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Wenn man die Einzelgeschichten um Wolverine nicht mitzählt, gab es bisher fünf X-Men-Filme. Diese sind unterteilt in die drei klassischen und die bis dato zwei neuen. Diese neue Reihe hat nun mit X-Men Apocalypse einen dritten Teil bekommen. Dritte Teile sind im Comicfilmgenre gemeinhin eine sehr schwierige Angelegenheit und nur selten kommt dabei etwas Gutes heraus. X-Men The Last Stand, Spiderman 3, Dark Knight Rises, Superman 3 und Iron Man 3 sind nur einige Beispiele für Filmreihen, deren dritter Teil stark hinter den Erwartungen der Zuschauer zurückblieb. Aber in jüngster Vergangenheit gab es mit Captain America: Civil War auch ein sehr gelungenes Gegenbeispiel. Also war ich hoffnungsvoll, dass die Ära der schlechten dritten Teile vielleicht endlich vorüber war und begab mich ins Kino zu den X-Men.

Story

Spätestens seit den Geschehnissen im letzten X-Men-Film ist jedem Bewohner der gezeigten Welt klar, dass es Mutanten gibt. Aber auch wenn diese in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt auftreten, so sind sie doch kein neues Phänomen. Denn schon vor Jahrtausenden gab es sie. Und der allererste von ihnen war En Sabah Nur, auch bekannt als Apocalypse. Der Beginn des Filmes zeigt ihn im alten Ägypten, wie er gerade im Begriff ist, einen neuen und unsterblichen Körper in Besitz zu nehmen. Doch das Ritual wird gestört und so kommt es dazu, dass er zwar Unsterblichkeit erlangt, aber tief unter der Erde verschüttet wird.

Erst in den 1980er Jahren findet eine Gruppe von Ägyptern diese Grabstätte und En Sabah Nur erwacht zu neuem Leben. Und wie er es bereits zuvor unzählige Male getan hat, möchte er die Welt untergehen sehen, da er der Ansicht ist, dass nur so die Stärksten ihr wahres Potenzial entfalten und so eine bessere Welt entstehen könne. Wie er es auch schon immer tat, sucht er sich dazu erst einmal vier mächtige Verbündete, die er zu seinen Streitern macht und ihre Kräfte verstärkt.

Sein Handeln bleibt aber auch Charles Xavier nicht verborgen und so versucht er mit den Seinen sowie mit Hilfe einiger alter Freunde, die nicht an seiner Schule verblieben waren, den Untergang der Welt zu stoppen.

Dadurch kommt es natürlich zum epischen Showdown der beiden Fraktionen und nicht nur Fäuste und Kräfte, sondern auch viele Worte fliegen den jeweiligen Widersachern an den Kopf und haben unterschiedliche Wirkungen.

Darsteller

Zu den altbekannten Gesichtern von Charles Xavier (James McAvoy), Magneto / Eric Lehnsherr (Michael Fassbender), Mystique / Raven Darkholme (Jennifer Lawrence), Quicksilver / Pietro Maximoff (Evan Peters) und Beast / Hank McCoy (Nicholas Hoult) gibt es auf beiden Seiten des Konfliktes auch neue Mitspieler: Scott Summers (Tye Sheridan), Jean Grey (Sophie Turner), Psylocke (Olivia Munn), Angel (Ben Hardy), Nightcrawler / Kurt Wagner (Kodi Smit-McPhee), Storm (Alexandra Shipp) und natürlich Apcalypse (Oscar Isaac) selbst. Auch gibt es einen Gastauftritt einer weiteren Figur, die auch bereits in einem der Trailer gespoilert wurde. Diesen Spoiler möchte ich an dieser Stelle aber nicht wiederholen, so dass ich nicht weitere darauf eingehen werde.

Bei dieser Fülle an Figuren ist es schlichtweg unmöglich, für alle Rollen bekannte Gesichter einzusetzen, so dass eine ganze Reihe Schauspieler mit von der Partie sind, die zuvor recht wenige Rollen besetzen durften. Dennoch ist die Darstellung der meisten Figuren gelungen und glaubhaft. Aber es gibt auch in beide Richtungen Ausrutscher. Als positiv zu nennen wären hier Sophie Turner als Jean Grey, die der Rolle wirklich viel Tiefe verleiht und die mit ihrer Rolle als Sansa Stark in Game of Thrones gut auf den Schmerz und die inneren Konflikte dieser Figur vorbereitet war. Negativ zu erwähnen sind die Figuren Storm, Psylocke und Angel, deren Motivationen, wenn überhaupt, nur ganz am Rande angerissen werden und die einfach nicht genug Screentime haben, um wirkliche Charaktere darzustellen. Auch Apocalypse als Oberschurke ist eher blass und schablonenhaft gezeichnet. Ein Bösewicht ohne Finesse oder Tiefgang.

Der Rest der Leistungen und Charaktere bewegt sich in dem so gesteckten Feld, wobei die alte Riege der Figuren eher am besseren Ende des Spektrums angesiedelt ist und in Person vom Michael Fassbender / Erik Lehnsherr gar dessen Spitze darstellt.

Insgesamt sind die Schauspielleistungen jedoch alle mindestens solide und geben kaum Anlass zu großer Kritik.

