes Pflänzchen. Tauschbörsen tauchten das erste Mal in meiner Wahrnehmung auf. Dabei dürfte der prominenteste Name aus der damaligen Zeit Napster sein, vielleicht auch wegen der Auseinandersetzung, die Metallica mit dieser Plattform führte. Tauschbörsen, das hieß nichts anderes, als kostenlos Zugriff auf die neuesten Sachen zu haben. In erster Linie galt das für Musik und Filme. Schnell wurde mir damals bewusst, dass man im Grunde alles im Internet finden konnte, wenn man nur wusste, wo man suchen musste. Und irgendwie war es eine coole Sache. Als Teenager hatte man ohnehin nie genug Geld für alles, was man so haben wollte. Ich bin der Überzeugung, es ging den meisten Jugendlichen meiner Generation so. Vielleicht auch überspitzter: Ich glaube die meisten Leute, die sich heute im Internet herumtreiben, hatten schon einmal mit illegal erworbenen Daten zu tun.

Als Metallica damals Napster vor Gericht zerrte (und gewann) war der erste Impuls in mir, das ungerecht zu finden. Wieso wollte man mir die Möglichkeit nehmen, kostenlos an Musik zu kommen? Metallica hatte in meinen Augen schon genug Geld gemacht und sollte sich mal nicht so anstellen.

Damals und heute

Man bemerkt meinen jugendlichen Leichtsinn hinter diesen Annahmen. Einerseits waren mir die Dimensionen der Tauschbörsen im Internet gar nicht richtig bewusst und ich hatte auch gar keine Vorstellung vom dazugehörigen Datenaufkommen oder dem sich daraus ergebenden finanziellen Schaden. Andererseits war Napster ja nur ein Phänomen von vielen. Metallicas Kreuzzug gegen diese Musiktauschbörse hat die Piraterie von Daten nicht zum Erliegen gebracht, sie verlagerte sich nur.

Zum ersten Mal wurde mir jedoch bewusst, dass es offenbar Regeln im Internet gab. Sicher hatte man vorher gewusst, dass das Abgreifen solcher digitaler Daten illegal ist – aber erst mit der Auseinandersetzung zwischen der Band und der Tauschbörse wurde mir das mehr und mehr klar. In den Jahren darauf hörte man immer wieder von Abmahnungen und horrenden Strafen. Ja, das sensibilisierte, änderte aber überhaupt nichts an den Zuständen. 2016 sind Tauschbörsen, bzw. ihre Nachfolger, immer noch Teil des Internets und der Datenklau ist dank besserer Internetverbindungen sowie höherer Kapazitäten noch einmal einfacher geworden.

Natürlich ist die Mentalität heute eine andere, auch dank großartiger Flatrate-Angebote wie Spotify, Netflix und Co. Für kleines Geld bekommt man dort bereits Zugriff auf eine große Auswahl an Filmen und Musik. Vielleicht ist das ein Modell der Zukunft und der Versuch Preise so zu gestalten, dass man der Piraterie Herr werden kann.

Trotz der Veränderungen muss man eines festhalten: Die Piraterie wird im Grunde immer noch als Kavaliersdelikt angesehen. Digitale Daten – also etwas nicht Stoffliches – zu stehlen, ist eben etwas anderes, als einen tatsächlichen Gegenstand zu entwenden. Die Hemmschwelle der Straftat ist geringer. Die mutmaßliche Anonymität des Internets gepaart mit der Annahme, dass das doch sowieso alle machen, scheint verlockend zu sein. Denn wie groß ist die Chance erwischt zu werden, wenn es allein in Deutschland gefühlt Millionen Menschen gibt, die entweder selbst digitale Daten stehlen oder davon schon einmal profitiert haben?

Ein subjektiver Blick auf die Szene

Was aber hat das alles mit der Phantastik zu tun? Auch in unserer Nische ist das Thema an der Tagesordnung, will ich meinen. Die Digitalisierung ist schnell vorangeschritten. Es ist recht leicht an die illegale Kopie eines Regelwerks oder aber eines Buchs zu kommen. Was man, im Falle von Regelwerken, früher mit einem Kopierer gemacht hat, ist heute nur einige Klicks und ein wenig Wartezeit entfernt. Gerade in der Rollenspielszene, so meine Wahrnehmung, sitzt das Geld nicht immer locker. Da ist der Sprung in die Illegalität womöglich verlockend.

Bevor jetzt jemand aufschreit: Ich weiß, dass es so gut wie jedes Regelwerk in den Weiten des Internets gibt. Je bekannter das System, je größer die Fancommunity, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, mehr oder weniger gute Kopien von Regelwerken zu finden. Aus diesem Angebot leite ich ab, dass es eine stete Nachfrage gibt.

Aber es sind ja nicht nur Regelwerke. Spätestens seit ich selbst als Autor unterwegs bin, fällt mir auf, dass es sich auch mit anderen Büchern so verhält. Früher konnte ich mir nicht vorstellen ein Buch am Monitor zu lesen, heute ist das, aufgrund der Entwicklung von Tablets und E-Books, anders. Werke, die es früher nur als Taschenbuch gab, sind mittlerweile digitalisiert und laufen damit auch Gefahr illegal bezogen zu werden. Wieder einmal macht die Gelegenheit Diebe: Warum soll ich Summe X für eine Datei ausgeben, wenn ich sie quasi problemlos, an anderer Stelle umsonst bekommen kann?

Wenn es dich dann selbst betrifft …

Wenige Wochen, nachdem mein erstes Buch, als Print wie auch digital, erschienen war, graste ich einmal auf gut Glück das Internet ab, weil mich interessierte, ob es wirklich schon seinen Einzug in irgendwelche Tauschbörsen gefunden hatte. Vorstellen konnte ich mir das damals kaum. Immerhin war ich ein bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannter Autor aus Deutschland. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwer eine illegale Kopie meines Buchs ins Internet stellen würde. Doch ich wurde eines Besseren belehrt: Ziemlich genau zwei Wochen nach Erscheinen meines ersten Buchs fand ich eine illegale Kopie im Internet.

