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Das Orkpack ist in der Rollenspielszene keine unbekannte Formation. Ralf Kurtsiefer darf man getrost als Haus- und Hof-Komponist für DSA betrachten. Erst kürzlich erschien von Ulisses Spiele das neue Quellenbuch zu diesem uralten und unter DSA-Spielern wohl bekannten Zwist unter dem Titel Die Streitenden Königreiche. Da drängte es sich wohl auf, auch einen passenden Soundtrack für die Abenteuer in Nostria und Andergast zu konzipieren.

Nach eigenen Angaben von Hans Zimmer inspiriert, liefert das Orkpack seit 2011 regelmäßiges musikalisches Futter für Rollenspieler und auch Fan-Film-Projekte.

Ein ewiger Zwist

Warum genau Andergast und Nostria tief zerstritten sind, weiß wohl keiner mehr so genau. Zumindest so lange er nicht den neuen Quellenband studiert hat. Fest steht: Man mag sich nicht. So gar nicht. Von außen betrachtet ist es aber wohl eher wie bei der Twix-Werbung der zwei Brüder.

Besonders Anfänger-Abenteuer werden gerne in diesen sehr klassischen Fantasy-Ländern gespielt, da es dort doch noch recht bodenständig zugeht. Dennoch, der Streit bietet nicht nur unendlich vielen Geschichten Raum, sondern ist auch zweifelsohne eine Inspiration für Musik.

Tracks

Des Königs Gnade & der Königin Segen (2:20)

Ein ganz passabler Auftakt für das Album. Ein sehr optimistischer Track mit einem eingängigen Thema, das sehr passend auf die beiden Königreiche geschrieben wurde. Leider wirkt es ein bisschen wie aus einem Point-and-Click-Adventure der späten 80er Jahre.

Die nostrische Hochzeit –Instrumental- (1:12)

Ein sehr ruhiger, fröhlicher Titel. Man fühlt sich direkt ins Auenland versetzt, wenngleich man in Nostria sein soll. Perfekt für ruhige Passagen während eines Spiels. Leider etwas kurz.

Die nostrische Hochzeit (1:09)

Ungewöhnlicherweise folgt gleich darauf noch einmal dasselbe Lied, diesmal mit Text. Damit wirkt es tatsächlich ganz anders und könnte im Hintergrund einer Tavernen-Szene spielen. Leider endet es vollkommen abrupt.

Geister des Waldes (3:27)

So abrupt wie das letzte Lied endet, steigen wir hier plötzlich in eine sehr sphärische Szene ein. Man spürt förmlich die mystischen Wälder Andergasts. Für eine ruhige Reiseszene durch die unendlichen Wälder der Länder ein ausgesprochen schöner Track.

Der Hexenfluch von Hallerû (2:11)

Einer der stärksten Titel auf dem Album. Er baut eine wunderbare Dramatik auf, die sich über den Track hinweg steigert. Zwischenzeitlich vermeint man, Hexen durch die Luft sausen zu sehen oder besser zu hören. Am Ende bedrohlicher werdend, schließt er fulminant ab. Hier zeigen Orkpack was sie können. Leider jedoch viel zu kurz.

Vollmondnacht (4:37)

So stark „Hexenfluch“ uns mitgerissen hat, wird uns „Vollmondnacht“ wieder schnell vom Hexenbesen herunterholen. Wer sich eine aufregende Nacht erhofft, wird leider enttäuscht. Dafür plätschert der Titel nur vor sich hin. Er wird weder eine Szene verstärken, noch stören.

Der Grabhügel (2:50)

Ebenso ruhig ist auch „Der Grabhügel“, jedoch, wie der Titel verspricht, um ein Vielfaches gespenstischer. Ein unaufdringlicher, aber zur Unterstreichung gruseliger Szenen förderlicher Titel, der gefallen mag.

Ingval, Tommel &Thuransee (3:36)

„Endlich kommt das Album in Fahrt“, möchte man rufen. Auch diesem Titel gelingt eine vielversprechende Untermalung bedrohlicher Szenen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Zu Beginn und am Ende eher ruhig, besticht die Mitte durch kurze Choräle und einen Spannungsbogen.