Inszenierung

Spektakuläre Action. Kunterbunte und granatenstarke Effekte. Wieder einmal fallen den Mutanten ganze Städte zum Opfer und große Gebäude werden mittels Kräften bewegt, gebaut oder eingeebnet. Und zwischen all dem gibt es wieder eine grandiose Szene rund um Quicksilver. Nicht ganz so gelungen wie die Küchenszene im Vorgänger, ist sie dennoch ein eindeutiges Highlight des Films und alleine schon fast Grund genug, ihn sich im Kino anzusehen. Aber auch die restlichen Effekte sind durchweg gelungen. Nur hätte es es vielleicht etwas weniger davon sein können. Mit weniger Action wäre vielleicht mehr Raum für mehr Story gewesen.

Erzählstil

Denn die Grundstory des Films ist denkbar simpel und die Zusammenfassung oben enthält eigentlich alle wichtigen Punkte. Dabei sind es aber Details, die ich an dieser Stelle gar nicht spoilern will, die die Geschichte ausmachen. Die Beziehungen der Charaktere, ihre gemeinsame Vergangenheit, die uns die bisherigen Filme zeigten, ihre unterschiedlichen Ideologien. Das ist es, wovon der Film lebt, und das tut er bisweilen auch gut und effektiv. Aber ein wenig mehr Finesse im grundlegenden Handlungsmuster hätte dem Film sicherlich gutgetan und zu mehr als einem Actionspektakel werden lassen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Film ist in 3D und hat mit 144 Minuten deutlich Überlänge. Also kostet die Kinokarte schon einige Penunzen. Da man sich aber aufgrund der vielen Action selten langweilt, aber diese Action durch gute und wichtige Charaktermomente stets aufgelockert wird, ist er auf jeden Fall ein Kinoerlebnis, das sein Geld wert ist. Auf 3D kann man aber zu Gunsten einer günstigeren Karte gut und gerne verzichten, denn wieder einmal ist diese zusätzliche Kinosteuer nur ein Mittel, die Einspielergebnisse in die Höhe zu treiben und der Film ist kein bisschen schlechter ohne diese zusätzliche Dimension.

Bonus/Downloadcontent

Es ist ein Superheldenfilm und bei diesen gehört es mittlerweile zum guten Ton, eine Post-Credits-Szene einzubauen. Auch X-Men: Apocalypse stellt hier keine Ausnahme dar und zeigt eine weitere Szene nach dem Abspann. Diese ist jedoch relativ unbedeutend und kündigt lediglich kryptisch, und für Nicht-Comic-Fans völlig unverständlich, den möglichen Gegner vom nächsten Film im X-Universum an. Was dort passiert, kann man auch einfach im Netz nachlesen und damit dann einige Minuten eher das Kino verlassen. Oder ihr klappt einfach diesen Spoiler hier auf, der auch ein paar Spoiler zur Handlung des Films enthält!

Spoiler

In dem Damm, in dem zuvor einige der X-Men gefangen gehalten worden waren, und wo Wolverine mit seinem Adamant versehen wurde, geht ein Mann im Anzug zwischen all den Leichen, die dort hinterlassen wurden, hindurch zu einem Kühlschrank und entnimmt diesem eine Phiole mit Blut. Diese Phiole trägt die Aufschrift „Weapon X“. Sie landet in einem Koffer, in dem bereits mehrere andere Phiolen liegen, die blaue und grüne Flüssigkeiten enthalten. Als der Koffer geschlossen wird, sieht man den Namen „Essex Corporation“ auf ihm.

Weapon X ist dabei natürlich Wolverine selbst. Und die Essex Corporation deutet in Richtung von Nathaniel Essex, besser bekannt als Mister Sinister.

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Fazit

X-Men: Apocalypse ist eindeutig ein Actionspektakel. Und die Action ist wirklich ordentlich inszeniert. Jedoch bleibt dabei die Qualität der eigentlichen Story zu sehr auf der Strecke. Das soll aber nicht heißen, dass es nicht gute Story- und Charaktermomente gäbe. Gerade Magneto hat von diesen Momenten einige und er ist eindeutig der Star dieses Films und der Charakter mit der größten Tiefe. Diese Tiefe vermisst man beim eigentlichen Gegenspieler Apocalypse schmerzlich. Hier hätte eine andere Gewichtung mit weniger Action und dafür mehr Story dem Film sicherlich gut getan.

Aber auch so bleibt ein passabler Film übrig. Jean Grey, die sich über schlechte dritte Teile von Filmreihen beschwert, eigentlich alle Szenen von Quicksilver und einige weitere Szenen mehr machen einfach Spaß. Und die unterschiedlichen Ideologien von Xavier, Magneto, Mystique und auch Apocalypse sorgen für ein paar interessante Momente. Wäre der Fokus des Films mehr auf diese Konflikte eingegangen, hätte er das Zeug dazu gehabt, wirklich gut zu werden.

Dennoch: Es ist ein dritter Teil, der nicht schlecht ist. Und damit der zweite dieser Art in Folge. Vielleicht ist der Fluch ja wirklich gebrochen.

Daumen4maennlichNeu

Artikelbilder: 20th Century Fox

 

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