Das löste zuerst Verwunderung, dann ein klein wenig Stolz und ziemlich schnell auch Bestürzung aus. Verwunderung darüber, dass es offensichtlich keinen Unterscheid macht, ob du Münter, Hennen, Hohlbein, King oder Rowling heißt. Stolz deshalb, weil ich mich an die Aussage von Jeff Bewkes, Chef von Time Warner, und damit auch zuständig für HBO, erinnerte, der einmal sagte, dass die illegalen Kopien von Game of Thrones (kurz: GoT) erst zur Popularität der Serie beigetragen haben. Dann aber kam die Bestürzung, denn man kann sich als frischgebackener Autor wohl überhaupt nicht mit einer Maschinerie wie GoT vergleichen. Je mehr ich über das Thema nachdachte, umso wütender wurde ich.

… bekommst du eine andere Problemsicht

Denn im Grunde ist es doch so: Die Leute bestehlen mich. Falls es noch nicht angekommen sein sollte: Wer glaubt, es sei einfach, als Autor allein vom Schreiben zu leben, der irrt sich. Bis man diesen Punkt erreicht – und da habe ich noch ein gutes Stück Weg vor mir – dauert es lange. Tatsächlich gibt es viele Kollegen, die die Schreiberei, wenn überhaupt, nur als Zubrot sehen. Als Taschengeld, wenn man so will, denn der normale Verlagsautor verdient an seinem Werk nur einen Bruchteil. Kostet ein E-Book vielleicht fünf Euro, geht der Großteil davon nicht in die Tasche des Erschaffers. Als Autor freue ich mich über jedes verkaufte Buch, auch wenn der Lohn dabei, verglichen mit normaler Arbeit, einem eher die Tränen in die Augen treiben kann.

Ein Buch zu schreiben ist Arbeit. Die Leute setzen sich mehrheitlich in ihrer Freizeit hin und versuchen eine spannende, zumindest interessante und lesenswerte Geschichte zu produzieren. Einige brauchen dafür Tage, andere Wochen und Monate, die nächsten wiederum Jahre. Zahllose Stunden fließen in die Produktion einer guten Geschichte. Sieht man als Autor dann am Ende eines Jahres, was für diesen Einsatz finanziell herumkommt, kann man schon einmal hysterisch zu lachen beginnen.

Ja, das ist ein vielschichtiges Problem, das sich über die Frage der Marktstruktur bis hin zur angemessenen Bezahlung erstreckt. Aber das sind andere Baustellen. Hier geht es darum, dass die Piraterie der Werke von Autoren dafür sorgt, dass der Schreiber noch weniger finanzielle Anerkennung für seine Arbeit bekommt, als es eh schon der Fall ist. Natürlich gibt es auch Autoren, die aus ideellen Gründen schreiben. Denen geht es, nach eigenen Angaben, gar nicht darum mit ihren Werken reich zu werden. Aber um Reichtum geht es vermutlich den Wenigsten. Es geht hier um Anstand. Wenn ein Autor seine Arbeit richtig macht, dann beschert er mir als Leser einige angenehme und spannende Stunden in denen ich in eine andere Welt abtauchen kann.

Eines aber muss deutlich gesagt werden

Man kann hier die einfache Rechnung aufmachen, indem man den Preis eines E-Books durch die Stunden teilt, die man sich damit beschäftigt hat. Schnell landet man bei irgendeinem Preis‑/Leistungsverhältnis. Und natürlich: Wenn ich als Käufer aus irgendwelchen Gründen enttäuscht wurde, dann darf ich mich darüber ärgern, mein Geld dafür ausgegeben zu haben. Aber so ist das nun einmal – Geschmäcker sind eben verschieden.

Wer schlechte Kauferfahrung als Grund dafür angibt, sich Bücher lieber illegal zu besorgen, ist auch nicht besser als der Rest. Denn es ist doch ganz einfach: Wer digitale Daten, egal ob E-Books, Regelwerke, Musik, Filme oder andere Formate klaut, ist dem Kreativschaffenden gegenüber nicht nur ein respektloser Straftäter, er richtet mitunter auch erheblichen Schaden an.

Artikelbilder: fotolia.de | Minerva Studio

 

44 Kommentare

  1. Bullshit. Ich kanns nicht mehr hören. Mal vom verständlichen Ärger des Autoren abgesehen und ohne Wertung des Bereitstellens von Raubkopien: eBooks gelten als elektronisch oder magnetisch gespeicherte Daten nicht als Sache im Sinne des § 242 StGB. Kein Diebstahl.

    Die restliche Diskussion führe ich nicht mehr. Das ist in Sachen Musik in den vergangenen Jahren erschöpfend durchdiskutiert worden. Da hat sich auch nichts geändert, nur weil die Digitalisierung in der Buchbranche anderthalb Jahrzehnte später ankommt und hier jetzt auch nochmal Mimimi gemacht werden soll.

  2. schöner artikel, manche sachen (wie got was mir neu ist, da es mich so nicht interessiert) wurden erst durch die produktpiraterie gross. sony playstation (die erste ). die verkäufe kamen erst so richtig in schwung wo das chipen einfach wurde und man die psx schon so kaufen konnte. plötzlich hatte jeder eine, wenn man fragte welche spiel kam nur “ keine ahnung, ich hab eine gechipte…“. für mich war das eher nie ein thema, da ich denke das es einem den spass nimmt. wenn man sich 10 spiele kostenlos zieht spielt man alle nur an, weil man jedes mal probieren will, das gleiche gilt für musik. wenn man etwas kauft und nicht mag, dann hat man die möglichkeit es immer noch zu verkaufen. dies geht bei digitalen sachen leider nicht, deswegen bevorzuge ich heute noch CDs, DVDs, Bücher etc.

