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Möglichst rund sollte der Abschluss der Die Tribute von Panem-Verfilmung werden. Gar zwei lange Filmstreifen mussten dafür herhalten. Ein Schelm, wer in diesem Zusammenhang an die ebenfalls zweifach klingelnden Kassen für die Macher denkt – aber offenbar ist das mittlerweile Usus in Hollywood.

Mit dem zweiten Teil von Mockingjay dürfen Fans der Reihe sich nun endlich auf das echte Finale im Heimkino freuen. Gespannt auf den Abschluss der Erzählung und der unweigerlichen Konfrontation zwischen Katniss und ihrem Widersacher Präsident Snow, haben wir das Finale von der Couch aus verfolgt. Ob das ungleiche Duell, welches über das Schicksal Panems entscheiden soll, auch filmisch einen würdigen Abschluss findet? Lassen wir die Eindrücke auf uns wirken!

Story

Die Fortsetzung der Mockingjay-Verfilmung setzt genau da ein, wo der erste Teil aufgehört hat. Als Peeta aus den Klauen des Kapitols befreit wurde, stürzte er sich tollwütig auf Katniss. Der überraschende Mordanschlag auf den Spotttölpel misslang nur knapp. Trotz des Risikos hält Katniss an ihrem Leidensgefährten aus den Hungerspielen fest, auch wenn sie sichtlich unter den Folgen der Attacke leidet.

Nachdem sie zum Gesicht der Rebellion ernannt wurde, bricht Katniss Everdeen auf eigene Faust (wie sie zuerst denkt) zusammen mit Gale, Peeta, Finnick und einer Einsatztruppe aus Distrikt 13 ins Kapitol auf, um Panem von Präsident Snows Schreckensherrschaft zu befreien.

Doch Snows Obsession, Katniss zu vernichten, die heimtückischen Fallen, die überall auf sie lauern und die moralischen Entscheidungen, vor die Katniss gestellt wird, übertreffen bei weitem die Gefahren, denen sie in der Arena der letzten beiden Hungerspiele ausgesetzt war – doch letztendlich ist es nur eine neue Arena. Noch tödlicher, noch grausamer und vor allem mit Ereignissen gespickt, die nicht weiter erklärt werden.

So trifft die Truppe auf zombie-esque Schlangenmensch-Mutanten in der Kanalisation, die keinerlei vermittelten Hintergrund haben. Leser der Romane wissen, dass das Kapitol mit Mensch-Tier-Mutation arbeitet und tatsächlich trifft das Team später auf Trigris, eine genetisch und kosmetisch veränderte Tiger-Mensch-Frau. Aber erklärende Worte und sei es bloß ein „Hetzt unsere Züchtungen auf sie!“? Fehlanzeige!

Katniss weiß, dass es nicht mehr nur ums bloße Überleben geht, sondern dass die Zukunft ihres ganzen Landes auf dem Spiel steht. Apropos Überleben … der Film ist bei weitem der grausamste aller vier Teile. Und dabei macht er auf eine erschreckende Art und Weise Spaß.

Schwach ist nur das Ende, denn, wenn auch die vorletzte Szene ein perfekter Abgang ist, konnten es die Filmemacher nicht sein lassen, dem Ganzen noch eine Haube Kitsch aufzusetzen. Ob das im Buch auch so ist, entzieht sich meinem Wissen.

Darsteller

Großartige Leistung, Katniss Everdeen! Ohne diese Hauptfigur und ihre Schauspielerin geht einfach nichts im Lande Panem. Jennifer Lawrence überzeugt in ihrer Paraderolle gleich in der ersten Filmszene. Was folgt, ist eine dramatische Reise durch die finalen Kriegstage aus Sicht des Spotttölpels. Lawrence verkörpert ein letztes Mal beeindruckend die tragische Heldin der Romanverfilmung. Im Finale darf die Figur nun auch endlich ihre Wandlung vollziehen. Ihre Suche nach der eigenen Identität und Freiheit hat jede Menge Platz und wird entsprechend konsequent zu Ende erzählt. Ließ sich das Mädchen aus Distrikt 12 einst noch allzu oft widerwillig als Marionette für die grausamen Spiele von Präsident Snow oder die auf Rache sinnende Rebellion einspannen, darf sie endlich ihre Ketten ablegen und ihren eigenen Weg gehen. Was bleibt, ist eine zuweilen zwar zähe, aber dennoch interessante Charakterentwicklung. Dem ist schlicht nichts hinzuzufügen, auch wenn jederzeit spürbar ist, wie sehr sie die letzten Jahre ausgebrannt haben.

