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End of the Line war die einzige Nordic-LARP-Veranstaltung der Grand Masquerade in New Orleans und damit, trotz des kleinen Rahmens, auch eines der Hauptevents vor Ort. Die Veranstalter waren das Team von Odyssé. Odyssé ist eine partizipative Agentur mit einem großen Verständnis für das digitale Geschichtenerzählen, Rollenspiele, LARP usw. Dabei arbeiten sie mit den verschiedensten Medien. Odyssé ist in Skandinavien angesiedelt, arbeitet jedoch über den ganzen Erdball verteilt. „End of the line“ ist eine allgemeine Metapher.

Man könnte es mit „Endstation“ übersetzen. Es bedeutet, dass du nicht mehr weiterkommst, dass du keine weitere Option mehr hast, dass du einer Anzahl von Entscheidungen bis ganz zum Ende gefolgt bist und nun in einer Sackgasse steckst, und dies sollte in einem Nordic LARP simuliert werden. Mit gerade einmal 30 Plätzen war diese Veranstaltung sehr begehrt, und ich hatte das große Glück, im wahrsten Sinne des Wortes die letzte Karte erwerben zu können! End of the Line war die Simulation eines illegalen Nachtclubs. Ein Ort, wo sich der Bodensatz der Gesellschaft trifft. Sucht, Gewalt, Verlangen, Egoismus, Sex – das waren die vorherrschenden Themen auf dieser Veranstaltung. Es gab verschiedenen Fraktionen – viele Menschen, ein paar Ghule, und natürlich Vampire …

Was ist Nordic LARP, und wie unterscheidet es sich vom Amerikanischen oder Deutschen LARP?

Nordic LARP schreibt sich drei große Visionen auf die Fahne, die es vom LARP des Rests der Welt unterscheiden soll: Immersion, Zusammenarbeit und eine künstlerische Vision. Daher werde ich im Folgenden die drei LARP-Typen auf diese Parameter hin vergleichen.

Immersion

Immersion beschreibt das Gefühl wirklich an „jenem“ Ort zu sein, sei es ein Schlachtfeld oder eine wissenschaftliche Anlage. Der Spielleitung ist daran gelegen, das Bewusstsein der Spieler, dass dies alles doch nur ein Spiel sei, möglichst weit auszublenden. Ich als Spieler soll nicht nur Emotionen, wie z.B. Trauer, spielen, da ich denke, dass jetzt mein Charakter traurig ist. Nein, ich soll selbst als Teil meines Charakters wahre emotionale Trauer spüren.

Immersion spielt im Amerikanischen LARP eine untergeordnete Rolle. Gerade das sogenannte Telling ist weit verbreitet. Wenn etwas nicht dargestellt werden kann, soll man sich dies eben vorstellen. So konnte ich während eines amerikanischen Werwolf-LARP beobachten, dass die Spieler hin und weg waren, als die Ansage kam: „Ein riesiger Drache erscheint vor euch …“, während ich nicht die Fantasie aufbringen konnte, mir in einem Konferenzzimmer jetzt auch noch einen Drachen vorzustellen und eher irritiert guckte: „Ja, wo ist er denn jetzt?“

Immersion ist meiner Meinung nach im Deutschen LARP immer wichtiger geworden. Auf der einen Seite versuchen die Spielleiter und Spieler, so viel wie möglich von den verschiedenen Optionen, die die World of Darkness bietet, anzubieten. Auf der anderen Seite werden aber auch Grenzen erkannt. Telling soll vermieden werden, auch wenn das gerade bei der Darstellung von übernatürlichen Handlungen sehr schwierig ist. Möchte ich, dass meinem Gangrel Klauen wachsen, so habe ich das als Spieler angemessen darzustellen. Im Amerikanischen LARP würde die Ansage: „Mir wachsen Klauen“ ausreichen. Im Nordic LARP würde man eher ganz auf diesen Effekt verzichten.

Zusammenarbeit

Beim Nordic LARP soll es kein Gegeneinander geben. Alle Seiten sollen gemeinsam eine großartige Geschichte erzählen. Dabei soll es nicht darum gehen, dass meine Figur gewinnen soll, sondern dass ich alles mache, um die Geschichte noch erinnerungswürdiger, noch epischer zu gestalten. Wenn das bedeutet, dass meine Figur einen großen Verlust erleidet oder den finalen Charaktertod stirbt, dann ist das so.

