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Die Musik eines Spiels, ob nun online oder offline, macht einen großen Teil von dessen Atmosphäre aus. Ohne die Hintergrundbegleitung durch coole Klänge wäre ein Game nur halb so lustig, spannend, oder dramatisch. Umso wichtiger ist es, dass eben jener Teil nicht vernachlässigt wird.

Denn ohne Musik macht es einfach keinen Spaß. Wir haben den Score, an dem diverse Künstler beteiligt waren, gründlich unter die Lupe genommen und auf seine Verwendbarkeit im Rollenspiel hin geprüft. Denn wenn schon ein Shadowrun-Score, dann sollte er auch am Tisch brauchbar sein und nicht nur am PC.

Tracks

Track 01, Alexander Guski – Digital Destiny

Eine Techno-Fanfare zum Auftakt. Nein, kein Techno, elektronisch-technische Klänge, die zu einer ziemlich coolen Melodie verwoben wurden. Ich habe das Game zwar nicht gespielt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass hierzu das Logo eingeblendet wird, bzw. der Titel auf dem Bildschirm erscheint. Kurz, knackig, prägnant.

Track 02, Andrew Carroll – Shadowrun Chronicles

Der eigentliche Titeltrack. Mittel-schnelle Beats, elektronische Streicher, sowie Trompeten und Posaunen, leise Vocals und mystisch, mysteriöse Klänge vermitteln einen kurzen Einblick in das, was den Spieler erwartet. Ein gelungener Auftakt.

Track 03, Akpomuje Garreis – Arcology is reopening

Man fühlt sich ein wenig in die 80er Jahre, oder die frühen 90er versetzt. Jan Hammer, Harald Faltermeyer und Chris Hülsbeck standen vermutlich Pate für diesen puren Synthesizer-Track. Beinahe erwartet man, in von Neonlicht durchfluteten Gängen Sonny Crockett und Ricardo Tubs um die Ecke biegen zu sehen.

Track 04, Carlos Martin – Epic

Schnell und energiegeladen kommen die Klänge daher. Hier gemahnt manches an die klassischen Agentenfilme der 90er und frühen 2000er. Lalo Schifrins berühmter Mission Impossible-Theme stand hier wohl akustisch Pate. Weniger synthesizerlastig als beim Track zuvor wird hier auf orchestrales Arrangement verbunden mit Pop-Einflüssen gesetzt. Eignet sich hervorragend als Loop für eine Verfolgungsjagd.

Track 05, Carlos Martin – Drums of War

Wenn man diesen Track zum ersten Mal hört, fällt einem sofort auf. Wo sind die Drums? Ich muss gestehen, dass ich bei einem solchen Titel mit weit mehr „Wumms“ gerechnet hätte und nicht nur einigen halbherzigen Bässen, Bongos und Snares. Zwar wird auch hier mehr auf orchestralen Aufbau gesetzt, doch setzen mir die eigentlichen „Drums of War“ erst viel zu spät im Track ein. Erst zum letzten Drittel hin treten sie in den Vordergrund, jedoch noch immer recht unspektakulär und leise. Schade. Dieser Track ist nicht schlecht, hält aber für mich nicht, was er verspricht.

Track 06, Géry Montet – The Awakening of the Sixth World

Wieder etwas mehr Synthesizer, doch dafür wirklich schön arrangiert. Ein wummernder Herzschlag untermalt weite Teile des Stückes und verleiht dem Ganzen so ein Gefühl von Ruhe und zugleich gespannter Erwartung. Der Rhythmus liegt etwas über dem Ruhepuls. Trommeln passen sich dem Rhythmus an und bringen eine gewisse Eindringlichkeit ins Spiel. Vordergründig schlagen die Synthesizer zunächst recht sanfte Töne an, die dann an Tempo zunehmen und den Hörer mitreißen. Ein gutes Stück um einen Cliffhanger zu untermalen.

Track 07, Ian Dorsch – GhostDance

Spielleiter, die Schamanen in euren Runden werden es lieben!

