Neben den Neuheiten von Games Workshop drohte diesen Monat beinahe alles zu verblassen. Und tatsächlich war es verhältnismäßig ruhig – lediglich Kings of War Historical und Mercs 2.0 könnte man als wirkliche Neuheiten bzw. Ankündigungen bezeichnen, wäre da nicht Fantasy Flight Games gewesen.
Diese kündigten ein eigenes Rank-and-File-Tabletop an, womit sie nun direkt in das Marktsegement ihres Partners Games Workshop eindringen. Während Games Workshop ja bekanntermaßen zuletzt verstärkt in den Brettspielbereich gegangen ist – wo bisher Fantasy Flight unter Lizenz Spiele der Games Workshop-Marken veröffentlicht. Und inzwischen steht auch fest: Die beiden Firmen beenden ihre Geschäftsbeziehungen.
Inhaltsverzeichnis
Games Workshop: Kill Team, neue Starterbox und neuer White Dwarf
Games Workshop hatte in den letzten Wochen einiges Neues im Gepäck und sogar gänzlich ohne Brettspiele diesmal. Los ging es dabei mit Death Masque, einer Quasi-Starterbox für Warhammer 40.000, welche allerdings nicht den regulären 2-Spieler-Starter Dark Vengeance ablöst. Death Masque beinhaltet zwar auch das vollständige Regelwerk als A5-Softcover (mit Variant-Cover), allerdings keine der üblichen Zusätze wie Würfel oder Maßband. Dafür sind die enthaltenen Gussrahmen auch keine auf Einsteiger ausgelegten Versionen, deren Zusammenbau ohne Klebstoff auskommt, sondern fast ausschließlich die regulären Rahmen aus den jeweiligen Einheitenboxen.
Dadurch kommt eine ziemliche Ersparnis zusammen: Kostet die Box 125 EUR, würden die enthaltenen Truppen einzeln 269,50 EUR kosten. Im Set finden sich:
- 1 Watch Captain Artemis (unterscheidet sich vom regulären Deathwatch-Captain)
- 5 Deathwatch Veteranen
- 5 DeathwatchVanguard Veteranen
- 1 Venerable Dreadnought
- 1 Eldrad Ulthran
- 12 Harlequin Players
- 1 Death Jester
- 1 Voidweaver
- 2 Skyweavers
Ins reguläre Portfolio des Systems wandert damit auch (wieder) die Fraktion der Deathwatch, welche entsprechend auch mit eigenem Codex und weiteren Veröffentlichungen versorgt wurde.
Im enthaltenen 40-seitigen A4-Heft finden sich neben etwas Hintergrund und drei Missionen auch die Profilwerte samt Punktekosten für die enthaltenen Modelle, allerdings ohne auf mögliche Ausrüstungsoptionen einzugehen. Hierfür wird weiterhin der entsprechende Codex benötigt. Bei der vom Heft vorgesehenen Bau-/Ausrüstungsweise kommt die Deathwatch auf 730 Punkte, während die Eldar Harlekine auf 770 Punkte kommen.
Nur wenig später veröffentlichten die Briten Kill Team, eine schon früher existierende Variante von Warhammer 40.000 als Skirmish. Die Box enthält einen 10er-Trupp Space Marines sowie einen ebenso großen Trupp Feuerkrieger der Tau. Auch hier handelt es sich jeweils um die regulär erhältlichen Bausätze, welche einzeln mit 35 beziehungsweise 40 EUR zu Buche schlagen. Zum Vergleich: Die Box kostet 50 EUR, und erhält zudem noch das reguläre Warhammer 40.000-Regelwerk als A5-Softcover. Wer lediglich die Regeln für Kill Team haben möchte, kann das 32-seitige Heft alternativ nur als digitales Medium erwerben, zum satten Preis von 7,99 EUR, und auch nur in englischer Sprache. Im Heft finden sich insgesamt sechs Missionen, die Profilwerte (wobei die Space Marines auf 190 Punkte, die Tau dagegen nur auf 134 Punkte kommen) und natürlich die benötigten Regeln.
Der Skirmish-Ableger basiert dabei voll auf dem Muttersystem und führt im Kern folgende Besonderheiten ein:
- Das Punktelimit beträgt 200.
