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Mit Prometheus 1 – Feuer gegen Feuer erschien 2016 der Auftakt der dreibändigen Prometheus-Reihe von Christian Humberg und Bernd Perplies. Passend zum 50jährigen Star Trek-Jubiläum ist es der erste Roman des Franchises aus der Feder deutschsprachiger Autoren. Dieses Buch einer ausgiebigen Lektüre zu unterziehen, reizte mich außerordentlich.

Story

Der Lembatta-Cluster, eine Ansammlung Sterne unter einer sterbenden Sonne, liegt am Rand des Raums der Vereinigten Förderation der Planeten, aber auch in der Nähe der Grenze zum Klingonischen Reich. Bewohnt wird er von einer humanoiden Spezies namens Renao, die die Harmonie der Sphären als größtes Ideal ansehen. Daraus resultierend betreiben sie eine isolationistische Politik und halten den Forscherdrang der Förderation ebenso wie den Eroberungswillen der Klingonen für falsch.

Dennoch gibt es hin und wieder einzelne Exemplare ihrer Spezies, die den Cluster verlassen. Einer von ihnen ist Jassat ak Namur, der es sogar auf die Sternenflottenakademie der Förderation und von dort auf die U.S.S. Prometheus geschafft hat.

Doch er hat ebenso wenig wie Förderationsmitglieder oder Klingonen damit gerechnet, dass sich Renao zu den Terroranschlägen bekennen, die die Grenzregion erschüttern und tausende Leben fordern. Oder sind es doch keine Renao?

Die Prometheus bekommt den Auftrag, die Hintergründe der Anschläge zu untersuchen, begleitet werden sie dabei von den Klingonen, die ebenfalls vom Terror betroffen sind.

Der Roman folgt verschiedenen Figuren an Bord der beiden Raumschiffe, vorwiegend Kapitänen und Führungsoffizieren, ein oder zwei ausschließliche Hauptfiguren lassen sich nicht ausmachen; währenddessen geht es um die Frage, wer hinter den Anschlägen stecken könnte.

Schreibstil

Prometheus 1 bietet einen gut verständlichen Sprachstil, einen intelligent aufgebauten und gut zu verfolgenden Plot, der am Ende des Buches Fäden offenlässt, ohne dabei brutal mitten in der Szene abzubrechen. Aus der Sicht eines allwissenden Erzählers wird immer wieder zwischen Gedanken, Gefühlen und Perspektiven verschiedener Figuren hin und her gewechselt, wodurch der Leser schnell einen Wissensvorsprung bekommt, aber auch nicht alles weiß. Das große Rätsel, wer wirklich warum die Anschläge begangen hat, zieht sich durch das gesamte Buch (und wahrscheinlich durch die gesamte Reihe).

Prometheus liest sich gut, eigentlich. Beide Autoren wissen zu erzählen und auch, eine Geschichte gut und spannend aufzubauen. Außerdem verstehen sie viel von Star Trek. Genau das stellt aber zugleich größte Stärke und größtes Problem des Buches dar.

Viele Dinge werden nicht erklärt; was der Hohe Rat der Klingonen ist, wird ebenso wenig ausgeführt wie das Aussehen der verschiedenen aus den Serien bekannten Spezies. Figuren und Handlung bewegen sich direkt in bester Star Trek-Tradition:

Die Crew der Prometheus unter dem besonnenen Captain Adams agiert sternenflottentypisch höflich, auf Diplomatie und Ausgleich bedacht. Die Klingonen achten auf ihre Ehre, wollen alles mit Gewalt lösen und ihr Captain Kromm ist dem Blutwein ebenso verfallen wie dem Wunsch sich zu beweisen. Offiziere gehen auf gefährliche Außenmissionen, wichtige Ereignisse passieren immer dann, wenn die zentralen Figuren Dienst haben. Generell bekommt man wenig davon mit, dass auf dem Schiff hunderte Menschen leben, es könnten auch nur die Hauptfiguren und ein paar Statisten sein.

Ich kenne einen Teil der Filme und Serien, die wichtigsten Figuren und weiß auch, dass Andorianer blau sind. Ich habe Spaß an Star Trek, aber ich bin keine echte Expertin; ich kenne nicht alle Spezies auswendig, beherrsche kein Klingonisch und erinnere mich schon gar nicht an alle Handlungsdetails der Serien. Besonders im ersten Drittel des Buches wird mehrfach auf Ereignisse der jüngeren innerweltlichen Vergangenheit Bezug genommen und damit auf die Serienhandlungen von The Next Generation, Voyager und Deep Space 9 und auch auf etliche Bücher.

Mir persönlich gefiel dies nicht so gut; als dann auch noch zwei relativ bekannte Serien-/Filmfiguren mit auf die Mission in den Lembatta-Cluster kommen sollten, war ich kurz davor, das Buch zur Seite zu legen. Ich hatte eine eigene Geschichte erwartet und kein Schaulaufen von Prominenz!

Auf der anderen Seite verstehe ich, dass dies für Fans natürlich absolut großartig ist. Soweit ich es überblicken kann, bleiben auch alle aus anderen Werken bekannten Figuren ihrer bisher geschilderten Persönlichkeit treu, der Spagat zwischen eigener Arbeit und bestehendem Setting ist den beiden Autoren also gut gelungen.

Die für die Handlung wichtigsten Eckpunkte stammen ohnehin von ihnen: die gesamte Spezies der Renao, der Lembatta-Cluster, die Besatzungen der Prometheus und des Klingonenschiffes Bortas.

