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Die Versprechungen während der Kickstarter Kampagne waren hoch, die gesammelte Summe gewaltig. Mit solchen Mittel ausgestattet, sollte einem tollen Rollenspiel-Buch nichts mehr im Wege stehen. Aber liefert das entstandene Buch die Qualität, die bei einem solchen Erfolg zu erwarten wäre oder ist der polierte Schiffsrumpf mit seiner glänzenden Gallionsfigur unter der Oberfläche vielleicht löchrig?

Die Spielwelt

Die Bühne, die für Intrigen und Duelle im Grundregelwerk geboten wird, ist der Kontinent Théah. Um es vorweg zu nehmen: Die Bühnenbauer haben hier sehr gute Arbeit geleistet und eine variantenreiche und vielschichtige Welt gezimmert. Théah ist nach dem Vorbild Europas im 17ten Jahrhundert konstruiert worden und locker daran angelehnt, was die Orientierung in der Welt erleichtert. Vom eisigen Norden bis zum mediterranen Klima des Südens: Die Spielwelt ist groß und variantenreich. Die Beschreibung der einzelnen Kulturen fällt großzügig und angenehm detailliert aus. Jede Nation hat ihre eigenen Charakteristika, die meist im, zum Klischee überspitzten, realen Vorbild begründet liegen. Allerdings sind für ein buntes Mantel-und-Degen-Setting, das ohnehin zur gewitzten Großspurigkeit und fröhlichen Übertreibung tendiert, übertriebene Klischees nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil, denn dass der eitle, intrigante Edelmann aus Montaigne dem stereotypen Bild eines französischen Adeligen zur äquivalenten Zeit entspricht, schafft ein klares Bild. Die Politik der Staaten ist glaubwürdig dargestellt und ihre Geschichte sowie die Beziehungen zueinander sind gut durchdacht. Jede Kultur bietet durch die dichten und umfangreichen Ausführungen ein plastisches Bild mit Tiefe, das für das Spiel in der jeweiligen Region wertvoll ist. Viele interessante Aspekte der Epoche werden thematisiert und sinnvoll in das System integriert oder passend umgedeutet. Ein gutes Beispiel für solch eine passende Umdeutung findet sich in der sogenannten „golden liberty“ des Sarmatian Commonwealth.

Dieses an die Goldene Freiheit, eine Reform in Polen-Litauen, angelehnte Ereignis, wurde von einer Gleichberechtigung des Adels untereinander zu einer Gleichstellung aller Einwohner der Doppelnation durch Erhebung in den Adelsstand umgedeutet. Dabei wird der Vorgang beschrieben, plausibel erklärt und wirkt dadurch nachvollziehbar. Die fantastischen Elemente wirken organisch und sind gut in die Welt eingefasst. Es gibt allerdings auch einige, für den deutschen Leser seltsame Formulierungen in Bezug auf den „Eisen“ genannten deutschsprachigen Raum Théahs. Zum Beispiel heißen die drei großen Waldgebiete „The Wälder“, “The Liebliche Wald“ und „The Angenehme Wald“.

Abseits der Beschreibung der Kulturen und Nationen ist das Setting-Mahl noch nicht verspeist. Es gibt genug Hintergrundfutter, um großen Appetit zu stillen. Von der genauen Besatzung eines Schiffes, über die Vorstellung der Geheimbünde Théahs hin zu Material über die kirchliche Organisation: Die Auswahl ist groß und reichhaltig. Auch die Texte zur Magie und den Duellen bereichern die Welt weit über die Regelebene hinaus. Einzig die magere Beschreibung von Monstern, die Länder und Meere unsicher machen, trübt das Gesamtbild leicht.

Der Kontinent des Grundregelwerkes ist eine Goldgrube an Möglichkeiten für kreative Abenteuer. Verschiedene Abenteuertypen lassen sich in einer glaubwürdigen und variantenreichen Welt realisieren. Der Detailgrad ist weder auf zu kleinteiliges fokussiert, noch werden die wichtigen Aspekte grob abgefertigt. Für den Rahmen eines Grundregelwerkes ist die Beschreibung der Spielwelt vorbildlich und liefert eine prachtvolle, große Bühne, um sowohl Regisseur als auch Schauspieler zu erfreuen.

