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Über 9 Millionen Views und der Gewinn des Deutschen Webvideopreises in der Kategorie „Bestes Video Des Jahres“ kennzeichnen den Erfolg des Star Wars-Fanfilmes von Shawn Bu und Vi-Dan Tran alias T7 Production.

Ich habe Shawn Bu, der den Film als Bachelor-Arbeit für sein Kommunikationsdesign-Studium an der FH Aachen gedreht hat, in Köln getroffen, um mich mit ihm über die Hintergründe des Filmes und die Bewältigung eines solchen Projektes zu unterhalten.

Teilzeithelden: Im ersten Teil des Interviews ging es um den Film selbst. Diesmal geht es um das Projekt, das dahintersteht: Wie man so was anfängt, wie man so was durchzieht, und was das mit deinem Bachelor zu tun hat.

Wie kommt man für die Bachelorarbeit auf einen Star Wars-Film?

Shawn Bu: Ich habe meinen Bachelor in Kommunikationsdesign gemacht. Das ist nicht nur Graphik-Design, sondern umfasst alles Mögliche, was mit Medien zu tun hat. Beispielsweise auch Animation, Illustration, Zeichnen, Photographie, Kampagnen, Editorials, Typographie. Ich habe von Anfang an Film als Schwerpunkt gewählt.

Teilzeithelden: Das heißt, du hast schon immer auch andere Filme gemacht, und das war jetzt quasi das i-Tüpfelchen der bisherigen Filmkarriere?

Shawn: Genau, das war der bisherige Höhepunkt.

Von der Idee zum Projekt

Teilzeithelden: Wie ist das Projekt zustande gekommen?

Interessant ist, dass der Film gar nicht als Bachelorarbeit gestartet wurde. Das war in erster Linie ein freies Projekt. Und während das Projekt schon in Entwicklung war, kam die Entscheidung, dass es Sinn ergeben würde, damit den Bachelor zu machen.

Wir hatten anfangs die Idee: „Hey, lass uns mal einen coolen Lichtschwertkampf drehen. Lass uns das in so zwei, drei Wochen umsetzen.“

Ich fand auch schon immer toll, welchen Aufwand Leute sich mit Fan-Filmen gemacht haben, auch vor Jahren schon. Ich habe immer geschaut: Was machen diese Filme richtig, was machen sie falsch, was könnte man anders machen?

Teilzeithelden: Wie hast du aus der Idee ein konkretes Projekt entwickelt?

Am Anfang habe ich damit angefangen, alle meine Ideen auf Karteikarten zu schreiben: Ideen zu Charakteren, zu Momenten, zu Action-Momenten, zu Story-Momenten, manchmal sogar konkretere Szenen oder Figuren. Das wurden mehr und mehr Karteikarten, und dann habe ich versucht, das anzuordnen: Was passt zusammen, wo ergibt sich ein Ablauf oder ein dramaturgischer Bogen.

Das ist dann aber sehr schnell wieder gestorben, denn a) wir hatten keine Location, wir dachten halt immer an eine Wüste. Und b) hatten wir keine Schauspielerin. Wir hatten immer die Idee, dass Ben Schamma, ein Kumpel von Vi-Dan, mitspielen sollte. Ben war schon länger Cosplayer, Stuntman und ebenfalls riesiger Star Wars-Fan. Er kann Kostüm und Makeup als krasser Sith-Overlord selber machen.

Das war zu der Zeit, als Kick Ass gerade rauskam, und wir fanden es immer spannend, da noch ein junges Mädchen reinzusetzen, von dem man nicht erwarten würde, dass es so abgehen kann.

Nachdem das Projekt mangels Location und Hauptdarstellerin gestorben war, war es jahrelang ruhig. Aber als ich mit dem Studium beinahe fertig war, wollte ich das Projekt endlich in Angriff nehmen, bevor ich nach dem Studium keine Chance mehr haben würde, so aufwändige freie Projekte zu machen.

Vi-Dan war zu dem Zeitpunkt schon fertig mit seinem Diplom, und so haben wir uns gesagt: „Jetzt oder nie!“ So habe ich dann angefangen, das Ganze aufzubauen, und Ideen zu sammeln, wie man das umsetzen könnte.

