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7 Wonders war im Jahr 2010 eines der Spiele mit den innovativsten und zugleich eingängigsten Spielprinzipien. Es hat der breiteren Masse der Spieler das Prinzip des Draftings näher gebracht und zu Recht mehrere Erweiterungen erhalten. Aber einen Wermutstropfen hatte das Spiel immer: Es war erst ab 3 Spielern sinnvoll spielbar. Und genau an dieser Stelle setzt nun 7 Wonders: Duel an.

Spielablauf

Wie beim großen Bruder 7 Wonders versuchen die Spieler bei 7 Wonders: Duel verschiedene Gebäude zu errichten um damit Ruhm, Fortschritt und militärische Macht zu erlangen. Neben den normalen Gebäuden wie Stallungen und Apotheken gibt es dabei auch die titelgebenden Wunder, die schwerer zu bauen sind, aber natürlich auch einen größeren Einfluss auf das Spiel haben.

Gespielt wird das Spiel in drei Zeitaltern, wobei jedes Zeitalter aus 20 Spielzügen besteht. Die Spieler sind jeweils abwechselnd am Zug und müssen eine der in der Tischmitte ausliegenden Karten verwenden. Entweder, indem sie die Karte für die aufgedruckten Kosten bauen, sie für zwei Gold ablegen, oder eines ihrer Wunder errichten und die Karte als Marker dafür verwenden, dass dies geschehen ist. Manches Mal ist es auch möglich, Karten kostenlos zu bauen. Dafür benötigt man jeweils eine bestimmte Karte aus einem früheren Zeitalter in der eigenen Auslage. Kosten für den Bau von Karten und Weltwundern können aus Rohstoffen und Gold bestehen. Rohstoffe kann man über seine eigenen ausliegenden Gebäude produzieren oder von der Bank kaufen. Der Preis steigt dabei mit der Anzahl der Ressourcen dieser Art, die durch den Gegner produziert werden.

Aber nicht jede der ausliegenden 20 Karten des aktuellen Zeitalters ist sofort verfügbar. Für jedes Zeitalter gibt es nämlich ein spezielles Muster, in dem die Karten ausgelegt werden. Nur komplett freigelegte Karten sind dabei verwendbar. Auch sind nicht alle Karten zu Beginn des Zeitalters erkennbar, so dass es immer ein Risiko ist, eine Karte zu nehmen, bei der man nicht weiß, welche Möglichkeiten der Gegner dadurch erhält. Diese Idee schafft sowohl eine hohe Varianz zwischen verschiedenen Partien, als auch ein nicht zu unterschätzendes taktisches Element.

Eine mögliche Auslage zu Beginn des ersten Zeitalters.
Eine mögliche Auslage zu Beginn des ersten Zeitalters.

Es gibt sieben verschiedene Karten- und damit Gebäudearten:

  • Braune und Graue Karten generieren Ressourcen und ermöglichen so erst das Bauen der anderen Karten. Sie sind nur in den ersten beiden Zeitaltern verfügbar.
  • Gelbe Karten generieren Gold oder verändern die Goldpreise, die man für Ressourcen zahlen muss und geben im späteren Verlauf auch Siegpunkte für verschiedene Kartenfarben in der eigenen Auslage.
  • Grüne Karten generieren Forschung. Darüber kann man einen von fünf zu Spielbeginn zufällig aufgedeckten Boni erhalten und das Spiel auch vor der Endwertung gewinnen. Außerdem geben sie stets eine kleine Menge Siegpunkte.
  • Rote Karten generieren militärische Stärke. Mit ihnen verschiebt man den ebenfalls in der Tischmitte befindlichen Marker, der die jeweiligen militärischen Machtverhältnisse anzeigt. Dadurch kann man beim Gegner Gold vernichten und Siegpunkte für sich selbst generieren. Mit besonders viel militärischer Überlegenheit kann sogar das Spiel vorzeitig gewonnen werden.
  • Blaue Karten generieren jeweils eine feste Menge an Siegpunkten.
  • Lila Karten repräsentieren die sogenannten Gilden. In jeder Partie sind von diesen nur genau drei zufällige im dritten Zeitalter verfügbar. Sie generieren meist Siegpunkte und Gold für die größte Anzahl an Gebäuden einer Farbe, die bei einem beliebigen Spieler ausliegen, im Zweifel also auch beim Gegner.

 

Für die ersten beiden Zeitalter existieren insgesamt 23 Karten, für das dritte gibt es 20 normale Karten sowie 8 Gilden. Welche drei Karten aus jedem Zeitalter und welche fünf Gilden dabei in der jeweiligen Partie nicht mitspielen ist den Spielern unbekannt, so dass man bisweilen vergeblich auf die eine Karte warten muss, die das Spiel noch drehen könnte.