Die Regeln

Das Grundsystem ist denkbar einfach. Gerollt wird mit einer schnell ermittelten Anzahl zehnseitiger Würfel. Danach werden die Ergebnisse addiert. Jeder Zehner-Schritt ergibt dabei einen sogenannten „Raise“. Diese Einheit wird dann zum Erkaufen von Erfolgen in jedweder riskanten Situation eingesetzt. Dadurch, dass diese Regel auf jede Situation angewendet wird und somit universell funktioniert, sind die Grundlagen extrem einfach zu erlernen. Ergänzt wird das Ganze durch Hero Points, also Zusatzmünzen, mit denen sich kleinere Vorteile erkauft werden. Alle weiteren Ergänzungsregeln fußen auf diesen Mechanismen, ohne dabei komplex zu werden. Es wurde auf einige populäre Mechaniken aus Tischrollenspielen verzichtet.

Beispielsweise verursachen alle Nahkampfwaffen den gleichen Schaden. Entscheidend sind nur die ausgegebenen Raises. Der Effekt ist wie schon erwähnt ein schnell zu erlernendes Regelwerk, dass durch seine universelle Grundlage alle Aspekte des Spiels untermauert. Regelfüchse dürften sich hier wahrlich nicht wohl fühlen, denn Tiefe wird an keiner Stelle angestrebt. Allein im Magiesystem kommen ein paar neue Momente hinzu, ohne dabei an Komplexität zu gewinnen.

Ebenso wie die Universalregeln sind auch die Gesetze des Spielleiters nicht allzu schwierig geworden. Gegnergruppen, wie auch bedeutende Schurken und Monster sind schnell erstellt und leicht gehandhabt. In einer Probensituation würfelt der Spielleiter für die Widersacher einfach Würfel in Höhe dieses Ranges. Hinzu kommen noch kurze Regeln zu längeren Intrigen des Bösewichts und wenige Sonderregeln.

Das Grundregelsystem ist zusammenfassend ziemlich simpel und an vielen Stellen leider eher flach, als glatt zu nennen. Das System opfert der Simplizität fast jede Tiefe. Ob man sich damit wohlfühlt ist Geschmackssache. Dabei lesen sich die wenigen Regeln stellenweise nicht befriedigend. Ein genaueres Einzelurteil wird der Spieltest bringen. Viel blättern ist aber nicht nötig und die Regeln dürften schnell verinnerlicht sein.

Erzählspiel als Paradigma

Diese Grundlage soll aber noch durch weitere Methodik das Erzählspiel fördern. Dieser Anspruch wird durch mehrere Mechaniken versucht zu erreichen. Zunächst gibt es Bonuswürfel für Flair-Aktionen, also für eine kreative Beschreibung seitens des Spielers, sowie den erstmaligen Einsatz einer Fähigkeit in einer Szene, also für ideenreichen Abwechslungsreichtum. Diese Animation scheint anwendbar zu sein und dürfte den Drang zu wirklicher Erzählung, statt simplen Phrasen wie „Ich greife an“, fördern.

Man merkt dem System an allen Ecken und Enden an, dass es den Fokus auf narratives Spiel legt, sogar auf Kosten der Spielbalance. So ist das Magiesystem mit Ansage seitens der Entwickler extrem mächtig geworden. Bis hin zur Vernichtung ganzer Städte ist einiges möglich. Die Konsequenzen dieser Effekte sind häufig erzählerischer Natur, ebenso wie die Beschränkungen zum Einsatz der Zauberei. Auch mit vielen Sonderfähigkeiten, hier „Advantages“ genannt, lassen sich erzählerische Effekte auslösen. Umso stärker dieses Paradigma wird, desto wichtiger wird gutes Zusammenspiel und Einigkeit in der Gruppe. Wo der Regelanspruch sinkt, steigt er an beim kreativen und fairen Miteinander.

