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Die kanadische Serie Killjoys wurde bereits 2014 in Kooperation mit SyFy produziert und erreichte mit 286.000 Zuschauern bei ihrer Premiere im Juni 2016 durchweg gute Resonanz. Mit ihrer Verknüpfung von Hightech-Science-Fiction und dreckigen Kopfgeldjäger-Geschichten trifft sie den Nerv von vielen Zuschauern und Kritikern.

Ende September erschien die deutsche BluRay, die auf zwei Datenträgern die zehn Folgen der ersten Staffel präsentiert. Wir konnten vorab reinschauen und waren sehr angetan von dem Erlebnis.

Story

Killjoys folgt einem Trio von hartgesottenen Kopfgeldjägern – Dutch (Hannah John-Kamen) und den beiden Brüdern John (Aaron Ashmore) und D’avin Jaqobis (Luke Macfarlane Jr.).

Die Arbeit für die Reclamation Apprehension Coalition (RAC) als „Rückforderungsagenten“ (andere würden Kopfgeldjäger sagen) führt sie in das Vier-Planeten-System namens Quad.  Als Realisierer von entsprechenden Verträgen genießen diese Agenten interessanterweise einen hohen Stand, ähnlich dem der Polizei oder anderen Sicherheitsorganisationen. RAC-Agenten schwören auch, dass sie sich auf keine Seite stellen und in allen Konflikten neutral bleiben werden. „Nur der Auftrag zählt!“ ist das Credo, das naturgemäß nicht immer zu halten ist.

Diese hohe Position sorgt auch dafür, dass die Erwartungen der RAC oder der indirekten Auftraggeber an entsprechend hohe Qualität strikt sind. Es gibt verschiedene Klassifizierungen von Aufträgen, die sich in Stufen ausdrücken. Jeder Agent hat auch eine Freigabestufe. Erst wenn die Stufe des Agenten zu der des Auftrags passt, darf er ihn annehmen. Parallel dazu gibt es auch noch sogenannte „Schwarze Aufträge“. Diese richten sich oftmals gegen abtrünnige Agenten und hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – diese Aufträge sind also nichts Anderes als Hetzjagden.

Charmant wird das Setting durch verschiedene andere Fraktionen, wie religiöse Kulte, Adelshäuser, dem allmächtigen Konzern „Company“ und letztendlich Spannungen zwischen der Arbeiterklasse und den Reichen. Spannend wird die Geschichte, die sich bald weg vom Monst …äh … Gangster of the Week entwickelt, durch die Intensität der Interaktion der Akteure. Aber auch dadurch, dass jedem der Hauptrollen eine Hintergrundgeschichte spendiert wurde, die spätestens zum Ende der dritten Folge erste Bedrohungen erzeugt. Das bildet dann auch den Haupthandlungsstrang der ersten Staffel.

Mich selbst hat besonders angesprochen, dass die Serie es fast schafft, den Kultstatus von Firefly mit der situativen Hektik und Witz von Cowboy Bebop zu paaren. Diesem Charme, der nochmal durch die Adelshäuser (wie in Dune) und die dreckige Anmut von Western-Geschichte verstärkt wird, konnte ich mich nur schwer erwehren.

Fairerweise muss ich jedoch auch betonen, dass die Serie sich nicht zu schade ist, Versatzstücke aus dem ganzen Popkultur-Universum der Science-Fiction zu nutzen. Sie wirken jedoch nie kopiert, sondern haben immer den Eindruck einer Hommage hinterlassen.

Darsteller

Tatsächlich – und das erwartet man nicht bei einer Produktion, die lokal fokussiert ist – sind die schauspielerischen Leistungen sehr solide. Jederzeit nimmt man den drei Haupthandlungsträgern die derzeitig vorherrschende emotionale Stimmung ab und alle drei brillieren auch in Actionszenen.

Negativ muss ich jedoch dagegenhalten, dass die Rolle der Dutch ein wenig zu sehr an Black Widow aus dem Marvel-Universum erinnert. Dafür schafft es Hannah John-Kamen, ihr ein eigenes Gesicht zu geben, das sie trotz der vielen Parallelen schnell eigenständig wirken lässt.

Beide Brüder scheinen in den ersten Folgen noch Zeit gebraucht zu haben, um in ihre Rollen zu finden, wirken sie doch dem generischen Science-Fiction-Baukasten entsprungen. Aber auch Aaron Ashmore und Luke Macfarlane schaffen es schnell, sich vom bekannten Einerlei abzugrenzen.

Etwas schwächer wird es bei den jeweiligen Nebenrollen der verschiedenen Episoden. Nicht immer konnten wir dem Darsteller seine Rolle abnehmen – aber das wird zum Glück von den Hauptrollen abgefedert.

Inszenierung

Krude, nicht überpoliert, realistisch, dreckig – das macht den Kernfokus der Inszenierung aus. Visual Effects sind nicht übermäßig unrealistisch oder übertrieben und auch Kleidung, wie auch generelle Ausstattung, sind nicht unwahrscheinlich unrealistisch.

