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Sein Name ist Grayson. Dick Grayson. Schon die ersten Worte auf der Rückseite des Einbandes schlagen einen Bogen zu James Bond. Auch das Vorwort lässt keinen Zweifel daran, dass der Comic sich an Fans des britischen Superspions richtet. Dazu kommt, dass mit Tim King, einem ehemaligen CIA Gegenspionage-Spezialisten, auch ein Mann zum Autorenteam gehört, der weiß, wovon er da schreibt. Beste Voraussetzungen für interessante Geschichten also.

Handlung

Noch vor Beginn der Handlung der Comics wurde Nightwings geheime Identität öffentlich bekannt und er starb scheinbar. Doch tatsächlich ist er noch am Leben, gibt sich aber auch zum Schutz der Menschen, die ihm etwas bedeuten, nicht als solches zu erkennen. Stattdessen ist er im Auftrag Batmans in die Spionage-Gruppe „Spyral“ eingetreten und jagt für diese nach Organen von Paragon. Diese enthalten jeweils die DNA eines der Hauptmitglieder der Justice League und verleihen entsprechende Kräfte.

Spyral hat sich dabei zum Ziel gesetzt, diese mächtigen Artefakte sicherzustellen, aber auch mit Hilfe der enthaltenen DNA die wahre Identität der Superhelden herauszufinden. Was genau Batmans Plan hinter der Einschleusung Graysons ist, wird nicht so recht klar.

Angesiedelt ist die ganze Geschichte im New 52-Universum von DC. Erschienen sind die einzelnen 12 Comics im Original zwischen September 2014 und Oktober 2015. Verbindungen zu anderen Handlungen aus diesem Universum gibt es, abgesehen vom Aufhänger der Geschichte, erst im späteren Verlauf der Handlung. Aber auch dann sind sie nicht so schwerwiegend, dass man sie kennen müsste, um die Comics zu verstehen.

Leider ist es aber auch ohne viele solcher Querverbindungen nicht gerade einfach, der Handlung zu folgen. Zu sprunghaft wird erzählt, zu episodisch sind die einzelnen Bände. Es geht immer direkt in die Action, ohne dass die Comics sich vorher die Zeit nehmen, zu erklären, was eigentlich gerade wo genau warum passiert. Und genau an dieser Stelle ist es eben weniger James Bond als viel mehr reines Actionspektakel mit zu vielen offenen Fragen.

Sehr wohl ähnlich zu James Bond ist jedoch die stets wiederkehrende starke Betonung der Wirkung Graysons auf potenzielle Sexualpartner. Ob nun die Teenie-Schülerinnen der St. Helenas Schule oder der homosexuelle Midnighter: Sie alle wiederholen immer wieder, wie ansehnlich doch das Gesäß des Mannes ist und geben den beiden Hälften gar eigene Namen.

Interessant ist, dass die eigentliche Geschichte um Paragon nach 8 der 12 Comics abgeschlossen ist. Danach folgt noch die dreiteilige Reihe „Nemesis“, sowie ein einzelner Comic, der mit einem Cliffhanger endet. Für einen Sammelband eine etwas sonderbare Zusammenstellung.

Charaktere

Über Richard „Dick“ Graysons Hintergrund wird am Anfang ein wenig erzählt, aber es ist eigentlich davon auszugehen, dass jeder potenzielle Leser diesen bereits ein Stück weit kennt. Die Bekanntheit der Figur ist hoch genug. Zu seinen bisherigen Codenamen Robin und Nightwing gesellt sich hier nun noch „Agent 37“ hinzu, denn dies ist seine Bezeichnung innerhalb Spyrals.

Graysons Beweggründe und Gedanken hinter seinen Handlungen sind durchweg gut dargestellt und nachvollziehbar und er ist eine durchaus spannende Figur mit interessanten Gedanken.

Graysons Partnerin bei Spyral ist Matrone aka Helena Bertinelli, ehemalige Mafia-Prinzessin und ebenfalls von der Welt für tot gehalten. Was ihre Beweggründe sind, wird nie näher beleuchtet und so bleibt sie insgesamt schwer zu verorten.

Chef der Spyral-Organisation ist der geheimnisvolle Mister Minos, dessen Gesicht nur aus einer Spirale zu bestehen scheint. Wer er ist und warum er das tut, was er tut, wird im Verlauf der Comics nie klar. Selbst sein eigener Versuch, Licht ins Dunkel dieser Frage zu bringen, wird jäh unterbrochen. Sehr schade, hier hätte mehr Hintergrund die Geschichte insgesamt bereichert.

An Gegenspielern gibt es die konkurrierenden Geheimorganisationen A.R.G.U.S. und Checkmate, die jedoch selten tatsächlich auf den Plan treten. Außerdem ist da noch der Superheld Midnighter. Dieser gehört zur Stormwatch, also eigentlich ins Wildstorm-Universum. Dieses wurde jedoch von DC aufgekauft und in ihr eigenes integriert. Wer er ist und wofür er steht erschließt sich leider aus den 5 kurzen Zeilen im Vorwort nicht im Geringsten, so dass viele Leser hier vermutlich erst einmal selbst recherchieren müssen, um diesen Charakter einordnen zu können. Das gleiche gilt für die „Gärtnerin“, für die der Midnighter arbeitet.