Weites Land und lichte Wälder (2:42)

Auch dieses Stück hat eine sehr saubere Entwicklung und lädt zu einem Spaziergang durch die Weiden und Wälder beider Reiche ein. Erneut ein Track für ruhige Szenen mit Passagen, die einem helfen, sich die lebendige grüne Natur vorzustellen.

Der verbotene Wald (2:31)

Was an dem Wald verboten ist, wird einem zumindest mit dem Titel nicht klar. Erst gegen Ende scheint er eine mystische Stimmung erzeugen zu wollen. Aber die 2:20 Minuten davor bleibt es eher ein ruhiges Kammerstück.

Orks in Theshkalien (2:28)

Martialische Trommeln geben hier den Auftakt zum Erscheinen der fiesen Orkenbrut. Langsam steigernd, mit wechselnden Passagen zwischen Trommeln und zusätzlichen Posaunen, kommt kriegerische Stimmung auf. Gelegentlich unterstreichen tiefe Männerchöre und Rasseln das Wild-Martialische der Orks. Einzig ein recht ruhiger Abschnitt im letzten Drittel will nicht ganz passen.

Kampf um die Grenzlande (2:30)

Martialisch geht es auch gleich in diesem Titel weiter, der in seiner Machart an Filmmusik erinnert. Hier wird eine kurze Geschichte erzählt, die einen epischen Kampf wiedergibt. Leider ist der Track ein bisschen kurz für eine Kampfszene und müsste in Schleife gespielt werden.

Sumus Leib (2:59)

Da ist Hans Zimmer! Ganz eindeutig hört man hier die Inspiration von seiner Musik heraus und fühlt sich ein wenig an The Da Vinci Code erinnert. Effektvoll eingesetzte Streicher, sphärische Frauengesänge und ein schöner Aufbau liefern eine wunderbare Kulisse für allerlei Abenteuer.

Silber auf Blau (ein nostrisches Wiegenlied) (2:40)

Das zweite Lied des Albums mit Gesang. Beide Lieder geben einen schönen Einblick in die Kultur Nostrias und machen sie ein Stück lebendiger. Eine passende Szene für den Track muss man wohl finden, aber im Zweifel lässt man das Lied für den Moment alleine wirken.

Der Rat der Sumen (4:00)

Ein recht schwaches Lied des Albums, welches, wie schon „Vollmondnacht“, nur vor sich hin plätschert. Ähnlich lang gelingt es auch hier nicht, eine das Spiel unterstützende Stimmung zu erzeugen. Die Zeit hätte man besser in andere Stücke investiert und es bei der „Vollmondnacht“ belassen. So bleibt „Der Rat der Sumen“ ein unnützer.

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Yolande & Wendelmir (3:36)

Prinz Wendelmir gehört wohl zu den verhasstesten Charakteren in Andergast. Arrogant und draufgängerisch zieht er mit seinen Freunden aus dem Hochadel gerne durch das Land, um Ärger zu machen. So kommt durchaus auch der Titel daher, der für Yolande ein paar romantische Abschnitte bereithält.

Die Streitenden Königreiche (12:22)

Der titelgebende Track des Albums kommt ungewöhnlich lang daher. Mit über 12 Minuten muss man sich zumindest keine hektischen Gedanken machen, was als Nächstes folgt.

Gekonnt gibt dieser Titel ein Potpourri der letzten Tracks wieder, und immer wieder entdeckt man kleinere Anlehnungen an die bisherigen Lieder, aber auch einiges Neues. Dabei bleibt er unaufgeregt, was hier nicht verkehrt ist, denn somit kann er im Hintergrund ohne Weiteres einfach laufen.

Ode an die Tapferen (2:27)

Zu Beginn leistet sich der Titel einen kleinen Rückfall in die Anfänge des Albums. Nach einer knappen Minute jedoch ist wieder das höhere Niveau erreicht. Leider bleibt die Ode hinter den Erwartungen zurück, und wer Epik und Heldengesänge erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen erneut ein ruhiges Stück für die Reise.

