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All die schöne Tischfläche möchte gefüllt werden. Käufliches Gelände, teilweise schon fertig bemalt oder gar zusammengebaut, ist mittlerweile in vielerlei Formen erhältlich. Aber nicht immer gibt es das Budget her, oder ich möchte ein Geländestück haben, das es einfach auf dem Markt nicht erhältlich ist. Zu guter Letzt packt einen manchmal einfach die Bastelwut, oftmals ausgelöst durch einen Alltagsgegenstand, den man sieht und denkt: Daraus könnte ich ein … bauen. Um zu zeigen, wie leicht das sein kann, und um einige Tipps zu geben, dokumentieren wir hier den einen oder anderen Herstellungsprozess und geben ein paar weitere Beispiele.

Was bauen wir denn?

Diesmal geht es um eine Wüstenplatte. Vieles an Gelände war schon fertig bzw. geplant, aber ein paar Kleinigkeiten fehlten noch. Einige Generatoren und Sonnenschirme sollten es sein. Beginnen wir mit dem Schatten.

Sonnenschirme

Ziel: Sonnenschirme zum Aufklappen

Material: Cocktailschirmchen, MDF-Reste aus einem alten Bausatz, etwas Sand, Dekopflanzen aus dem Dekobedarf, Modelliermasse (Green Stuff), Bastelleim, Sekundenkleber, gelbe Farbe

Bauzeit: ca. 20 Minuten + Trockenzeit

Die Schirmchen sollen etwas Sichtschutz vor Modellen liefern, die sich auf höheren Ebenen befinden, daher müssen sie stabil stehen und aufklappbar sein.

Cocktailschirmchen gibt es in Lebensmittelläden, beim Partybedarf oder heutzutage natürlich auch online. Das Zehnerpaket kostete uns 2,95 EUR. Die genutzten Plastikpflanzen lagen noch herum, sind aber auch im Dekoladen, Kramsladen (1-€-Shop) oder beim Aquariumsbedarf ‒ und selbstverständlich auch wieder im Internet ‒ zu haben.

Die MDF-Platten, die als Plattform dienen, sind Überbleibsel von früher, also in diesem Falle kostenfrei. Stabile Pappe, z. B. von einem Lieferkarton, oder ein wenig Plasticard tut es natürlich auch.

Sand zur Basegestaltung der eigenen Armee sollte bei jedem vorhanden sein, ebenso Bastelleim, Sekundenkleber und sandgelbe Farbe. Modelliermasse ist ebenfalls ein fester Bestandteil jedes fortgeschrittenen Bastlerhaushalts, andernfalls gibt es preiswerte Pakete für unter 10 EUR die weit mehr beinhalten, als man für dieses kleine Projekt braucht.

Plättchen, Pflänzchen und Schirmchen
Plättchen, Pflänzchen und Schirmchen

Schirmbau

Als Erstes bohren wir ein kleines Loch in die Mitte unserer MDF-Platte, in welches das untere Ende des Cocktailschirmchens passen soll. Da die meisten Schirmchen effektiv auf Zahnstochern gebaut sind, hat man eine kleine Spitze, die gut hineinpasst. Das Loch darf nur nicht zu groß werden, denn wackeln darf der Schirm nicht, wenn man ihn ins Loch gesteckt hat.

Loch mit Platte und Schirmchen drin
Loch mit Platte und Schirmchen drin

Dieser Schritt kann, abhängig vom Material, auch weggelassen werden. Er sorgt nur für eine etwas höhere Stabilität.

Im zweiten Schritt nehmen wir uns die Büsche vor. Die kleinen Pflänzchen haben alle einen kleinen Stiel, mit dem sie auf ihren „Rasen“ gesteckt werden können. Dieser ist uns etwas zu lang und wird daher auf die Hälfte gekürzt. Der Gedanke ist hier, ein wenig Grün in die Wüste zu bringen und den Stiel zu verdecken. Man könnte die Bepflanzung auch einfach weglassen oder durch einen ähnlichen Blender ersetzen.

