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Himmelfahrt beziehungsweise „Vatertag“, wird heutzutage nicht selten mit Bollerwagen und umherziehenden, bierseligen Herren assoziiert. Seit letztem Jahr steht Himmelfahrt aber auch für das noch junge Steampunk-Event Steamtropolis in Bochum. Nachdem ich im letzten Jahr bereits bei der Winter Fair im Dezember dabei war, ging es dieses Jahr auch zu Himmelfahrt dorthin. Und im Gegensatz zum letzten Mal mit einer funktionierenden Kamera, die beim schummerigen Licht zeigen durfte, ob sich die Anschaffung gelohnt hat.

Location und Aussteller

Die Matrix Bochum gibt nach wie vor eine wunderbare Kulisse ab. Die etwas verwinkelte Location ist heutzutage vor allem als Discothek und für Konzerte bekannt, war jedoch ursprünglich eine Brauerei aus dem 19. Jahrhundert. Gerade die vorhandenen Steinfassaden und der industrielle Charme machen den Ort für eine Steampunk-Veranstaltung überaus ansehnlich.

Bereits vor dem Gebäude fanden sich, umrahmt von Zäunen, erste Aussteller. Zu sehen gab es einen Imbiss mit Käsepätzle und Flammkuchen, einen Teestand und Greifvögel. Jawohl, lebende Raubtiere, die man gegen eine Futterspende von 5 EUR auch selbst einmal auf dem Arm haben oder streicheln konnte. Die dressierten Tiere schienen sich dabei ziemlicher Beliebtheit zu erfreuen. Die Falkner von Skyhunters in Nature hatten neben Uhu, Falke und Bussard auch Infomaterial dabei und informierten über die Tiere, für die auch Patenschaften möglich sind.

Im weit größeren Innenteil wirkte es im Vergleich zur Winter Fair zunächst leerer. Dies lag daran, dass durch die Konzerte die größte Halle diesmal nur eingeschränkt für Aussteller genutzt werden konnte, und ein Teil der Anbieter in einer etwas versteckter liegenden Halle zu finden waren. Im Gesamten dürfte die Aussteller-Zahl ungefähr gleich gewesen sein, und die Anwesenden konnten wie gehabt mit handgefertigten und wunderschönen Waren auftrumpfen.

Die größte Halle wurde diesmal nur eingeschränkt für Aussteller genutzt.
Die größte Halle wurde diesmal nur eingeschränkt für Aussteller genutzt.

Neben diversen Anbietern von Accessoires, Kleidung, Deko und stilistischen NERF-Waffen fand sich im Cafe im Obergeschoss auch wieder der „viktorianische Lesezirkel“. Neben frischen Waffeln und Kaffee konnte man diverse Bücher oder ein themengerechtes Pokerblatt erwerben, und zudem Lesungen der Autoren lauschen.

Programm

Wie schon im Vorjahr, begann die Steamtropolis bereits am Abend vor Himmelfahrt. Hier lag der Fokus auf Konzerte mit anschließendem Tanzvergnügen unter dem Motto „Let’s Steam together“. Als wenig passionierter Konzertgänger habe ich auf diesen Abend jedoch verzichtet, wie wohl auch viele andere mögliche Besucher. Durch eine ausverkaufte, ebenfalls in Bochum stattfindende Gothic-Veranstaltung soll es dort leider ziemlich enttäuschend besucht gewesen sein. Zu sehen waren Aeronautica, La Frontera Victoriana und Die Kammer als Haupt-Act.

Kann man jemals genug Zahnräder haben?
Kann man jemals genug Zahnräder haben?

Ein wesentlich gemischteres Programm bot der zweite Tag. Nach einer Begrüßung durch Montague Jacques Fromage von SteampunkFunk konte man sich bis zum Veranstaltungsende um 20 Uhr fast durchgehend unterhalten lassen.

Die Eröffnungsrede mit Montague Jacques Fromage.
Die Eröffnungsrede mit Montague Jacques Fromage.

Für mich bedeutete das zunächst, an der „nostalgischen Kuppelshow“ namens „Dein Zahnrad“ teilzunehmen. Als früher Besucher gehörten mein Kollege und ich zu den ersten, die man versuchte, dafür zu begeistern. Im Stil der früheren Fernsehsendung Herzblatt sollten drei Kandidaten hinter einem Vorhang die drei Fragen des „Zahnrads“ beantworten, welches am Ende einen Kandidaten erwählt. Zu gewinnen gab es einen gemeinsamen Sekt. Leider lasse ich mich ja immer für Blödsinn einspannen, und so durfte ich dann auf der Bühne sitzen, um mit zwei anderen Herren um den Sekt mit Dusty Steampott zu wetteifern. Für die andere Runde, welche mit Damen besetzt war, gab es einen Sekt mit einem Herren im Indianer-Outfit zu gewinnen. Gewonnen habe ich letztlich nicht, aber immerhin habe ich mich noch nicht auf Youtube wiedergefunden.

Clown Rudi begeisterte das Publikum.
Clown Rudi begeisterte das Publikum.

Für mich persönlich wesentlich entspannter war der Auftritt des Clowns Rudi. Dieser war als kurzfristiger Ersatz dort, da der eigentlich vorgesehene Clown unfallbedingt nicht teilnehmen konnte. Der Auftritt war äußerst unterhaltsam, was sowohl an der humorvollen Darstellung, als auch der Interaktion mit dem Publikum lag. Neben artistischen Darstellungen beherrschte der gute Mann auch nette Kartentricks, und das Publikum hätte ihn am liebsten noch länger auf der Bühne behalten.

Nicht zuletzt gab es auch am zweiten Tag musikalische Darbietungen. Während ich von BB Blackdog, der mit Akustikgitarre Lieder darbot, nur wenig gesehen habe, konnte ich zumindest die Kurzprogramme der schon am Vorabend auftretenden La Frontera Victoriana genießen. Die Steamrocker boten äußerst eingängige, deutschsprachige Rockmusik im Steampunk-Gewand, und überzeugten mich schnell von sich.

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Fazit und Gewandungen

Insgesamt bin ich erneut sehr zufrieden mit meinem Besuch. Das Programm hat mir besser gefallen als im Dezember zur Winter Fair, und so hatte ich für den fairen Eintrittspreis von 8 EUR für die Tageskarte einen durchaus vergnüglichen Tag.

Als besonders atmosphärisch sind natürlich wieder die vielen gewandeten Besucher zu nennen. Ohne diese wäre eine solche Veranstaltung wohl nur halb so schön. Geschätzt weit über die Hälfte der Anwesenden war stilistisch gekleidet, und nicht selten überaus aufwendig. Neben den szene-typischen Schweißerbrillen und Zahnrädern gab es Outfits mit so unglaublich vielen Details, dass man gar nicht alles erfassen konnte. Besondere Eigenbauten wie ein Zylinder mit integriertem Bildschirm, in dem ein Schwarz-Weiß-Film lief, oder aufwändige Kleider, in denen 600 Stunden Arbeit steckten, konnten beeindrucken und waren die wahren Höhepunkte der Steamtropolis.

 

Kurzum: Trotz teils geringer Besucherzahl erneut eine gelungene und empfehlenswerte Veranstaltung, die mit abwechslungsreichem Programm, guter Atmosphäre und vielen ansehnlichen Outfits überzeugen konnte. Die nächste Veranstaltung am 11. Dezember steht bereits im Terminkalender, und ich drücke die Daumen, dass es dann auch wieder voller wird.

Fotografien: Michael Fuchs

 

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