Zusammenarbeit bedeutet im Amerikanischen LARP, dass ich mit meinem Team zusammenarbeite, um das Maximale für uns herauszuholen. Gerade bei Herausforderungen geht es nicht um die Szene, sondern es geht ums Gewinnen. Gerade durch die Regeln von Mind‘s Eye Theatre wird diese Art zu spielen nicht nur gefördert, eine andere Art zu spielen wird auch kaum möglich gemacht. Wenn fast jede Situation als vergleichender Wettbewerb von Charakterwerten wahrgenommen wird (z.B.: Mein Charakter verführt deinen Charakter – soziale Herausforderung, mein Charakter kämpft gegen deinen Charakter – physikalische Herausforderung, ich möchte herausfinden, ob du gerade gelogen hast – psychologische Herausforderung usw.) wird eine gemeinsame Gestaltung einer Szene fast unmöglich gemacht, und die Verantwortung für das gemeinsame Spiel auf das Regelwerk abgewälzt.

Amerikaner nennen die Deutsche Art zu LARPen „Cooperative LARP“. Gerade bei Zweikämpfen mit LARP-Waffen (Boffer-Situationen) hat sich meines Erachtens die Einstellung „Lieber schön sterben als schlecht gewinnen“ schon lange etabliert. Regelmäßig werden Treffen und Workshops zu gutem LARP-Kampf von verschiedenen Veranstaltern angeboten. Auch ist die LARP-Gemeinschaft bei diesem Thema oft selbstregulierend, da Spieler, die auf „Gewinnen wollen“ setzen, meist ausgegrenzt werden. In Hinsicht auf politisches Spiel oder Intrigenspiel sind viele Spieler jedoch immer noch eher auf ein „Gewinnen wollen“ eingestellt. Der auf dem Broken Crown geprägte Grundsatz „Play to struggle“ ist für mich eine weitere Annäherung an die Nordic-LARP-Philosophie. Diese Art des Spiels ist nichts für jeden, auch das ist zu respektieren.

Künstlerische Vision

Viele LARPer fahren auf LARPs, um gemeinsam Spaß zu haben. Auch auf einem Nordic LARP geht es um Spaß, aber auch um mehr. Der Spieler soll auf lange Sicht z.B. seine Rolle in der Gesellschaft besser verstehen oder einen neuen Blickwinkel in der Eigenwahrnehmung einnehmen können. Nordic LARP soll auch immer etwas Künstlerisches, vielleicht auch ein politisches Statement enthalten.

Dass LARPs einen bildenden Charakter haben können, davon sind, nach meiner Erfahrung, die Amerikaner noch weit entfernt. Natürlich hat die interessierte US-LARP-Gemeinde schon von „Educative“ oder „Political LARPs“ gehört und findet das auch generell ganz spannend, jedoch wird diese Art von LARP in den Staaten so gut wie nicht angeboten. Niemand, mit dem ich gesprochen habe, hatte jemals an so einem LARP in den USA teilgenommen oder so ein Angebot wahrgenommen – aber ich möchte nicht ausschließen, dass es diese Art von LARP irgendwo in den USA gibt.

Das Hauptaugenmerk von Deutschen LARPern liegt wie bei den amerikanischen Kollegen auf Spaß. Aber hier gibt es einige spannende Entwicklungen. So werden regelmäßig LARPs mit einem pädagogischen Anspruch sehr erfolgreich durchgeführt. Seit Gründung des Deutschen Liverollenspiel-Verbands (DLRV) und der Aufklärungs- und Lobbyarbeit bei anderen Verbänden, Betrieben und Politik ist das Angebot und die Zahl der Anbieter in diesem wichtigen Bereich stetig gewachsen. Mehr dazu findet ihr auf der Website des DLRV unter dem Reiter „Pädagogik“.

So wie sich alle drei Varianten des LARP präsentieren, sehe ich Amerikanisches und Nordisches LARP einander diametral gegenübergestellt. Mir ist es wichtig, dass ich an dieser Stelle keine der beiden Varianten bewerten möchte. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile und bedient verschiedene Typen von Spielern und Spielbedürfnissen. Auch sehe ich das Deutsche LARP zwischen diesen beiden Extremen mit einer immer weiteren Annäherung an das Nordische Spielprinzip, ohne die eigenen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Ich möchte an dieser Stelle anregen, die eigene Komfortzone zu verlassen und auch die Bereiche des LARPs zu erkunden, die man selber noch nicht kennt. Sollte man diese Art von Spiel dann nicht mögen – ist das vollkommen OK, denn wie sagt der Kölner: „Jeder Jeck is anders“.