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Teilzeithelden: Ich kenne das von Hobbyprojekten um mich herum so, dass Leute oft Ideen, Schauspieler und Crew sammeln, und wenn sie an einem Ende mit Sammeln fertig sind, sind die Leute am anderen Ende schon wieder weg. Hattest du so was auch, oder waren alle Leute von vornherein begeistert dabei und sind dann auch dabeigeblieben?

Shawn: Die Bereitschaft von den Leuten war unglaublich groß, auch von Anfang an. Das liegt wohl zum einen an dem Thema Star Wars, was viele begeistert hat, und zum anderen auch daran, dass Vi-Dan und ich schon im Vorfeld viele gelungene Projekte gemacht haben, so dass die Leute auch Vertrauen in uns gesetzt haben.

Teilzeithelden: Das heißt, du hattest schon vorher bewiesen, dass du das auch umsetzen kannst.

Shawn: Ja genau. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch gerade ein Showreel von mir veröffentlicht, und auch einige Filme, die ich vorher gemacht habe. Viele von den Leuten, die mitgemacht haben, waren auch Freunde und Bekannte von mir und Ben, und auch Vi-Dan kannte viele Leute aus dem Actionbereich. Das heißt, es kam auch die Bereitschaft von Freunden, das Projekt zu unterstützen.

Teilzeithelden: Hattet ihr Startschwierigkeiten?

Shawn: Oh ja! Es war schwierig, im Alleingang dieses Projekt zu starten und voranzutreiben. Das Schwierigste war, die Dreharbeiten logistisch zu organisieren, vor allem, Termine zu finden, an denen die Leute alle Zeit hatten. Da alle unentgeltlich mitgemacht haben, mussten Termine in der Freizeit gefunden werden – und da wir immer ein paar Wochen im Voraus planen mussten, war das immer ein Poker mit dem Wetter.

Am Anfang steht man nur vor Ideen, hat vielleicht schon ein Drehbuch. Von da soweit zu kommen, dass die erste Klappe fällt oder gar ein Film entsteht, das ist schon schwierig.

Teilzeithelden: Wie viel musstest du in das Projekt stecken, ehe du Leute davon überzeugen konntest, mitzumachen? Was musstest du, außer beispielsweise deinem Showreel, vorlegen?

Shawn: Das Erste, was fertig war, war das grobe Drehbuch und die ersten Designs. Ich hatte ein paar Freunde von mir angefragt, von der Uni und außerhalb, denen ich drei, vier Szenen aus dem Script geschickt habe und sie gebeten habe, mir das zu visualisieren. Dadurch habe ich ein paar echt schöne Bilder erhalten, die die Stimmung, die Umgebung und die Kampfsituation wiedergegeben haben.

Das und das Drehbuch, das waren die Sachen, die von Anfang an da waren. Das Drehbuch hat den Meisten schon gefallen, und die Bilder dazu waren sehr stark. „Wenn das am Ende so aussieht, dann ist das ja der Wahnsinn!“ Dadurch sehen die Leute auch schon, was man schon vorher gemacht hat. Und sie sehen, dass man das hinbekommen kann.

Die Meisten waren auch Freunde von der FH, die seit Jahren verfolgen, was wir so machen. Die waren schon vorher begeistert und hatten sofort Lust, mitzumachen.

Besprechung des Drehbuches am Set
Besprechung des Drehbuches am Set

Teilzeithelden: Ich frage, weil wir vielleicht einige Leser haben, die selbst gerne einen Fanfilm oder ein ähnlich aufwendiges Projekt stemmen würden. Ich kenne einige Fälle, in denen so etwas versucht wurde. Dann hatte man jemanden, der sagte: „Ja klar mache ich da Kamera“, und später, als man die Schauspieler zusammenhatte, hatte der Kameramann keine Zeit mehr, und die Suche begann von vorne. Da steht in den meisten Fällen die Idee im Raum, und die Leute haben schon angefangen, rumzufragen – das war dann wohl zu früh, oder?