Jennifer Lawrence ist zwar ohne Zweifel das Aushängeschild der Filmreihe, jedoch ringen in ihrem Schatten noch unzählige weitere Charaktere und bekannte Schauspielgesichter um wertvolle Leinwandminuten. Durch den Fokus auf Katniss kommen viele Figuren jedoch zu kurz und zehren von ihren Szenen aus vorherigen Teilen.

Erwähnenswert bleibt Donald Sutherland. Souverän mimt er bis zum dramatischen Schluss den Oberbösewicht Präsident Snow. Philip Seymour Hoffmans Talent darf man leider zum letzten Mal im Kino bewundern. Aufgrund des tragischen Todes des Schauspielers agiert sein Charakter Plutarch Heavensbee jedoch eher im Hintergrund. Vermutlich hätte man ihm als brillanten Strategen der Rebellion sonst noch etwas gewichtigere Szenen eingeräumt.

Neben den zahlreichen Nebenrollen ist es vor allem schade, dass Julianne Moore als Anführerin der Rebellion ihre Figur kaum weiterentwickeln kann, insbesondere, weil sie den für die Erzählung bedeutsamen politischen Gegenpart von Snow verkörpert. Für die Zielgruppe mag die obligatorische Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Gale und Peeta zwar durchaus ein recht relevanter Part der Erzählung sein, brisant wird es hierbei im Film jedoch kaum.

Die beiden Jungs aus Panem bleiben im Kampf um die Gunst des Spotttölpels eher blass. Liam Hemsworth als Gale lässt sich kurzerhand lieber für die perfiden Ideen der Rebellion einspannen. Josh Hutcherson hat als Peeta seinen schauspielerischen Höhepunkt schon im ersten Mockingjay-Teil abgeliefert. Seine Figur taugt im Finale dank der perfiden Gehirnwäsche aus dem Kapitol immerhin noch für den einen oder anderen unberechenbaren Moment.

Inszenierung

Wer gedacht hatte, dass es nach dem bis auf wenige Ausnahmen actionarmen Start der Mockingjay–Verfilmung im letzten Jahr nun endlich auf der Leinwand richtig kracht, wird enttäuscht. Im Gegensatz zum Effektgewitter manch anderer Blockbuster präsentiert sich das Finale im Kampf um Panem hier deutlich zurückhaltend.

Zwischen dem gelungenen Start und dem interessanten Finale, liegen teils zähe Filmminuten. Es gibt sie zwar durchaus, die packend inszenierten Sequenzen aus dem Trailer, doch in der Summe wirkt das Treiben eher unspektakulär. Dabei schienen die Zutaten doch vielversprechend. Das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen Katniss, Gale und Peeta findet sich mitsamt einer Elitegruppe aus Soldaten und Freunden in der urbanen Kriegslandschaft des Kapitols wieder.

Der Weg ist gespickt mit jeder Menge fieser Fallen und dient als Hommage an die von Bösewicht Snow so geliebten Hungerspiele. Dass es hierbei für die Gruppe unweigerlich schnell ums blanke Überleben geht, wird auch dem Kinozuschauer ohne Kenntnis der Romanvorlage schnell klar. Leider werden aufkommende Spannung und Geschwindigkeit allzu oft direkt im Keim erstickt und lieber der zehrenden Frage, ob sich Katniss am Ende eher für Gale oder Peeta entscheidet, nachgegangen.

Ansonsten konzentriert sich Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 auf das dramatische Ringen der beiden Fraktionen. Gegenüber dem aufregenden Hin und Her der Arenakämpfe in den ersten beiden Filmen steht längst die drückende Stimmung des Krieges im Vordergrund. Neben der bekannten perfiden Propagandamaschinerie hat sich die Lage deutlich zugespitzt und ist zu einer brutalen Auseinandersetzung entbrannt.

Der erbarmungslose Kampf, den Regierungstreue und Rebellen austragen, ist von Regisseur Francis Lawrence teilweise recht grenzwertig inszeniert, wenn man überlegt, dass der Film eine Altersfreigabe ab 12 erhalten hat und eine junge Zielgruppe ansprechen will. Besonders erschreckend ist eine Szene vor dem Eingang zum Regierungsgebäude.

