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Die Spiel in Zahlen

Vier Tage, sechs Hallen, 1.021 Aussteller aus 60 Ländern und mit 1.200 Neuheiten, 174.000 Besucher. Und unter ihnen waren vier Teilzeithelden – zumindest vier, von denen ihr zum Thema Spiel 2016 hier etwas lesen werdet.

Bis auf die Länge der Messe ist jede Zahl, die es zur Spielemesse in Essen zu vermelden gibt, größer als im Vorjahr. Da waren es noch 4 Hallen, 911 Aussteller aus 51 Ländern mit etwa 1.000 Neuheiten, die sich den 162.000 Besuchern präsentierten. Ein sattes Wachstum also in jeder Hinsicht.

Anreise

Per Auto

Doch mit diesem Wachstum wachsen leider auch die Probleme. Insbesondere die der Logistik. Ich wohne in Essen und hatte daher, im Gegensatz zu vielen auswärtigen Besuchern in meinem Umfeld, keine Probleme mit der Unterbringung. Aber die Anreise zum Messegelände selbst war für mich ebenso problematisch wie für jeden anderen auch. Und erschwert wurde diese Anreise dieses Jahr nicht nur durch die deutlich höheren Besucherzahlen, sondern vor allem auch dadurch, dass die Messe Essen seit dem letzten Jahr auf den Parkplätzen neue Schranken und Automaten installiert hat. Wo zuvor noch Mitarbeiter der Messe die Autos bei der Einfahrt einfach durchgewunken haben, musste dieses Jahr jedes Fahrzeug einzeln bei Einfahrt in den Parkplatz vor einer Schranke halten, das Fenster herunterlassen und ein Ticket ziehen.

Das mag zwar nur 5-10 Sekunden dauern, aber bei einigen Tausend Fahrzeugen, die zu Beginn eines Messetages auf diese Parkplätze strömen, summiert sich das schnell zu sehr unangenehmen Wartezeiten. Glücklicherweise hat die Messe ab Samstag ein Einsehen gehabt und die Schranken am Morgen offenstehen lassen, so dass man wie zuvor ungehindert einfahren konnte. Das Ticket galt es dann am Automaten zu ziehen, sonst kam man am Abend nicht mehr hinaus. Natürlich kam es dadurch zu langen Schlangen an den Automaten. Und die Ausfahrt selbst hatte immer noch das Problem, dass jedes Fahrzeug einzeln anhalten musste, um das Ticket in die Lesegeräte zu schieben. Aber die Ausfahrt war auch zuvor nie schnell gegangen, war sie doch zuvor der Zeitpunkt der Bezahlung.

Mit der Bahn

Leider war es auch keine gute Alternative, auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen, denn die EVAG hatte zu wenige intakte Fahrzeuge zur Verfügung, und so manche Bahn hatte schwer damit zu kämpfen, die Türen überhaupt noch zu schließen. Die Bahnen waren dermaßen überfüllt, dass es fast unmöglich war, nicht irgendwen in den Lichtschranken stehen zu haben.

Aber trotz all dieser Probleme ist man dann ja doch noch irgendwann auf der Messe angekommen und hat sich ins Getümmel stürzen können.

Auf der Messe

Die größeren Besucherzahlen wurden glücklicherweise auch von einer größeren Gesamtfläche bedient. Aber die Anzahl und Breite der Eingänge wurde hierdurch leider nicht beeinflusst. Und so kam es in den Eingangsbereichen der Hallen 1 und 3 gerade am Morgen immer wieder zu Staus und Gedrängel. Gerade auch dadurch, dass einige der größeren Stände ihre Kassen direkt an den großen Durchgangswegen hatten, wurden diese Wege noch einmal erheblich verengt.

Damit aber erst einmal genug der negativen Worte über logistische Probleme. Die Messe an sich hatte glücklicherweise so viel Schönes zu bieten, dass der durch diese aufgebaute Frust schnell wieder verflog:

Brettspiele

Die Liste der Neuheiten alleine aus dem Bereich Brettspiele umfasst mindestens 800 Titel. Bei solch einer Anzahl den Überblick zu behalten ist schwerlich möglich. Und die Erfahrungen der letzten Jahre haben auch gezeigt, dass es fast unmöglich ist, auf einer Messe dieser Größe per Zufall auf die Spiele zu stoßen, die einen interessieren würden. Also hieß es für mich, die Listen im Vorfeld zu wälzen und für mich selbst die interessantesten Spiele zu identifizieren und dann gezielt anzusteuern. Insgesamt hatte ich so knapp über 40 Titel auf meiner Liste, von denen ich tatsächlich auch einen Großteil abhaken konnte. Bei einigen reichte in kurzer Blick um zu wissen, dass das Interesse nicht vorhanden war, andere wurden probegespielt.

Insgesamt habe ich an den vier Messetagen ca. 25-30 Spiele (an-)gespielt. Welche davon meine Zustimmung fanden und meinen Geldbeutel leerten lest ihr in einem gesonderten Artikel.

