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Conventions finden üblicherweise in Hallen statt. Dort ist es leider oft eng, stickig und schöne Kulissen für die Cosplayer sind auch rar gesät. Wie schön wäre es da doch, wenn eine Convention draußen wäre, mit schönen Kulissen. Wie Natur, Sandstrand oder Wasser. Das haben sich wohl auch die Veranstalter der TropiCon gedacht und ein ganzes Freibad organisiert. Einen ganzen Tag war jenes ausschließlich für die Veranstaltung geöffnet, wodurch fernab von potenziell ignoranter Öffentlichkeit Freibad-Besuch und Convention zusammengebracht werden konnten. Und das Angebot kam gut an: Rund 1.000 Besucher, die meisten davon im Cosplay, fanden sich ein, was angesichts des großteils bewölkten Himmels als äußerst erfolgreich gelten darf. Und, soviel sei vorab gesagt, der Erfolg ist verdient!

Buntes Treiben auf der Convention. Fotografie: Michael Fuchs
Buntes Treiben auf der Convention. Fotografie: Michael Fuchs

Location

Das Freibad Wolfssee in Duisburg war eine äußerst gelungene Wahl für die Veranstaltung. Zwar eventuell mit etwas Wartezeiten auf den ÖPNV verbunden (tagsüber halbstündlich, abends stündlich), war es daneben aber gut mit dem Auto zu erreichen, und dank 1.200 Parkplätzen auch ohne nervige Parkplatzsuche. Nach Passieren der Kasse und einer kurzen Taschenkontrolle konnte man sich gleich von der Schönheit der Location überzeugen. Eine große saftige Wiese, Bäume, wunderschöner (und sauberer!) Sandstrand sowie natürlich der fast malerische Wolfssee, im Hintergrund von Bäumen umringt. Kennt man Duisburg leider sonst eher im Zusammenhang mit Problemen, wird hier jeder eines besseren belehrt: Die Stadt im Ruhrgebiet kann auch wunderschön sein.

 

Das Gelände war groß genug, um allen bequem Platz zu bieten, für Bilder, Picknicken und Planschen. Ohne dabei so groß zu sein, dass es leer wirken würde. Folgte man dem Verlauf bis zum Imbiss, konnte man neben gemütlichen Sitzgruppen auch dahinter noch einiges entdecken. Neben Schaukeln gab es dort ein begeh- und bespielbares Holzschiff, sowie ein Kinderbecken mit hübschem Brunnen in der Mitte, dessen Wasser durch einen künstlichen Steinbach in den See floss. Auch dies natürlich wieder hervorragende Kulissen, so dass einige Auswahl vorhanden war. Zudem wirkte alles äußerst gepflegt. Weder Stolperfallen, noch Müllreste oder verschmutztes Wasser trübten das Erlebnis.

 

Da auch das Wetter mitspielte (zwischen sonnig und bewölkt, angenehm warm, ohne wirklich heiß zu sein), konnte tatsächlich leicht Urlaubsstimmung aufkommen. Die Atmosphäre war entsprechend fröhlich, und man konnte leicht eintauchen, in die gute Stimmung als auch in das Wasser.

 

Programm & Angebot

Schwerpunkt der Con war selbstredend die Location selbst. Das angebotene Conprogramm war daher eher ein Nebenpunkt, weswegen es auch nicht so üppig ausfiel – was angesichts der Kulisse auch völlig in Ordnung war. Direkt am Eingang, zwischen den Umkleiden, gab es zunächst einen kleinen Händlerraum. Dort konnte er jedoch durchaus übersehen werden, weswegen ein Teil der Aussteller im Verlauf des Tages mit ihren Tischen nach draußen umzogen. Angeboten wurden neben Cosplayzubehör wie Perücken auch Merchandise und Gezeichnetes von deutschen Künstlern.