In diesem Bereich liegt jedoch auch die Stärke des Films. Neben Katniss geht es vor allem um die Wirren eines Bürgerkrieges, politische Ideologien und Machtansprüche samt perfider Propaganda von allen Seiten. Echte Gewinner gibt es im finalen Schlagabtausch schlicht nicht.

Für eine Jugendbuchverfilmung geht es bei der Veranschaulichung dieser Themen erstaunlich tiefgründig zu.

Schlussendlich schafft es Regisseur Francis Lawrence, die Geschichte rund um Katniss Everdeen samt des Schicksals Panems einigermaßen nachvollziehbar zu Ende zu führen, wenngleich der eigentliche Showdown zu hastig abgehakt wird. Dabei kommt es jedoch zu einer mäßig erwarteten Wendung.

Erzählstil

Die Filmreihe folgt auch im Finale ihrem Muster und setzt über weite Teile auf eine lineare Erzählung der Geschichte. Der Fokus liegt klar auf Katniss Everdeen.

Aus ihrer Sicht erlebt der Zuschauer die teils dramatischen Szenen im Bürgerkrieg gegen Präsident Snow und dessen verbleibende Anhänger.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Preis rangiert zwischen 3,99 EUR (als VoD) und 21,99 EUR (für die Fan-Edition). Für 137 Minuten und Extras sind das durchaus angemessene Preise. Uns lag die 1-Disc-BluRay vor, über die Extras der Fan-Edition können wir wenig sagen. Der Film hat einigermaßen komplexe Inhalte, so dass sich wiederholtes Ansehen lohnt; bei 137 Minuten durchaus lohnenswert.

Erscheinungsbild/Umfang

91zSKYgO9DL._SL1500_Uns wurde eine Presse-BluRay in einfacher Papierhülle zugestellt. Eine Begutachtung im Fachhandel zeigt, dass der Datenträger im verkaufsüblichen Casing geliefert wird.

Die harten Fakten:

  • Regie: Francis Lawrence
  • Darsteller: Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Philip Seymour Hoffmann,w Jennifer Lawrence
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch et al
  • Format:BluRay
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Die Extras lassen sich sehen, und sind auch sehr umfangreich. Natürlich gehört ein großes Making-of dazu, wie auch Informationen zu Darstellern und der Produktion an sich. Besonders interessant ist die Produktion der zuvor genannten Szene im Kampf gegen die Echsenmutanten in der Kanalisation. Hier kann die BluRay ordentlich punkten.

Fazit

Der letzte Teil der Die Tribute von Panem-Reihe bleibt für einen Blockbuster überraschend konservativ. Wer krachende Action sucht, wird hier in jedem Fall fehl am Platz sein. Dafür gibt es umso mehr Redebedarf, zwischendurch wird viel gerannt und natürlich auch ab und an gelitten. Die Inszenierung des Bürgerkrieges dürfte für die eher junge Zielgruppe teils schwer verdauliche Kost sein. Auf der anderen Seite heißt das nicht, dass grausame Momente nach Spielart des Kapitols zu knapp kommen.

Katiss Everdeen darf im letzten Teil der Verfilmung endlich ihre Ketten abwerfen, die sie so lange zum Spielball von Snows perfiden Hungerspielen und dem nicht weniger brutalen Aufstand der Rebellen machten. Die Wandlung der Hauptfigur wird dabei konsequent vollzogen und Jennifer Lawrence meistert ihre Paraderolle abermals mit Bravour. Am Ende bleiben keine nennenswerten Fragen offen und der Film schließt mit allen wichtigen Eckpfeilern der Romanverfilmung ab. Selbst die obligatorische Dreiecksbeziehung von Katniss, Gale und Peeta wird gänzlich unaufgeregt zu Ende erzählt. Wenn am Ende nicht dieses unnötige Quentchen Kitsch wäre …

Nimmt man beide Mockingjay-Filme zusammen, ist das Ergebnis tatsächlich recht rund geworden. Aufgrund der künstlichen Ausdehnung auf zwei Teile ergeben sich jedoch auch diverse unnötige Längen. Wie auch bei anderen namhaften Blockbustern zuvor, mag der Kniff sich zwar finanziell für die Filmstudios lohnen, in der Umsetzung konnte die Idee bisher aber nicht gänzlich überzeugen. Es verbleibt ein nicht voll erfülltes Grundgefühl.

Daumen4maennlichNeu

Mit Tendenz nach oben

Artikelbild: Constantin Film
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

 

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