Pre-LARP – Die Vorbereitung zu End of the Line

Der Online-Fragebogen

Viele Wochen vor dem eigentlichen Event musste jeder Spieler einen Online-Fragebogen ausfüllen. Basierend auf diesen Angaben wurde dann aus einem vorher vorbereiteten Charakterpool der am besten passende Charakter ausgewählt und ggf. angepasst.

Auffällig war für mich bei den Grundfragen (Name, Alter, E-Mailadresse) bereits die Geschlechterfrage. Hier wurde nicht einfach gefragt: „Bist du ein Mann oder eine Frau?“, sondern: „Mit welchem Geschlecht identifizierst du dich?“ Neben dem klassischen männlich/weiblich war sogar die Antwort: „Keines von den beiden oben genannten“, möglich.

Im nächsten Schritt ging es um die persönlichen Erfahrungen, die man generell im Rollenspiel hatte. Verschiedene Auswahlmöglichkeiten konnten hier angeklickt werden:

  • Das ist mein erstes LARP
  • Tabletops (Achtung, hier kommt es zu Verwechslungen. In unserem Sprachraum werden mit Tabletops Strategiesimulationen mit Miniaturfiguren bezeichnet. Gemeint waren jedoch Rollenspiele wie DSA, Shadowrun und Co., was bei uns landläufig als „Pen&Paper“ oder Tischrollenspiel bezeichnet wird.)
  • LARP nach Hausregeln wie z.B. das Drachenfest oder Conquest of Mythodea – Spiele mit eigenem Regelwerk
  • Mind´s Eye Theatre, das amerikanische Vampire Live-Regelwerk in Kooperation mit White Wolf
  • Freies Spiel
  • Collaborative Style/Gemeinschaftlicher Stil, also Europäisches bzw. Deutsches LARP
  • Nordic LARP

 

Im folgenden Schritt ging es um die Motivation der Spieler. So wurde gefragt, warum man an dieser Veranstaltung teilnehmen mochte. Die Frage war nicht nur für die Organisatoren spannend, sondern hat mir persönlich auch sehr geholfen, die weiteren Fragen besser zu beantworten.

Mit der vierten Frage wurde es schon sehr persönlich, und ich muss gestehen, dass ich hier am längsten mit meiner Auswahl gebraucht habe: „Welche Emotionen möchtest du auf dem LARP spielen?“ Verlangen, Macht, Machtlosigkeit, Kontrolle, Sinnliche Begierde, Verzweiflung, Beute, Jäger, waren einige der Auswahlmöglichkeiten, von denen man drei wählen musste.

Die Entscheidung, welche Emotionen der Spieler erleben möchte, ist keine leichte. Alle vorgeschlagenen Emotionen hatten ein großes Potential für ein fantastisches Rollenspiel. Ich habe hineininterpretiert, dass Spieler, die Jäger darstellen wollten, wohl eher Vampire spielen würden, als jemand, der Beute anklickt. Dass ich damit jedoch falsch lag, dazu schreibe ich im zweiten Artikel mehr. Nach einigem Hin und Her habe ich mich letztendlich für Rache, sinnliche Begierde und Verzweiflung entschieden. Die Idee dahinter war, eine Emotion zu haben, die mich zu einer Handlung auffordert (Rache), eine Emotion zu haben über die ich anspielbar bin (sinnliche Begierde) und eine Emotion zu haben, über die ich meine eigene emotionale Spieltiefe definieren kann (Verzweiflung).

Eine der letzten Fragen zielte darauf ab, wie intensiv die Achterbahn sein durfte. Hier gab es verschiedene Abstufungen zur Auswahl, von: „Ich möchte nur Spaß“ über „Ich möchte einige starke emotionale Szenen“ bis hin zu „Ich möchte in die Hölle starren und hineinspringen. Gebt mir Mord, Missbrauch oder Schlimmeres“ war alles möglich. Als emotionaler Jackass-LARPer gebe ich für meine Leserschaft natürlich alles. Einmal Hölle und zurück bitte! Wie sich das anfühlte, dazu mehr in meinem zweiten Teil.