Im Händlersaal gab es einige schöne Dinge zu erwerben. Fotografie: Michael Fuchs
Im Händlersaal gab es einige schöne Dinge zu erwerben. Fotografie: Michael Fuchs

Auch ein Maid Cafe/Host Club fand sich im Eingangsbereich. Dort konnten die Besucher sich an liebevoll gedeckten Tischen Kuchen und Getränke von den attraktiven Maids und Hosts vom Fairy Floss servieren lassen, was mit dem Blick auf die Seelandschaft besonders stimmig war.

Das Team vom Cafe Fairy Floss. Fotografie: Karsten Zingsheim
Das Team vom Cafe Fairy Floss. Fotografie: Karsten Zingsheim

Auf der aufgebauten Bühne fanden sich den Tag über verteilt, zwischen Eröffnungs- und Abschlussrede, auch diverse Programmpunkte. Neben Minispielen mit Cosplayern im Free!-Outfit, welche im Laufe des Tages dreimal auf der Bühne mit Besuchern spielten, wurde auch ein Workshop zum Thema Fotoposing angeboten. Dieser wurde durchgeführt von Riddle Costumes und dürfte für einige noch den einen oder andere hilfreichen Tipp bereitgehalten haben.

 

Wie kaum anders zu erwarten, fanden sich auch Wettbewerbe im Angebot. Neben einem Zeichenwettbewerb, dessen Thema erst während der Eröffnung bekannt gegeben wurde („was man auf der TropiCon machen kann“), gab es natürlich auch einen Cosplaywettbewerb. In Anbetracht der vielen anwesenden Cosplayer wurde sich an diesem allerdings eher mäßig beteiligt.

 

Stargast: Knitemaya

Höhepunkt des organisierten Angebots war die Anwesenheit von Knitemaya. Der 19-jährige Grieche lebt in Australien, cosplayt seid mittlerweile sechs Jahren, davon zwei Jahre professionell, und ist in der internationalen Szene überaus bekannt, wovon alleine schon die 120.000 Abonnenten seines Instagram-Accounts zeugen. Um der Einladung zur TropiCon, seinem ersten Conbesuch in Europa, nachzukommen, verbrachte er sogar am Vortag seinen Geburtstag im Flugzeug, was zumindest mit einem Ständchen honoriert wurde. Während des Events hielt er sich zumeist an seinem eigenen Stand auf, wo es neben Fotodrucken auch die Gelegenheit gab, mit ihm persönlich zu sprechen.

Der Stargast Knitemaya mit einem seiner Bilder. Fotografie: Karsten Zingsheim
Der Stargast Knitemaya mit einem seiner Bilder. Fotografie: Karsten Zingsheim

Daneben fand er sich zu einem einstündigen Panel auf der Bühne ein, wo die Besucher ihn befragen konnte, sei es zu seinen Kostümen, Tipps oder ihm selbst. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten des zunächst sehr schüchternen Publikums wurden dann aber doch einige Fragen gestellt, wobei man einzelnen Fans durchaus die Aufregung anmerkte, was überaus sympathisch war.

Zu erfahren war dabei, dass sein bisheriges Lieblingscosplay der Charakter Genos aus der Serie One Punch Man ist, hauptsächlich deswegen, da die Herstellung am längsten gedauert hat, insbesondere die Arme, mit denen er drei Monate beschäftigt war. Zudem ist Genos einer seiner Lieblingscharaktere, weswegen er auch liebt, ihn darzustellen. Das schwierigste Cosplay war allerdings Machina aus Final Fantasy Type-0. Dagegen steht Sasuke aus Naruto, welches er im Rückblick am wenigsten mag. Sein nächstes Cosplay-Projekt wird Keith aus Voltron – Legendary Defender sein, was mit einigem Applaus vom Publikum aufgenommen wurde.

