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Immer wieder erschüttern Mega-Events die großen Comicuniversen. Bei DC, das sich in den DC You-Reihen schon an sehr alternativen Konzepten ausgetobt hat, ist eines dieser Mega-Events der Darkseid-Krieg. Er spielt sich überwiegend in den Heften Justice League 46-57 ab und hat das Potenzial, zu einem absoluten Kult-Event zu avancieren.

Der vorliegende Sammelband versteht sich als Begleitband zum Megaevent und führt uns das Schicksal einzelner Mitglieder der Helden vor Augen, die sich plötzlich mit göttlichem oder gottgleichem Können ausgestattet finden. Natürlich entstehen dabei einige moralische Fragen.

Handlung

Vorweg sei angemerkt, dass dieser Band keineswegs den Darkseid-Krieg in seiner Gänze umfasst und lediglich als Begleitband des Events verstanden werden möchte. Damit bleibt er für Leser, die den Ereignissen in der Einzelheft-Reihe nicht folgen, eher schwammig und mysteriös. Das Hauptthema des Heftes ist das moralische Dilemma.

Zur Ausgangssituation: Darkseid, der finstere Herrscher vom Apokolips, einer der mächtigsten und gewaltigsten Schurken des DCU, ist tot. Er starb in einem gewaltigen Krieg gegen Anti-Monitor, ein weltenverschlingendes Monstrum. Ein solches Ereignis bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Darkseid konnte überhaupt erst besiegt werden, indem Anti-Monitor den Flash mit dem Todesgott Dark Racer verschmolz. Und nicht nur Flash wurde in die Ereignisse hineingezogen. Auch Batman, Superman, Lex Luthor und Shazam haben sich deutlich verändert. Aus dem Mann aus Stahl ist eine dunkle, schwarz-weiße Negativversion seines alten Selbst geworden. Brutal, ungehobelt, roh; so erkennt ihn nicht einmal sein alter Weggefährte Jimmy Olson wirklich wieder.

Der Flash verwandelte sich in einen finsteren Gott des Todes, der sich optisch fast mit Marvels Ghost Rider messen kann. Batman hat den allwissenden Möbius-Stuhl für sich erobert. Nun ist er in der Lage, Verbrechen bereits zu erkennen, bevor sie geschehen. Eine neue Ära der Prävention kann beginnen. Doch wie weit darf man gehen mit seiner Allmacht? Und wird es ihm gelingen, die Macht des Stuhls zu nutzen, um den Joker ausfindig zu machen? Hier ist es übrigens sehr schön, Bruce Wayne in Action zu sehen und nicht den meiner Meinung nach misslungenen James-Gordon-Batman des DC You.

Shazam, der Hüter der Magie, ist konfrontiert mit stark gestiegener Macht, denn er hat die Kräfte neuer Götter in sich gesammelt. Was wird er mit dieser Macht anfangen? Und was ist mit Lex Luthor, der Darkseids Omega-Macht geerbt hat?

Wenn dies nach vielen offenen Fragen klingt, so ist dieser Eindruck völlig gerechtfertigt, denn der Band vereinigt jeweils die ersten Sonderhefte der US-Comicreihen der einzelnen Helden in sich. Es geht hier um den fulminanten Auftakt, um den Beginn einer Symphonie, die Ouvertüre. Das ganze Epos wird sich erst nach und nach in vielen weiteren Heften erschließen. Soweit typisch DC eben.

Die Geschichten sind durchweg hervorragend geschrieben und vermögen zu fesseln, sind jedoch, wie eingangs erwähnt, nicht zur Einzellektüre geeignet.

Charaktere

Was den Sammelband Der Darkseid Krieg sicher ausmacht, ist das Spiel mit den alternativen Ansätzen an den Charakteren. Die Stärke des DC-Universums ist immer der strenge Fokus auf der Entwicklung der Charaktere gewesen. Das ist hier nicht anders. Es ist ein gelungenes Spiel um Möglichkeiten und um Dilemmas. Es geht grundsätzlich um moralische Fragen und natürlich um die entscheidende Frage, welche Langzeitwirkungen für das Universum diese Ereignisse haben werden. Leider gilt auch hier, dass sich das große Ganze erst im weiteren Verlauf der Reihe entwickeln wird.

Unter den einzelnen Teilcomics sticht der Batman-Abschnitt dank seiner dichten Atmosphäre deutlich heraus. Hier ist die Feder von Peter J. Tomasi unverkennbar.

Zeichenstil

Da es sich um eine Sammlung von Einzelbänden handelt, ist es sehr schwer, ein Gesamturteil über den Zeichenstil abzugeben. Insgesamt überwiegt ein moderner, klarer Stil mit ausdrucksvollen und scharfen Farben und Konturen. Ich mag diesen modernen Realismus und könnte die Zeichnungen genießen. Insbesondere Fernando Pasarin überzeugt mich immer wieder. Lediglich Doc Shaners Zeichnungen im Green-Lantern-Teilabschnitt zerstören das Gesamtbild. Hier haben wir es mit klassischer Comic-Kunst zu tun, die nicht recht zum Rest des Bandes passen will. Erinnerungen an die 1990er Jahre schleichen sich da zwangsläufig ein. An sich nicht schlecht, aber es passt nicht in das Gesamtbild.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 16,99 EUR erhält der Leser eine Sammlung von sechs US-Sonderheften auf etwa 140 Seiten. Das erscheint angemessen.

Erscheinungsbild

darkseid-war-dc-new-gods-cover-reviewPanini versteht es mittlerweile gut, seine US-Reihen zu präsentieren. Die Papierqualität ist gut, die Haptik angenehm. Das Layout ist klassisch und die Werbung nicht zu aufdringlich im Heft positioniert. Der Leser darf sich auf ca. 140 Seiten qualitativ hochwertiges Comic freuen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini
  • Autor(en): Francis Manapul, Peter J. Tomasi et al.
  • Zeichner(in): Doc Shaner, Fernando Pasarin et al.
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Paperback
  • Seitenanzahl: ca. 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • BezugsquelleAmazon

 

Fazit

Sieht man davon ab, dass der Titel des Bandes sehr irreführend ist, da man hier eine Sammlung des gesamten Darkseid-Krieges erwarten würde, bietet der vorliegende Band dem Kenner ein gewaltiges Lesevergnügen. Gewohnt stark präsentiert DC ein Mega-Event, das nicht ohne Nachwirkungen auf das DC-Universum bleiben wird.

Dabei werden moralische Fragen durchleuchtet, die mit der neuen Göttlichkeit der Justice Gods einhergehen. Ein ausgezeichneter Begleitband, der aber den unerfahrenen Leser entführen und fragend zurücklassen wird. Ich war besonders vom Abschnitt über Batman/Bruce Wayne sehr angetan, dessen Charakter hier in wunderbarer Weise überzeichnet wurde.

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Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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