Die vorletzte Frage auf dem digitalen Fragebogen war eine offene Frage und sollte den Organisatoren helfen, einschätzen zu können, was der Spieler unter tollen LARP-Szenen versteht, und ggf. auch Anregungen geben, in welche Richtung der Spieler sein eigenes Spiel entwickeln möchte: „Was wäre eine tolle Szene, die du im LARP erleben möchtest?“

Habt ihr euch einmal mit dieser Frage auseinandergesetzt? Eine spannende Frage, die auf den ersten Blick einfach, auf den zweiten Blick dann doch komplexer ist, als ursprünglich gedacht.

Vorfragen über Facebook

Es wurde in Facebook eine geheime Gruppe eingerichtet, in der alle Teilnehmenden des End of the Line eingeladen wurden. Hier muss ich tatsächlich meinen ersten Kritikpunkt anmerken. Als Veranstalter darf ich nicht davon ausgehen, dass jeder auf Facebook angemeldet ist oder das möchte. Hier wäre ein unabhängiges Forum wesentlich übersichtlicher, nutzerfreundlicher und effektiver gewesen.

Folgende Punkte wurden von Spielern im Vorfeld erfragt oder vom Veranstalter kommuniziert:

Eine Amerikanische Spielerin fragte, wie hoch wohl der Level der dargestellten Gewalt sein würde. Die Organisatoren wiesen darauf hin, dass sowohl die Spieler als auch die Spielleiter Einfluss darauf haben würden. Den Spielern würde in einem Workshop Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, mit denen sie ihre eigenen Grenzen kommunizieren könnten, ohne den Spielfluss zu stören. Das Kampfsystem war sehr einfach gehalten, und mehr als eine simulierte Kneipenschlägerei, bei der die Grenzen der Darstellung vorher kommuniziert würden, würde man nicht erwarten.

Auch für die sinnlichen Belange sollte uns in Workshops ein System zur Verfügung gestellt werden, um einen Konsens mit unseren Mitspielern in der jeweiligen Szene zu finden. Im Normalfall sollte niemand etwas tun, was er oder sie nicht wollte. Die Veranstalter der Grand Masquerade hatten jedoch vorgegeben, dass Nacktheit auf dem End of the Line nicht vorgesehen sein würde. (OK, es kam anders …) Auch wurde darauf hingewiesen, dass die Spieler die Möglichkeit haben würden, sich für intimere Szenen einen ruhigen Ort zu suchen, oder, wenn man mochte, sich auf der Tanzfläche zu vergnügen, je nach persönlichen Vorlieben. Sollte man als Beistehender etwas erblicken, was man (oder Frau) nicht mochte, so sollte die Größe des Spielraumes genügend Möglichkeiten geben, dieser Szene aus dem Weg zu gehen. Wie man das kommuniziert würden wir auch im Workshop erfahren.

Einige Spieler waren über Berührungen während des Spiels besorgt. Die Orga antwortete jedoch sehr besonnen. So berichtete sie, dass es nicht ganz ohne Berührung gehen würde, und dass z.B. jemand einem eine Hand in den Nacken legen könnte. Dabei ginge es nicht darum, die eigenen Grenzen auszureizen, ganz im Gegenteil, nach Ihrer Erfahrung hilft dies dabei, einander zuzuhören und sich zu konzentrieren.

Es wurde auch darauf eingegangen, dass, wenn man einen Kampf simuliert und mit den Armen in der Luft herumwedelt, jemand versehentlich verletzt werden könne. Sicherer sei es, sehr langsam zu kämpfen (Slow Motion), so dass jeder darauf achtet, was er macht. Jenseits von leichten Berührungen, um sich mit seinem Spielpartner abzusprechen, wird über jede weitere Form der Berührung gesprochen. Stichwort: Kalibrieren. Das bedeutet z.B.: Wenn jemand “betrunken” spielt und auf dich zukommt, um dich zu umarmen, macht er dies so langsam, dass du „in character“ und auch „out of character“ dir Optionen überlegen kannst, wie du damit umgehen magst. Auch kann es sein, dass du, wenn du z.B. auf der Tanzfläche bist, angerempelt werden kannst. So wie halt im echten Leben auch.

Was “ist” also End of the Line?

End of the Line hat einen: Zurück-zu-den-Wurzeln-Ansatz. Odyssé hat sich ganz dicht am eigentlichen Namen des Spiels gehalten: Vampire: Die Maskerade, ein Rollenspiel über persönlichen Horror.

