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In dem neuen Handlungsbogen Showdown auf dem Schmugglermond setzt Marvel die Geschichte aus Skywalker schlägt zurück! nahtlos fort. Luke Skywalker hält das Tagebuch seines verstobenen Mentors Ben Kenobi in den Händen, nachdem er Boba Fett auf Tatooine überwinden konnte. Dort liest er nicht nur von den inneren Konflikten des Jedi-Meisters Obi-Wan Kenobi, der in einer von Verbrechen und Ungerechtigkeiten gezeichneten Welt seine Natur verbergen muss, sondern auch von dessen letztem Hoffnungsschimmer: Luke selbst, den zu beschützen sich der Jedi zur Aufgabe machte.

Der gesamte Comic vertieft die Charakterhintergründe bekannter Helden und des Star Wars-Universums als solches. So zeigt er, dass Legenden wahr sein können und übernimmt Aspekte der Star Wars Legends, Elemente des ehemaligen Expanded Universe, in den aktuellen Kanon.

Achtung: Aufgrund der Natur einer ausgabenüberspannenden Kritik geht es nicht ohne Spoiler.
Spoiler

Handlung

Band 7 – Showdown auf dem Schmugglermond 1

STARWARS728COMICSHOPAUSGABE29_COMICSHOPAUSGABE_533Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende in jene Zeit, in der Ben Kenobi die ersten Schritte auf Tatooine unternahm. Der ehemalige Jedi-Meister hat es schwer in seiner neuen Umgebung. Überall um ihn herum sieht er Not, Elend und Ungerechtigkeit. Verbrechen sind auf Tatooine, einer Welt die von Jabba dem Hutten kontrolliert wird, an der Tagesordnung.  Seine Schergen pressen selbst das überlebensnotwendige Wasser in Form von Steuern aus den wenigen Bewohnern dieser Wüstenwelt.

Als Jedi muss Kenobi den Drang einzuschreiten unterdrücken. Er muss sich zwingen, sich nicht wie ein Jedi zu verhalten, nichts gegen Mörder und Diebe zu unternehmen. Würde er es tun, so würde er auffallen. Auch den jungen Luke Skywalker darf er nicht trainieren, da dessen Onkel es dem Jedi untersagte. So harrt der, den die Galaxis einst als Obi-Wan Kenobi kannte, aus und findet seine letzte Aufgabe im Schutz des jungen Sohnes seines ehemaligen Padawans.

Luke Skywalker liest die Geschichte seines toten Mentors an Bord eines X-Flüglers und beschließt nach Coruscant zu reisen, um den ehemaligen Jedi-Tempel zu besuchen. Das möchte er über einen Umweg tun, um seine Identität geheim zu halten. Sein Weg führt ihn sodann zunächst zum von Hutten kontrollierten Schmugglermond Nar Shaddaa, wo er hofft Schmuggler dafür bezahlen zu können, ihn nach Coruscant zu bringen.

Währenddessen stehen Han Solo und Leia Organa, just nachdem sie einige imperiale Verfolger in der bizarren Atmosphäre eines namenlosen Planeten abschütteln konnten, vor einer Bewaffneten, die sich als Han Solos Ehefrau, Sana Solo, ausgibt. Sie möchte ihren Mann zurück, der sie, ihren Worten nach, zurückließ. Die Anwesenheit Prinzessin Leias kommt ihr gelegen, ist doch ein imperiales Kopfgeld auf die letzte Prinzessin Alderaans ausgesetzt, das einzustreichen ihr zu verlockend erscheint. So müssen sich Han und Leia nicht nur mit Sana auseinandersetzen sondern auch mit den imperialen Verfolgern, die diese rief.

Band 8 – Showdown auf dem Schmugglermond 2

STARWARS8COMICSHOPAUSGABE_ComicshopAusgabe2CHeft_897Luke Skywalkers Ankunft auf Nar Shaddaa verlief nicht, wie er es plante. Statt eine Überfahrt nach Coruscant organisieren zu können, wurde ihm das Lichtschwert gestohlen. Mithilfe seiner rudimentären Machtfähigkeiten schafft er es, den Verfolger einzuholen, nur um direkt in die Hände Grakkus des Hutten zu fallen.

Der Hutte hat eine besondere Vorliebe für alle Hinterlassenschaften des vernichteten Jedi-Ordens und ist nur zu erfreut darüber, den vermeintlich letzten lebenden Jedi in seiner Sammlung willkommen heißen zu können. In Gefangenschaft soll Luke von einer Person in Grakkus Gefolge, die sich der Spielmeister nennt, auf Arenakämpfe vorbereitet werden.