Shawn: Kommt immer drauf an. Es ist auch bei uns immer mal wieder passiert, dass Leute abgesagt haben. Wichtig ist, dass man Durchhaltevermögen hat, sich von so was nicht beirren lässt, sondern trotzdem weitermacht. Und ja, wenn jemand sagt, er hätte doch keine Zeit mehr, dann muss man weitersuchen, auch bei den Schauspielern. Da gab es viele Leute, die aber leider keine Zeit hatten, auch wenn sie vielleicht perfekt waren. Irgendwann kommt man dann bei den Leuten an, mit denen man das Projekt realisiert. Ich bin eigentlich froh, denn ich kann mir keine bessere Besetzung vorstellen.

Es kommt oft vor, dass jemand absagt, meistens, weil er keine Zeit hat. Das gehört einfach dazu.

Die Technik

Teilzeithelden: Welcher technische Standard hat sich im Laufe des Projektes herauskristallisiert?

Shawn: Ich möchte mit der Kamera gerne so arbeiten, dass keine physikalischen Begrenzungen mehr existieren. Das ist natürlich ein Ideal, an das man nicht herankommt, ohne viel Geld auszugeben. Die ideale Kamera kann alles machen.

Teilzeithelden: Da kommen dann Drohnen ins Spiel?

Shawn: Ich wollte viel mehr mit einer Drohne filmen, aber das haben wir nicht gemacht, weil die meisten Drohnen maximal Full HD haben, was im Vergleich zu den anderen Aufnahmen nicht gut genug war. Erst gegen Ende sind wir durch einen Bekannten an eine gute Kameradrohne gekommen: Die konnte dann in 4K filmen, und das hat qualitativ gerade eben ausgereicht, um es mit den anderen Aufnahmen zusammenzuschneiden.

Hätten wir die früher gehabt, hätten wir damit natürlich viel spannendere Sachen machen können.

Teilzeithelden: Dann muss man aber aufpassen, dass man sich nicht verzettelt.

Shawn: Genau. Am Anfang hatten wir viel zu viel Zeug da, und gegen Ende haben wir uns immer mehr auf die Basics konzentriert.

Es gibt gewisse Sachen, die halt drin sein müssen, und dafür müssen wir die Technik haben. Aber mit der Technik muss man dann auch alles andere abdecken. Wir hatten den Ronin Gimbal für das Rennen und die Kamerafahrten, und eine Steadycam für ruhigeres Gehen.

Teilzeithelden: Wie viel Equipment hattet ihr benutzt?

Wir haben mit sehr großem Equipmentaufwand angefangen: Lichtaufbauten, Kameraschienen, 28 Leute am Set. Es war irgendwie so: „Wir müssen jetzt alles reinballern, was es gibt, um das größtmögliche Ergebnis zu erzielen!“

Dann haben wir gemerkt: Das Gegenteil ist der Fall. Es hat alles nur langsamer gemacht, und man ist weniger flexibel von der Arbeit her.

Ich habe dann konsequent das Equipment reduziert. Am Ende der Dreharbeiten waren wir nur noch zwölf Leute am Set, und das war am allerbesten. Bei der Renn-Szene beispielsweise haben wir schon gar keine Schienen mehr benutzt, sondern einen Ronin Gimbal.

Für gute Bilder braucht man mehr als nur die Kamera selbst
Für gute Bilder braucht man mehr als nur die Kamera selbst

Teilzeithelden: Wie viel ist dann am Ende übrig geblieben?

Natürlich kann man so ein Projekt auch mit viel Licht, viel Technik, Schienen etc. durchführen, aber das kostet auch viel mehr Zeit und Geld.

Ich persönlich arbeite gerne mit Available Light, also dem vorhandenen Umgebungslicht, welches man mit Reflektoren etc. noch manipulieren kann. Der Kameramann kam aus einer sehr professionellen Schiene, und war es nur gewohnt, mit viel Licht zu drehen. Wir haben viel diskutiert, aber im Endeffekt war es mir das nicht wert, dass es das Fünffache kostet und mich in der Gestaltung einengt. Alleine weil die Szenen in eng abgesteckten Rahmen bleiben müssen, oder man im schlimmsten Fall Technik, die im Bild stand, weg retuschieren muss. Dadurch wird man eingeengt. Die ganze Produktion muss darauf abgestimmt sein, die Szenen müssen entsprechend angelegt sein. Das war nicht die Art, wie ich arbeiten wollte. Ich wollte mich frei bewegen, und lebendiger, dynamischer arbeiten, auch für den Stil, den ich darstellen möchte.