    • es stimmt schon….jeder hatte eine mit nem Chip drin… aber keiner wusste dann was für games er eigentlich hatte. War bei mir nicht ganz so extrem … hatte ne gechipte (wer sagt „ich nicht“ lügt!) aber trotzdem wenig „sicherungskopien“… meine Sicherungskopie von FF7 wurde dann durch eine originale ausgetauscht :-) …meist waren das bei mir NTSC versionen die ich so spielen konnte

    • ahhh du reißt wunden auf, meine war auch gechipt, aber wegen den importen. wer einmal tekken 3 ntsc und pal gespielt hat, weiß warum :D seit dem bin ich kein fan von sony. importe verbieten wollen, weil deswegen die pal anpassungen schlecht werden, da sie sich nicht mehr lohnen, aber die raubkopien schön ignorieren, weil es den hardwareverkauf wie bekloppt angekurbelt hat…

  3. Ich hab mir durchaus diverse Regelwerke digital besorgt… aber bisher nur von Werken, die ich in real auch besitze.
    ZB die V20 und W20 – da hab ich die digitalen Funde nach dem realen Kauf genutzt, um beim Kopierladen eine gebundene Kopie anfertigen zulassen. auf die Weise können sich die hochwertigen Bände in meiner Vitrine mit Staub rumschlagen…
    und nutzen nicht bei Wind, Wetter und täglichem Gebrauch ab.

    Ebenso bei den Bread Büchern der alten WoD. Ich hatte sie damals gebraucht gekauft. Zt arg lädiert. Da fand ich es legitim (da eben legal besitzend) sie digital noch zuzulegen…

    Was ich eher wenig verstehe, dass man auh für digitale Zweitdateien inzwischen nochmal zahlen soll.
    Wenn man sonst die Werke nicht hat ok, aber mit welcher Legitimation wird ein Besitzer der Werke für die Sicherheitskopie nochmal geschröpft :P

    Ansonsten – wenn mir was gefällt teste ichs auf ner Con und wenns mir danach noch gefällt freut sich Sigmar in Bochum :D

    aber ich stimme zu: Diebstahl ist Diebstahl

  4. Hm.
    Es gibt da die Herausforderung das es kein Diebstahl ist sondern eine illegale Kopie. Was meines Erachtens doch ein Unterschied darstellt.
    Ebenso wie das eine illegale Kopie durchaus nicht heißt das man das Werk ohne die (Möglichkeit zur) Beschaffung andernfalls gekauft hätte.

    Zumal zum letzten Punkt. Wenn man ein schlechtes Werk erhält ist man als Käufer ziemlich, naja, hart gesagt, gearscht. Man hat Geld für Zeug ausgegeben das es nicht wert war, man unterstützt da jemanden der Mist gemacht hat und wenn man sich dann noch darüber äußert wird man als Troll und anderes beschimpft wenn es der Autorenseele zu nahe geht.
    [Auf Steam kann man immerhin mittlerweile seine Reinfall-Einkäufe zurück geben]

  5. So lange sch die Vertreiber mit Restriktionen selber in den Fuß schießen, wird Raubkopiererei nicht zurück gehen. Für alle Restriktionen gibt es einen weg drumherum. Aber die meisten Leute sind zu faul und klauen dann das Werk.

  6. Die Annahme dass jeder Download einer illegalen Kopie mit einem Kauf gleichzusetzen ist, ist fehlerhaft. Oftmals gibt es das Problem, dass nur unzureichendes Material gibt um sich selbst ein Bild zu machen ob das Werk welches man kaufen möchte, wirklich das Geld wert ist. Also sollte ein potentieller Käufer wirklich sein Geld verprassen für ein Werk welches sich zwar gut anhört aber dann nicht seinem Geschmack entspricht? Die Kopien die es im Netz gibt helfen ihm dabei einen fundierten Kauf zu machen, denn er hätte das Buch ohnehin nicht gekauft wenn es ihm nicht gefallen hätte.

    • @Felix: Laut einer Studie der Musikindustrie, sind diejenigen, die Werke herunterladen, diejenigen, die Künstlern am meisten zahlen.¹ Es ist für das Einkommen von Künstlern egal, wie viele „Schafe“ es gibt: Das einzige, was zählt, ist, wie viele Leute kaufen. Wenn durch 100 Kopien ein weiterer Verkauf dazukommt, ist das Netto ein Verkauf mehr. Sicherste Abschätzung: Wie viel wird insgesamt für die entsprechende Art von Werken ausgegeben? Bei Musik geben Tauschbörsennutzer fast 50% mehr Geld für die Werke aus. Das entspricht bis zu 50% zusätzlichen Künstlern, die von ihren Werken leben können (solange das Geld bei den Künstlern bleibt).

      ¹: „Tauschbörsennutzer geben fast 50% mehr Geld für Musik aus“: http://www.draketo.de/deutsch/tauschboersennutzer-geben-mehr

    • Da ich keine PDFs mag und lieber alles zum angreifen vor mir habe, lade ich nur PDFs, wenn ich a schon sehnsüchtig etwas erwarte es allerding ewig braucht (wie Only War), b etwas sehnsüchtig erwarte allerdings noch sparen muss um die überteuerte gebrauchte ausgabe zu kaufen (wie bei augmention) oder c ich es schon habe allerdings einem freund borgte und der am arsch wien wohnt und ich trotzdem was nachgucken muss (wie bei schattenläufer)

  7. Ich kaufe nicht digital, weil mir dann die Möglichkeit des Gebrauchthandels fehlt. Das hassen Verlage und Autoren zwar auch wie die Pest (weil nix neues verkauft wird und kein Geld an diese Leute fliesst), aber das ist mir wumpe. Die Wertschöpfung für dieses eine greifbare Produkt wurde bereits an den Verlag bezahlt, wieviele es danach benutzen muss dem Verlag scheissegal sein.

