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Im November 2014 öffnete das College of Wizardry im Schloss Czocha in Polen das erste Mal seine Tore. Das Konzept selbst klang simpel und erprobt: Man wollte ein LARP über eine Magierakademie machen. Ähnliche LARPs gab es schon länger, wie zum Beispiel den Hogwarts-Express oder die Johan-Weyer-Akademie, doch hier wollte man größer rangehen. Man hatte eine Vision: Man wollte ein echtes Schloss dafür. Doch so hohe Ansprüche kosten Geld. Also startete man eine Crowdfunding-Kampagne, um zu schauen, ob sich genügend Spieler finden würden, die bereit wären, ein so kostspieliges Spiel zu finanzieren. Der Rest ist Geschichte. Zehn ausverkaufte internationale Runs, bereits vier Runs des amerikanischen Ablegers A new world: Magischola, ein eigenes kleines soziales Netzwerk, Dokumentationen, Bücher, Zeitungsberichte und, und, und … Daher war es für die Veranstalter des immer weiter wachsenden College of Wizardry-Universums nur eine Frage der Zeit, bis ein deutscher Ableger her musste. Vorhang auf für das erste deutsche CoW-LARP: Nibelungenakademie.

Organisatorisches

Das College of Wizardry: Nibelungen findet aller Voraussicht nach am 09.-12. Februar 2017 in Zamek Kliczkow in Polen statt. „Aller Voraussicht nach“ deswegen, weil das LARP bis jetzt noch nicht vollständig finanziert ist. Bis zum 29. Juli läuft noch die Indigogo-Kampagne, und momentan fehlen dem LARP noch knapp 3.000 EUR bis zum Finanzierungsziel. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, kann das LARP leider nicht stattfinden.

Tickets gibt es momentan noch auf der Kampagnen-Seite ab 375 EUR, und sollte die Kampagne gelingen werden Tickets ab dann 425 EUR pro Person kosten. Die Orga stellt ab Berlin einen kostengünstigen Bus zur Verfügung, um den Spielern die Anreise zu erleichtern. Im Teilnehmerbeitrag sind eine Leihrobe und –krawatte enthalten, so dass eine Grundgewandung bereits vorhanden ist. Außerdem gibt es drei Mahlzeiten täglich und warme Betten nach Hotel-Standard.

Das Grundprinzip: College of Wizardry

„Wir machen mit dem CoW ein LARP für all jene, deren Schulbrief nach Hogwarts nie gekommen ist.“ So startet Stefan Deutsch, Projektleiter beim deutschen Ableger, Nibelungenakademie, seine Vision von dem LARP, das er veranstalten will. Ihm geht es, wie dem Rest von Rollespilsfabrikken, der Firma, die das CoW zusammen mit Liveform organisiert, darum, eine möglichst magische Erfahrung zu generieren. „Die Leute sollen sich fühlen, als wenn sie wirklich auf einer Schule für Magie wären.“ Und so ist auch das gesamte Konzept von CoW darauf ausgelegt, diese Immersion zu erzeugen. Spieler entscheiden sich im Vorfeld, ob sie Schüler oder Lehrer sein wollen und entwickeln mit den Organisatoren zusammen jeweils eigene Varianten der vorgefertigten Charaktere. Hierbei hat jeder, je nachdem, ob er Schüler oder Lehrer, ob er Junior oder Senior ist, seine eigenen Aufgaben während des Cons. Neben dem Unterricht gilt es, Aufnahme- oder Abschlusszeremonien zu organisieren, den großen Ball zu Beginn eines Schuljahres, oder aber die geheimen Riten, um neue Schüler in die Häuser einzuführen, denen sie zugeordnet werden. Die Nibelungenakademie ist in fünf Häuser unterteilt, die jede ihre eigene Identität haben und um die neuen Schüler wetteifern: Krabat, Flamel, Faust, Grimm und Molin.

Insgesamt wird mit den teilgescripteten Charakteren, einer großartigen, magischen Location sowie dem Engagement aller Teilnehmenden die Illusion einer magischen Welt voller Wunder erschaffen. College of Wizardry ist also viel eher magische Welt- und Schulsimulation mit all ihren Wundern und Abenteuern, als eine weitere Con mit Abenteuer-Plot und Monstern zum Verprügeln (obwohl es durchaus ein paar Monster geben kann). „Es geht darum, Hauptcharakter in deiner eigenen Geschichte zu sein. Es fühlt sich echt an, sehr immersiv.“

Gleichzeitig ist Stefan Deutsch die Einbindung von neuem Blut sehr wichtig. Bewusst versuchen er und seine Mitstreiter den Einstieg für Neu-LARPer möglichst einfach zu halten. „Wenn du noch nie geLARPt hast, ist das vollkommen okay. Wir geben dir eine Robe und eine Krawatte, und schon bist du mittendrin. Das einzige, was wir verlangen, ist, dass du versuchst, dich auf das Spiel und das Erlebnis einzulassen.“ Hierdurch versucht er, neue Sichtweisen auf Charaktere und Mechaniken zu erlangen. Es geht um den Mix der Ansichten und das, was daraus entsteht, wenn Menschen aufeinandertreffen und gemeinsam aus ihrer Phantasie etwas Größeres errichten.