Im Monsua-Nebel erfuhr Sana Solo, dass nicht nur Leia Organa vom Imperium gesucht wird. Ihr Plan ändert sich schlagartig als sie erfährt, dass sich Han Solo der Rebellion anschloss und nun auch auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Eine Übergabe Leias an das Imperium kommt, wie von Sana ursprünglich geplant, damit nicht mehr in Frage. Gemeinsam schaffen es Han, Leia und Sana an Bord der Volt Cobra zu fliehen.

Band 9 – Showdown auf dem Schmugglermond 3

Dem Hilferuf von Lukes treuem Astromechdroiden R2-D2 folgend, erreichten Chewbacca und C-3PO Nar Shaddaa. Auf der Suche nach Luke Skywalkers aktuellem Aufenthaltsort müssen sie sich jedoch zunächst dem Kopfgeldjäger Dengar stellen, der über Chewbacca versucht, Han Solo zu finden, um dessen Kopfgeld bei Jabba dem Hutten einzustreichen. Zwischen Dengar und Chewbacca entbrennt ein heftiger Kampf, der C-3PO zu ungewohnt selbstlosen Taten ermutigt und der erst endet als Han Solo, begleitet von Sana und Leia, persönlich auf dem Schmugglermond eintrifft.

STARWARS9COMICSHOPAUSGABE_ComicshopAusgabe2CHeft_930Luke selbst muss sich der Kampfarena Grakkus des Hutten stellen. Dieser hat nicht etwa vor, die Kampfkünste eines Jedi vor seinem Publikum vorzuführen und damit Credits zu verdienen. Vielmehr möchte er den letzten Jedi in einem großen Spektakel von einer seiner kybernetisch verbesserten Kampfbestien, Kongo dem Ausweider, zerreißen lassen.

Auf dem Höhepunkt des Kampfes, bei dem Luke schmerzlich erkennen muss, dass seine Fähigkeiten alles andere als ausgereift sind, wendet sich das Blatt auf unvorhergesehene Weise. Der Spielmeister Grakkus‘ entpuppt sich als imperialer Spion aus der 501sten Legion. Gemeinsam mit gerufener imperialer Verstärkung schickt sich der Spielmeister an, Grakkus und Luke Skywalker festzunehmen, sowie die Jedi-Artefakte aus Grakkus Besitz für den Imperator zu beschlagnahmen.

Han, Chewbacca, Leia und Sana nebst dem Droidenduo C-3PO und R2-D2 müssen sich nun nicht nur durch die Schergen Grakkus, sondern auch durch imperiale Sturmtruppler kämpfen, um ihren Freund Luke retten zu können. Zu ihrem Glück haben die Sturmtruppler es selbst nicht so einfach wie sie hofften, entpuppt sich doch Grakkus der Hutte als mindestens ebenso gefährlich wie seine Kampfbestie Kongo.

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Insgesamt gelingt der Übergang vom Ende des Skywalker schlägt zurück!-Handlungsbogens sehr gut, obschon der Start von Showdown auf dem Schmugglermond natürlich voraussetzt, dass dessen Ausgang dem Leser bekannt ist. Diese neue Geschichte weiß durch eigene Spannungsbögen zu überzeugen, greift Bekanntes auf und erweitert es. Davon profitiert die Handlung, die stets spannend und abwechslungsreich bleibt, ebenso wie die Entwicklung der dargestellten Charaktere.

Am Ende bleibt ein weiterer gelungener Übergang zu den folgenden neuen Darth Vader Geschichten, ohne ein unbefriedigendes offenes Ende zu generieren.

Charaktere

Obwohl sich unsere Helden am Ende von Skywalker schlägt zurück! an unterschiedlichen Enden der Galaxis befunden haben, verkommt dieser Comic nicht zu einer Aneinanderreihung von Einzelgeschichten. Vielmehr profitieren alle Charaktere von dieser örtlichen Verteilung, da so alle zunächst ihre ganz eigene Tiefe entwickeln.

Luke Skywalker ist hier viel mehr in der Lage, sich mit dem Erbe Ben Kenobis und seinen eigenen Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Seine Gedankengänge, seine Fähigkeiten und seine eigenen Motivationen werden so deutlich nachvollziehbarer vertieft, als es in einer Gruppe von Protagonisten möglich wäre. Das schon jetzt mehr in Luke steckt als ein bloßer Feuchtfarmer von Tatooine, der im Kampf gegen den Todesstern einen Glückstreffer landete, gelingt, ohne den Charakter zu einer „Mary Sue“ zu machen. Seine Schwächen bleiben nicht verborgen, werden aber auch nicht übertrieben dargestellt.

Han Solos und Leia Organas zwischenmenschliche Beziehung erfährt durch die Ankunft Sanas eine interessante Wendung. Anders als vielleicht erwartet unterstreicht dies allerdings nicht den Eindruck Hans als Charmeur oder Frauenheld. Während Leia beinahe passiv-aggressiv eifersüchtig reagiert, ist Han versucht, sich permanent zu erklären und gewinnt damit sowohl Tiefe als auch tragische Sympathiepunkte. Die Gefahr, dass in diesem Aspekt der Handlung der viel späteren Liebesbeziehung zwischen Han und Leia vorgegriffen wird, besteht dabei keineswegs.