  8. Grundlegend stimm ich mit dem Grundtenor überein. Kopieren ist scheisse, weil der Schaffende eh schon viel zu wenig bekommt, ABER:
    Früher habe ich mir ein Buch oder, wie hier angesprochen, ein Regelwerk leihen können von einem Freund, der es hatte. Es war total üblich, dass man Medien geteilt hat. Hab ich ein Buch fertig, kann es jemand anderes lesen. Das war immer ein Geben und Nehmen. Im Digitalen Zeitalter ist das nicht mehr möglich. Die einzige Person, mit der ich Bücher tauschen kann (ja, ich lese gern aufm Kindle, weil es nunmal klein, leicht und robust ist), ist meine Frau dank „Family-Verknüpfung“. Nicht, dass die Einschränkung hier, das klauen dort besser macht, aber so lange Unternehmen ihre Möglichkeiten dafür einsetzen solche Strukturen zu unterbinden, müssen sie einfach damit rechnen, dass die Leute einen Weg drumherum finden!

    • Dazu kommt noch, dass um diese Begrenzungen umzusetzen, der Verlag mehr Kontrolle über dein Gerät haben muss als du selbst. Sie nehmen sich das Recht heraus, zu bestimmen was dein Gerät mit den Dateien macht, die du gekauft hast. Und das heißt fundamental auch, dass das Gerät nicht mehr unter deiner eigenen Kontrolle stehen kann: Dein Lesegerät gehorcht zuerst den Verlagen und danach erst dir. Deswegen ist für mich etwas, das ein DRM-System¹ nutzt, bis auf ganz wenige Ausnahmen² unkaufbar.

      ¹: DRM: Digitale Rechteverwaltung. Der passendere Name ist „Digitale Rechteminimierung“, weil es genutzt wird, damit du selbst weniger mit den Dateien machen kannst, als du es ohne das System könntest.

      ²: Genauer: Eine Ausnahme: Starcraft. Aus historischen Gründen.

  9. Gesetze, die man nicht kontrollieren oder verfolgen kann, kann man sich auch gleich sparen, bzw. müssen dringend überarbeitet werden. Das hat nichts mit Unrechtbewusstsein zu tun sondern ist einfach in der Psyche des Menschen. Wer hält sich denn zum Beispiel an Geschwindigkeitsbegrenzungen? – Das macht man in der Regel nur an fest installierten Blitzern.

    Die Branche muss also genau so darauf reagieren, als ob diese Gesetze nicht existent seien. Die Computerspiele-, Filmi- und die Musikindustrie haben bereits reagiert. Größere Publisher vertreiben ihre Spiele über eigene Downloadplattformen, kleinere über Steam, fast alle Spiele verfügen über große Onlineangebote, wodurch die Publisher Kontrolle über die Spiele behalten und illegale Kopien leicht erkennen. Musik und Filme sind online sehr günstig erhältlich, spätestens durch Streamingdienste.

    Die Verlage und Vertriebsdienste der Buchwirtschaft muss ebenso reagieren. Und meiner Meinung nach wird das auch das Ende der Buchpreisbindung bedeuten, denn die ist im Moment für viele innovative Ideen ein Hindernis (Beispiel: Jedem Buch einen Downloadcode für ein E-Book beilegen). Kindle ist da ein Service, der in die richtige Richtung geht, nur braucht dieser Dienst noch ordentliche Konkurenz, damit er nicht die Bedingungen diktieren kann, wie er es jetzt macht.

  10. Felix Münter muss sich zunächst einmal gefallen lassen, dass man sein „Diebstahl bleibt Diebstahl“-Argument schon deswegen nicht ganz ernst nehmen muss, weil es seinem persönlichen Geldbeutel zu gute kommt. Zumindest nach seiner eigenen Argumentation nimmt man ihm Honorar weg, dass er ohne ungenehmigte Kopie sonst eingenommen hätte – was aber sicher nur in Anteilen stimmt.
    Aber es ist nicht verwerflich, seinen eigenen Vorteil zu verteidigen. Man muss sich nur bewusst sein, dass man dabei Gefahr läuft, wichtige Details zu übersehen.
    Das Konzept von Urheberrecht und der Anspruch für eigene Werke finanziell honoriert zu werden, ist geschichtlich ziemlich neu. Das Konzept von Eigentum ist viel älter, während die meisten Texte, Kunstwerke und Lieder viele Jahrtausende ohne Schutz vor Nutzung, Kopie, Veränderung oder auch ohne Nennung des Urhebers auskamen. Erfunden wurde das Urheberrecht erst als Publikation häufig genug wurde, um ein Geschäft zu sein, aber noch teuer genug war, um eine Investition zu sein. Da musste dann ein Investitionsschutz für das Geschäft erfunden werden, und das hat viele gute Errungenschaften beflügelt.
    Ob das Urheberrecht aber genauso bedeutsam ist und bleibt, wie das Recht auf persönliches Eigentum, da habe ich meine Zweifel – auch als Urheber. Das Urheberrecht begünstigt ja in erster Linie nicht die Urheber, sondern die Verwerter. Das Urheberrecht ist kein Recht auf angemessene Entlohnung der Kreativen. Kein noch so geniales Werk hat per se Anspruch auf Vergütung – es besteht nur ein Anspruch auf Anteil am Verwertungserfolg. Die knappe Ressource ist eben nicht die Kreativität der Urheber – die knapp Ressource ist die Zahlungsbereitschaft der Kunden. Eine strengere Durchsetzung des Urheberrechts oder ein weniger kopierfreudiges Publikum führen nicht zwangsläufig zu mehr Einnahmen der Kreativen.
    Die Herausforderung ist, ein Geschäftsmodell zu finden, das zu einer erschöpfungsfrei verfügbaren Ressource (Unterhaltung, Wissen, Kunst) immer noch zahlungswillige Kunden generiert. Und jemanden einen Dieb zu nennen, macht ihn in der Regel nicht zahlungswilliger.

    • Das ist schön gesagt, aber leider auch ein wenig am Thema vorbei. Denn – ja, das Urheberrecht ist recht neu. Gelten tut es aber dennoch, zusammen mit den daran hängenden Gesetzen zum Schutz von kommerziellen Veröffentlichungen – eine historische Begründung hat daher für die Gegenwart wenig Relevanz (Menschenrechte sind geschichtlich gesehen ja auch recht neu und trotzdem eine gute Sache). Wenn Herr Münter hier schreibt, dass diese Kopien seiner geschäftlichen Existenz schaden, dann hat er damit absolut recht – im moralischen Sinne, wie im gesetzlichen. Ob sinnvoll oder nicht interessiert den Gesetzgeber wenig – der Sachverhalt ist und bleibt strafbar. Die Tatsache, dass Herr Münter davon direkt betroffen ist ändert am Sachverhalt wenig und gibt dem Ganzen in meinen Augen eher einen nachvollziehbaren persönlichen Touch.