Optisch können wir uns also wohlfühlen, aber was ist mit der Erzählkunst? Ja, diese hat Schwächen, oft wird ein Status Quo gezeigt, ohne dass Erklärungen nötig sind. Dabei wird es jedoch nie arg unrealistisch, denn nahezu immer kann sich der Zuschauer die Zusammenhänge selbst herleiten.

Besonders cool ist die Musik, die oftmals eben nicht orchestral ist, sondern meist sehr zeitgenössisch und rockig-poppig. Das gibt dem Ganzen einen besonderen Stil und dem Charme ein i-Tüpfelchen.

Erzählstil

Der Zuschauer nimmt die Rolle des allwissenden Beobachters ein, der sowohl dem aktuellen Zeitgeschehen folgt, aber auch Visionen und Erinnerungen aus der Vergangenheit bezieht und somit mehr weiß als die Akteure der Handlung.

Dieses hilft dem Zuschauer, die Zusammenhänge zu verstehen, ohne, dass sie mühselig und geradebrecht im Rahmen der laufenden Handlung vermittelt werden müssen.

Generell ist viel der Handlung wenig überzeichnet, dafür aber von Coolness manchmal ein wenig zu sehr überlagert. Unter all den cineastischen Momenten verlieren emotional-intensive Augenblicke somit an Wirkung.

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Preis-/Leistungsverhältnis

Für 23,99 EUR bekommt man eine spannende und gut erzählte Geschichte mit vorhersehbaren Wendungen. Das entspricht dem Usus der Preisfindung, etwas schade ist jedoch, dass die Extras eher überschaubar sind und sogar nahezu fehlen.

Die Geschichte selbst ist stringent erzählt, komplexe Verwicklungen gibt es wenige, daher ist der Anreiz, die Staffel nochmal zu schauen, eher gering. Dafür ist sie aber gut!

Erscheinungsbild/Umfang

killjoys-bluray-rezension-coverUngewöhnlich ist, dass die zehn Folgen auf zwei BluRays aufgeteilt sind. Dabei ist die Doppelbox im Kartonrahmen sehr schick anzusehen und mit gutem Artwork versehen. Zusätzlich liegen Blätter mit der Zusammenfassung der Handlung und den weiteren Produkten des Verlages bei.

Die harten Fakten:

  • Regie: Chris Grismer, Michael Robinson, Andy Mikita, Michael Nankin, Paolo Barzman
  • Darsteller: Hannah John-Kamen,Aaron Ashmore, Luke MacFarlane, Tamsen McDonough, Thom Allison
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch et al
  • Format: BluRay
  • Preis: 23,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Coolness trifft auf Witz trifft auf Dreck trifft auf üble Machenschaften. Das zusammen bildet meinen Gesamteindruck der ersten Staffel. So sehr mich das anspricht, so sehr ist es auch der Schwachpunkt der Serie. Wenn auch insgesamt sehr gut inszeniert und erzählt, nimmt sich die Serie stellenweise zu wenig Zeit, die Ernsthaftigkeit nicht in der Coolness untergehen zu lassen.

Fakt ist jedoch, und das ist aus meiner Sicht unbestritten, dass die Serie extrem erfolgversprechend ist, was den generellen Stil angeht. Sowas sah man vorher in der Art nur in Firefly und in wenigen anderen Serien. Die technische Inszenierung ist noch nicht dort, wo ein großes Budget die Episoden hinführen könnte, aber bereits sehr gut anzusehen.

Die Dichte der Erzählung, gepaart mit dem sich stets zuspitzenden Spannungsbogen, haben einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Auch wenn Dutch in den ersten Folgen ein wenig zu sehr nach Deus-ex-Machina oder auch Mary Sue aussieht, wird das schnell relativiert.

Ich freue mich auf Staffel 2, die seit diesem Sommer bereits ausgestrahlt wird, und habe sehr positiv aufgenommen, dass eine dritte Staffel bestellt wurde. Für alle Science-Fictions-Fans ist die Serie ein Muss, auch wenn man sich von Star-Trek-ähnlichen Utopien verabschieden muss – was dieser Serie sehr gut tut!

Daumen4maennlichNeu

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Pandastorm Pictures
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

4 Kommentare

  1. Ein der wenigen verbliebenen echten Science-Fiction Serien in den letzten Jahren. Alleine das ist schon fast Grund genug, sie zu schauen. Hier kommt sogar noch hinzu, dass die Serie durchaus interessant ist :)

  2. Am Anfang habe ich sie noch mit Dark Matter durcheinander geworfen. Aber innerhalb der ersten Staffel schaffen es beide Serien, sich deutlich voneinander abzugrenzen.

    Meiner Meinung nach geht Killjoys mit der zweiten Staffel nochmal richtig gut weiter.

  3. Danke für diesen Artikel! Ich hatte noch nichts von der Serie gehört und am Wochenende zusammen mit meiner Freundin erstmal die erste Staffel durchgezogen.

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