Vampire bedeutet für Odyssé zwei Dinge: Blut trinken und ein „besonderes Thema“. So sind bei End of the Line die meisten Charaktere Menschen, damit das Blut Trinken überhaupt einen Sinn ergibt, aber natürlich auch, um zu erklären, warum unsere menschlichen Charaktere das sind, was sie sind. In diesem Spiel können die meisten Menschen genau so schlecht wie jeder Vampir sein, und die meisten sind es auch. Die Maskerade wird sehr ernst genommen und ist eines der Schlüsselelemente dieses LARPs. Dein Freund, dein Geschäftspartner, der DJ, jeder in End of the Line kann ein Vampir sein.

Persönlicher Horror bedeutet für die Veranstalter, etwas unmittelbarer zu machen, und dies kann für jeden etwas Anderes bedeuten. Für die Organisatoren ist häuslicher Missbrauch wesentlich schrecklicher als die Beschreibung einer Tzimisce-Fleischgrube. Darum ist End of the Line auf einem menschlicheren Level. Nicht alle Charaktere sind so, aber es gibt Missbrauch, Inzest, Ausbeutung, Gewalt, Sucht, Selbstmordgedanken, finanzielle Verzweiflung, Selbstverletzung und andere dieser „besonderen Themen“. Wenn also jemand seine Charakterbeschreibung liest und denkt: „Oh mein Gott, diese Person ist ein Monster”, dann ist er nicht alleine. Es gibt viele Jäger und auch Gejagte, und du weißt nie, was du gerade bist. Gerade der letzte Satz sollte sich für mich als mehr als wahr herausstellen. Mehr dazu in meinem zweiten Teil: “Angekommen – die Endstation”.

Wer für sich entschieden hat, Nordic LARP einmal ausprobieren zu wollen: Odyssé veranstalten ein Vampire-LARP nächstes Jahr in Berlin. Wir werden euch diesbezüglich auf dem Laufenden halten und selbstverständlich für euch vor Ort sein.

Fotos von: Bjarke Pedersen – Participation | Design | Agency – www.participation.design und Karsten Zingsheim – www.teilzeithelden.de

 

16 Kommentare

  1. Ich finde es doch schade das der Artikel die amerikanische LARP Szene scheinbar nahezu ausschließlich auf eine bestimmte Weise Mind’s Eye Theatre zu spielen reduziert. Ebenso wie es mich etwas überrascht das scheinbar nicht weiter mit Sarah Lynne Bowman, Harrison Greene oder Ashley Zdep gesprochen wurden. Als etwas bekanntere Ansprechpartner von denen ich weiß das sie vor Ort waren.

    Es gibt in der amerikanischen LARP Szene, neben Mind’s Eye Theatre LARPs und gewöhnlichen Fantasy LARPs, eine Richtung die sich als „American Freeform“ bezeichnet. ( http://leavingmundania.com/2013/11/18/introducing-american-freeform/ )
    Diese Ausprägung des LARP konzentriert sich unter anderem sehr stark auf educational LARP, allerdings auch auf inclusive LARP Design, wie auch mitunter Dinge wie Black Box LARP oder andere Theater-Nahe LARP Formen.

    Das ganze ist auch keine kleine Strömung wenn man sich beispielsweise ansieht in welchen Umfang Magischola ( https://magischola.com/ ) veranstaltet wird. Hierbei ist es in Deutschland so das man gerade mal dieses Jahr die erste eigene Variation von College of Wizadry finanzierte.

    Es gibt hinsichtlich Veranstaltungen auch beispielsweise die Living Games Conference ( http://www.livinggamesconference.com/ ), die quasi um die Ecke von New Orleans in Austin ausgetragen wird. Die hinsichtlich des Umfang doch Veranstaltungen wie Mittelpunkt übertreffen dürfte.

    Letztlich sind auch die Designer von MET, wie beispielsweise Jason Andrew, sehr an anderen LARP Formen interessiert. Wobei das MET für Vampire im Band für Storyteller, sogar Anregungen gibt wie man Techniken daraus umsetzen kann.

    • Hi Teylen,

      Apologies if I double-posted. I wanted to say thanks for the shout-out. I am indeed interested in all forms of LARP. My very first LARP was for Amber nearly 20 years ago, which was more of a freeform/jeep style LARP in today’s terms. I think we’re living in a golden age where players and storytellers are free to experiment and try new things. I’m very excited and have been devouring everything i can.