In der Schlucht beispielsweise hat mir der Kameramann gesagt, wo er gerne seine Schienen aufbauen würde, und das Licht, und ich dachte nur: „Nein, das geht nicht, wir können hier doch keine Schienen legen.“

Teilzeithelden: Das ist natürlich eine interessante Nachricht für Fanfilmprojekte: Eigentlich braucht man nur die richtige Kamera, der restliche Aufwand kann sich in Grenzen halten.

Shawn: Genau.

Teilzeithelden: Womit habt ihr gedreht?

Shawn: Wir haben angefangen mit einer Red Dragon-Kinokamera mit 6K-Auflösung. Später haben wir mit Vi-Dans BlackMagic BK gedreht. Das ist eine recht kleine, flache Kamera, die gar nicht wie eine professionelle Kamera aussieht. Sie ist nicht so lichtstark wie die Red Dragon, aber sie bietet ein wesentlich besseres Handling.

Nach dem Zusammenschneiden der Szenen kann man nicht mehr wirklich unterscheiden, was mit welcher Kamera gemacht wurde.

Das ist das Faszinierende: Junge Filmemacher und Hobbyfilmer haben heute viel mehr Möglichkeiten. Vor zehn Jahren hätte man für die gleichen Szenen oder Effekte wesentlich mehr Aufwand und Zeit gebraucht. Heute braucht man keine Tracking-Punkte mehr, die Kameras sind so flexibel einstellbar, dass sie direkt gute Bilder liefern. Vor zehn Jahren mussten die Filmemacher für die gleichen Effekte noch wesentlich mehr Aufwand betreiben.

Kommunikation im Team

Teilzeithelden: Wie lief die Kommunikation im Team? Wie habt ihr am Anfang 70 bzw. am Ende 30 Leute koordiniert? Wie habt ihr eventuelle Probleme gelöst? Wie habt ihr die Herde zusammengehalten?

Shawn: Nicht das ganze Team war am Dreh beteiligt, da waren wir maximal 28 Leute. Davor hatten wir viele Helfer in der Preproduction, die später nicht mehr mit dabei waren, und danach hatten wir die Postproduction-Helfer, die beim Dreh noch nicht mit dabei waren.

Gerade wenn das Team groß ist, ist die Kommunikation am Set natürlich chaotisch. Darum ist die wichtigste Person vor Ort der Aufnahmeleiter, der am Set für Ordnung sorgen soll.

Teilzeithelden: Was macht ein Aufnahmeleiter?

Shawn: Der Aufnahmeleiter hat ein Auge auf die Zeitpläne und sorgt dafür, dass alle beteiligten Personen wissen, wann sie wo zu sein haben, welche Props gebraucht werden, und wie viel Zeit für die Szene noch zur Verfügung steht. All diese Dinge, um die sich der Regisseur, der ja für die Kreativität zuständig ist, nicht auch noch kümmern kann.

Er ist derjenige, der dann auch mal den Regisseur bremst und sagt: „Wir haben noch zehn Minuten für die Szene, wir können das noch maximal einmal wiederholen“.

Er legt sich im Ernstfall auch mit den Leuten an. Er wird notfalls auch mal laut, und ist, wenn er zu viel schimpfen muss, auch nicht immer gerne gesehen. Aber genau das ist wichtig: Der Aufnahmeleiter zieht den Unmut der Leute auf sich, damit der Regisseur das nicht tun muss.

Teilzeithelden: Also ein weiterer Tipp für Fanprojekte: Man braucht einen Koordinator, der den Überblick bewahrt, während die kreativen Köpfe sich in Details verlieren.

Shawn: Genau. Je größer ein Projekt ist, vor allem zeitlich gesehen, desto wichtiger ist dieser Koordinator.