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Zielpublikum und Selbstverständnis

Die CoW-Reihe selbst ist sehr vielseitig. Von kompletten LARP-Einsteigern bis hin zu Leuten, die LARPer seit der ersten Stunde sind, findet man alles und jeden auf den CoW-LARP. Doch leider immer noch viel zu selten deutsche Mitspieler. „Wir haben unser Gelände in Polen, und haben viel mehr amerikanische Spieler als deutsche bei uns. Wir fragen uns da schon, woran das liegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Sprachbarriere für viele ein starkes Kriterium darstellt. Alle unsere bisherigen CoW-LARPs hatten Englisch als Spielsprache. Daher versuchen wir nun, mit der Nibelungenakademie ein LARP speziell für die deutschsprachigen Spieler zu veranstalten, um auch ihnen die CoW-Reihe zu öffnen.“ Zwar seien auch gerne hierbei internationale Spieler gesehen, geht es doch darum, Spieler zu verknüpfen, und nicht, sie zu separieren, doch sollten diese Spieler sich bewusst sein, dass hier, in der altehrwürdigen Nibelungenakademie, nun einmal Deutsch die Sprache der Wahl sei.

Ein weiteres Kriterium ist mit Sicherheit der Preis. Mit Preisen zwischen 325 EUR und 425 EUR für ein Spielerticket ist die Nibelungenakademie sicherlich nicht mit kleinen Selbstverpfleger-Zeltcons zu vergleichen. Allerdings wollen sie das auch gar nicht. Das College of Wizardry-Team steckt viel Arbeit in das Projekt, um den Spielern etwas bieten zu können. Und geboten wird einem etwas. Unterkunft in einem Schloss für vier Tage mit Hotelniveau inklusive Essen und Trinken, einer Leihrobe und -krawatte im gewählten Spieler-Haus. Das alles macht den Preis nicht geringer oder für Niedrigverdiener erschwinglicher, aber es erklärt, warum er so hoch ist. Die wichtige Frage, die man sich stellen sollte, ist dabei: Ist es mir das wert? Und zehn ausgebuchte internationale Veranstaltungen mit Anreisenden aus unter anderem den USA sagen, dass es den Preis für die Besuchenden wohl wert ist.

CoW setzt sich damit bewusst von einem Standard-LARP ab und sagt von sich, dass es etwas Besonderes für die ist, die etwas Besonderes erleben wollen. Dabei ist es sich bewusst, dass hohe Qualität durchaus ihren Preis hat. Doch zeigen gerade der Erfolg von CoW und von anderen LARPs, die Rollespilfabrikken veranstalten, wie Fairweather Manor oder das Vampir-LARP Die letzte Fahrt der „Demeter“, dass sie sehr wohl wissen, wie man hohe Ansprüche umsetzen kann.

The things to come

Neben der „Demeter“ ist Nibelungen ein Prototyp für die Rollespilsfabrikken. Ist in Deutschland mittlerweile ein ausreichend großer Markt vorhanden für LARPs mit etwas anderen Konzepten, hochqualitativ organisiert aber auch dementsprechend teurer? Vom Erfolg von Nibelungen könnte vieles abhängen. Nicht nur, ob es weitere Nibelungen-LARPs geben wird, sondern auch, wie sich das deutsche LARP in Zukunft entwickelt.

Immer mehr hochpreisige, dafür aber auch hochqualitative LARPs erscheinen auf dem deutschen Markt. Das Battlestar Galactica-LARP auf einem Zerstörer „Exodus“ beispielsweise, oder das Game of Thrones-LARP in einem Burghotel: Tales from the North. Es ist also wirklich spannend, zu schauen, was aus der Nibelungenakademie wird. Wir Teilzeithelden sind auf jeden Fall gespannt, werden weiterhin berichten und suchen schon einmal unsere Roben und Zauberstäbe zusammen.   

Artikelbilder: College of Wizardry:Nibelungen, Indiegogo-Kampagne

 

3 Kommentare

    • In Deutschland wäre es leider viel viel teurer. Das Schloss liegt allerdings sehr nah an der grenze zu Deutschland. Und wenn man aktuell sich schon um nen Flug zb kümmert bist du in ner Stunde für 20€ in Berlin wo der Bus dann fährt

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