- Es dürfen 0 – 2 Standard-, 0 – 1 Elite- und 0 – 1 Sturmeinheiten gewählt werden, mit gewissen Einschränkungen.
- Neben einem Anführer, der eine Fähigkeit erhält, werden drei Modelle zu Spezialisten, was ihnen je nach gewählter Spezialisierung Zugriff auf bestimmte, teils neue Sonderfähigkeiten gewährt.
- Die Modelle werde nicht in Einheiten, sondern als einzelne Modelle gespielt.
Sofern man über Freunde oder seinen Hobbyverein Zugriff auf den jeweiligen Codex hat, lassen sich so leicht und preisgünstig kleine Armeen aufstellen. Empfehlenswert sind hier auch einige der Start-Collecting!-Boxen, welche für viele Fraktionen existieren und für 65 EUR eine ordentliche Preisersparnis bieten. Je nach Inhalt lassen sich hiermit teils sehr gut 200-Punkte-Teams aufstellen, teilweise sogar mit Variationsmöglichkeiten. Wer es bequemer mag, kann auch auf eines der von Mitarbeitern geschnürten Kill Teams zurückgreifen, welche jedoch keinerlei Ersparnis bieten. Kurios war dabei das Kill Team des Militarum Tempestus: Dieses kostete ebenso viel wie die zugehörige Start Collecting!-Box, beinhaltete aber weniger Modelle, wobei die für das Kill Team benötigten in beiden Boxen enthalten waren. Inzwischen hat Games Workshop das entsprechende Kill Team von seiner Shopseite entfernt.
Zuletzt wurde dann auch noch die Umstellung des Hausmagazins White Dwarf auf eine monatliche Erscheinungsweise verkündet, welche mit der Septemberausgabe umgesetzt wurde. Erst vor rund zwei Jahren wurde auf eine wöchentliche Erscheinungsweise mit weit geringerem Umfang (32 Seiten) umgestellt, wodurch das Heft umso mehr den Eindruck eines kostenpflichtigen Werbeblattes vermittelte. Im neuen 156 Seiten starken Magazin findet sich nun
auch wieder genügend Platz für Spielberichte und andere längere Beiträge. „Wir haben in den letzten paar Jahren einige Lektionen gelernt“ heißt es nun in der Ankündigung – ungewöhnliche Worte für die große Firma.
Die erste Ausgabe enthält dabei für 8 EUR nicht nur viele Szenarien und Profilwerte, um diverse Brett- und eigenständige Spiele des Hauses zu erweitern, sondern auch die Miniatur des Slaughterpriest mit Hackblade und Wrathhammer, welche sonst 23 EUR kostet. Im Heft finden sich hierfür die Regeln, um sie bei Warhammer Quest – The Silver Tower und im bald erscheinenden Gorechosen einzusetzen. Gut durchdacht!
Runewars : The Miniatures Game angekündigt
Fantasy Flight Games baut die Welt Terrinoth (unter anderen Descent, Rune Wars, Rune Age, Battlelore 2nd Edition) weiter aus. Diesmal verlässt man die Brettspielpfade gänzlich und wird ein „echtes“ Tabletop herausbringen: Runewars: The Miniature Game. Zwei Parteien stehen sich hierbei gegenüber, was wenig klingt, allerdings bei X-Wing ja ebenfalls hervorragend funktioniert hat.
Im Gegensatz zum Skirmish-Trend werden hier keine einzelnen Modelle, sondern ganze Einheiten und Regimenter bewegt, deren Modelle in spezielle Bases gesteckt werden und von diesen als Verluste entfernt werden können. Als Besonderheit kommen die „Command Dial“ ins Spiel: Jede Einheit erhält solche, auf der zu Beginn jeder Runde eine Aktion und eine Modifikation ausgewählt werden. Betont wird dabei, dass jede Einheit andere „Command Dial“ haben wird, so dass andere und einzigartige Taktiken möglich werden.