Er ist auch derjenige, der merkt, dass man acht Szenen schaffen wollte, aber nur sechs schaffen wird, und der sich rechtzeitig darum kümmert, welche Szenen für den Drehtag gestrichen werden. Oder er bereitet im Hintergrund die nächste zu drehende Szene vor. In einigen Fällen, gerade in kleineren Projekten, wird er dadurch auch zu einer Art Regieassistent.

Kritische Blicke vieler Augen
Kritische Blicke vieler Augen

Teilzeithelden: Gibt es irgendwelche Tricks, um ein so großes Team motiviert zu halten, wenn es mal Wartezeiten gibt? Habt ihr die Leute mit Produktionsinfos regelmäßig angefüttert, so dass sie gesehen haben, dass es noch weitergeht?

Shawn: Die Idee wird alleine entwickelt, oder mit zwei, drei Leuten zusammen. Das geht superschnell und macht richtig Spaß. Aber sobald es ans Konkrete geht und man auf einmal die 10, 15, 20 Leute braucht, wird es schwierig.

Wie gesagt, Durchhaltevermögen ist hier wichtig, um es bis zum Ende zu bringen, oder halt bis zum ersten Dreh. Wir hatten den Vorteil, dass wir uns durch das Studium, durch Projekte oder auch durch Freundschaften auch schon etwas aufgebaut hatten.

Teilzeithelden: War die lange Fertigstellungszeit ein Problem?

Shawn: Gerade hier ist es eigentlich interessant. Es war ursprünglich mal geplant, einen festen Dreh zu machen und nach strengem Zeitplan alles abzudrehen. Vielleicht in fünf Tagen, oder in 20 Tagen, je nachdem, wie schnell man das zeitlich umgesetzt bekommt. Dann ist das abgehakt, und dann kann man sich um die Postproduction kümmern, was ja auch noch mal ein Riesen-Paket ist.

Das war eigentlich auch hier der Plan, aber das ist leider schief gelaufen. Unser Dreh hat nur 18 Tage umfasst, aber diese lagen über ein ganzes Jahr verteilt. Wir hatten das völlig unterschätzt.

Da liegt auf jeden Fall so viel Zeit dazwischen, dass man die Leute bei der Stange halten muss. Das Gute war, dass die Ergebnisse danach sehr, sehr stark waren, so dass die Leute gesagt haben: „Das ist so gut, da können wir nicht abspringen.“

Das war vor allem bei den Schauspielern wichtig, weil wir die auf keinen Fall ersetzen konnten. Hinter der Kamera kann man versuchen, Ersatzleute zu bekommen, wenn die Qualität dann noch stimmt.

Das Innere des Tempels: Vorher/Nachher
Das Innere des Tempels: Vorher/Nachher

Teilzeithelden: War der Dreh von vornherein auf drei Locations ausgelegt?

Shawn: Locations waren für mich persönlich als Regisseur enorm wichtig. Star Wars-Filme leben halt auch von der Star Wars-Welt. Man fliegt auf fremde Planeten und lernt die kennen. Mir war von vornherein klar, dass wir keine großen Kulissen bauen konnten, und ich wollte auch nicht so sehr mit digitalen Set-Erweiterungen arbeiten. Dadurch war klar: Wir mussten mit dem drehen, was die Natur so hergibt.

Der rote Faden des Filmes ist ein großer langer Lichtschwertkampf. Unabhängig von der Story wollte ich die Leute nicht den ganzen Film lang einfach im Wald kämpfen lassen. Ich wollte verändernde Locations. Es war immer schon klar, dass am Ende ein Western-Standoff auf einer weiten Fläche stattfinden sollte. Und es war mir auch klar, dass ich in der Mitte noch eine interessante Abwechslung zum Wald brauchte. Diese Veränderung ist auch für den Zuschauer interessant, vor allem, wenn es um Locations geht, die man normalerweise nicht so oft sieht. Außerdem gibt das Ganze dem Film mehr Bewegung, wenn man nicht die ganze Zeit einfach im Kreis kämpft, sondern die Strecke zeigt, die zurückgelegt wird.

Kommilitonen haben in der Teufelsschlucht einen Spielfilm gedreht, und als ich den gesehen habe, dachte ich mir: „Das ist es. Hier müssen wir drehen.“ Ich hatte auch überlegt, da alles zu drehen, aber die Schlucht bot sich einfach nicht für die Waldszenen an. Also fehlte noch der Wald.