      Zustimmen tue ich zum Teil Ihrer Aussage, dass natürlich Geschäftsmodelle auf die Medien- und Konsumlandschaft abgestimmt werden müssen.Wer in der heutigen Zeit ein Buch herausgibt und glaubt damit „einfach so“ Erfolg zu haben, der hat einfach schlechtes Marketing betrieben (nicht, dass ich das Herrn Münter an dieser Stelle vorwerfen möchte). Und lange nicht jeder hat Erfolg, nur weil er gerne Erfolg hätte – daran sind lange nicht nur die bösen Raubkopierer Schuld, das sollte jedem klar sein. Aber ein Konzept allein reicht auch nicht aus. Gleichfalls muss auch bei den Konsumenten ein sinnvolles Wertgefühl vorhanden sein – und genau hier hapert es leider großflächig.

      Fakt ist: Sobald ein Künstler (oder Anbieter irgendeiner anderen Form) sein Werk kommerziell auswertet gibt es für den Konsumenten genau zwei Möglichkeiten: kaufen oder es bleiben lassen. Es ist eben nichts umsonst im Leben.
      „Stimmt nicht!“ werden einige jetzt sagen, es gibt genügend Künstler, die ihre Werke frei anbieten. Und recht haben sie – aber das sind meist Hobbykünstler, die ein anderes Einkommen haben (oder viel Freizeit) und nicht von ihrer künstlerischen Arbeit leben müssen. Wenn also man nichts zahlen möchte, so stehen einem hier zahllose Türen offen, man ist nicht auf illegale Kopien angewiesen.

      Gibt es denn eine Lösung für diese Misere? In meinen Augen gibt es die:
      „Dann eben nicht“ – das sind die Worte, die an Wert gewinnen müssen. Alles immer sofort zur Verfügung zu haben, entwertet enorm und macht die Unterscheidung von Gutem und Schlechten deutlich schwieriger. Was habe ich (Jahrgang 1978) als Jugendlicher gefiebert und gespart, um mir das neue Springsteen-Album kaufen zu können. Als ich es dann endlich in Händen hielt – unbezahlbar. Nein, ich mochte nicht alle Songs, aber es war – im wahrsten Sinne des Wortes – wertvoll. Dieses Wertverständnis ist es, dass die Lösung bringt – nicht irgendwelche Verbote oder strengere Gesetze. Wenn man etwas schätzt, ist es etwas wert – und gehört entlohnt. Wenn man sich nicht sicher ist, dann gibt es zahllose Möglichkeiten sich zu informieren – will man das Risiko danch immer noch nicht eingehen – dann eben nicht.

      Diese Lösung ist nicht einfach, denn sie hat einen sehr persönlichen Ansatzpunkt: Jeder muss selbst ein Mindestmaß an Verständnis und Entscheidungsfähigkeit zeigen. Aber meiner Erfahrung nach (ich kaufe meine Musik/Filme/Bücher ohne Ausnahme) ist es keine schlechte Sache ab und an mal etwas Rückgrat beim Konsum zu zeigen. Spart auch die Kosten vom Abmahn-Anwalt.

    • @LARS: Die Argumentation von Björn trifft das Thema exakt. Felix hat nämlich nicht vom rechtlichen Aspekt gesprochen (Urheberrechtsbruch), sondern von Diebstahl, wegnehmen, klauen, usw. — alles emotional aufgeladene Worte, die mit physischem Eigentum zu tun haben und den Eindruck erwecken, es wäre nach dem Kopieren etwas weg.

      Um das zu entzaubern: Nehmen wir an, ich breche das Urheberrecht, indem ich etwas verbotenerweise kopiere. Es begeistert mich so, dass ich es einen Monat später kaufe. Hat irgendwer irgendetwas verloren? Ginge es ums Eigentum, hätte einen Monat lang jemand das Werk nicht nutzen können. Das ist hier aber nicht der Fall: Ob ich es heute kopiere und in einem Monat kaufe, oder ob ich es in einem Monat kaufe und vorher nicht habe, macht für niemanden außer mich einen Unterschied.

      Ob es der kommerziellen Existenz von Autoren schadet, wenn etwas kopiert wird, ist auch fraglich (die Geschichte der Musikindustrie zeigt das Gegenteil: Was der Musikindustrie nennenswert geschadet hat, war die Einführung des iTunes Music Store, über den Apple anfing, einen Teil der Gewinne abzugreifen).

      Dein Ansatz „dann eben nicht“ würde der kommerziellen Existenz von Autoren übrigens recht wahrscheinlich schaden, und es würde die kulturelle Teilhabe massiv schädigen, weil du den Großteil der Schüler, Aufstocker und ALGII-Bezieher von der geschaffenen Kultur ausschließen würdest (es sei denn, du lässt Bibliotheken zu, aber warum dann überhaupt von Wertschätzung reden, wenn Leute am Ende doch gratis dran können?).

      Und das sind die Leute, die später zu Fans werden — und Künstlern Geld bezahlen.

      Es gab ein Interview mit einem Spielehersteller, der gefragt wurde „würdet ihr euer Spiel statt für 50$ auch für 20$ verkaufen, wenn ihr damit insgesamt mehr Geld verdienen würdet?“ Die Antwort war, sinngemäß: „Nein, dann würden die Käufer das Spiel nicht ausreichend wertschätzen“.

      Für diese Entscheidung sind vermutlich einige Leute arbeitslos geworden. Er hat sich nicht daran orientiert, wie Künstler Geld verdienen können, sondern sein Monopolrecht zum Kontrolle des Werkes genutzt, um seine Beschäftigten und seine Fans beiderseits zu schädigen. Selbstschädigende Ideologie.

