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Jurassic Park trifft auf The Walking Dead” so beschreibt der Produzent selbst The Rezort der am 16. September 2016 als Blu-Ray und DVD erscheint. Das wirkt auf den ersten Blick nach ganz ordentlichem Popcornfernsehen. Bereits in der Vergangenheit haben ausschließliche Blu-Ray-Produktionen sich auch immer mal wieder als Perlen herausgestellt, bei denen man einen Auftritt auf der großen Leinwand vermisst hat. Die große Masse jedoch, besonders bei den Zombie-Filmen, war höchstens etwas für Genre-Liebhaber. Ob The Rezort hier eine Ausnahme darstellt?

Story

Spoiler

Wir schreiben ein unbekanntes Jahr in einer wohl nicht so fernen Zukunft. Einmal mehr hat eine Zombie-Apokalypse die Menschheit heimgesucht. 2 Milliarden Bewohner unseres Erdballs hat die Seuche, verursacht durch den Chromosom A-Virus, und der darauffolgende Krieg gefordert. Doch dank des Brimstone-Protokolls konnte die entscheidende Wendung erreicht werden und die Seuche ausgerottet werden. Die Antwort auf die Frage wie die Seuche genau ausbrach und was eigentlich dieses im Film oftmals zitierte Brimstone-Protokoll sein soll, bleibt The Rezort jedoch bis zum Ende schuldig.

The Rezort ist nicht der einzige Film der so mit der Zombie-Seuche umgeht, das ist nichts neues, jedoch nervt der ständige Verweis auf dieses ominöse Protokoll mit der Zeit, da nicht mal im Ansatz erklärt wird, was damit gemeint ist.

Obwohl der Krieg grade mal sieben Jahre her ist, haben findige Geschäftsleute aus der einstigen Plage eine innovative Idee entwickelt: Auf einer Insel vor der Küste Afrikas wurden nicht alle Zombies ausgerottet. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich im Rezort einmieten und mit einem Parkführer auf Zombiejagd gehen. Eine interessante Anspielung auf illegale Jagden in Afrika.

Der Film erzählt die Geschichte von einer Besuchergruppe auf ihrem Weg durch den Park. Der schweigsame Archer, die schüchterne Melanie, die irgendein nicht näher beschriebenes Trauma bewältigen will, ihr Mann Lewis, die ruhige Sadie und die schwerpubertierenden Teenager Jack und Alfie, werden Opfer eines tragisches Zwischenfalls. Durch die Sabotage des Überwachungssystems werden alle Mechanismen die die Zombies zu Schießbudenfiguren machen deaktiviert und es beginnt ein echter Überlebenskampf. Der Ausfall der Sicherheitssysteme hat zur Aktivierung des Brimstone-Protokolls geführt und die Besucher der Insel haben 5 Stunden, um die Küste zu erreichen. Zu allem Überfluss ist der Saboteur auch noch Teil der Reisegruppe. Am Ende gelingt zwei Gästen der Insel dann die Flucht, allerdings nicht ohne noch ein entsetzliches Geheimnis zu lüften: Die Zombies auf der Insel sind keine Überbleibsel der Seuche. Der Betreiber des Rezort hat Geschäfte mit einer skrupellosen Hilfsorganisation gemacht. Flüchtlinge aus den ärmeren Regionen der Welt, die aus ihren vom Krieg zerstörten Ländern flohen, wurden auf die Insel des Rezort gebracht und dort in Zombies verwandelt. So gingen dem Rezort die Zombies nicht aus und drängenden Fragen der Flüchtlingskrise wurden umgegangen.

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Darsteller

Die Besetzung ist, wie zu erwarten, nicht gerade mit bekannten Gesichtern gefüllt, wenngleich der ein oder andere Darsteller aus einer Serie bekannt sein könnte. Einzig Dougray Scott der Archer ein emotionsloses Gesicht verleiht, hebt sich ein bisschen ab. Immerhin kennt man ihn als Bösewicht aus Mission Impossible 2 und als Ian von den Desperate Housewives. Obwohl durchaus nicht untalentiert, bleibt er hinter seinem Potential. Als der schweigsame Typ, der gut schießen kann, erfüllt er zwar eine Klischeerolle für solche Streifen, spielt ihn aber langweilig.