Nostria, steh auf! (1:51)

Der Auftakt des Liedes ist mehr die Ode, die das letzte Lied hätte sein können. Plötzlich setzt jedoch eine sehr fordernde und passende Erzählerstimme ein. Der Titel erinnert in seiner Machart ein wenig an E Nomine. Wer jetzt nicht zum Schwert greifen will, dem kann man nur bedingt helfen. Zum Auftakt eines Spieleabends sicher eine schöne Idee.

Steinkreise (2:33)

E Nomine stand wohl auch für diesen Titel Pate, und das darf man durchaus als gelungen bezeichnen. Flüsternde Frauenstimmen schaffen eine ganz besondere Stimmung und verlocken zum Zuhören. Man will wissen, was gesprochen wird, so sehr zieht die Stimme einen in ihren Bann. Im Spiel könnte dies hinderlich sein.

Verwendbarkeit im Rollenspiel oder LARP

Gleich vorweg, für LARP ist dieses Album nicht tauglich. Zu viele ruhige Titel, die keine Stimmung befördern können. Lediglich die Titel „Hexenfluch“, „Steinkreise“ oder „Kampf um die Grenzlande“ könnten ihren Weg in ein LARP finden. Aber das will das Album auch nicht. Was es aber will, ist Rollenspiele begleiten. Die Titel bieten sich im Grunde nur für Fantasy an, andere Genres dürften eher unter der Musik leiden, zu pseudo-mittelalterlich ist sie für Anderes, und es gibt bessere Lösungen. Als sanftes Hintergrundgeplätscher kann das Album eingesetzt werden, und auch für den einen oder anderen Höhepunkt findet sich ein Titel.

Preis-/Leistungsverhältnis

sphaerenklang-soundtrack-dsa-nostria-andergast-review-coverFür 16,99 EUR erhält der Käufer 20 Titel in unterschiedlichen Längen. Bisher ist das Album als Silberling bei Amazon und Ulisses erhältlich, jedoch auch als MP3 bei Ulisses-Ebooks. Dort beträgt der Preis nur 9,99 EUR.

Die harten Fakten:

  • Komponist: Orkpack
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Format: CD oder MP3
  • Spieldauer: ca. 1:04h
  • ASIN: B01BOHE468
  • Preis: 16,99 EUR CD, 9,99 EUR MP3
  • Bezugsquelle: Amazon, Ulisses Ebooks

 

Fazit

Wären Andergast und Nostria Musik, dann würden sie sich wohl ziemlich genau wie dieses Album anhören. Vergleichend mit anderen Ländern Aventuriens oder gar Myranors ist es hier beschaulich, ja geradezu langweilig, und so schafft es auch dieses Album nicht, mitzureißen. Ziemlich genau in der Mitte des Albums vermeint man ein ganz neues Album zu hören. Hat man zunächst den Eindruck, in die 80er oder 90er zurückversetzt zu sein und Musik aus einem der zahlreichen Abenteuer der Zeit zu hören, ist die zweite Hälfte qualitativ um ein Vielfaches besser. Das gilt sowohl für die Komposition, als auch den tatsächlichen Klang. Einzig zwei Titel der zweiten Hälfte trüben diesen Eindruck ein wenig.

Ein schönes Album für Fans von Orkpack und sicherlich passend zu eher ruhigen Abenteuern in den beiden Reichen, lässt es letztendlich doch etwas Dramatik vermissen. Für den Preis der CD bleibt es also etwas für Liebhaber, als MP3 gewinnt es schon eher Interesse.

Daumen3maennlichNeu

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Ulisses Spiele
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

2 Kommentare

  1. Irgendwie ist die Rezi merkwürdig.
    Da wird der Preis und die Verfügbarkeit nur als CD bemäkelt, andererseits wird in den technischen Fakten auf die MP3-Version (!) im Ulisses-Ebook Store verlinkt, die 9,99 statt 16,99 kostet.

    • Das ist korrekt und Nachlässigkeit von uns gewesen. Die Chefredaktion hat nochmal nacheditiert und vergessen, entsprechende Passagen anzupassen. Wir gehen nochmal durch den Artikel durch. An der Endwertung ändert sich dadurch leider nur die Tendenz, denn die Stücke stehen auch für sich allein.

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