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Die Schlossgärten Arcens, direkt an der deutsch-niederländischen Grenze (bei Venlo), verwandeln sich einmal im Jahr in ein bezauberndes Reich der Magie und Fantasie. Die Elfia lädt große und kleine Gäste ein, sich für zwei Tage dem Rausch der Kostüme und Kreativität hinzugeben. Eine Reisegenehmigung ist in der letzten Edition mit fünfundzwanzig Talern für einen Tag nicht gerade günstig – aber war es das trotzdem wert?

Ausgerüstet mit meinem treuen Fotofänger begab ich mich auf die Pirsch, die schönsten und ausgefallensten Kostüme für euch vor die Linse zu bekommen. Das diesjährige Motto lautete „Time and Space“, aber ich muss euch sagen, dass für viele Einheimische (Kostümierte) das Motto eigentlich egal war. Sehen und gesehen werden, das ist das eigentliche jährlich wiederkehrende Motto in Elfia. Hier reichen sich Sturmtruppen aus Star Wars und Ringgeister aus Der Herr der Ringe die Hand – eine wirklich unheimliche Allianz. Das sollte mich jedoch nicht schrecken, denn beide Parteien versicherten mir, dass eine Eroberung der restlichen Welt – oder gar Galaxie – momentan noch nicht geplant sei.

Dieses Festival gibt es in diesem Format seit 2013, und es öffnet nun zum fünften magischen Mal seine Tore in Arcen. Die Besucherzahlen sind Jahr für Jahr kontinuierlich gestiegen, sodass tatsächlich eine Obergrenze eingeführt werden musste. Letztes Jahr soll es so voll gewesen sein, dass in Abstimmung mit den örtlichen Behörden eine Höchstzahl von 15.000 (in Worten: fünfzehntausend!) Personen am Tag festgelegt wurde. Offizielle Besucherzahlen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. In diesem Jahr war die Veranstaltung jedoch sehr gut besucht, ohne wirklich überfüllt zu wirken.

Was die sanitären Anlagen angeht, so konnte ich mich nicht beschweren. In regelmäßigen Abständen fanden sich gut beschilderte und saubere Toiletten. Auch die Preise der verschiedenen, nicht fehlen dürfenden generischen Futterbuden lagen im üblichen Festivalrahmen.

Auf dem Gelände sollte es zwei kostenlose Trinkwasserbrunnen geben, diese konnte ich jedoch trotz intensiver Suche nicht auffinden. Auf den ausgeteilten Karten waren diese ebenfalls nicht verzeichnet, das sollte dringend nachgebessert werden. Auch konnte im Internet nachgelesen werden, dass eigene Getränke und Nahrung auf dem Gelände nicht erwünscht seien, und dass es Taschenkontrollen geben würde. Diese Taschenkontrollen fielen jedoch aus, sodass ich mich am Ende geärgert habe, doch kein eigenes Wasser mitgebracht zu haben.

Als ich so mit meiner Kamera durch Elfia schlich, um neben finsteren Gestalten gegebenenfalls noch ein paar niedlichen Elfen oder Märchenfiguren zu begegnen, entdeckte ich, dass man hier neben vielerlei Augenschmaus auch ganz schön was auf die Ohren bekommen kann: Mit zwei Bühnenstandorten bot das Festival etwas für jeden Geschmack. Eine bunte Mischung aus Folk, Sambaklängen, Mittelalternativer Musik, Goth und Rock rundete das Bild akustisch ab.

Die anwesenden Gäste wurden jedoch nicht nur eingeladen, zu staunen oder bestaunt zu werden. Es gab auch vielfältige Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. In diversen Workshops konnte man sein Wissen und seine Fähigkeiten erweitern – und was es da nicht alles zu lernen gab: eine echte Schwertkampfchoreografie, den Umgang mit Pfeil und Bogen, irische, historische und ukrainische Tänze und, und, und.

Auch bei Wettbewerben konnte man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Der wichtigste davon ist wohl die „Kostüm-Parade“, bei der sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen attraktive Preise gewinnen konnten. In einem riesigen Amphitheater präsentierten die Teilnehmer vor mehreren hundert Zuschauern ihre Kostüme und wurden in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet: bestes Handwerk, bestes Originaldesign, bestes Cosplay, beste Darbietung und so fort.

Junge Recken und Heldinnen konnten im LARP-Kampf ihre Fähigkeiten erproben und unter Beweis stellen. Blaue Flecken waren an dieser Stelle nicht ausgeschlossen, aber das schreckt einen echten Krieger ja wenig, oder?

Zwei der Festival-Höhepunkte in diesem Jahr waren das Teapot-Racing und eine fulminante Star Wars-Theatershow.

Beim Teapot-Racing (deutsch: Teekannen-Wettrennen) konnte man seine eigene Teekanne bemalen und dann ferngesteuert auf eine Hindernisstrecke schicken. Ihren Ursprung hat diese wahnwitzige aber sehr lustige Idee in der Steampunk-Szene in England, aber auch in Deutschland, Neuseeland und Australien findet man Anhänger dieses „Sports“. Das Teapot-Racing wurde nun erstmalig in Holland ausgerichtet.

Der zweite Höhepunkt war, neben den Besuchern selbst, die Star Wars-Theatershow.

Das Stück „The Lost Legend“ war für die tschechische Gruppe Maledictus die Premiere, denn nach der Elfia wird die Gruppe damit durch Europa touren. Maledictus besteht aus mehreren Stuntmen, die an vielen verschiedenen Hollywood-Produktionen mitgewirkt haben.

Fazit

Nun, hat sich die Elfia gelohnt?

Im Großen und Ganzen muss ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Die Elfia ist ein Festival, das sich auf das Ausleben von Träumen fokussiert. Kostüme sind Ausdrücke von Träumen. Kostüme sind der nächstliegende Weg, seine Träume zu gestalten. Oftmals sind die Kostüme durch Kleidung von Charakteren aus TV-Serien, Filmen und Comics inspiriert. Aber die Elfia geht über die Kostüme hinaus: Kunstwerke, Musik, Fotografie, Körperkunst, Bodypainting – dies alles sind Möglichkeiten, die eigenen Träume real werden zu lassen.

So bot die Elfia gerade für Cosplayer oder Fotomodelle und natürlich für deren Pendant, den Fotografen, die perfekte Plattform, sich für das „kleine Shooting“ für zwischendurch zu treffen und Kontakte zu knüpfen.

Die Vielzahl an verschiedenen Angeboten macht die Elfia auch für Familien attraktiv, wenn auch nicht gerade günstig. Viele Angebote für Kinder waren aber eher im hinteren Viertel der mehrere Hektar großen Anlage zu finden.

Ein großes Plus war das großartige Wetter. Bei Regen hätte der Besucher keine Chance gehabt, sich unterzustellen, und das hätte dieses Erlebnis mehr als nur ein bisschen getrübt. Hier ist also die berühmte Zwickmühle: Kaufe ich ein günstiges Frühbucherticket, um dann gegebenenfalls im Regen zu stehen, oder kaufe ich mir (und meiner Familie) das sehr teure Tagesticket?

Die ganze Veranstaltung steht und fällt also mit dem Wetter, aber wenn die Sonne lacht – so wie an diesem Wochenende – nichts wie hin!

Fotografien: Karsten Zingsheim

 

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