  11. Gerade im Bereich Rollenspielbuch ist meines Erachtens die hohe Qualität der gebundenen Bücher ein Problem. Ich hätte mindestens 3x so viele Regelwerke und Hintergrundmaterialien, wenn denn nicht jedes Buch erst mal 40€ und mehr kosten würde.
    Macht Taschenbücher, die kann man für 15€ verhökern. Ich will keine Hochglanzpapier, keinen 4-farb Druck und keine geprägten Umschläge. Ob Traveller, DSA1 oder „Classic“ D&D – die sind alle ohne aufwendige Buchbinderarbeit ausgekommen und haben daher keine (umgerechnet) 80+ DM gekostet.

  12. Ein schöner Beitrag zum Thema Urheberrecht – man merkt dem Ganzen zwar subjektiv doch die Frustration des Autors an, aber ich denke, das auch völlig zurecht.
    Natürlich wird hier ein Aspekt kaum beachtet, nämlich, dass es bei Urheberrechten oft nicht um das Recht des ursprünglichen Erschaffers am eigenen Werk geht, sondern um das der Vermarkter. Trotzdem ist es mehr als verständlich, dass es nicht schön ist zu sehen, wenn eigene Werke einfach so weiter gegeben und verwertet werden, oft auch noch ohne Angabe des ursprünglichen Schöpfers (gerade bei Kunst).
    Ich selbst schreibe zwar nur als Hobby, aber ich weiß, wie lange es dauert eine Geschichte zu konzipieren, Details auszuarbeiten, Handlungsstränge zu verflechten, auf die Sprache zu achten und so weiter. Es steckt wahnsinnig viel Mühe hinter jedem geschriebenen Werk und der Gedanke, dass jemand das einfach so klauen und verbreiten kann, wie es ihm passt, würde mir auch nicht gefallen. Selbst wenn es einem nicht darum geht Geld damit zu machen, dann ist es doch kein schönes Gefühl zu sehen, wie respektlos da etwas behandelt wird, in das der Autor sein Herzblut steckt.
    Das Argument, dass Jugendliche ja oft eh nicht genug Geld für alles Mögliche haben stimmt natürlich – aber ich kaufe mir Bücher, seit ich lesen kann und auch heute noch ist es mir die gedruckte Ausgabe wert, dass ich mal 20€ in etwas investiere, das mir dann mit etwas Glück ein wundervolles Leseerlebnis beschehrt. So etwas tut man, weil man Respekt vor dem Autor hat, der sich die Mühe macht einem so etwas Tolles wie ein Buch zur Verfügung zu stellen. Sich dann hin zu stellen und einfach alles zu verbreiten, zu kopieren und immer billiger und noch billiger zu machen ist einfach menschlich etwas, das ich nicht nachvollziehen kann.
    Wenn man etwas gerne lesen/hören/anschauen möchte, dann kann man dafür auch zahlen. Es ist schließlich nicht so, dass es sich um Unsummen handeln würde. Notfalls gibt es auch immer noch Flatrate-Angebote, oder so etwas Komisches wie Bibliotheken, die oft gar keine schlechten Bestände haben. Es gibt also wirklich keinen respektablen Grund warum man es sich nicht leisten können sollte ehrliche Arbeit und Hingabe auch mit ehrlichem Interesse zu beantworten. Insofern: Guter Artikel!

  13. Die digitalisierung bedeutet nur das ich deutlich weniger Leute mit Ordnern von photokopierten Büchern sehe. Heute kauft einer eine pdf und teilt die, früher rannten alle Bekannten damit in den copyshop

  14. Der Artikel geht stark ins emotionale, baut allerdings auf ein paar Ungereimtheiten auf:

    > Hier geht es darum, dass die Piraterie der Werke von Autoren dafür sorgt, dass der Schreiber noch weniger finanzielle Anerkennung für seine Arbeit bekommt, als es eh schon der Fall ist.

    Diese Aussage wird getroffen, aber nicht belegt. Es gibt viele Rechnungen, nach denen angenommen wird, dass jede Kopie auch gekauft worden wäre. Seriöse Untersuchungen kommen allerdings eher auf das Gegenteil: Dass Leute, die kopieren, mehr Geld für Werke ausgeben als Leute, die nicht kopieren.

    Belege aus dem Musikbereich:
    http://www.draketo.de/deutsch/p2p/licht/studie-p2p-auswirkungen-von-tauschboersen-nicht-von-null-unterscheidbar
    http://www.draketo.de/deutsch/tauschboersennutzer-geben-mehr

    > „stehlen“, „wegnehmen“, „klaut“

    Das impliziert, dass jemand danach weniger hat. Diese Annahme gilt aber nur, wenn das Werk gekauft worden wäre. Was also weggenommen wird ist der Erwartete Gewinn. Die Wortwahl impliziert, dass der Autor einen Anspruch auf das Geld eines Anderen hat, selbst auf nicht existentes Geld. Wenn ich also kein Geld habe, um ein Werk zu kaufen, dann hätte ich nach dem Lesen Schulden.

    Als längeren Beleg gibt es einen Antwort auf einen Beitrag des Deutschlandfunks: http://www.draketo.de/licht/politik/leserbriefe/geistige-werke-koennen-nicht-weggenommen-werden-kein-eigentum-monopol

    Um tiefer ins Konzeptionelle zu gehen: Die Wortwahl bedeutet auch, dass das Urheberrecht als wichtiger angesehen wird als wirklicher Besitz. Durch das Urheberrecht wird die Handlungsfreiheit der Leute beschränkt, die eine Kopie des Werkes haben — es wird also Besitz entwertet. Hintergrund: http://www.draketo.de/licht/politik/patentrecht-bricht-urheberrecht-bricht-eigentum

    > richtet mitunter auch erheblichen Schaden an

    Im Vergleich dazu, wenn jemand sich einfach eins der alten Bücher genommen und es nochmal gelesen hätte, wo ist der Unterschied? Nehmen wir dafür an, du wüsstest nicht, dass er sich das Buch heruntergeladen hat.