Indianisch angehauchte Flötenklänge geben den Auftakt zu einem zwar kurzen, aber sehr eindringlichen Klangerlebnis. Wo die Flöte zunächst traditionell einstimmt, wechselt die Musik alsbald in moderne, epische Klänge, die vom Erfolg der Anrufung künden. Dies ist wieder eines dieser Stücke, die ich mir einfach noch länger und Loop-geeigneter wünschen würde. Es ist schön, aber mit 1.56 min so schrecklich kurz.

Track 08 Ffejtastick – Junk Data

Yeah! So stellt man sich Musik in der Matrix vor. Eine hakelige Synthesizer-Melodie, untermalt mit rhythmischem Krach, der trotzdem ins Ohr geht. Das Stück wirkt, als ob es aus den Resten oder Samples anderer Tracks zusammengesetzt wurde, eben ein Produkt von „Junk Data“. Zwar erinnert es auch wieder ein wenig an die guten, alten 90er-Jahre-Game-Soundtracks, aber gerade das macht seinen Charme aus.

Track 09, Alexander Guski – Running the Shadows

Auch hier findet der geneigte Hörer wieder Anleihen an die Film- und Game-Musik der 90er Jahre.

Soundtracks wie Escape from New York und Raw Deal kommen in den Sinn. Ein gelungener Sneak-Track, der sich durchaus gut loopen lässt.

Track 10 Carlos Martin – Shadowrun

Ebenfalls ein gelungener Sneak-Track. Carlos Martin mag es jedoch, wie man schon bei seinen vorherigen Stücken merkt, etwas orchestraler, und sinnvoll eingesetzte Chöre, zur Steigerung der Atmosphäre, liegen ihm ebenfalls sehr gut. Durch das etwas abrupte Ende ist er nicht ganz so gut zu loopen wie sein Vorgänger, aber brauchbar.

Track 11, Géry Montet – Meet Mr. Johnson

Mir gefällt hier ganz besonders, wie das Stück eine leicht bedrohliche und doch coole Atmosphäre aufbaut. Das kurze Intro wird durch einen relativ schnellen Beat abgelöst, unterstützt durch minimalistische Effekte und Klangkonstrukte. Hier kann man sich sehr gut einen aalglatten Johnson vorstellen, welcher der Truppe gegenüber keine Blöße zeigt und sich dann wieder zurückzieht, in welches Konzernbüro auch immer.

Track 12, Walter Machado – Night Ride

Auf die Bikes und ab durch den Sprawl!

Ein sehr cooler, moderner Track, welcher in Hollywood sicher für eine Montage des Teams genutzt würde, die zeigt, wie sie mit den verschiedensten Vehikeln zum Einsatzort brettern. Synthesizer, eine verzerrte Gitarre, sowie ein fetter, schneller Beat gehen ins Ohr und sogar ein wenig in die Beine. Sehr gut als Loop zu nutzen!

Track 13, Akpomuje Garreis – Floor Beacon

Dieser Track geht noch mehr in die Beine!

Ein paar kleine Dubstep-Einflüsse, ein fetziger Beat, mit coolen Effekten unterlegt, das macht Spaß!

Falls Ihr eure Truppe mal in einen Club schicken wollt, lasst diesen Track laufen. Zuckende, schwitzende Körper auf der Tanzfläche, ein Johnson oder ein Kontakt, der irgendwo in einem Separee, umgeben von schönen Mädels und teurem Stoff hockt und auf die Truppe wartet. Geil!

Track 14, Sven Goldbach – Demo

Ich habe keine Ahnung, weshalb der Track so heißt wie er heißt, aber der kryptische Titel tut ihm keinen Abbruch. Ein sehr schöner Atmosphäre-Track. Wieder sehr synthesizerlastig, jedoch moderner und eingängiger als die vorherigen.

Track 15, Andrew Carroll – Post Apocalyptic Level

Zu jedem Run gehört auch das Risiko, dass etwas schief läuft. Hier ist ein Track, der genau das verkörpert und in Töne fasst. Hier ist ein Auftrag gründlich in den Sand gesetzt worden. Die Truppe hockt in einem Versteck und sinnt darüber nach, wie es weiter gehen soll. Sehr schöne, desolate Synthie-Atmosphäre.