Durch Aufrüstungskarten und individuelle Einheitengrößen sollen außerdem eine große Vielfalt an Möglichkeiten bestehen, unterschiedlich zu spielen und fast einzigartige Armeezusammenstellungen ermöglicht werden. Dies wird auch die Optik betreffen: Im Gegensatz zu X-Wing werden die 84 Modelle der Grundbox nicht vorbemalt sein. Die Box wird voraussichtlich im 1. Quartal 2017 erscheinen und soll 99,95 USD kosten. Auf viele Erweiterungen darf man natürlich ebenso gefasst sein wie auf eine zeitnahe deutsche Version.
Games Workshop und Fantasy Flight Games trennen sich
Lange Jahre war es eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit: Die Brett- und Kartenspielexperten von Fantasy Flight Games produzierten seid 2008 eine Menge Spiele in den Welten von Games Workshop. Für beide Seiten eigentlich ein Gewinn: finanzieller Art dank Lizenzgebühren für die Briten, markentechnisch für die Amerikaner. Doch ein Ende war zuletzt fast abzusehen: Games Workshop entwickelte immer mehr selbst Brettspiele, während Fantasy Flight Games mit X-Wing erfolgreich ins Tabletop-Geschäft kam und im nächsten Jahr mit einem Rank-and-File-Tabletop auch in deutlicher Konkurrenz zum Partner sein wird. Natürlich wird dies nirgendwo als Grund für das Beenden der Geschäftsbeziehungen zum 28. Februar 2017 genannt. In der Mitteilung von Fantasy Flight Games bedankt man sich für die vergangenen acht Jahre beim „fantastischen Partner“ und wünscht ihm „nichts anderes als das Beste“ für die Zukunft.
Doch das Ende des Verkaufs und die Einstellung der Organized-Play-Programme als auch das Nicht-Erscheinen von erwarteten Erweiterungen dürfte angesichts des umfangreichen Katalogs nicht glücklich machen und einen ziemlichen Einschnitt darstellen. Vor dem Hintergrund der entstandenen Konkurrenz: Wer sollte da nichts Böses denken? Die Mitteilung samt Liste der verschwindenden Spiele ist online einsehbar und dürfte einige betrübt zurück lassen.
Mercs: 2.0 nun regulär erhältlich
Die zweite Edition von Mercs, die an die Unterstützer des Kickstarters bereits vor einigen Monaten ausgeliefert wurde, ist nun auch regulär erhältlich. Das neue, 60 USD teure Regelbuch, macht dabei auf jeden Fall einen guten Eindruck: A4-Hardcover, satte 348 Seiten in Farbe und als Extra ein Bogen mit Pappmerkern zum Ausstanzen. Neben den vollständigen Regeln sind auch alle 12 spielbaren Megakonzerne mit ihren Modellwerten enthalten sowie ein Kampagnensystem.
Geschmälert wird der Eindruck allerdings etwas durch die eher mäßigen Illustrationen, der großen Schrift und großzügigen Aufteilung. So erhalten die Fraktionen jeweils nur zwei Seiten Hintergrund – ebenso viel wie jedes der jeweils zehn Modelle. Deren
Angaben und Text hätte man auch mühelos auf maximal einer Seite unterbringen können.
Wie bereits zur ersten Edition sind alle Modelle einer Gruppierung gemeinsam in einer Box erhältlich, welche jeweils 35 USD kosten. Anstelle hochwertiger Metall-Figuren muss man nun allerdings durchschnittliche Restic-Modelle hinnehmen. Angesichts des Preises ist dies allerdings verschmerzbar. In Deutschland ist Mercs 2.0 bislang nicht angekommen. Da Ulisses Spiele aber die erste Edition führte und zudem das parallel entwickelte und finanzierte Brettspiel Mercs Recon in deutscher Ausgabe veröffentlicht, dürfte ein entsprechender Vertrieb nicht ausgeschlossen sein.
Und sonst so?
Mantic Games hat ein neues Buch angekündigt: Kings of War Historical. Mit diesem ergänzenden Regelwerk wird es möglich sein, 30 historische Armeen im bisher auf Fantasy beschränkten System zu spielen – auch gegen die phantastischen Armeen. Das 112- oder 128-seitige Softcoverbuch (beide Angaben stammen von Mantic selbst) wird 27,49 EUR kosten und enthält neben den Armeelisten auch die eigentlichen Kings of War-Regeln, so dass eine separate Anschaffung des Hauptbuches nicht nötig ist. Enthalten sind zudem neue Szenarien und Regeln zur Erschaffung einzigartiger Elite-Einheiten.