    Was, wenn jemand einfach kein Geld hat? Er oder sie kann dann keinerlei Schaden anrichten, denn es gäbe ja in keinem möglichen Szenario irgendetwas, dass der Autor bekommen könnte.

    Im Endeffekt ist der einzig mögliche Schaden, dass Wettbewerber bevorteilt werden, die stattdessen das Geld bekommen — zum Beispiel Klingeltonhersteller oder ein AppStore. Und auch das gilt nur, wenn Leute das Geld umverteilen, und nicht einfach kein Geld zu verteilen haben.

    Um das jetzt mal mit persönlicher Erfahrung zu beantworten: Ich nutze seit über eineinhalb Jahrzehnten Tauschbörsen. Darüber habe ich z.B. die Musikrichtung gefunden, die ich liebe (Filk) und von der ich jedes Jahr mehrere CDs kaufe.

    Heutzutage unterstütze ich Webcomic-Autoren, Musiker, Journalisten und Rollenspielautoren über Patreon (auch Teilzeithelden), finanziere die Taz über ein Online-Abo und kaufe für nicht unwesentliche Summen Rollenspiel-PDFs.

    Um die Band Wise Guys zu zitieren:

    > „Und wie viele sind hergekommen, weil sie von einem Freund eine Platte gebrannt bekommen haben? Also: Bitte empfehlt uns weiter!“

    Künstler brauchen genügend Fans, die ihnen Geld geben wollen und können. Alles andere ist Nebensache.

    • Ich finde schon die gewählte Formulierungen des Artikels ziemlich daneben. Von Diebstahl kann keine Rede sein. Man kommt sich vor wie bei dem grenzwertigen Filmbranchenwerbespot, der auf vielen meiner alten DVDs noch drauf ist, und zu dessen Abspielen das Gerät auch noch genötigt wird. Es klingt auch zehn Jahre später nicht überzeugender sondern einfach nur platt. Wer illegal kopiert, muss sich den übrigens nie ansehen. Ich habe den von meinem Geld mitfinanziert. Ich hoffe, die Urheber danken es mir.

      Ansonsten wurde im Kommentarteil Vieles gesagt, dass ich auch so sehe und hier nicht wiederholen will, gerade auch von Arne.

      Der Interessenkonflikt hinter dem Artikel geht meiner Meinung nach nicht weg, nur weil es eine Kolumne ist.

  15. Urheberrecht ist ein Monopolrecht, das für einen bestimmten Zweck gewährt wird: Die Förderung der Schaffung und Verbreitung kultureller Werke.

    Die Öffentliche Bibliothek ist im Kern nichts anderes als eine Tauschbörse. Sie bricht das Monopol der Urheber auf, um kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Sie ist nur weniger effizient.

  16. Um das vielleicht mal zu klären: Downloaden ist kein eigentlicher Diebstahl im Sinne des Gesetzes, aber egal welche klugen Argumente hier gebracht werden, es ist illegal. Denn das Angebot eines urheberrechtlich geschützten Inhalts zum Download ist eine sogenannte „illegale öffentliche Zugänglichmachung“ (§19a UrhG) und auch die Vervielfältigung genannter Inhalte ist rechtswidrig (gemäß §16 UrhG). Die einzige Ausnahme ist die Anfertigung einer Sicherheitskopie, dafür muss ein rechtskräftiger Kaufbeleg des Selben Inhaltes zu Grunde liegen.

    Das kann man gut finden oder nicht, ist aber nun mal so. Und das kann nebenbei gesagt durchaus teuer werden. Je nach Anspruch und Veröffentlichungsbreite stehen bei Anzeige oder anwaltlicher Abmahnung Strafen zwischen 100 (privater Download von File Sharing Network) bis hin zu 1000 Euro plus (z.B. bei rechtswidriger Veröffentlichung eines Fotos in einer Zeitung oder auf einem Online Portal) ins Haus. Dazu kommt die Übernahme der Anwaltskosten durch den Verursacher, das sind auch meist noch mal 300-500 Euro.

    So ist die Rechtslage. Was jeder damit anstellt ist seine Sache.

    • Ich kann hier nicht klar erkennen, welche Teile deines Textes auf Herunterladen (downloaden) und welche auf Verbreiten.

      Zusätzlich unterschlägst du §44 bis §63 UrhG — die Schrankenregelungen. Zum Beispiel §53, der festlegt, dass Kopien von nicht offensichtlich illegal hergestellten oder verbreiteten Kopien zum privaten Gebrauch legal sind, oder §44a, der vorübergehende Kopien erlaubt, wie sie z.B. beim Streaming entstehen, oder wenn du eine Webseite besuchst. Laut Europäischem Gerichtshof ist inzwischen auch klar, dass bei Streamingseiten nur der Anbieter haftet, nicht die Nutzenden.

      Aber darum geht es bei den meisten der Kommentare hier nicht einmal, sondern um die moralische Argumentation im Text, für die rechtlich falsche Argumentationen als Stütze genutzt werden.

    • Um es klar zu machen: Öffentliche Zugänglichmachung eines Werkes ohne Zusage und ohne Vergütung der Rechteinhaber ist soweit ich die Rechtslage einschätzen kann nur bei verwaisten Werken legal, also bei Werken, deren Rechteinhaber nicht aufzufinden sind.

      (ob Mit-Verbreitung illegal ist, also z.B. beim Torrent mit-hochladen, allerdings nicht als ursprüngliche Quelle, ist nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes 2013 zum Streaming stark zu bezweifeln — das muss allerdings erst durch die Instanzen gehen, es könnte also sehr viel Aufwand und sehr teuer werden, Recht zu bekommen)

  17. PS: Es gibt fundierte Kritik an der Gratismentalität. Dafür müsste man z.B. die Auswirkung von werbefinanzierten Medien hinterfragen, die davon leben, dass sie die Kunden gezielt im Interesse anderer beeinflussen. Oder die Auswirkung davon, wenn Leute angegriffen werden, wie mit etwas idealistischem Geld verdienen wollen.¹ Dieser Artikel hier leistet das allerdings nicht. Stattdessen geht er dem typischen Strohmann des bösen Raubkopierers auf den Leim.

