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Nachdem LucasFilm im Jahr 2012 an Disney verkauft und der Star Wars-Kanon durch die Lucasfilm Story Group neusortiert wurde, änderte sich auch die Zukunft der Star Wars Comics. Im Jahr 2014 verkündete Disney, dass die Comiclizenz im Jahr 2015 von Dark Horse Comics zurück an Marvel Comics übergeben werden würde.

Im Jahr 2015 war es dann so weit: Marvel Comics publizierte den ersten Comicband mit dem Namen Skywalker schlägt zurück! und öffnete einen neuen Handlungsbogen, der direkt an das Ende von Episode IV: Eine neue Hoffnung anknüpfen sollte. Die Geschichte um den Galaktischen Bürgerkrieg, um die Ereignisse, die die Helden zwischen den Filmen der ursprünglichen Trilogie erlebten, sollte hier neu erzählt werden.

Mit Skywalker schlägt zu! liefert Panini Comics nun den ersten Comic-Sammelband innerhalb des neuen kanonischen Star Wars-Universums. Der vormals sechs Episoden umfassende Handlungsbogen, publiziert in den Star Wars Comics 1 – 3 mit gleichem Titel, wird in diesem 146 Seiten starken Band zusammengefasst.

Handlung

Der Todesstern ist vernichtet, doch die Rebellion ruht ebenso wenig wie das Galaktische Imperium. Letzteres weiß, dass es seine Ressourcenbezüge anpassen muss, um bestehende Waffenproduktionsstätten zu stärken. Dem Galaktischen Imperium ist ebenso bewusst, dass der Äußere Rand, die Region am Rande der galaktischen Scheibe, noch immer ein wilder, roher und ungezähmter Raum ist, in dem das Imperium zwar nominell herrscht, doch kaum Kontrollmechanismen besitzt. In diesen Winkeln der Galaxis haben Verbrecher faktisch das Zepter in der Hand. Sie zu bekämpfen wäre mühselig und in einer Situation, in der rebellische Kräfte gestärkter und offensiver agieren, wenig zielführend. Vielmehr hat das Imperium beschlossen, mit den Verbrecherlords des Äußeren Randes Geschäfte zu beidseitigem Vorteil anzustreben.

Cymoon 1, eine corellianische Industriewelt, soll zum Schauplatz eines Treffens zwischen einem imperialen Unterhändler und einem Gesandten Jabbas werden. Der Hutte, der von seinem Unterhändler bei dessen Ankunft auf Cymoon 1 „Herr von Tatooine“ und „Oberster Kriegslord des Äußeren Randes“ genannt wird, hat sich dazu bereiterklärt, Verhandlungen mit dem Galaktischen Imperium aufzunehmen und Ressourcenlieferungen an imperiale Waffenfabriken unter adäquaten Bedingungen zuzustimmen.

Was Jabba jedoch nicht weiß, ist, dass nicht sein ausgewählter Unterhändler auf Cymoon 1 eintreffen wird, sondern ein Rebell, der dessen Platz einnahm: Han Solo. Natürlich erscheint Han Solo nicht allein. Mit dem Ziel, die Waffenfabrik Alpha auf Cymoon 1 zu zerstören, begleiten den Schmuggler Prinzessin Leia Organa, Luke Skywalker, der Wookie Chewbacca und die Droiden C-3PO und R2-D2.

Das Rebellenkommando hatte sich auf einen schnellen Einsatz vorbereitet, der mit einer Explosion des Fabrikreaktors enden sollte. Das Unterfangen gerät in ernsthafte Schwierigkeiten als sich herausstellt, dass es sich bei dem imperialen Unterhändler um niemand anderen handelt als um Darth Vader, der rechten Hand des Imperators selbst.

Die Ereignisse auf Cymoon 1 bilden die erste Hälfte des Comicsammelbandes. Nach dem gemeinsamen Angriff auf die Waffenfabrik teilt sich die Handlung auf. Während Leia Organa dem Imperium weiter zusetzen will und dazu, gemeinsam mit Han Solo, eine Aufklärungsmission beginnt, die dem Ziel folgt Orte für eine neue Rebellenbasis zu finden, ist Luke Skywalker von Selbstzweifeln geplagt. Der angehende Jedi, der seine Fähigkeiten im Vergleich zu seinen Freunden sehr kritisch beäugt, macht sich auf den Weg nach Tatooine um die Habe des toten Jedimeisters Obi-Wan Kenobi zu suchen. Dort hofft er Dinge zu finden, die ihm helfen können, seine Fähigkeiten besser zu verstehen.

