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Endlich Neues aus der Wizarding World (Welt von Harry Potter)! Nachdem 2013 verkündet wurde, dass es ein Spin-Off aus den weltweit bekannten Büchern um den Zauberlehrling geben sollte, war die Gerüchteküche am Brodeln. Jetzt ist Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind in den Kinos und verzaubert wieder Jung und Alt rund um den Globus. Dabei will der Film kein Prequel der Potter-Reihe sein. Vielmehr ist er eine Erweiterung dieser zauberhaften Welt der Parallelgesellschaft der Magie, die noch so viel mehr zu zeigen und erzählen hat als in eine Film- oder Buchreihe passt. Vermutlich ist deshalb eine fünfteilige Reihe geplant, zu der Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind nun den Auftakt darstellt.

Story

Der Film spielt im New York der 1920er Jahre. Dort geht der viel gereiste Magiezoologe Newt Scamander (Eddie Redmayne) mit einem harmlos aussehenden Koffer voller Tierwesen von Bord eines Schiffes und hat keine Ahnung, wie streng die Reglementierungen des Magischen Kongresses der Vereinigten Staaten (MACUSA) geworden sind, aus Angst, die nicht-magische Bevölkerung könnte die Parallelgesellschaft entdecken. Leider zieht der etwas verschrobene Forscher unbeabsichtigt direkt einen sogenannten No-Maj (Nicht-Magier, auch Muggel genannt) namens Jacob Kowalski (Dan Fogler) mit in seine Geschäfte hinein.

Die derzeit strafversetzte MACUSA-Beamtin Porpentia „Tina“ Goldstein (Katherine Waterston) wird darauf aufmerksam und versucht, Schlimmeres zu verhindern, indem sie Scamander festnimmt. Leider hat dieser seinen Koffer versehentlich mit dem Kowalskis vertauscht, welcher aufgrund eines defekten Schlosses daran eine große Überraschung erlebt.

Goldstein und Scamander, den Kongress im Nacken, allen voran Percival Graves (Colin Farrell), treiben zwar sowohl No-Maj als auch den Koffer wieder auf, müssen aber feststellen, dass einige der Kreaturen aus ihm entkommen sind. So beginnt das Trio seine wilde Suche durch das winterliche New York, begleitet von Tinas Schwester Queenie (Alison Sudol), um den Schaden so gering wie möglich und damit die gesamte Zauberergemeinschaft unentdeckt zu halten.

Erschwert wird das Unterfangen nicht nur durch eine Gruppierung, die sich die Zweiten Salemier nennt und propagiert, dass überall unter den Menschen Hexen und Magier leben, sondern auch durch einen zerstörerischen schwarzen Wirbelwind, der ohne Rücksicht auf Verluste durch die Straßen New Yorks fegt.

Darsteller

Eddie Redmayne spielt den verschrobenen, Menschen gegenüber eher unbeholfenen Newt Scamander mit einer lockeren Natürlichkeit. Auch peinlichere Eskapaden des Charakters spielt er ebenso wunderbar, wie er mit dem Zauberstab umgeht, als wäre es so alltäglich wie Tee trinken. Zwar liest man oft, dass der junge Mann häufig aussieht als würde er gleich in Tränen ausbrechen (was er in diesem Film auch dann und wann tut), doch spürt man sofort, dass der Oscar im Jahr 2014 in die richtigen Hände gegeben wurde. Er zieht den Zuschauer durch den Film, ohne wie ein klassischer Protagonist zu wirken.

Katherine Waterstons erster Auftritt als Porpentia „Tina“ Goldstein erfolgt im Einsatz und mit einem Senfklecks an der Nase. So leger und locker sie wirkt, hat man dennoch das Gefühl einer gewissen Autorität. Waterston schafft die Darstellung der in Ungnade gefallenen MACUSA-Beamtin mit einer ähnlichen Natürlichkeit, wie ihr Filmkollege Redmayne, mit dem sie ebenfalls gut harmoniert. Sie ist sympathisch, auf ihre eigene Art charmant und man kann ihren Motiven und Handlungen gut folgen, ohne dass sie konstruiert wirken.

Wo so viele Magier sind, braucht es natürlich auch jemand normales. Dan Fogler spielt Jacob Kowalski, DEN No-Maj bzw. Muggel im Film, der die magisch begabte Truppe komplettiert. Fogler füllt die Rolle mit viel Humor, Menschlichkeit und doch sehr viel Ernsthaftigkeit aus. Viel Nuance ist gefragt, damit eine solche Rolle nicht zur Witzfigur, sondern einem runden Charakter wird und es hat funktioniert. Der Schauspieler fungiert auch wunderbar als Zwischenpart zu Redmayne und Waterston.

Was wäre ein guter Film ohne Antagonisten? Colin Farrell füllt die Rolle des Percival Graves mit gerade genug Arroganz, um unsympathisch zu wirken. Der Zauberstab scheint ihm jedenfalls gut zur Hand zu gehen, da er sich mit viel Elan in jede Bewegung wirft. Ein undurchsichtiger Charakter ohne plakativ „Bösewicht“ auf der Stirn stehen zu haben, dem Farrell sogar Sympathiemomente angedeihen lässt. Ein schöner Kontrast zur Tierwesen-Rettungstruppe!