    Daher meine Bitte: Recherchiere den Artikel nochmal so gründlich, wie du ein Rollenspielregelwerk recherchieren würdest. Und dann veröffentliche das Ergebnis. Quellen, um die Recherche zu beginnen, sollte es in den Kommentaren inzwischen genügend geben.

    ¹: Dazu habe ich auch schon mal was geschrieben: „Der will ja nur Geld machen…“: http://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/der-will-ja-nur-geld-machen

    • Um vielleicht eine Sache deutlich zu sagen: Es handelt sich bei meinen Beiträgen hier niemals um einen Artikel im herkömmlichen Sinne. Es ist eine Kolumne und damit ein subjektiver Meinungsbeitrag. Es ist völlig legitim, mir dabei vorzuwerfen, dass ich Begrifflichkeiten falsch benutze oder eine verquere Problemsicht habe. Aber im Grunde bleibt es eben eine Kolumne :)

    • Dazu möchte ich provokant fragen: Ist, dass es eine Kolumne ist, eine gültige Ausrede dafür, Falschinformationen zu verbreiten?

      Ich frage provokant, weil es genau das ist, was der Artikel macht. Zusätzlich verankert er die Falschinformationen mit dem Mittel der Emotionalisierung.

      Ich habe nicht den Eindruck, dass das Absicht ist, sondern, dass du wirklich emotional reagierst. Das ändert aber nichts daran, dass es Falschinformationen sind. Und ich finde, dass man für veröffentlichte Texte zumindest soweit Verantwortung hat, dass man Falschinformationen richtigstellen sollte, wenn man die entsprechenden Informationen erhält.

      Du hast in den Kommentaren viele Informationen und Manöverkritik bekommen. Ändern sie deine Meinung oder die Begründung deiner Meinung? Wenn ja, wie? Wenn nein, wieso nicht? Das sollte meiner Meinung nach entweder in einen Nachsatz zum Artikel münden (nur wenige werden die Kommentare lesen), oder in einen neuen Artikel, der mit dem bisherigen verlinkt wird.

  18. Die Problematisierung von „Raubkopien“ wird im Artikel mMn zu einseitig geführt.
    Eine ausgewogene Betrachtung der Ressourcen, die im Spiel sind, hilft da mMn weiter.

    Hier modellhaft:
    Auf der Seite der „Produzenten“/Autoren: Arbeitszeit, Kreativität/Inhalte, Produktionskosten.
    Auf der Seite der Rezipienten: Aufmerksamkeit/Lebenszeit, Nutzen, Geldmittel.

    Was ist das Problem:
    Bei der Vielzahl an Texten, mit denen sich jemand beschäftigen kann, ist es für den Autoren wichtig erstmal Aufmerksamkeit und Interesse beim potenziellen Kunden zu wecken. Hier ist die Frage: Wie viel Vorleistung des Autoren/Verlags ist notwendig?

    Eine generelle Antwort darauf ist sicher nicht möglich.
    Denn: Wenn der erste Aufmerksamkeitsfunke beim potentiellen Kunden aufflammt, wie gelingt es das Interesse (und Lebenszeit) so zu binden, dass er dafür bereit ist dafür zu bezahlen?

    Bei den Kosten eines Produkts für den Kunden treffen wir auf zwei gegenläufige Phänomene:
    „Was nix kostet ist auf nix wert!“
    Die Begrenztheit der Ressource Geld.

    … sicherlich gilt aber: Je unbekannter ein Autor, Verlag, eine Band, … desto mehr Material braucht es, um Interesse zu binden und beim potentiellen Kunden eine Erwartung/Sicherheit zu generieren, die einen Kauf rechtfertigt.

    Modelle, die ich als gut empfinde berücksichtigen „Gegen Piraten hilft nur ein an den Kauf gekoppelter Mehrwert.“
    Lamentations of the Flame Princess (LotFP) zum Beispiel stellen ihr Rollenspiel-Regelwerk kostenlos zur Verfügung.
    Illustrationen gibt es aber nur beim käuflich erwerbbaren Produkt.
    Bei einem ebook-Roman könnte z.B. der freie Download in grauer Schrift gesetzt sein. Hyperlinks beim Hinhaltsverzeichnis fehlen, …

    „Pay what you want“ (pwyw) ist mMn auch ein sinnvoller Weg. James Raggi (LotFP) macht das immer wieder mit seinen Print-Produkten auf Rollenspiel-Cons. (Da würden mich tatsächlich die Zahlen interessieren. Sowohl Zahl der Verkäufe als auch die Spanne der Beträge.)
    Das Rollenspiel „Hero’s Journey“ gibt es als PDF als pwyw. Ich hab mir die für lau geholt … und jetzt, nachdem das als Printversion verfügbar war, gekauft. Ohne das (kostenlose) PDF hätte ich das sicher nicht oder erst viel später erworben.

    Was ich mir bei Video-Portalen wünschen würde:
    Nach dem Schauen per pwyw bezahlen zu können. Dann kann „kostenlos“ einen Film, den ich blöd/ärgerlich/… fand, abbrechen oder bezahlen, was mir das „Einmal-Schauen“ wert war. Ich kann den Film mehrmals streamen oder auch als DVD/BlueRay käuflich erwerben, wenn ich ihn toll fand. Auch hier fände ich es angemessen nicht in bester Qualität schauen zu können.

    Ganz knapp formuliert:
    Die vielleicht beschränkteste Ressource heute ist Aufmerksamkeit. Insofern sollte ein Autor eher froh darüber sein sein Werk auf einer Tauschbörse zu finden. Das generiert nämlich Aufmerksamkeit.

    Hier noch ein Link zu dem Artikel „Paulo Coelho calls on readers to pirate books“:
    http://www.theguardian.com/books/2012/feb/01/paulo-coelho-readers-pirate-books

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