Gekürzt
Gekürzt

Nach einem Testlauf mit dem Schirm, ob er auch gut ins Loch passt, holen wir die Modelliermasse hervor. Modelliermasse abzuschätzen ist immer schwierig, oftmals hat man zu viel oder zu wenig angerührt. In diesem Fall brauchen wir nicht viel, ein halber Fingernagel des kleinen Fingers pro Schirm sollte mehr als ausreichen. (Ja, ich weiß wir haben verschieden große Fingernägel, daher ist eine halbe Centmünze wahrscheinlich eine bessere Einheit.)

Die Masse anrühren, Finger befeuchten nicht vergessen, und eine kleine Kugel machen. Die Kugel auf unseren Boden legen und den Busch hineindrücken. Mit dem Schirm das Loch suchen (sollte idealerweise direkt unter dem Stiel des Busches liegen) und hineinstecken. Sollte dabei ein Überstand von Modelliermasse unter der Platte herausstehen, einfach wegwischen. Man muss nur darauf achten, dass der Boden am Ende flach ist.

Gleich geht´s los
Gleich geht´s los

Mit einem Modellierwerkzeug oder einem kleinen Holzstab nun einfach die Masse um den Fuß des Busches herum verteilen. Der Vorteil hierbei: Es muss nicht schön oder genau sein. Am Ende muss es nur flach und halbwegs ebenmäßig sein. Wenn es soweit ist, den Schirm noch einmal zurechtrücken und einen Tropfen Sekundenkleber zwischen Stiel und Modelliermasse gleiten lassen – dies dient der zusätzlichen Stabilität. Danach kann man sich eine Pause gönnen. Die meisten Modelliermassen sind nach ca. acht Stunden durchgetrocknet, vorher sollte man auch nicht mit Leim an sie herangehen.

Ist nun alles trocken, kommt ein wenig Leim auf unseren Boden und Sand obendrauf. Auch hier heißt es dann wieder warten. Ist der Leim trocken, fehlt nur noch eine Schicht gelber Farbe, damit unsere Schirmchen auch zum Wüstentisch passen.

Voilà: einige schöne Schirme … die auch gut im Weg sein können.

Da wollen wir hin
Da wollen wir hin

Generatoren

Ziel: Etwas aus den cool aussehenden Hüllen der im eigenen Drucker genutzten Druckerpatronen bauen. Spieltechnisches Ziel: Gelände, das Infanterie verdeckt.

Material: Transporthüllen von Druckerpatronen, Plasticard, Sand, Bastelleim, Sekundenkleber, graues und gelbes Grundierungsspray, rote, blaue, grüne und graue Farbe, einige Pigmente zum Aufbürsten (alternativ braune und gelbe Farbe), Acrylreste von altem Gelände, Kontrollschirme von Antenocitis

Bauzeit: ca. 25 Minuten + Trockenzeit

Seit ich meinen Drucker habe, denke ich mir, dass die Patronenhüllen gute Generatoren hergeben würden. Es war also an der Zeit, sie auch zu bauen.

Wenn die nicht mal nach Gelände schreien
Wenn die nicht mal nach Gelände schreien

Die Bildschirme sind das einzige Teure an diesem Bausatz. Ich wollte Kontrollinstrumente an den Außenwänden haben, und die Schirme von Antenocitis boten sich an. Man bekommt 23 Schirme verschiedener Größen für unter 10 EUR. Mitgeliefert werden Hochglanzdrucke zum Ausschneiden, um die Bildschirme auch zu füllen. Ein ordentlicher Deal.

Generatorbau

Der erste Schritt war einfach: etwas Plasticard nehmen und ein paar Bodenstücke schneiden, Hüllen drauf – fertig.

Die oben befestigten Stücke sind Überreste von einem Spartan Scenics-Bausatz, die ich nie verbaut habe. Einfach oben aufgesetzt geben sie dem Generator einen netten Touch, denn alleine durch diese Ergänzung wirken sie mehr wie ein zusammengebautes Gebilde – sprich realistischer. Es würde aber ebenso ohne diese oder mit einem anderen, ähnlichen Zusatzteil funktionieren.