Der cineastische Konstruktionsfehler

Soweit so einfach. Doch was ebenfalls tief im System integriert ist, um dieses cineastisch zu gestalten und den Spielablauf zu vereinfachen, ist die größte Schwäche von 7th Sea: 2nd Edition und lässt mich an der Spielbarkeit zweifeln. Der Spielablauf ist in Szenen unterteilt. Dies können Action-Szenen sein, sowie dramatische Szenen. Die Action-Szenen sind simpel strukturiert. Der Spielleiter beschreibt die Ausgangslage, daraufhin entscheidet der Spieler, was er tun möchte. Ist die Situation riskant, wird gewürfelt und die Raise-Einheiten gezählt. Der Spielleiter legt dann fest, welche Konsequenzen mit den gesammelten Punkten verhindert werden müssen, beziehungsweise welche Gelegenheiten zusätzlich genutzt werden können.

Das gilt für allgemeine Action-Sequenzen, als auch für Kämpfe und ist aufgrund der kompakten Form einer Runde eigentlich kein Problem. Ein unschöner Effekt ist allerdings, dass der Spielleiter die möglichen Konsequenzen vorher ausformulieren muss. Die handelnde Person muss nur mit kreativer Beschreibung ein klares Problem durch gutes Würfeln und Abwägung der Punkteverteilung bewältigen. Nachdem von Seiten des Spielers klargemacht wurde, was er versuchen will, sind ihm die Konsequenzen schon bekannt. Dadurch wird in gewissem Maße die Spannung beschnitten.

Wirklich problematisch wird diese Herangehensweise aber in den dramatischen Szenen. Die gleiche Konstruktion wird hier auf alle weiteren riskanten Spielabschnitte angewandt. Nehmen wir das Beispiel eines Balles des reichen, aber intriganten Edelmannes aus Montaigne. Für die gesamte Szene muss die spezifische Herangehensweise vorher festgelegt und der entsprechende Würfelpool aus den Heldenwerten zusammenstellt werden. Beispielsweise: „Ich möchte im charmanten Gespräch mit den Anwesenden dem Gastgeber auf die Schliche kommen“. Jede abweichende Aktion kostet statt einem Raise zwei dieser Punkte, also beispielsweise ein Taschendiebstahl im beschriebenen Beispiel. Ist der Punktevorrat verbraucht, scheitert jede weitere riskante Aktion. Dieses System hat zwei Schwächen: Erstens ist auf beiden Seiten des Spielleiterschirmes kaum die Möglichkeit zum Planen der Szene gegeben. Der Charakter kann an der Tür schließlich kaum absehen, welche Fähigkeiten er im Inneren benötigen wird. Er kann außerdem nicht wissen, wie lang die Szene ist.

Er soll sich also von Anfang an auf eine bestimmte Aktion beschränken und dabei noch rätseln, wie er wann welche Punkte ausgeben soll, ohne dabei ein vernünftiges Maß zur Kalkulation zu besitzen. Der Spielleiter wiederrum kann im Voraus nur schwer die Aktionen seiner Spieler einschätzen, was in einer Einteilung in feste Szenen eine dramatische Schwäche ist. Hier ist extrem viel Erfahrung und Flexibilität von Nöten, wodurch aber nicht der gesamte Schaden abgefedert wird. Schließlich muss der Spielleiter immer die verbliebenen Raises im Blick behalten und seine Ideen darauf beschränken. Spontane Einfälle, oder bei schlechten Würfen sogar geplante Elemente, können eventuell nicht umgesetzt werden. Zweitens ist die Anforderung die Herangehensweise für die gesamte Szene zu bestimmen in einem System mit Fokus auf Narrativität ein Unding, da es aus erzählerischer Sicht schlicht keinen Sinn ergibt. Wieso sollte der Charakter nur erschwert dazu fähig sein, innerhalb einer langen Szene seine Vorgehensweise zu verändern?

Die Einteilung des gesamten Spielablaufs in Szenen ist künstlich. Um cineastisch, eben filmisch zu scheinen, werden wie in einem Film, Szenen als Struktur des Spieles angewandt. Nur funktioniert Tischrollenspiel eben nicht nach Szenen, die wie im Medium Film nach einem Skript planbar sind. Das erzählerische Miteinander wird hier nicht gefördert, sondern in ein ungesund eng sitzendes Korsett gepresst. Die Entwickler begehen hier völlig unverständlicher Weise einen medialen Kategorienfehler.