Schlechte Nachrichten beim deutschen Regelbuch zu Dead Man’s Hand. Die Bücher sind aus der Druckerei raus, allerdings ist die Seitenaufteilung komplett um eine Seite verrutscht, was gerade angesichts der doppelseitigen Bilder ärgerlich ist. Hersteller Stronghold Terrain lässt die gesamte Auflage daher neu produzieren, was die Veröffentlichung auf Ende September / Anfang Oktober verschiebt. Bis dahin kann man man immerhin das Buch wieder mit dem Vorbesteller-Extra, der Miniatur Nobody, vorbestellen. Bisherige Vorbesteller erhalten zudem als Trost die Miniatur Buddy gratis obendrauf.
Nachdem wir letzten Monat schon berichteten, dass das Regelwerk zu Hail Caesar auf Deutsch erschienen ist, ist nun auch die Starterbox in deutscher Sprache erhältlich. Diese enthält neben dem vollständigen, 192-seitigen Regelwerk auch 92 Miniaturen im 28mm-Maßstab, aufgeteilt auf 30 römische Legionäre, ein römisches Katapult samt Crew und 60 keltische Krieger. Das Set namens Conquest of Gaul ist seit Ende des Monats erhältlich für 70 GBP.
Neues in der Welt von Warzone – oder eher Altes? Die Rollenspielexperten von Modiphius, welche bereits das in der gleichen Welt spielende Rollenspiel Mutant Chronicles wiederbelebt haben, bringen nun auch das Brettspiel Siege of the Citadel zurück. Mittels bis Anfang Oktober laufenden Kickstarters wird die Neuauflage finanziert.
Und zuletzt: Bei unserem News-Favoriten Dust sind nun die vielleicht letzten Sachen aus dem misslungenen Kickstarter von Dust Studio und Battlefront auf die Reise zu den Unterstützern gegangen. Und sogar ohne öffentliche Vorwürfe in sozialen Medien. Das sind doch mal schöne Neuigkeiten!
Artikelbilder: Wie gekennzeichnet
Titelbild: Gewinner des Wettbewerbs
Wolltet ihr an sich gar nicht mehr über GW berichten auf Grund derer Politik? ^^
Wieso sollte man das denn wollen? Ich meine … man kann wirklich nicht behaupten, dass die gute Politik machen würden, aber deswegen gleich nicht mehr drüber berichten? Es gibt ja wirklich viele Spieler, tolle Welten und Games Workshop macht eben doch auch noch ein paar Dinge richtig. Die Black Library z.B. zieht einem zwar auch das Geld aus der Tasche, aber man bekommt alles in offenen Formaten, vorbei an Amazon und Co.
Wir rezensieren deren Produkte nicht, aber in News-Artikeln gehören sie rein.
@Roger: Ach! Aus reiner Neugier: Warum? Habt ihr das vielleicht schon mal irgendwo aufgeschrieben?
Also damit wir uns nicht falsch verstehen: Man kann ja auch einfach nicht alles machen. Und da einfach an Hand von irgendwelchen Kriterien filter, egal nach welchen Massstäben sie sich orientieren halte ich für völlig legitim.
Hi, es gab da diesen Vorfall mit Beasts of War: https://www.teilzeithelden.de/2013/11/28/szenenews-trennung-von-wayland-games-und-beasts-of-war/
Oh. Ah. Hm. Das ist latürnich seeehr doof und ziemlich unentspannt und vor allem unnötig von Games Workshop auch. Trotzdem Danke für die Erläuterung!
Und?! Schon im Space Wolves Blog gesehen: Es wird von Games Workshop ein Specialist Game „The Burning of Prospero“ geben. Der eigentliche Höhepunkt der Horus Heresy. Einschl. einer grandiosen Björn the Fellhanded Figur!
[…] Kontinentaldrift in der Spiele-Branche: Fantasy Flight und Games Workshop trennnen sich (via Teilzeithelden), was das Ende praktisch aller Spiele aus der gemeinsame Ehe bedeutet. Zum Glück hatte meine […]