Knitemaya beantwortet Fragen während des Panels. Fotografie: Michael Fuchs
Knitemaya beantwortet Fragen während des Panels. Fotografie: Michael Fuchs

Befragt nach den Gründen, wieso er mit Cosplay angefangen hat, berichtete Knitemaya, dass er damals Cosplay gesehen hat, es toll fand und auch machen wollte. So kaufte er sich eine erste billige Perücke und versuchte es einfach mal. Es machte ihm dann viel Spaß, und er genoss es, dadurch so viele Menschen kennen zu lernen, so dass er dabei blieb. Seine Eltern fanden es zunächst merkwürdig, und er musste ihnen erklären, was das überhaupt ist. Anfangs haben sie es auch nicht wirklich akzeptiert, aber ihn dann unterstützt, als sie gemerkt haben, wie er es genießt, und sind inzwischen auch sehr stolz auf ihn. Die Cosplayerin, zu der er schon immer am meisten aufblickt, ist Reika, die er inzwischen bereits dreimal treffen konnte.

Am meisten genießt er Make-Up und das Stylen der Perücken, wogegen ihm das Bauen von Requisiten und Rüstungen seiner Ansicht nach eher nicht liegen, auch wenn er es natürlich versucht. Für das Stylen der Perücken benötigt er übrigens zwischen 20 und 60 Minuten, je nach Perücke, in Ausnahmefällen bis zu zwei Stunden. Für das Styling der auf der Con getragenen hat er 30 Minuten gebraucht. Am wenigsten mag er allerdings Nähen, was er „absolut hasst“. Hier gelingt es ihm meist nicht, Größen und Details richtig umzusetzen, weswegen er diesen Teil auch am schwierigsten findet.

Natürlich hat er zu Beginn seiner Cosplay-Laufbahn nie damit gerechnet, derart bekannt und erfolgreich zu werden. Man sollte so etwas auch nie anstreben, denn es sollte seiner Meinung nach zum Spaß sein.

Auch die Unterschiede zwischen Conventions in Europa und Asien interessierten die Besucher. Nach Einschätzung von Knitemaya sind in Europa vor allem die Leute wesentlich freundlicher. Auf Events in Asien geht es seiner Erfahrung nach viel um Popularität, und man würde auch mehr bewertet werden. In Europa dagegen ginge es um den Spaß, man würde einfach so akzeptiert, wie man ist, und auch die Organisation der Veranstaltungen wäre besser, weswegen er Cons in Europa  besser genießen kann.

Gefragt wurde natürlich auch, ob er erneut nach Deutschland kommen würde, was er gerne tun würde, wenn ihn eine weitere Convention einlädt.

Cosplay & Galerie

Neben Veranstaltungsort und Knitemaya gab es ein ganz klares Highlight: Die Cosplayer selbst. Wie bei nahezu jeder Veranstaltung, bei denen sie Raum einnehmen, erfüllen sie eine Veranstaltung mit positiver Ausstrahlung und Kreativität. Bei einer eigenen Con für sie war es natürlich nicht anders, und durch die Kulissen und das Urlaubs-Feeling konnten überaus viele gelungene Bilder aufgenommen werden, was sich auch durch die Anwesenheit vieler Fotografen zeigte. Eine kleine Auswahl unseres Fotografen Karsten findet ihr hier: 

 

Fazit

Will man die TropiCon beschreiben, ist das eigentlich ganz einfach: Eine Besuch in einem schönem Freibad, dass aber fast nur von Cosplayern besucht ist. Kulisse, Atmosphäre, Wetter, Besucherzahl, alles spielte zusammen, um ein wunderschönes Event zu schaffen, dass sich von den üblichen Cons in Hallen positiv absetzte. Zum günstigen Eintrittspreis von nur 7 EUR konnte man eine Traumwelt betreten, an die man sicher noch zurückdenken wird. Zudem war die Veranstaltung nahezu makellos, so dass auch Orga und Helfern ein großes Lob gebührt, war dies immerhin die erste TropiCon. Und hoffentlich nicht die letzte! Wir möchten unbedingt wieder dorthin, am liebsten noch heute. Zur Not aber auch nächstes Jahr, wenn die nächste dann stattfinden soll. Der Grundstein für ein neuartiges Conerlebnis wurde jedenfalls erfolgreich gelegt.

Das Team der Veranstaltung bei der Abschlusskundgebung. Fotografie: Michael Fuchs
Das Team der Veranstaltung bei der Abschlusskundgebung. Fotografie: Michael Fuchs

 

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