Track 16, Carlos Martin – Atmosphere Shadow

Wie der Name schon sagt, Atmosphäre. Und meiner Meinung nach sowohl für die Matrix, als auch für den Urban Sprawl sehr gut einzusetzen. Eine coole moderne Klangcollage, die weder aufdringlich, noch zu ungewöhnlich ist, um auf die Nerven zu fallen.

Track 17 Akpomuje Garreis – Entpuppung

Fieses Klangkonstrukt, das ein wenig an manche Werke von Aphex Twin erinnert. Irgendetwas Böses lauert im Dunkeln und hat nichts Gutes mit den Spielern vor.

Einzig die sich allzu oft wiederholende Sequenz der insektoiden Klick-, Schnarr- und Knarz-Geräusche stört das Gesamtwerk etwas. Wenn diese nicht so regelmäßig wären, wäre der ganze Track noch weit unheimlicher. Schade.

Emotionalität

Wer seine Shadowrun-Runden gern mal mit etwas Flair der 80er und 90er würzt und dabei nicht auf coole Action- und Sneak-Tracks verzichten will ist hier gut bedient. Emotionalität ist hier jedoch eher nicht zu finden. Es gibt kein Stück, das mir wirklich Schauer über den Rücken jagte, oder die Tränen in die Augen trieb.

Verwendbarkeit

Ich denke, ich kann diesen Score guten Gewissens empfehlen. Er birgt alles in sich, was man für eine gute Shadowrun-Runde benötigt.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Soundtrack ist Teil des Deluxe-Upgrades für das Spiel Boston Lockdown. Diese schlägt mit 19,99 EUR zu Buche, hat aber auch für diesen Preis einige Upgrades wie zusätzliche Charakterslots, Skins, Gegenständen und anderem.

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Shadowrun Boston Lockwdown Soundtrack coverDer Score ist Teil eines Download-Paketes und hat somit keine Verpackung.

Die harten Fakten:

  • Produzent: Cliffhanger Productions
  • Komponist: diverse
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Format: MP3
  • Spieldauer: 48m 10s
  • Preis: 19,99 EUR (als Teil des Download-Pakets)
  • Bezugsquelle: Steam

 

Bonus/Downloadcontent

Nicht vorhanden.

Fazit

Ein sehr guter Shadowrun-Soundtrack. Atmosphärisch sehr gut geeignet, um eine actiongeladene Runde voller cooler Shootouts und Verfolgungsjagden sowie gefährlicher und undurchsichtiger Gegner zu handhaben. Einzig und allein die Länge mancher Stücke macht sich einmal mehr negativ bemerkbar. Zwar lassen sich viele von Ihnen sehr gut als Loop setzen, was bei einem PC-Game ja schon beinahe Pflicht ist, jedoch sind diese Loops bisweilen zu kurz, um wirklich erzählerisch auf Touren zu kommen und eine passende Beschreibung der Situation zu liefern. In einem Game ist das natürlich nicht wirklich nötig, da die visuellen Teile des Games dies liefern, doch für eine Pen&Paper-Runde ist es essentiell, auch Stücke zu haben, die lang genug sind, um mit einer Beschreibung auch den gewünschten Effekt zu erzielen.

Mit einem Loop kann dies gelingen, allerdings auch nur, wenn er keine allzu markanten Teile beinhaltet, die sich durch ständige Wiederholung negativ auswirken könnten.
Es gelingt hier jedoch ganz gut, solche zu finden. Ich könnte mir eine Runde mit dieser Musik im Hintergrund sehr gut vorstellen. Zwar fehlt es dem Score noch an Musik, die auch getragenere Szenen oder auch etwas Lustiges untermalen kann, doch kann man schließlich nicht alles haben. Und für das, was er tun soll, nämlich ein actiongeladenes Game unterstützen, ist dieser Score hervorragend geeignet.

Daumen4maennlichNeu

Artikelbild: Cliffhanger Productions

 

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