Neben den normalen Gebäuden verfügt jeder Spieler noch über vier Weltwunder, die zu Beginn des Spieles ausgewählt werden. Der Auswahlmechanismus ist dabei eine Art kleiner Draft: Zwei Mal werden zufällig jeweils vier der insgesamt zwölf Wunder ausgelegt, von denen sich dann ein Spieler eines nimmt, der andere zwei. Dann erhält der erste Spieler das verbliebene Wunder. Beim zweiten Mal beginnt nun der andere Spieler mit dem gleichen Prozedere.

Von diesen acht Wundern, die sich im Spiel befinden, können aber in jeder Partie nur sieben errichtet werden.

Wenn keiner der beiden Spieler es schafft, über Forschung oder Militär vorzeitig zu gewinnen, endet die Partie, nachdem die letzte Karte des dritten Zeitalters verwendet wurde. Dann werden die Siegpunkte beider Spieler zusammengezählt und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Neben den errichteten Gebäuden und Wundern gibt es hierbei auch Punkte für den Stand des Militär-Markers sowie für übrig behaltenes Gold. Da es eine ganze Menge an verschiedenen Quellen für Punkte gibt, liegt dem Spiel auch ein praktischer Block bei, auf dem alle Quellen nach und nach eingetragen werden können.

Die Dauer einer Partie wird vom Spiel mit 30 Minuten angegeben, realistischer sind eher 40-45 Minuten. Das ist angenehm kurz und damit dazu geeignet, direkt noch eine Revanche zu spielen.

Der Inhalt der Box
Der Inhalt der Box

Ausstattung

Bis auf den Plastikmarker für militärische Stärke besteht das komplette Spielmaterial aus Karton und Karten und ist glänzend und farbenfroh bedruckt. Sowohl die Schachtel als auch die Spielmaterialien sind hochwertig gestaltet und machen einen stabilen Eindruck. Die Box ist erstaunlich klein, bietet aber ausreichend Platz und hat brauchbare Fächer für alle Komponenten.

Die Funktionsweise der Karten ist komplett über Symbole geregelt, was am Anfang dazu führt, dass man das eine oder andere Mal ins Regelheft schauen muss, um sie zu verstehen. Aber schon nach wenigen Partien sind die gut gewählten Symbole ins Blut übergegangen und das Regelheft kann in der Schachtel verbleiben.

Eben dieses Regelheft ist übersichtlich gestaltet, gut verständlich geschrieben und bedenkt auch Kombinationen von Effekten und regelt diese sauber. Außerdem enthält es komplette Kartenlisten für jedes Zeitalter, Diagramme für die Muster und dafür, welche Karte das kostenlos Bauen welcher anderen Karte ermöglicht. Vorbildlich auf ganzer Linie.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Repos Production (Vertrieb: Asmodee)
  • Autor(en): Antoine Bauza, Bruno Cathala
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 20,5 x 5,8 x 20,8 cm
  • Preis: 24,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Preis-/Leistungsverhältnis

25 Euro für etwa knapp 100 Karten, einige Pappmünzen, ein kleines Spielbrett, vier Pappmarker und einen Plastikmarker. Für das Material ein stolzer Preis. Aber sowohl die Qualität des Materials wie auch des Spiels an sich lassen kaum Wünsche übrig und damit sind es eher 25 Euro für unzählige Stunden Spielspaß, was wiederum ein echtes Schnäppchen ist.

Bonus/Downloadcontent

Es gibt eine Homepage für das Spiel, die jedoch nur in Englisch und Französisch verfügbar ist. Dort gibt es ein paar wenige Informationen rund um das Spiel. Wichtigstes Merkmal ist die Download-Sektion. Denn dort findet man unter anderem das deutsche Regelheft sowie die Spielhilfe und eine Druckvorlage für den Wertungsblock.

Fazit

7 Wonders: Duel greift auf gekonnte Art und Weise das Spielprinzip des großen Bruders auf und verändert es, um es zu einem Zweispielerspiel zu machen. Dabei wird der Draft-Mechanismus durch eine ungewöhnliche Methode der Kartenauslage ersetzt, die beide Spieler oftmals vor die gleichen interessanten Fragen wie ein Draft stellt: Welche Karte brauche ich unbedingt, welche kann ich meinen Gegner nicht zugänglich machen? Anders als beim Draft kommt hier noch eine wichtige Timing-Komponente hinzu, da die Karten ja erst nach und nach verfügbar werden. Hier im richtigen Moment zugreifen zu können gibt schnell den Ausschlag in einer knappen Partie.

Da die Auslage der Karten, die verfügbaren Weltwunder und Forschungen sich in jedem Spiel unterscheiden ist ein hoher Wiederspielwert gegeben. Auch sind unterschiedliche Siegstrategien möglich und müssen von beiden Spielern im Auge behalten werden. Denn mit dem richtigen Gebäude kann über ein vorzeitiges Spielende vielleicht eine sonst verlorene Partie noch gedreht werden.

7 Wonders: Duel ist ein hoch taktisches und kompetitives Zweipersonenspiel und hat seinen Platz auf der Auswahlliste zum Kennerspiel des Jahres 2016 voll und ganz verdient.

Daumen5maennlichNeu

Artikelbilder:  Repos Production

 

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