Jessica De Gouw als traumatisierte Melanie, kennt man aus der Serie Arrow als Huntress. Worin ihr Trauma besteht wird im Dunkeln gelassen, einzig ein Video zu Beginn weist darauf hin, dass sie jemanden im Krieg verloren hat. Bei 2 Milliarden Toten kein Einzelschicksal. Schauspielerisch zeigt sie noch die beste Leistung und man nimmt ihr die Hemmung zu töten ab.

Lewis, gemimt von dem nordirischen Schauspieler Martin McCann, ist ein totaler Ausfall. Obwohl schwer verliebt in Melanie, nimmt man ihm seine Gefühle nicht für einen Moment ab. Weder in seiner Stimme noch Mimik liegt irgendeine Emotion. Einzig am Ende scheint er kurz zu einer solchen fähig. Wenn er sich mit dieser Rolle empfehlen wollte, nie wieder für einen Zombie-Film angefragt zu werden, ist ihm das gelungen.

Die auffällig zurückhaltende Sadie entpuppt sich schnell als der Saboteur. Elen Rhys, die bereits in World War Z apokalyptische Erfahrung sammeln durfte, spielt überzeugend die Frau, die gar nicht wusste was sie mit der Sabotage anrichtet. Jedoch will das nicht zu ihrem sehr kühlen Vorgehen bei der Sabotage passen. Die Figur verliert an Glaubwürdigkeit und gewinnt diese auch nicht mehr zurück.

Die beiden Teenager Jack und Alfie, gegeben von Jassa Ahluwalia und Lawrance Walker, sind wohl ihrer Rolle als nervige Teenies am treusten. Aber auch hier bekommen die Figuren keine Glaubwürdigkeit und das obwohl gerade schon Ahluwalia in Serien wie Ripper Street und Peaky Blinders andere Qualitäten gezeigt hat. Als Alfie aber den Zombies zum Opfer fällt, bleiben nur ein paar Krokodilstränen und weiter gehts.

Die restliche Besetzung fällt auch kaum positiv ins Gewicht.

Inszenierung

Die Geschichte kennen wir in unzähligen Varianten und The Rezort schafft es sich tatsächlich hervorzutun. Durch seine Lieblosigkeit wird er dem Zuschauer sicher in Erinnerung bleiben.

Zombie-Geschichten sind selten von beeindruckender Logik oder sonderlichem Tiefgang geprägt, aber zumindest ein bisschen mehr Tiefe geben fast alle her. Wer den Tiefgang scheut, greift als Produzent oder Regisseur dann zumindest zu spannenden Charakteren, oder zu Musik die mit Epik über fehlenden Inhalt hinwegtäuscht. Aber Fehlanzeige. Gerade die Musik ist fast schon peinlich. Man könnte meinen der spanische Komponist Zacarías M. de la Riva ist musikalisch in der Prä-Zimmer-Ära hängen geblieben. Zeitweilig erinnert die musikalische Untermalung an B- und C-Movie Soundtracks aus den beliebten Kampffilmen der 80er und man erwartet fast Michael Dudikoff durch das Bild schlendern zu sehen. Zu allem Überfluss passt dann die Musik auch selten zu einer Szene, was es dem Zuschauer nicht leicht macht irgendeine Stimmung aufzunehmen.

Die Effekte sind durchschnittlich und bei dem vermuteten Budget in Ordnung, wenngleich das Rezort weniger an Afrika, denn eher an die Toskana erinnert und LARPer ganz kurz den Eindruck gewinnen werden, der Film sei in Mahlwinkel auf dem Gelände des Zombie Apocalypse gedreht worden. Einzig das Make-Up der Zombies ist ein kleiner Lichtblick. Hier hat man sich wirklich Mühe gegeben und sie entsprechen absolut dem heutigen Standard in teuren Produktionen.