Ich habe mir schon beim Drehbuchschreiben Gedanken gemacht, welche Locations realistisch sind. Die vierte Location war der Tempel am Anfang. Den haben wir am Ende komplett digital gemacht, etwas, was ich ursprünglich überhaupt nicht machen wollte. Die Kamerafahrt im Tempel, in dem dunklen Raum, auf die blau leuchtende Kugel zu, von der der Zuschauer noch nicht weiß, was sie ist. Je näher er kommt, desto mehr versteht er, was da passiert, und dass da jemand ist, der etwas macht. Dann dreht sich die Kamera, und man sieht Darth Maul als Reveal. Da dachte ich mir: Wenn ich das Geld für vernünftige CGI-Effekte hätte, würde ich das genau so machen wollen – also habe ich es genau so aufgeschrieben.

Es war ziemlich cool, dass ich im Laufe der Postproduction jemanden gefunden habe, der zum einen Bock auf das Projekt hatte, und zum anderen auch die Fähigkeit hatte, das umzusetzen. Wenn das nicht so gut ausgesehen hätte, wären viele an der Stelle schon aus dem Film ausgestiegen, weil es sofort nach billigem Amateurfilm ausgesehen hätte. Es war ein Risiko, die Szene voll digital zu machen, und ich bin froh, dass es so gut funktioniert hat.

Die Effekte

Teilzeithelden: Es gibt einige Fanfilme, die ohne ihre Digitaleffekte besser hätten sein können. Was ist bei euch noch alles digital verändert worden?

Shawn: Wir haben in viele Landschaften weitere Elemente eingesetzt. Es ist interessant, wie krass man mit so etwas die Welt erweitern kann. Man kann dadurch viele Dinge zeigen, die man nicht echt filmen kann. Die Drohnen, das landende Raumschiff am Anfang, der Tempel und Mauls Trainingsdrohnen beispielsweise.

Digital Set Extension: vorher/nachher
Digital Set Extension: vorher/nachher

Was man fast überhaupt nicht sieht, sind Veränderungen an der Landschaft selbst. Der ursprüngliche Dreh war im Herbst 2014, und als wir im Frühjahr 2015 in die Schlucht kamen, waren alle Bäume kahl. Das passte nicht zu dem Urwald, in dem ich meine Geschichte erzählen wollte. Wir hätten warten können, aber andererseits mussten wir irgendwann auch mal fertig werden. Wir hatten das Team an einem Drehtermin zusammen, also haben wir gedreht. Ich hatte die Hoffnung, dass man das nicht merkt, aber beim Schnitt habe ich gesehen: Die kahle Schlucht stört mich.

Wir haben dann im Juni einen Nachdreh gemacht, um beispielsweise den Wall Run zu filmen. Dabei haben wir für alle Perspektiven noch einmal die inzwischen grünen Bäume für die Hintergründe gefilmt und später mit After Effects in die Szenen einkopiert. Es ist nicht immer absolut perfekt, aber wenn man es nicht weiß, sieht man es auch nicht.

Das ist das Traurige an guten Effekten: Wenn sie richtig gut funktionieren, sieht man gar nicht, dass überhaupt etwas digital gemacht wurde. Man merkt auch nicht, wie viel Arbeit dann dahintersteht. Nur, wenn sie schlecht gemacht sind, sieht man sie.

Und dann waren da natürlich noch jede Menge Kleinigkeiten, wie beispielsweise Seile oder Equipment raus zu retuschieren. Das ist eigentlich einfach, aber bei der Anzahl der Frames ist das eine richtige Fleißarbeit.

Teilzeithelden: Was war die Inspiration für die Macht-Effekte?

Shawn: Wir wollten auch die Macht deutlicher zeigen, also Jedi-Kräfte, die man im Kampf einsetzen kann. In den Spielen wird da jede Menge eingesetzt.

Die Cinematic Trailer für Old Republic waren beispielsweise eine große Inspiration. Die Kämpfe waren dort sehr modern inspiriert und haben sich von der Inszenierung der Filme gelöst.