      Jason Andrew
      MET Line Developer
      BNS

    • Hi Teylen, danke für Deine Anmerkungen. Der Artikel hat jedoch keinen Anspruch, das US-LARP in Gänze zu beleuchten, sondern fokussiert sich auf diesen Abend und die dadurch gewonnenen Eindrücke. Vielleicht hätten wir das in einem Disclaimer vorher klar machen sollen. Tatsächlich ist die US-LARP Szene so vielfältig, wie es die deutsche auch ist. Mit gegebenen Kontakten und bei Interesse unserer Leserschaft wäre eine Reihe zur Vorstellung der Formen des amerikanischen LARP durchaus interessant.

      (For Jason)
      Hi Teylen, thanks for your comment. The article, however, has no claim to show the US LARP in its entirety, but focuses on this evening and the impressions gained thereby. Perhaps we should have clarified this in a disclaimer. In fact, the US LARP scene is as varied as it is in Germany. With given contacts and the interest of our readers, a whole series of articles, which focusses on the forms of the American LARP would be quite charming.

      Roger
      editor-in-chief of Teilzeithelden

    • (I hope it’s okay to continue in English)
      Hi Roger,

      it’s true that the article is specific towards the experience of the day and evening. Yet the statement regards the scarcity of LARPs with an educational or political background or intend struck me as somewhat general and potentially misleading. Maybe furthered by the contrast of putting the experience of a Vampire centered event next to a more holistic view of the German scene.

      Thus I felt motivated to point out that the american LARP scene got more to offer. Next to links and names to offer a first stepping stone to look deeper into the topic. It’s based on my experience at the Nordic LARP conference in Helsinki, where I’ve been surprised how many Americans did attend. Where I made interesting contacts and learned a lot. Like apparently it’s possible for teachers in America, to have the school board support a trip to a LARP conference. After which I got more curious, followed very active groups on Facebook and took interest conventions like the Living Games Conference.

      Thus no hard feelings, just trying to add something. :)

      Hi Jason,

      No probs. Just wanted to mention that the variety is more present than sometimes maybe visible. ^_^

      Kind regards & Cheers,
      Teylen / Jennifer Fuss
      (Teylen is my nickname I use for my blog, chats, boards and stuff)

  2. Hi Teylen,

    Thanks for the kind shout out. I am interested in all forums of LARP and storytelling. I think there’s a wide umbrella of different styles to meet different needs and purposes. I think we’re in a golden age of creativity and in the future we’ll see a host of hybrid and fusion products moving forward.

    Jason Andrew

    • Es hat zumindest nichts mit Schmuddelkram zu tun, wenn du das meinen solltest.

      Das Setting war ein Nachtclub-Besuch (so zum Tanzen… wissen’s schon.. mit Musik und so). Dementsprechend waren die Charaktere durchaus auch in Club-Outfits dort. :)

      Da die Veranstaltung ein Vampire Live war, gehe ich auch davon aus, dass Volljährigkeit tatsächlich Teil der Vorraussetzungen für die Teilnahme war.

    • Solche Nachtclub outfits kenne ich jedoch nur aus der schwarzen Szene, naja, SEX sells, oder so.
      Das es kein „Schmuddelkram“ war konnte ich aus dem Beitrag ja lesen. Trotzdem steht dort auch:

      „in Ort, wo sich der Bodensatz der Gesellschaft trifft. Sucht, Gewalt, Verlangen, Egoismus, Sex – das waren die vorherrschenden Themen auf dieser Veranstaltung.“

      Sprich, es wurde wohl auch von der Orga explizit erwähnt.
      Ich habe ja schon oft von nem LARP Kumpel gehört das es in den Lagern auch oft zu Nahkampfübungen kommt, aber das es so explizit erwähnt wird war mir neu.

      Ich sehe schon den ein oder anderen „Nachtclub“ auf LARP aufspringen *g*

    • Das halte ich für sehr weit hergeholt mit den „Nachtclubs“…

      Das „Vampire“ sich stilistisc/optisch schon immer an der schwarzen Szene und auch dem Fetish-Bereich bedient hat, ist nichts neues.

      Und auch das Thema Sex mit in die Settingbeschreibung zu nehmen ist bei heruntergekommenen Nachtclubs (Nicht „Nachtclubs“, um die Unterscheidung zu verdeutlichen) durchaus verständlich. Das heißt ja nicht, partout nicht, dass Sex durchaus dort im Spiel praktiziert wird.