Wäre ich nur Tagesgast gewesen, oder hätte ich nicht vorher ein paar Stunden mit der Liste zugebracht, wäre es aber schier unmöglich gewesen, eine bedeutsame Anzahl an neuen Spielen zu testen, die auch nur ansatzweise in meinen Interessenbereich fallen. Und auch so waren die vier Tage schon enorm knapp, und so mancher interessante Titel blieb für mich am Ende ungespielt oder sogar unentdeckt. Ein Luxusproblem ohne wirkliche Lösung, denn noch einen weiteren Tag Messe hätten Rücken, Hirn und Füße wohl auch kaum verkraftet.

Neben der Möglichkeit, Brettspiele zu testen und zu kaufen, gab es aber auch die Möglichkeit, diverse Persönlichkeiten der Branche zu treffen. Die Leute hinter Boardgamegeek.com waren ebenso mit einem Stand samt Livestream vertreten wie die Macher des Dice Tower Podcast. Durch einen glücklichen Zufall hatte ich sogar die Chance, kurz vor Ende des Livestreams von BGG mitzuwirken.

Auch viele Autoren oder Illustratoren waren auf der Messe vertreten, und einige Stände hatten Autogrammstunden organisiert oder luden gar dazu ein, Prototypen noch unfertiger Spiele mit den Designern zu spielen. Eine Chance, die man sonst wohl nur selten bekommt und ein Grund mehr, die Spiel zu besuchen.

Rollenspiele

Trotz der räumlich nahen und thematisch spezielleren RPC in Köln jedes Jahr ist die Spiel für den Bereich Rollenspiel immer noch ein wichtiges Pflaster. Alle namhaften deutschen sowie ein paar internationale Verlage waren vertreten und hatten teils interessante Neuheiten oder zumindest Neuigkeiten zu bieten. Auch wenn ich leidenschaftlicher Rollenspieler bin, hatte ich dieses Jahr keine Zeit für dieses Thema auf der Spiel, so dass ich hier nur auf die Interviews und Berichte des Kollegen Roger Lewin verweise.

Tabletop

Der dritte große Bereich auf der Messe waren wie schon in den letzten Jahren Tabletops. Neue und alte Systeme gab es zu bestaunen und testen, Tipps und Zubehör zum Geländebau warteten auf geneigte Gäste. Für mich, der ich kein Tabletop-Spieler bin, auf jeden Fall ein Augenschmaus, viel mehr aber dann auch nicht. Mehr Details zu dem, was die Messe in dieser Hinsicht zu bieten hatte, erfahrt ihr in den nächsten Tagen in den Artikeln des Kollegen Michael Fuchs.

Sonstiges

Zur Spiel gehört seit vielen Jahren immer auch die Comic Action. Und auch wie schon in den letzten Jahren wirkte diese wie gehabt ein wenig fehl am Platze. Eine Hand voll Stände, an denen es Merchandise und Comics zu kaufen gab. Mit mittlerweile mehreren dedizierten Comicmessen pro Jahr wird dieser Bereich in Zukunft vermutlich noch ein Stück weit kleiner werden, als er es ohnehin schon ist. Von Bedeutung war er für die Spiel schon lange nicht mehr.

Gleiches gilt für die letzten tapferen Reste der LARP-Stände. Ein paar vereinzelte waren tatsächlich noch vorhanden, aber es würde wohl keinen wundern, wenn diese in den kommenden Jahren der Messe vielleicht ganz fernblieben.

Abgesehen davon gab es natürlich auch noch diverse Möglichkeiten, sich zu verpflegen. Diese sind in den letzten Jahren immer besser geworden und warten auch nicht mehr nur mit völlig überteuertem Essen auf. Erfreulich. Leider kann man das Gleiche kaum über die Getränke sagen, die immer noch messetypische Preise hatten. Wer hier die Eigenversorgung vergisst oder nicht mit sich herumtragen will, muss bisweilen sehr tief in die Taschen greifen, um dem Durst Herr zu werden.

Fazit

Mit mehr Besuchern, mehr Hallen, mehr Ausstellern und mehr Neuheiten war die Spiel 2016 ein voller Erfolg für Veranstalter, Händler und Besucher gleichermaßen. Beliebte Titel waren wie gewohnt schnell ausverkauft und schon am Samstag meist nicht mehr zu bekommen oder mussten aus nahen Lagern nachgeordert werden.

Doch mit der Größe wachsen auch die Probleme der Messe mit. Sei es die logistische Herausforderung bei der Anreise und auf den Parkplätzen, oder die schier unendlich erscheinende Anzahl neuer Spiele, die es dem unvorbereiteten Besucher fast unmöglich macht, einen Überblick zu bekommen oder das zu finden, was ihn wirklich interessiert.

Sieht man von diesen Luxusproblemen jedoch einmal ab, so war die Spiel 2016 eine der besten der letzten Jahre. Selten gab es so viele so gute neue Spiele, die um das Geld der Besucher buhlten. Meinem Konto zuliebe würde ich mir gerne wünschen, dass es nächstes Jahr weniger Titel gibt, die ich haben will. Aber dafür bin ich ein viel zu begeisterter Spieler, und so werde ich auch nächstes Jahr wieder auf der Spiel sein und Neuheiten spielen bis ich umfalle.

Die nächste Spiel findet vom 26.-29. Oktober 2017 wie gewohnt in der Messe Essen statt. Ich werde da sein. Ihr auch?

Fotografien: Holger Christiansen, Logo: Merz-Verlag

 

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