Zu erwähnen wäre noch Alison Sudol, die Queenie Goldstein und somit die Schwester von Katherine Waterstons Charakter spielt. Viel Charme und Unschuld verzeihen den leichten Eindruck vom dummen Blondchen und machen ihre Rolle liebenswert. Ezra Millers Charakter Credence Barebone hingegen ist ein großes Kontrastprogramm zu den bisherigen Rollen des jungen Schauspielers. Undurchsichtig, düster und zerrissen dargestellt weiß man lange nicht, was man von ihm halten soll.

Inszenierung

Seien wir ehrlich: niemand hat hier eine tiefschürfende Storyline erwartet, wenn man bedenkt woher der Ursprung des Filmes stammt. Das ist auch nicht schlimm. Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind präsentiert sich zu Beginn sehr düster: Grindelwald, der gefährlichste Magier vor Voldemort, ist auf der Flucht, die Zaubererwelt ist in Aufruhr und Angst. Angst vor ihrer Aufdeckung und deshalb in Angst vor allem, was dazu führen könnte. Diese Spannungen bilden das politische Setting des Filmes, der eigentlich in den heiteren 20ern spielt. Politisch? Ja durchaus. Anders als in der Harry Potter-Reihe eröffnet der Film, in dem J.K. Rowling ihr Screenwriter-Debüt feiert, eine ganz neue Einsicht in die alltägliche Zaubererwelt. Die kulturellen Differenzen zwischen Amerika und England werden geschickt in die Handlung eingewoben und bieten oft Anspielungen und Referenzen zur Harry Potter-Reihe, ohne zu aufdringlich zu sein.

Soweit ein guter Rahmen für unsere Story. Doch irgendwann im fortgeschrittenen Filmverlauf kam scheinbar jemand auf die Idee, noch eine weitere Plotline hinzuzufügen, die vorher mäßig und retrospektiv etwas willkürlich wirkend angestoßen wurde. Der schwarze Wirbelwind wird zur Hauptattraktion und bringt die Geschichte etwas aus dem Tritt. Der dazugehörige Plot-Twist war zweiteilig und leider etwas zu schwerfällig, um sich stimmig einzupassen. Es wirkt alles in Allem etwas, als wäre Rowling unentschlossen gewesen, was genau sie vorhatte.

Nichtsdestotrotz weiß Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind durchaus zu unterhalten. Der Soundtrack von James Newton Howard hat kurze Anklänge aus dem Eröffnungsthema der Potter-Filme, ist jedoch sonst absolut eigenständig und erweckt die gleiche Art von Ahnung einer anderen Welt. Visuell kann man sich ebenso nicht beschweren. Die 3D-Optik ist recht scharf und unaufdringlich. Ob es sie unbedingt braucht, ist persönliche Geschmacksache. CGI ist allein durch Tierwesen und Zaubereffekte massig vorhanden, doch bis auf ein, zwei Szenen harmonisch und gut gemacht.

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Erzählstil

Allgemein ist der Film in recht flottem Tempo unterwegs und wie die Hauptfiguren ständig in Bewegung. Rasante Kamerafahrten und schnelle Schnitte wechseln einander rasch ab, ohne dabei hektisch zu wirken. Vielmehr unterstützt dies den Erzählfluss recht harmonisch. Als Kontrast gibt es auch gewisse Teile des Filmes, in denen die Kamera geradezu stillsteht und nur das Geschehen wirken lässt, um einmal zur Ruhe zu kommen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Kinopreise variieren je nach Ort und Kino, doch lohnt es sich auf jeden Fall, alleine wegen der Bildgewalt und Tonlandschaft den Film auf der Großbildleinwand zu sehen. Ob der 3D-Zuschlag nötig ist oder nicht bleibt allerdings jedem selbst überlassen.

Die harten Fakten:

  • Regie: David Yates
  • Darsteller: Eddie Redmayne, Katherine Waterston, Colin Farrell, Dan Fogler, Ezra Miller, Alison Sudol
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch/Englisch

 

Bonus/Downloadcontent

Mehr Information zur Wizarding World von J. K. Rowling findet man auf der Homepage zum Film oder auf der übergeordneten Hauptseite Pottermore.

Fazit

Er ist wieder da – der Rowling-Zauber. Aber etwas ist anders. Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist kein Kinderfilm wie Harry Potter es ursprünglich gewesen ist. Es ist vielmehr ein Film für diejenigen, die mit den Büchern aufgewachsen sind, für diejenigen, die verkleidet ins Kino gegangen sind, für ihre Eltern, die den ganzen Hokuspokus miterlebt haben, oder diejenigen, die Harry Potter immer als zu kindisch empfanden. Dieser Film ist düsterer, politischer. Eine andere Zeit und andere Anspielungen auf Gewesenes und das, was sein wird oder könnte.

Ein unterhaltsamer Auftakt, der kurz durchblicken ließ, wie viel da noch kommen könnte, in was der merkwürdige Zauberer mit seinem Koffer voller magischer Tierwesen hineinstolpern könnte auf seinen Reisen. Wir haben gehört, als nächstes geht es nach Paris. Doch wer weiß, wohin es ihn wirklich verschlägt?

Daumen4weiblichNeu

Artikelbilder: Warner Bros Pictures

 

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