      Auch die thematische Nähe zwischen „Vampire“ und Sexualität ist nicht neu. Vampire haben schon lange eine sehr starke erotische Konnotation, seien es die phallischen Eckzähne die penetrieren, das Trinken von Blut/Lebensenergie oder die hochstilisierten sexy Verkörperungen in der Populärkultur. Auch bei „Vampire“ ist die thematische Nähe noch spezifischer, da wir hier ja von einer Unterdrückung der animalischen Instinkte ausgehen. Und Sex ist und bleibt nunmal ein Urinstinkt. Die weiteren aufgeführten Punkte der Beschreibung untermauern dies ja. Sucht, Gewalt, Verlangen, Egoismus.

      Der Vergleich zu dem „Das es in den Lagern auch oft zu Nahkampfübungen kommt“ ist auch nicht wirklich treffend. Klar, LARPs sind soziale Events auf denen sich Menschen treffen. Besonders, wenn es viele sind, es über mehrere Tage geht und man eigene Zelte/Zimmer (Privatsphäre) hat zwischendurch und dann am besten noch Alkohol im Spiel ist… Dass es da zu sexuellen Kontakten kommt (ausserhalb des Spiels, also zwischen Menschen, nicht nur zwischen deren Charakteren) ist zu erwarten.
      Hier wiederum ging es um ein kurzes Spiel, das nur ein paar Stunden ging und keine Übernachtungen etc. hatte. Hier wurde sich daher auf Charakterspiel konzentriert und nicht darauf, jemanden aufzureissen. Die Rahmenbedingungen sind also volkommen andere.

      Eine weitere Möglichkeit (von vielen), das Thema Sex mit im LARP zu betrachten wäre beispielsweise, die Charaktere durchaus über sexuelle Hintergründe miteinander zu verknüpfen im Vorfeld. Da kann (!) es durchaus im Hintergrund des Charakters zu einem sexuellen Akt gekommen sein. Das heißt aber nicht (!), dass es diesen auf dem LARP gespielt gibt. Sprich: man kann sexuelle Inhalte durchaus mit einbauen auf verschiedenen Ebenen, ohne, dass Sexuelle Kontakte im Spiel ausgespielt werden müssen oder es zu wirklichen sexuellen Kontakten kommen muss. Im Gegenteil ist der allgemeine Konsens eher der, dass komplett zu trennen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

      Ich kann deiner Logik also leider nicht folgen. „Sex sells“ war sicher auch nicht der Punkt, warum diese Outfits gewählt wurden… weil, was sollte denn noch verkauft werden?
      Care to explain?

      Edit: Bitte nicht angegriffen fühlen, ich finde nur, du simplifizierst zu sehr und das wird weder dem Thema LARP, noch dem Thema Sex oder dieser Con gerecht, daher führe ich das aus. :)

    • Alexander Wie gesagt, das Foto mutet halt ein wenig in die Richtung an. Das es sich um ein Vampire LARP handelt und was dafür das Standard Outfit ist bzw. das sich dieses an der Schwarzen Szene orientiert, war mir nicht klar.

      Sex sells war auch nicht negativ oder angreifend gemeint, sondern lediglich eine Feststellung.
      Nicht umsonst gibts im Netz haufenweise Bilder von LARPERinnen und COSPLAYERinnen und nur wenige von den Herren und Kids. Auch das Thema Frauen „Rüstung“ wird gerne (in Bildern und Videos) mit einem lachenden Auge thematisiert.

      Die Berichte von den Nahkampfübungen habe ich von vielen LARPs gehört, und vielen mir in dem Kontext wieder ein. Dort wo Männlein und Weiblein aufeinandertreffen bleibt sowas halt nicht aus.

      So oder so, es ist auf jeden Fall ein interessantes Gespräch daraus entstanden. Und ja, ich habe es natürlich überspitzt und vereinfacht dargestellt, da das Foto doch eher aussieht als würde es aus nem Club und nicht von nem LARP stammen – wobei ich keine Ahnung von Vampire LARP habe und es daher wohl nicht mit diesem in Verbindung gebracht habe.