Das war auch mein Anspruch an den Film: Ich möchte etwas Eigenes machen: einen eigenen Stil, die eigene Handschrift, so wie ich filme, inszeniere, sehe und aufbaue, aber das komplett so zu machen, dass es noch in der Welt spielen kann. Es muss stilistisch nicht zu den Star Wars-Filmen passen, aber die Welt muss dieselbe sein. Die Welt muss man respektieren.

Teilzeithelden: Ich fand es schön, wie Ben Svenja am Anfang nonchalant einfach so wegfegt, ohne groß drauf zu achten.

Shawn: Das war meine Idee bei der Inszenierung der Macht-Sachen: da gar nicht so den Fokus draufzulegen. Es ist ja oft so: Wenn man in Filmen einen Special Effect hat, also beispielsweise eine große Explosion, dann wird das von allen Seiten gezeigt.

Bei uns ist das ein Zack, und dann geht es auch schon weiter. Wir wollten nicht sagen: „Guckt mal da hin, da ist der Effekt“, sondern wir wollten die Macht als ganz natürlich und alltäglich zeigen.

Teilzeithelden: Wie habt ihr den Effekt hinbekommen?

Shawn: Anfangs wollten wir Svenja nur gegen eine Wand stoßen. Aber nachdem Andy Long (der auch im Stunt-Team von Jacky Chan ist) als Rigger zum Team gestoßen ist, hatten wir plötzlich wesentlich mehr Möglichkeiten. Wir konnten Svenja durch die Luft fliegen lassen, oder sie beim Force-Choke richtig in die Luft steigen lassen.

Der Schnitt in die Wand: Vorher/Nachher
Der Schnitt in die Wand: Vorher/Nachher

Teilzeithelden: Um noch einmal zum Projektmanagement zurückzukommen: Hat es während des Projektes mal richtig herbe Rückschläge gegeben?

Shawn: Ja, da gab es echt viele.

Gerade die Anfangsdrehtage waren sehr problematisch. Da spielten ja viele Faktoren eine Rolle. Wir sind die ersten Drehtage sehr überhastet angegangen. Ich wollte unbedingt noch 2014 drehen. Es hätte mehr Preproduction-Zeit gebraucht. Es gab viele logistische Probleme, wir haben unterschätzt, wie viel das ist. Gerade wenn man mit dem kompletten Team an einen fremden Ort fährt, den man noch nicht kennt, und sich erstmal zurechtfinden muss.

Am Anfang war unsere Base noch das Hotel, in dem wir übernachteten. Von da aus sind wir zu den verschiedenen Drehorten gefahren, und mit kaum bis wenig Handyempfang war alles schwer zu koordinieren. Man ist super wetterabhängig, es hat ein paarmal geregnet. Herbst und Frühjahr waren nicht die besten Drehzeiten. Dazu kommen die kurzen Tage, an denen man erst spät anfangen kann zu drehen, und dann ist es um fünf schon wieder zu dunkel zum Drehen. Im Sommer hätten wir vielleicht nur 60% der Drehtage gebraucht.

Teilzeithelden: Gibt es irgendetwas, was du noch sagen möchtest?

Shawn: Ja. Danke an mein unglaubliches Team!

Ich fand es spannend an unserem Projekt, dass so viele verschiedene Talente, so viele verschiedene kreative Menschen zusammenkamen. Nur so kann man so einen Film umsetzen. Auch wenn man selbst für jede kreative Entscheidung, die im Film gemacht wird, die Verantwortung hat, brauchst du trotzdem das ganze Team und die Talente, die da zusammenkommen. Leute für Zeichnungen, Illustrationen, Effektprogramme, Licht, Kamera, dann die Schauspieler, die Leute, die in der Produktion top sind. Die Leute, die Sachen ergänzen, die man selbst vielleicht gar nicht kann.

Ich finde es faszinierend, wenn all diese Talente zu einem großen Kunstwerk zusammengeführt werden.

Teilzeithelden: Ein schönes Schlusswort. Ich danke für das Interview!

Shawn: Danke für das Interesse!

Alle Fotos mit Ausnahme des Interview-Portraits von Shawn Bu wurden von von T7 Production zur Verfügung gestellt.
Portraitaufnahme: Henning Lechner

 

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