Charaktererschaffung und Entwicklung

Einen neuen Charakter zu schöpfen, benötigt von technischer Seite wenig Zeit. Die Punkte sind schnell verteilt und auf dem Bogen notiert. Die Anzahl an gebotenen Wahlmöglichkeiten für den frisch gebackenen Weltenretter sind zwar begrenzt, dennoch lassen sich viele Wünsche verwirklichen. Wie für den Anspruch des Systems angemessen, fördert die Charaktererstellung die Beschäftigung mit dem Hintergrund des Helden mehr als das Jonglieren mit Werten. Darunter leidet auch die Balance. Die Backgrounds, also die wählbaren Hintergrundoptionen haben sogenannte „Quirks“, Eigenheiten des Helden, bei deren Anwendung „Hero Points“ zurückgewonnen werden können. Diese variieren aber sehr stark in ihrer Anwendbarkeit von Optionen, die quasi immer zur Verfügung stehen, bis hin zu Ausnahmen, für die sehr spezifische Bedingungen erfüllt sein müssen. Zwar ist der Gewinn dieser Punkte durch Quirks pro Sitzung auf eine Einheit beschränkt, trotzdem kann hier Frustration aufkommen.

Der Charakterbogen fällt ebenfalls negativ auf. Es ist für einige relevante Informationen schlicht kein Platz. Bei aller angestrebter Knackigkeit der Aufmachung hätte hier eine zweite Seite sicher nicht geschadet.

Während die Heldenerstellung halbwegs überzeugt, sieht das mit der Charakterentwicklung nach der Geburtsstunde schlechter aus. Diese funktioniert auf zweierlei Ebene. Einerseits über die persönliche Geschichte der Heldin/des Helden, welche eine bestimmte Anzahl an Story-Schritten hat. Ist das Ziel schließlich erreicht, erhält der erfolgreiche Spieler Erfahrungspunkte in Höhe der Schritte. Anderseits funktioniert dies auf gleiche Weise mit der Geschichte für die gesamte Gruppe. Auch dieses System wirkt durch seine vorher determinierten Schritte extrem steif und künstlich. Zwar besteht die Möglichkeit Schritte erst später festzulegen, das Absolvieren eines Schrittes ist aber recht vage gehalten. Außerdem bekommt der Spielleiter die schwierige Aufgabe, alle Geschichten im Blick zu behalten und relativ gleichmäßig zu entlohnen, heißt, diese auch in seinen Plot zu integrieren. Das kann gerade für unerfahrene Leiter eine ziemliche Zumutung sein.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Preis von mindestens 49,95 EUR ist für ein hochwertiges 300-seitiges Tischrollenspielbuch-Buch gehobener Standard. Das Grundregelwerk als PDF soll in englischer Sprache ab November kostenlos im Rahmen eines Kickstarter-Stretchgoals auf der offiziellen Seite zur Verfügung gestellt werden. Umso verwunderlicher und unerfreulicher ist es da, dass die PDF Version aktuell für 24,99 USD aktuell verkauft wird. Kollege Michael hat vermutet, dass sich Geduld beim Warten auf die deutsche Version von Pegasus Spiele auch aus preislicher Sicht lohnen könnte.

Erscheinungsbild

7th-sea-2nd-edition-cover-review-germanDas Erscheinungsbild des Bandes ist absolut vorbildlich. Die 303 Seiten sind in voller Farbe auf hochwertigem, dickem Papier gedruckt. Die Schrift ist gut leserlich und das gesamte Layout wurde übersichtlich strukturiert. Ein Index sorgt in dem ohnehin gut durchdachten Band für noch leichteres zurechtfinden. Die Illustrationen sind durchweg schön geworden und geben einen tollen Eindruck Théahs in all seiner Pracht. Sehr positiv empfinde ich die, in Rollenspielbüchern leider seltene, Darstellung von homosexuellen Paaren beiderlei Geschlechts. Außerdem ist der Stil der Illustrationen einheitlich und wirkt nie unpassend.