Die Verhandlungen zwischen Darth Vader und Jabba dem Hutten werden nun persönlich geführt. Hierbei ist Vader jedoch nicht nur daran interessiert, imperiale Ressourcenlieferungen zu sichern. Er will des Piloten habhaft werden, der den Todesstern zerstörte und der ihm auf Cymoon 1 das erste Mal direkt gegenüberstand. Der Kopfgeldjäger Boba Fett soll ihm den Jungen bringen, der auf Cymoon 1 nur knapp dem Dunklen Lord der Sith entkommen konnte.

Charaktere

Zu Beginn des Sammelbandes, und damit auf Cymoon 1, ist die Handlung gewollt hektisch, womit auch der Fokus zwischen den einzelnen Charakteren immer wieder hin und her springt. Dennoch bleiben die Charaktere nicht blass und oberflächlich behandelt. Auch mitten im Schlachtgetümmel werden die selbstkritischen Gedanken Luke Skywalkers deutlich, der sich dennoch nicht von selbstlosem Handeln abhalten lässt, welches seinerseits nicht aufgesetzt und inszeniert wirkt. Die Handlungen der Charaktere bleiben durchweg stimmig und nachvollziehbar.

Marvel hat es überdies sehr gut geschafft, das „Powerlevel“ der Charaktere auf ein nachvollziehbares Maß zu reduzieren. Gerade Luke Skywalker wird geradezu geerdet dargestellt. Er hat zwar just den Todesstern zerstört, doch ist er noch bei weitem nicht der herausragende Held, der er einmal werden wird. Selbstzweifel, Selbstkritik und Unsicherheit ob seiner Fähigkeiten werden bei Skywalker ebenso deutlich wie sein aktueller Lernstand. Er sieht sich noch nicht als Jedi. Mit dem Lichtschwert kann er noch nicht viel mehr, als es ungelenk um sich zu schwingen und auch der typische Jedi-Gedankentrick gelingt ihm noch nicht.

Bei Han Solo bemerkt man noch immer die Schmugglerseele. Obschon er den Rebellen, wie auch schon zum Ende von Episode IV: Eine neue Hoffnung, offener gegenübersteht bemerkt man, dass dies noch bei weitem kein Selbstzweck ist. So ködert ihn Leia Organa im Handlungsbogen noch mit Bezahlungen in Form von Ersatzteilen für Han Solos Schiff, dem Millennium Falken.

Insgesamt wird bei den Rebellen, den Helden der Geschichte, deutlich, wo sie sich befinden und damit auch wo der Comic zeitlich verortet ist.

Darth Vader bildet einen Gegenspieler, dessen Handlungen ebenfalls nicht rein plump böse des Selbstzweckes wegen anmuten. Obwohl der Charakter in der ersten Hälfte des Bandes wie eine Naturgewalt auftritt, was ihm durchaus gut bekommt, um sein Machtpotenzial zu verdeutlichen, offenbaren sich auch seine eigenen Handlungsmotive.

Insgesamt findet sich kein Charakter, der nicht stimmig in Szene gesetzt wäre.

Zeichenstil

Gerade die erste Hälfte des Comics, die Schlacht auf Cymoon 1, zeugt von Bombast mit Kontrast: Während die Schlacht selbst in wuchtigen Bildern dargestellt wird, bilden sich immer wieder typische Themen heraus. So ist die Kälte der imperialen Architektur gut getroffen und geht nicht in Explosionen und Turbolaserfeuer unter. Der Moment des Aufeinandertreffens zwischen Darth Vader und Luke Skywalker ist, obschon im Comic natürlich keine Töne vermittelt werden, einer in denen Stille fast greifbar zu werden scheint.

Die gesamte Atmosphäre ist spürbar in die Bilder eingewoben worden. Die Wechsel der Szenerien von Cymoon 1 über die Rebellenflotte bis hin zum nächtlichen Tatooine sind stimmungsvoll getroffen. Daran schließt sich auch die Mimik der Charaktere an, deren eigene Emotionen meisterlich dargestellt werden.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 16,99 EUR werden 148 Seiten Star Wars geboten. Das ist im absolut normalen Rahmen für einen Comicsammelband und für das, was an Inhalt geboten wird. Der Comic schließt sinnlogisch ab und öffnet die Tore zu weiteren Handlungssträngen, die aktuell in Einzelcomics fortgeführt wurden und werden.