Als beide Schiffe endlich in die Nähe des Lembatta-Clusters kommen, nimmt die Handlung nach einem eher gemütlichen Einstieg Fahrt auf und wird spannend, ob man nun Fan ist oder nicht.

Die Autoren

Christian Humberg und Bernd Perplies wurden beide nicht bei der Sternenflotte angenommen und stattdessen Schriftsteller. Beide arbeiten als Journalisten, Übersetzer (unter anderem für Star Trek) und Lektoren und wurden 2015 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

Der auffälligste Unterschied ist die Herkunft: Christian Humberg stammt aus der Eifel, während Bernd Perplies Wiesbadener ist.

Preis-/Leistungsverhältnis

Preislich bewegt sich Prometheus 1 mit 15 Euro für die gedruckte Version und 7,99 EUR für das E-Book im üblichen Rahmen dessen, was ein Buch seines Umfangs und seiner Aufmachung kostet.

Erscheinungsbild

Star Trek Prometheus Feuer gegen Feuer Kritik CoverDas Cover zeigt auf dunkelblauem Hintergrund die U.S.S. Prometheus, die auf den Leser zufliegt, während hinter ihr eine Sternenbasis explodiert. Ganz oben prangt die Serienbezeichnung mit dem Schriftzug „Prometheus“ in flammenden Lettern; Autorennamen und Buchtitel sind unter der U.S.S. Prometheus angeordnet. Im Ganzen gelingt dem Cover etwas, was nicht immer der Fall ist: es nimmt deutlich und gut verständlich Bezug auf den Inhalt, wird doch bei einem der Terroranschläge zu Beginn eine Sternenbasis gesprengt.

Das Design des Buches ist unaufgeregt schlicht, die Druckqualität ist gut und die Arbeit des Korrektorats verdient ein großes Lob! Lediglich die Buchdeckel lassen sich bemängeln, da sie schon nach recht kurzer Zeit anfingen, etwas nach außen abzustehen. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autoren: Bernd Perplies und Christian Humberg
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Broschur
  • Seitenanzahl: 544
  • ISBN: 978-3864258510
  • Preis: 15,00 EUR (Broschur) / 7,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonuscontent

Das Buch enthält einen farbigen Plan der Prometheus zum Ausklappen, der hilft einige erwähnte technische Details nachzuvollziehen und schön anzusehen ist. Notwendig zum Verständnis ist er jedoch nicht.

Jedes Kapitel ist mit einer Angabe von Ort und Zeit überschrieben, wobei die Zeitangaben selbstverständlich alle in Sternzeit sind. Ganz hinten wartet ein Personenverzeichnis, nach der Besatzung der Schiffe sortiert. Am Anfang hätte ich es gut brauchen können, allerdings entdeckte ich es erst als es zu spät war, nämlich nach der Lektüre einer sehr personenlastigen Szene am Anfang. Gewünscht hätte ich mir außerdem ein Glossar der verwendeten klingonischen Begriffe.

Fandom und Autoren haben dazu bereits nützliche Fakten zusammengestellt, eine Übersicht befindet sich hier auf der Seite von Bernd Perplies.

Fazit

Als sich mehrere Anschläge in der Grenzregion der Förderation und des Klingonischen Reiches ereignen, schicken beide Fraktionen ein Schiff in den Lembatta-Cluster, um die Hintergründe aufzuklären. Schließlich gehörte der Sprecher in dem Bekennervideo zu der isolationistischen Spezies der Renao, die diesen Teil des Universums bewohnt. Doch vor Ort stellt sich schnell heraus, dass es nicht so einfach ist, wie es der klingonische Captain gerne hätte.

Der Aufbau der Geschichte ist nach einem teilweise etwas zähen Einstieg spannend und gut komponiert, die Kultur der Renao wurde von den Autoren neu entwickelt und ebenso wie die Besatzung der Prometheus mit liebevollen Details versehen.

Die Figuren agieren alle entsprechend dem, wie es für ihre Position oder Spezies bereits aus den Serien bekannt ist. Außerdem treten einige Personen aus dem TV-Serienuniversum auf und nehmen  Einfluss auf die Handlung. Besonders am Anfang wird häufig auf verschiedene Serienhandlungen verwiesen, eine Szene spielt sogar auf DS9.

Das ist zwar alles sehr nett und die Autoren beweisen hier deutlich ihre Expertise, aber letztlich hatte ich nicht richtig das Gefühl, etwas Neues zu bekommen. Ich hätte mir im Verhalten der Figuren mehr Eigenes gewünscht und empfand besonders den Einstieg mit der übermäßigen Präsenz bekannter Figuren als störend. Besonders da sich sein Nutzen für die Gesamthandlung nicht wirklich erkennen ließ, die Szenen hätten auch einem anderen Ort mit weniger Prominenz stattfinden können.

Letztlich ein Fazit zu ziehen fällt mir daher schwer. Für mich als Nicht-Trekkie gestaltete sich der Einstieg zäh und wer keine Weltraumsettings mag, sollte die Finger von dem Buch lassen. Wer dagegen Star Trek liebt und sich auch auskennt, bekommt gute, spannend geschriebene Unterhaltung und sollte zugreifen.

Daumen3weiblichNeu

Artikelbild: Cross Cult
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

1 Kommentar

  1. Sternzeit? Dann habe ich eine andere Ausgabe, in meiner Fassung werden die Kapitel mit bereits heute üblichen Kalender-Angaben (inklusive Tag und Monat) begonnen. Das fehlen der Sternzeit ist mir gleich zu Beginn, beim Wechsel zwischen Prolog und ersten Kapitel, sehr positiv aufgefallen.

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