Was jedoch eine interessante Abwechslung darstellt, ist, dass einige Zombies wohl doch noch mehr als ihren Fressinstinkt haben und durchaus Grundemotionen wie Angst oder Zorn fühlen. Wer jetzt aber hofft, dass diese spannende Tatsache ernsthaft verfolgt wird, wird enttäuscht werden. Der Film geht auch hier nicht näher darauf ein, außer in einer Szene in der ein Zombie vor Wut schreit.

Die Kameraführung ist von fehlender Konsequenz geprägt. Wie aus dem Nichts gibt es plötzlich eine Einstellung mit der Bloody Cam, also Blutspritzer auf der Kameralinse, die sich aber nicht mehr wiederholt. Ebenso haben wir die ganze Zeit über eine ruhige Third-Person-Perspektive, außer recht früh am Anfang und am Ende, wo plötzlich in das Found-Footage-Format gewechselt wird.

Wäre der Beginn in diesem Format, könnte man von einem stilistischen Bogen ausgehen. Hier ist es unnötig und soll vermutlich eine Dramaturgie erzeugen, die aber nicht in Gang kommt.

Erzählstil

Wir begleiten die Gruppe als Außenstehender und bekommen als Zuschauer einen guten Überblick.

Gelegentlich wird durch Einschübe im Nachrichten-Format ein Blick von ganz außen auf das Szenario gegeben, jedoch ohne Antworten auf Fragen des Zuschauers zu geben. So plätschert der Film geradezu vor sich hin und irritiert höchstens durch unnötige Nachrichten- oder Found-Footage-Einschübe.

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Preis-/Leistungsverhältnis

Für 15,99 EUR erhält man die Blu-Ray und für 12,99 EUR die DVD. Das ist, gemessen an anderen Produktionen, Durchschnitt. Allerdings erhält man dafür unterdurchschnittliche Unterhaltung.

Erscheinungsbild/Umfang

043262Die Blu-Ray erscheint am 16.09.2016 unter der ASIN: B01HGRJU32 (DVD: B01HGRJUGE). Mit 91 Minuten Spielzeit kommt man ebenfalls auf eine soliden Schnitt unter solchen Produktionen. Länger muss dieser Film auch nicht sein. Das Cover erinnert eher an einen Hai-Film oder generischen Horrorfilm und lässt nicht auf Zombies schließen. Wie heute üblich ist es ein Wendecover. Als Bonus findet man eine englische Tonspur, ein Behind the Scences, die Trailer und ein Making-of der visuellen Effekte. Das grenzt schon an Sarkasmus, denn diese waren weder schön noch aufwendig genug, als das man sie in einem Bonuscontent dokumentieren müsste.

Die harten Fakten:

 

Fazit

Was nach einer an sich spannenden Geschichte klingt, verliert sich in einer Story ohne jeglichen Tiefgang und man fragt sich, ob dem Ganzen ein echtes Drehbuch oder nur eine Strichliste als Skript zur Verfügung stand. Der Ablauf der Ereignisse ist allzu vorhersehbar, die Dialoge hölzern und konstruiert. Jedes Aufkeimen einer spannenden Geschichte wird durch eine platte Szene oder einen noch platteren Dialog im Keim erstickt. Dabei sind die Ansätze vierversprechend: Fragen zur Menschlichkeit, die Flüchtlingskrise, sind Zombies wirklich ohne jede Emotion und noch einiges mehr hätten mit einem Skript, das ambitioniert und mit etwas Mut verfasst worden wäre, sicher eine gute Basis geschaffen.

Gemeinsam mit meist recht unbekannten Schauspielern, die die Produktion als Chance begriffen hätten, hätte man einen spannenden Film machen können. Wenn das zu viel verlangt ist, hätte man wenigstens einen ordentlichen Trash-Streifen produzieren können, der ähnlich kultig wie Sharknado hätte werden können. So bleibt der Film aber nur eines: Ein Konjunktiv.

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Artikelbild: Ascot Elite Home Entertainment
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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