Die harten Fakten:

  • Verlag: John Wick Presents
  • Autor(en): John Wick, Rob Justice, Mike Curry u.A.
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Englisch
  • Format: A4
  • Seitenanzahl: 303
  • ISBN: 978-1-987916-38-6
  • Preis: ab 49,95 EUR (Hardcover), 24,95 USD (PDF)
  • Bezugsquelle: Spährenmeister, DriveThruRPG

 

Fazit

7th Sea: 2nd Edition ist ein janusköpfiges Wesen. Einerseits ist da das freundlich lächelnde Gesicht, das mit einer tollen Spielwelt, mit reichlich Ideen und einem spannenden Setting punktet. Aus dem strahlenden Auge dieses Antlitzes schaut mich ein schön illustriertes und gelayoutetes Werk an, das zum Weiterlesen einlädt. Wäre es nur dieses Gesicht würde ich dieses System wirklich lieben. Doch unter dem schönen Schein lauert ein anderes Sein. Flach, leicht mager und irgendwie erzwungen künstlich wirkend, blickt das Regelwerk den Leser an.

Und an diesen nicht zu Ende gedachten Weltgesetzen, die Erzählung fördern wollen, dabei aber dem Spielfluss Eisenfesseln schmieden, scheitert der Band. Das System ist trotz der einfachen Regeln nicht wirklich für Einsteiger zu empfehlen, da die arg konstruierten Spielstrukturen gerade unerfahrene Spielleiter schnell überfordern könnten.

Für diesen Ersteindruck habe ich den Band gründlich gelesen und einen Charakter erstellt, sowie beispielhafte Situationen nachvollzogen. Eine Jungfernfahrt, also ein ausgiebiger Spieletest, der die vermuteten Schwächen im Regelwerk testen wird, folgt.

Daumen3maennlichNeu

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbilder: John Wick Presents

Über den Autor

nick-randackNick Randack ist bei Tischrollenspielen mit erzählerischem Tiefgang und starker Hintergrundwelt schnell Feuer und Flamme. Das Regelkonstrukt des System sieht er mehr als notwendiges Übel für ein erfolgreiches Zusammenspiel, denn als wirkliche Bereicherung. Bei der Auswahl der Spielwelten ist er prinzipiell offen, wobei zu abstruse und schillernde Realitäten ihn eher schrecken und bodennahe und am besten an echter Mythologie angelehnte Kosmen seinen mentalen Geschmacksorganen munden.

 

 

 

8 Kommentare

  1. Wir haben das Spiel getestet und fanden es bereits „out of the box“ sehr spielbar, ohne Hausregeln anzuwenden. Ich hatte im Vorfeld auch einige Bedenken was den flüssigen Ablauf und die Spontaneität angeht, musste aber am Ende feststellen, dass die Regeln nicht „flach“ sind, sondern den dynamischen und teilweise schnellen Ablauf eines Spiels im Mantel und Degen-System unterstützen. Einschränkungen im Spielfluss haben wir nicht bemerkt, im Gegenteil.
    Es klingt für mich so, als hätte der Autor die Regeln an einigen Stellen anders verstanden oder interpretiert als wir. Der Ball z.B. besteht ja nicht aus einer Szene und ist auch nicht vorbei, wenn alle Würfel aufgebraucht sind.
    Im Vergleich zur ersten Edition (die wir immer mit vielen Hausregeln gespielt haben) empfinde ich die zweite als deutlich unterstützender für flüssiges Spiel. Die Magie wurde meiner Meinung nach in ihrer Macht eingeschränkt und damit ausbalanciert.

  2. Ist Dein Urteil über die Regeln darin begründet, dass Du Regeln generell als notwendiges Übel siehst, Dir das Regelkonzept nicht gefällt oder die Regeln nicht das tun, was sie sollen?