Im Verlauf der Geschichte kommen noch weitere wichtige Figuren hinzu. Diese will ich hier, auch um Spoiler zu vermeiden, nicht nennen. Ihnen allen ist aber gemeinsam, dass man extrem wenig über ihren Hintergrund erfährt und sie damit schwer einzuordnen sind.

Insgesamt widmen die Comics sich nur sehr unzureichend der Einführung von Charakteren. Etwas, was ich insbesondere bei einer Reihe mit doch so ungewöhnlichem Thema und mit einer mit 1 beginnenden Nummerierung verwunderlich finde. Solch ein Comic oder Sammelband sollte ein guter Einstiegspunkt für interessierte Neuleser sein und eben nicht voraussetzen, dass man schon viel über die auftretenden Figuren weiß.

Zeichenstil

Die Zeichnungen wirken oftmals bedrohlich und düster, was für die geheimnisvolle Story aber durchaus passend ist. Bewegung und Action sind gut in Szene gesetzt. Eine klare Linienführung weiß es dabei gekonnt, den Blick des Lesers von einem Panel zum nächsten zu leiten. Auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Handlungsebenen sind durch starke Farbkontraste meist schnell zu überblicken.

Preis-/Leistungsverhältnis

28 EUR für über 320 Seiten bzw. 14 Einzelcomics aus den USA (Grayson 1-12, Grayson: Future’s End, Grayson Annual #1). Ein ordentlicher Preis für eine ordentliche Menge Inhalt. Angemessen.

Erscheinungsbild

GRAYSONMEGABAND1_Softcover_595Etwa 2,5 cm dick und einige hundert Gramm schwer ist der vorliegende Band, der den Titel Megaband damit redlich verdient hat. Vollständig vollfarbig gehalten und auf schwerem und glänzendem Papier gedruckt, hält man einen ordentlichen Schinken in den Fingern. Zum gemütlich lesen ist der Band vielleicht sogar schon etwas zu schwer geraten. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt an dieser Stelle, denn die Qualität des Druckbildes und des Papiers lassen hier keine Wünsche offen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics / DC Comics
  • Autor(en): Tom King, Tim Seeley
  • Zeichner(in): Mikel Janín, Juan Castro, Stephen Mooney
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 16,9 x 2,5 x 25,9 cm
  • Seitenanzahl: 328
  • Preis: 28 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Wie man es von Panini mittlerweile gewöhnt ist, gibt es am Ende des Bandes nicht nur die amerikanischen Originalcover zu bewundern, sondern soweit vorhanden auch gleich noch die alternativen Cover.

Fazit

Dick Grayson war ein Superheld und ist nun ein Superspion. Ein Übergang, der für den Charakter offenbar einfacher war als für die Schreiber des Comics, denn so recht will der Funke hier nicht überspringen. Die erhoffte Anlehnung an James Bond ist hierbei äußerst dünn geraten und beruht fast ausschließlich auf der Betonung des Sexappeals der Hauptfigur.

Was die Story angeht, so erwischte ich mich mehr als einmal bei der Frage, was das alles eigentlich überhaupt sollte. Zu wenig wird hier erklärt, wer eigentlich wer ist und was diese Leute wollen. Vielleicht bin ich an der Stelle nicht gut genug im DC Universum bewandert, das will ich nicht ausschließen. Aber gerade ein Band mit neuem Thema und einer 1 als Ausgabennummer sollte Leser auch ohne große Vorkenntnisse in seinen Bann ziehen können, und das gelingt hier meines Erachtens nicht.

Zu den Schwächen in Geschichte und Charakteren gesellt sich noch ein teilweise sonderbares Sprachbild. Charaktere, die sich in einer Richtung mit du, in der anderen mit Sie ansprechen, Umgangssprache wo keine hingehört, und eine Episode wo, im Gegensatz zum Rest des Bandes, anderssprachige Sprechblasen (Spanische in diesem Fall) nicht übersetzt wurden. So ergibt sich insgesamt ein wenig rundes Bild.

Ich will damit aber nicht sagen, dass Grayson nur Schlechtes enthält. Keineswegs. Die ein oder andere Geschichte ist durchaus interessant und erlaubte mir neue Einblicke in die Figur von Dick Grayson. Insgesamt können diese wenigen Lichtblicke aber nicht die vielen Fehler aufwiegen, die der Megaband hat. So bleibt am Ende ein mittelmäßiger Comic-Megaband, der für Kenner des DC Universums und Liebhaber von Dick Grayson geeignet sein mag, für Neulinge in diesem Bereich aber wenig Anreize bietet, zu Dauerlesern zu werden

Daumen2maennlichNeu

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

1 Kommentar

  1. Meiner Meinung nach muss man sich für diesen comic sehr gut im dc universum auskennen Weil man sonst manche storystränge nicht richtig kapiert und für denn comic sollte man den comic nightwing band 5 gelesen Hagen.

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