Als nächstes die Bildschirme: Resintypisch gab es hier und da kleine Ecken wegzuschneiden, aber generell ist der Aufwand eher gering. Ich verteilte die Bildschirme nach Gutdünken auf den Generatoren. Dabei empfiehlt es sich, sie vorher einmal abzuwaschen, denn sonst könnte das Grundieren später schwierig werden, da Resin oftmals noch Ölreste an sich hat, die sehr farbabweisend sind.

Dann kam, mittels Bastelleim, ein wenig Sand auf den schmalen Steg um die Generatoren herum.

Soweit, so schön
Soweit, so schön

Nachdem der Leim getrocknet war, gab es eine Grundierung in Dunkelgrau. Sobald diese wiederum trocken war, habe ich die Generatoren mit gelbem Spray „bestäubt“ – will heißen, mehr Abstand als beim normalen Sprühen und kürzere Farbstöße. So bekommt das Material einen Hauch von der Farbe ab, ohne direkt bunt zu werden. Wer eine Airbrush hat, kann natürlich diese benutzen, um dasselbe Ergebnis zu erzielen.

Danach gab es noch etwas graue Farbe, um die Stellen auszugleichen, an die das Spray nicht herankam. Anschließend mit den bunten Farben die Kontrollelemente der Bildschirme bemalen, die Zahlen draufschreiben und nicht vergessen, den Sand gelb zu färben.

Darauf kann man sich mit Pigmenten ein wenig austoben, um der ganzen Sache den Eindruck von wettergegerbtem Gelände zu geben.

Jetzt bleiben nur noch die Bildschirmfotos, die zeitlich aufwändigste Aktion bei dem Ganzen. Aufgrund des kleinen Maßstabes der Bilder muss man beim Ausschneiden Sorgfalt walten lassen und beim Einkleben gut auf seine Finger achten. Eine Pinzette ist zu empfehlen.

Danach sind die schönen Generatoren fertig und bereit, Deckung zu geben.

Weiteres

Wo wir gerade bei der Wüste sind: Wir haben hier noch so ein paar Deko-Eiswürfel herumfliegen, die man mal der Mutter abgeluchst hat …

Ein wenig Spielerei mit Modellbaugips und zwei Schichten Sprühfarbe, grau und gelb, und schon haben wir schöne Steine für unsere Wüstenlandschaft.

Dasselbe gilt für die goldenen Dekosteine: Einmal grau und einmal gelb besprüht, fühlen sie sich auch auf einem Spieltisch wohl.

Steine in der Wüste
Steine in der Wüste

Seit ich einen Nassrasierer benutze, was sich ironischerweise zeitlich etwa mit meinem Einstieg ins Miniaturenhobby deckt, fand ich schon immer, dass die Klingenhalter vielversprechend aussehen. Auf Plasticard geklebt, mit Sand versehen, metallisch und dann gelb angesprüht sowie ein wenig mit Beige nachgebürstet, geben sie wunderbare Entlüftungsrohre für eine unterirdische Anlage ab.

Fazit

Wenn man seiner Kreativität etwas Auslauf gönnt, kann man aus den einfachsten Dingen ansehnliche und praktische Geländestücke herstellen. Einfache Haushaltsüberreste oder Kleinkram aus dem Inneneinrichtungsladen (sprich: Dekokram) bedürfen manchmal nur ein wenig Bearbeitung, um am Spieltisch nutzbar zu sein.

Mit etwas Material aus dem Modellbaugeschäft kann man – wenig überraschend – auch viel anfangen. In Deutschland gibt es eine lange Tradition der Modelleisenbahnbauer, und diese Geschäfte sind gut ausgestattet. Es gibt keinen Grund, sich dort nicht zu bedienen, man muss nur die Größenverhältnisse beachten. Für 10–15-mm-Systeme ist das meiste sogar direkt verwendbar.

Wenn man also nicht viel Geld für fertiges Gelände ausgeben will, kann man trotzdem seinen Spieltisch schön gestalten. Daher wünschen wir fröhliches Basteln.

Fotografien: Michael Mattner

 

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