  3. Das entspricht im Großen und Ganzen meinem Eindruck vom „neuen 7th Sea“. Bei mir kommt aber noch die Enttäuschung über die erheblichen Änderungen an der Welt hinzu. Magie war zuvor eine Randerscheinung und wenig machtvoll, ganze Kulturen sind weg, Länder bekommen einen anderen Hintergrund, sogar die Geographie ändert sich – Inseln sind plötzlich Halbinseln.

    Das System hat in keiner Weise etwas mit der ersten Edition zu tun, daher weigere ich mich auch von einer 2nd Edition zu sprechen. 7th Sea, also das Original, hatte ein einfaches, aber doch recht tiefes Regelsystem, in dem sich jeder Spieler wiederfinden konnte. Ich empfehle also eher sich die Originalversion anzusehen und von diesem Machwerk Abstand zu nehmen.

  4. “ Hinzu kommen noch kurze Regeln zu längeren Intrigen des Bösewichts […].“

    Kannst du das ein wenig ausführen? Klingt interessant!

  5. „Gerollt wird mit einer schnell ermittelten Anzahl zehnseitiger Würfel. Danach werden die Ergebnisse addiert. Jeder Zehner-Schritt ergibt dabei einen sogenannten „Raise“.“
    Ist es nicht so, dass ein Würfel nur für einen Raise genommen werden kann? Also 3 Würfel mit 9,9,3 ergeben nur ein Raise, da 2 Würfel für die ersten 10 Punkte weg sind und der dritte keinen Raise mehr erstellen kann? (Auch wenn die Summe 20 überschreitet). Das war ein Punkt über den ich in den Regeln bisher gestolpert bin.

  6. Moin Moin aus dem Küstennahen Vechta.

    Zuerst einmal danke für die super fundierte Rezension die hier wieder geliefert wurde. Ich habe sie gerne und mit viel Aufmerksamkeit gelesen und so manches mal genickt und mich aber auch verwundert am Kopf gekratzt ^^.

    Da ich als Pädagoge in der Jugendbetreuung arbeite, schreibe ich, neben meiner Arbeit, an einem Artikel zur Verwendung von Rollenspielen (P&P, Larp, etc.) in der Jugendförderung und kann da große Erfolge vorweisen.
    Neben „Shadowrun Anarchy“ oder „Der Eine Ring“ habe ich dafür auch die neue Edition von „7te See“ verwendet und kann sagen das mit klarer Hilfe seitens des Spielleiters es gut für Hobbyfremde und Neueinsteiger geeignet ist.
    Ohne große Erklärungen kamen die Spieler mit den stark auf einzelne Szenen ausgelegten Regeln zurecht, sogar besser als mit dem im Vorfeld gespielten „Shadowrun“.
    Durch meine Vielzahl von Gruppen, die ich mit diesem Medium betreut (gespaßt) habe, kann ich sagen das die oben beschriebene Situation daher kein Einzelfall ist.
    Die Regeln wirkten weniger wie der Holzweg, der oft beschreiben wird von Bekannten und Freunden, als mehr eine wirkliche Straße auf der die Fantasy der Spieler volle Fahrt aufnehmen kann. Oft überraschen sich die Spieler selber bei sowas. Aufkommende Ideen klappen und gutes Spielen einer Rolle, fördert das offene Sprechen vor einer Gruppe von Menschen.
    Schon im Unterricht merkt man das sich das Verhalten der Jugendlichen untereinander, durch gemeinsame positive Erfahrungen und im offenen Vortragen geändert haben.

    Nun worauf ich hinaus möchte, noch mal zum Schluss.
    Die stark auf Szenen gemachten Regeln von 7te See sind nicht sooo hölzern wie es hier oder auch von anderen Personen beschreiben werden finde ich. Ich gebe zu das Spieler die vorher nur Rollenspiele ohne diesen Charakter gespielt haben sich schwer zurecht finden und immer auf den Input des Spielleiters warten werden anstatt selber aktiv zu werden.
    Auch ist es der Tatsache geschuldet das es komplexer übersetzt wurde als es ist, so mein Gefühl, von den Rechtschreibfehlern hier mal abgesehen.

    Bis dahin einen schönen Tag noch
    Das_Flo

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