Erscheinungsbild

Star Wars Luke Skywalker schlaegt zurueck Cover Panini RezensionFür das Cover wurde dasselbe Motiv gewählt, dass auch schon den allerersten Band der neuen Star Wars Comicreihe aus dem Hause Marvel Comics zierte: Die bekannte Heldentruppe vor der Silhouette Darth Vaders, die in Form des Hyperraums vor einem weißen Hintergrund heraussticht. Über den Köpfen der Helden fliegen vier TIE-Jäger und X-Flügler dahin.

Damit blieb man der Serie, die dieser Sammelband einfasst, treu, sorgt jedoch bei schnellen Einkäufen von interessierten Kunden möglicherweise für Verwechslungsgefahr mit eben jenem ersten Comic aus dem Jahre 2015, der dasselbe Cover aufweist.

Auf der Rückseite sieht man einen Eindruck aus der ersten Begegnung zwischen Luke Skywalker und Darth Vader.

Handwerklich kann man nur sagen, dass der typische hohe Standard von Panini Comics wieder erreicht wurde. Die Druckqualität ist hervorragend und Knicke bekommt man wirklich nur hinein wenn man die Seiten mutwillig bearbeitet.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jason Aaron, Gabriel Hardman
  • Zeichner(in): Gabriel Hardman, John Cassaday
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Am Ende des Comics findet sich eine Cover Gallery mit sechs Variant-Covern.

Fazit

Der Sammelband Skywalker schlägt zu! „erschlug“ bei mir alle Befürchtungen, die der Lizenzwechsel von Dark Horse Comics hin zu Marvel Comics zunächst auslöste. Begründet  waren diese durch meine eigene Kenntnis der ganz alten Star Wars Comics aus dem Hause Marvel und dadurch, dass ich selbst mit den Dark Horse Comics im Star Wars-Universum bisher eigentlich immer sehr zufrieden war. Das alles ist Schnee von gestern. Marvel kann Star Wars mit allen Facetten, die das Star Wars-Fanherz bedient sehen möchte.

Ohne viel Vorgeplänkel wird eine stimmungsvolle Szenerie mit den Helden um Luke Skywalker aufgebaut, die durchaus auch eines typischen Star Wars Kinofilm-Intros würdig wäre. Die Spannungskurve steigt rasch und bringt früh sehr viel Action auf die hervorragend gezeichneten Seiten, um dann, zur Mitte des Bandes hin, eine Ruhe einzubinden, in der sich Handlung und handelnde Charaktere neu orientieren, und Spannungsbögen beginnen, sich erneut zu spannen.

Obschon die Örtlichkeiten auf den 148 Seiten nicht wenig gewechselt werden, man nicht nur Cymoon 1 sieht, sondern auch das Flaggschiff der Rebellion, Tatooine nebst Jabbas Palast und zum Schluss eine noch namenlose Welt im Monsua-Nebel, wirkt es nicht hektisch und schon gar nicht verwirrend.

Am Ende ist es jedoch nicht nur die Handlung als solche, die das Lesen spannend macht, sondern gerade die Darstellung der Charaktere. Der Comic legt nicht nur Wert auf einen typischen Wiedererkennungswert von Star Wars-typischen Symboliken, sondern weiß die Charaktere aufzugreifen und zu vertiefen. Gerade dass Luke Skywalker nach der Zerstörung des Todessterns zu seiner Heimatwelt zurückkehrt, um Ben Kenobis Haus in der Hoffnung aufzusuchen, etwas für ihn nützliches zu finden, wusste mir persönlich zu gefallen. Der Werdegang Luke Skywalkers wird insgesamt durch diesen Handlungsbogen sehr bereichert und mit Inhalt unterfüttert.

Ob nun für altgediente Star Wars Veteranen, die mit Skepsis auf die neuen Comics schauen, neue Fans des Franchise oder Comicfans allgemein: Dieser Comicsammelband kann nur wärmstens mit einem dicken Daumen nach oben empfohlen werden.

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Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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