Bei all den Helden der Geschichte bleiben die Schurken nicht blass. Grakkus der Hutte vertieft das Bild der Hutten als intelligente Schurken, die sich auch selbst körperlich zur Wehr setzen können. Mit seinem vermeintlichen Untergebenen, dem Spielmacher, wird zudem ein Charakter auf Seiten der Gegenspieler eingeführt, der auch in späteren Comics auf ein erneutes Auftauchen hoffen darf.

Zeichenstil

Der italienische Zeichner Simone Bianchi, der bereits bei den Darth Vader Comics Covervarianten zeichnete, übernahm zusammen mit dem kanadischen Künstler Stuart Immonen in diesem Handlungsbogen die zeichnerische Verantwortung.  Beiden gelang ein filigran gearbeitetes Gesamtwerk, das durch abwechslungsreiche Motive zu unterhalten weiß.

Die Geschichte des Autors Jason Aaron bedingt, um wirken zu können, nicht nur Bombast, sondern auch Mienenspiel. Dies wissen die Zeichner gekonnt darzustellen. Besonders positiv hervorzuheben ist, gerade zu Beginn der Geschichte, die zeichnerische Hilfestellung bei der Unterscheidung der Örtlichkeiten. Die Gefahr, dass der Leser den Überblick in einer Handlung, die mitunter von Tatooine über den Monsua-Nebel bis hin zur Rebellenflotte und Nar Shaddaa pendelt, verliert, stellt sich hier nicht. Selbst wenn keiner der Protagonisten direkt in Szene gesetzt wird, wenn nur Räumlichkeiten oder Statisten eine neue Szene eröffnen, erkennt man doch stets anhand subtiler Eindrücke, wo sich die Handlung gerade befindet.

Preis-/Leistungsverhältnis

Jeder der drei Bände schlägt mit 4,99 EUR zu Buche. Dafür werden je 60 Seiten, gefüllt mit einer in sich schlüssigen und spannenden Geschichte, geliefert, die in den jeweiligen Folgecomic, ohne zu harten oder gar unbefriedigenden Schnitt, überleiten. Am Preis gibt es hier absolut nichts zu kritisieren.

Erscheinungsbild

Die jeweiligen Cover greifen die Themen des Comics passend auf. Die handwerkliche Verarbeitung der Comics ist, wie so häufig bei Panini Comics, tadellos. Der Druck ist kontrastreich, die Seiten insgesamt griffig ohne zu Knicken zu neigen. Um selbige in den Comic zu bekommen muss der Leser es schon beinahe mutwillig darauf anlegen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jason Aaron
  • Zeichner(in): Simone Bianchi, Stuart Immonen
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic Softcover
  • Seitenanzahl: Je 60
  • Preis: Je 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Typisch für die neue Generation an Star Wars Comics findet sich auch hier in der Mitte der Comics jeweils ein doppelseitiges Poster mit zwei Variant-Covern. Auch am Ende dieser Comics finden sich die typischen Einschübe von zusätzlichen Hintergrundinformationen rund um diverse Elemente aus dem Star Wars-Universum.

Fazit

Seit wann war Han Solo schon einmal verheiratet? Mit der Frage endete für mich der Skywalker schlägt zurück! Handlungsbogen. Und wieder rüttelte sie stark an meinen Nerven: Meine Befürchtung, dass die Neusortierung des Star Wars Kanons abstruse Früchte tragen könnte. Aber auch diesmal muss ich sagen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Statt den Hintergrund des Charakters Han Solo mit einer ersten Frau vor Leia Organa zu verändern, schärft gerade dieser Teil der Geschichte die Darstellung des Charakters des liebenswerten Gauners.

Hintergrundliebhaber werden mit Freude feststellen, dass Elemente der Star Wars Legends in den neuen Kanon überführt werden. Diese Entwicklung, die LucasFilm schon an diversen anderen Stellen vornahm, empfand ich als sehr erfreulich. Nicht nur wurde Nar Shaddaa nahezu 1:1 aus den Legends übernommen, auch ein historischer Begriff zur Entstehung der Sith taucht wortgetreu wieder auf.

Die Geschichte weiß insgesamt durch Spannung und zeichnerisch einwandfreie Darstellung zu gefallen und zu fesseln. Showdown auf dem Schmugglermond ist ein mehr als würdiger Nachfolger zu Skywalker schlägt zurück!. Diese Serie macht Freude auf all das, was sich ihr anschließen wird.

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Artikelbilder: Panini Comics

 

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