    • Das LARP ist nicht mehr ab 18 als andere LARPs auch.
      Die Outfits erklären sich damit das es hieß „es ist ein Underground Techno Club“ und es dann der Kreativität der Spieler überlassen wurde sich entsprechend anzuziehen. Die Spieler rekrutierten sich hauptsächlich aus dem Vampire LARP Bereich, waren oder sind Gothic affin und haben mitunter noch keinen Club von Innen gesehen. Was erklärt weshalb es hinsichtlich des Stil Richtung Gothic respektive NeoGoth ging. Wobei es durchaus Leute gab die mehr an hatten.
      ( Mein Outfit: https://scontent.xx.fbcdn.net/v/t1.0-0/p296x100/14199759_1090941304321589_2311256801044487906_n.jpg?oh=dd2d461571e2bc518d8d208842d22f4d&oe=5869B04A )
      (( Nach 4 Stunden Larp, deutlich nach 10 Abends und etwas erschöpft ))

      Es gab während des LARP keinen echten Sex.
      Das heißt es gab zwar Szenen in dem Charaktere Sex hatten, allerdings wurde das entweder ausdiskutiert, über Ars Mundi dargestellt oder so – mit Klamotten an – geschauspielert. Hinsichtlich des Hintergrund wurde das mehr mit Drogen und der allgemeinen Verkommenheit in Verbindung gebracht. Vergewaltigungen als Thema war während des Spiels Tabu.

      Hinsichtlich Nahkampfübungen habe ich gehört das man von Deutschen Fantasy (teilweise auch Vampire) LARPs durchaus mal mit Blauen Flecken zurück kommt. Weil man mit Boffer-Waffen geprügelt wurde oder es allgemein zu rau wurde. Das gab es bei End of the Line in der Form nicht. Höchstens wenn zwei einander zustimmen sich jetzt zu schlagen.

  3. Hi to everybody!

    This article was not about American LARP – it was about „End of the Line“ which was an Northern LARP.
    If I wanted to make an article about American LARP I would have talked to the people mentioned above,
    but this was not my intention. (But maybe another day, who knows? ;-) – I´m in contact)
    Also the article was about my personal experience during the Grand Masqerade, were I was freshly intruduced
    to MET-LARP and Northern LARP. So I took MET as a reference to compare the Northern style.

    BUT! I had an fantastic Interview with Jason Andrew, with deep insights about his views about LARPing,
    and I´m really really looking forward to write it.

    End of this month I will publish an article about the White Wolf documentary, after that „End of the Line“ part II
    and after that – „Jason Andrew (the man who gave Vampire-LARP its first rules) in interview.“ – or something like that :-)

    Greetings, Karsten

  4. Sehr schöner Bericht. Das macht Lust auf mehr. Das Titelbild mutet aber, wenn auch zufällig, nach Fetishparty oder GruftiDisco an :D Allerdings denke ich, dass es bei der Thematik ähnlich wie bei „Blade“ einfach stereotypisch ist. Sehr sehr schöner und ausführlicher Bericht.

  5. Schöner Bericht. Ich wäre gerne dabei gewesen. Ich war immerhin sehr nah am ersten Run in Helsinki dran, auch wenn ich nicht mitgespielt habe (die Tickets waren nach 5 Minuten vergriffen). Der erste Run hatte eine fantastische Location wie man auch auf den Fotos in Sarah Bowmans hervorragendem Artikel zum Thema sehen kann: https://nordiclarp.org/2016/03/21/end-line-white-wolfs-first-official-nordic-style-larp/

    Dass ein Nachtclub-Larp wie ein Nachtclub aussieht, ja mei. Und ein Fantasy Larp sieht aus wie… Mittelalter?

    Jedenfalls werden im Nordic Larp und insbesondere bei End of the Line die larptechnisch heiklen (wie spannenden) Themen wie Sexualität, (Drogen-)Exzess, Macht und Kontrolle mit großer Achtsamkeit aufgegriffen und gelenkt. Ordentliche Workshops und Debriefings sind eindeutig Teil der Kultur, die Anwendung von adäquaten Metatechniken gehört auch dazu.

    Das ist etwas, was mich im Artikel etwas stutzig gemacht hat. „Telling“ ist zwar im Dogma99 Nordic Larp nicht opportun. Gerade aber Metatechniken wie (zumindest beim Helsinki Run) wie separate Räume für Inner Monologues, Parfums zur Symbolisierung von Anziehung etc. sind ja starke Abstraktionen und ein wichtiger Teil von Nordic Larp.

    Auch stimme ich Teylen zu, dass die amerikanische Larp-Szene, die mit American Freeform ja fantastische Weiterentwicklung gebracht hat, etwas arg schlecht wegkommt bei unbedarften Lesern.

    Ich möchte keinen Begriffs- oder Szenenkrieg provozieren. Das ist ja alles im Fluss und es gibt viele interessante Eindrücke aus verschiedensten Perspektiven in diesem „golden age of larp“.

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