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Die Serie Killjoys aus Kanada wurde 2014 in Kooperation mit dem SyFy-Channel produziert. Mit ihrer Verknüpfung von Hightech-Science-Fiction und dreckigen Kopfgeldjäger-Geschichten trifft sie den Nerv von vielen Zuschauern und Kritikern. Executive Producer und Showrunner ist die Serienschöpferin Michelle Lovretta, die bereits Lost Girl betreut hat.

In der uns nun vorliegenden zweiten Staffel wird das Potpourri aus der „Company“ – einem Mega-Konzern, der RAC (Reclamation Apprehension Coalition), deren Agenten, religiösen Kulten und Elitekämpfern noch um ein neues Element erweitert: Außerirdischer Einfluss!

Ihr kennt Killjoys nicht? Dann lest schnell den Abschnitt „Story“ aus unserer Besprechung zur ersten Staffel der Science-Fiction-Serie Killjoys auf BluRay!

Story

Im Fokus der Handlung steht dieses Mal deutlich Dutch (Hannah John-Kamen), ihre Vergangenheit und ihr Mentor Khlyen (Rob Stewart). Wie wurde die so wandelbare Kopfgeldjägerin, die man oft erst auf den zweiten Blick erkennt, wenn sie ihr Outfit verändert hat, zu der Elitekillerin, die sie heute ist?

Wieso hat Khlyen sie so akribisch auf aussichtlose Kämpfe, Infiltration und Undercover-Einsätze vorbereitet? Und was sind die legendären Level-6-RAC-Agenten? Eine außerirdische Substanz, die mystische Kräfte verleiht und eine Prophezeiung des Scarback-Kultes nehmen hier viel Platz ein und beleuchten damit weitere interessante Teile des Universums. Auch D’avin (Luke Macfarlane Jr.), der attraktive Soldat aus dem Brüdergespann der Jaqobis, hat hier seinen Anteil.

Derweil finden John – der andere Bruder – (Aaron Ashmore) und Pawter Simms (Sarah Power) sich tief verstrickt in den Intrigen des Rates der Neun. Pawter besinnt sich auf ihre adlige Herkunft und beabsichtigt, den ihr zustehenden Platz einzunehmen, will aber gleichzeitig die dreckige Industriestadt Old Town beschützen.

Dass das nicht unbedingt gut enden kann, ist schwer zu verleugnen. Besonders Pawter entwickelt sich im Rahmen der Staffel zu einem Charakter, der fast noch interessanter ist als die beiden Brüder. Weitere Highlights sind außerirdische, fleischfressende Moosasseln von der Größe eines Dackels, der deutlich stärkere Einsatz von Cybertechnologie – hier sogar ein ganzer Waffenarm – und die schnippisch-sarkastische KI des Raumschiffes der Crew: Lucy

Darsteller

Bemängelte ich noch in meiner Besprechung der ersten Staffel, dass die Rollen anfangs zu oberflächlich sind, haben sich nun die Darsteller voll in ihre Rollen eingefunden.

Besonders Hannah John-Kamen wird ihrer Position als Fokuscharakter voll gerecht und kann sich so gut als erinnerungswerter Rolle behaupten. Ob Frust, Freude, Wut, Trauer oder auch Lockerheit – es gelingt ihr alles gut und glaubhaft darzustellen.

Interessant ist dies vor allem, da sie eine Doppelrolle hat und beide Personen gut voneinander abgrenzen kann. Mehr darf ich jedoch an dieser Stelle zu diesem Punkte nicht verraten, ohne einen entscheidenden Wendepunkt offen zu legen.

Auch beide Jaqobis-Brüder können ihre Eigenarten weiter ausbauen und sich so zusehends darstellerisch voneinander abgrenzen. Ob nun der draufgängerische D’avin oder der technikaffine und eher besonnene John – beide verschmelzen zu einem ungleichen Paar, denen man das Brüdersein voll abnimmt.

Eigentliches Highlight ist aber der Barkeeper Pree (Thom Allison), der sich bald als ehemaliger Warlord herausstellt und danach auch nicht zögert, das zu zeigen. Die Verknüpfung von androgynem Barkeeper und brutalem Warlord war sicher alles andere als leicht zu verkörpern, aber das gelingt hier mehr als gut.

Zuletzt sei noch die großartige Sarah Power zu nennen, die der Wandlung von der verstoßenen Ärztin aus Old Town hin zum Mitglied des Rates der Neun bis zu ihrem Sündenfall ganz besondere Gestalt verleiht.

Inszenierung

In einer gekonnten Mischung aus krude-dreckig und hochglanzpoliert, weiß die Serie optisch die richtigen Aspekte zur passenden Örtlichkeit zu setzen.

Old Town ist dreckig und verkommen, die Wände voller Plakate, der Boden voller Unrat. Der Biodom Spring Hill wirkt durch seine sauberen und polierten Hallen, die mit Hightech vollgestopft sind. An Bord der Lucy kommt echte Raumschiff-Atmosphäre auf, wenn es um Cockpit, Kajüten oder Frachtraum angeht. Cool sind auch die Egoshooter-ähnlichen Perspektiven, wenn D‘avin ins Gefecht geht.

Die Kostümierung ist besonders beim Adel nun etwas umfangreicher und erinnert in Teilen an die opulenten Kostüme aus Star Wars oder Dune. Auch an solchen Elementen spürt man den Erfolg der Serie, denn den Produzenten steht nun einfach mehr Budget zur Verfügung. So ist in der Finalfolge nun auch ein Raumgefecht zu bewundern, dass sich nicht hinter Stargate Atlantis oder Battlestar Galactica verstecken muss.

Auch die Musik setzt sich gekonnt vom Rest der Science-Fiction-Serien-Szene ab. Sie ist meist nicht orchestral, sondern oft sehr zeitgenössisch und rockig-punkig. Das gibt der Serie noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.

Erzählstil

Der Zuschauer nimmt auch in dieser Staffel wieder die Rolle des allwissenden Beobachters ein, der sowohl dem aktuellen Zeitgeschehen folgt, aber auch Visionen und Erinnerungen aus der Vergangenheit bezieht und somit mehr weiß als die Akteure der Handlung. Zeitweilen wird dieses Hin- und Herspringen etwas übertrieben, denn nicht immer ist sofort klar, wo man sich gerade im Strang der Handlung befindet.

Dennoch hilft das Gesamtbild dem Zuschauer, die Zusammenhänge zu verstehen, ohne, dass sie mühselig und geradebrecht im Rahmen der laufenden Handlung kleinteilig vermittelt werden müssen. Oft will man den Rollen zurufen „Mach doch die Augen auf! Es ist so klar!“

Wenig der Handlung ist überzeichnet, dafür legen die Produzenten bei der Coolness noch ein Schüppchen oben drauf. Besonders, wenn es zum Ende der Staffel hin geht, ein liebgewonnener Charakter stirbt und die wahre Gefahr offenbar wird, hätte dieses Schüppchen auch gern weggelassen werden können.

Unter all den cineastischen Momenten verlieren somit emotional-intensive Augenblicke an Wirkung.

Erscheinungsbild/Umfang

killjoys-staffel-2-dvd-box-review-coverDie drei DVDs werden in einer Klappbox mit Kartonrahmen ausgeliefert. Einige Flyer liegen bei, sonst ist das ganze Produkt nicht ungewöhnlich ausgestattet.

Die harten Fakten:

  • Regie: Stefan Pleszczynski, Martin Wood
  • Darsteller: Hannah John-Kamen, Aaron Ashmore, Luke MacFarlane
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Format: DVD
  • Preis: 18,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Die DVDs haben keine Extras.

Fazit

Was Killjoys gut kann, ist eine spannende Geschichte in einem komplexen Universum zu erzählen, ohne den Zuschauer zu verlieren. Stets definiert Spannung und Coolness die Handlung der Serie, die dabei auch ein zügiges Tempo vorlegt.  

Bei dem ganzen Tempo und der Coolness bleibt somit manchmal die emotionale Komponente auf der Strecke. Aber will das die Serie? Nein, sie will eine furiose Geschichte im Stil von heftigen Western, verbunden mit den renaissancehaften Intrigen der Adelshäuser, verknüpft mit der Mythologie von religiösen Kulten, erzählen.

Dramen haben wir genug – was fehlt ist der Esprit der Leichtigkeit einer Space Opera mit anderen Einflüssen. Und genau das kann Killjoys sehr gut.

Staffel Eins wirkte wie eine Verbindung von Firefly mit Cowboy Bepop. Staffel Zwei bekommt nun mehr Eigenprofil, was die Rollen und die Welt angeht. In 2017 startet die dritte Staffel im kanadischen Fernsehen und ich freue mich bereits sehr auf die deutsche DVD- oder BluRay-Ausgabe. Wenn sie preislich genauso fair ist, wie die ersten Staffeln, dann steht einem Erfolg auch in Deutschland nichts im Weg.

Daumen5maennlichNeu

Artikelbilder: Pandastorm Pictures
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

 

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