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Vor gut 50 Jahren lief erstmals Star Trek auf den Fernsehbildschirmen. Später folgten Kinofilme, eine neue Serie, mehrere Spin-offs und schließlich vor wenigen Jahren ein umstrittener Reboot. Viel Stoff also für Erzählungen, und viel Stoff wurde auch verbraucht – schließlich wurden nicht nur die Uniformen der Crew häufiger verändert oder durch ganz neue ersetzt. Auch die verschiedenen Aliens mussten eingekleidet werden, einen eigenen Stil erhalten, und futuristisch wirken. In der Anfangszeit des Franchises, als aufwändige Masken nicht möglich waren, musste zuweilen sogar durch die Kleidung die Exotik der Spezies vermittelt werden.

Das jüngst im Zauberfeder Verlag erschienene Buch Star Trek Kostüme widmet sich ganz den namensgebenden Outfits, die im Verlauf der 50 Jahre designt, geschneidert und getragen wurden. Nach Auflösung der Studiosammlung wurde von den Autoren vieles noch einmal zusammengetragen, um ein bildgewaltiges Werk zu schaffen, welches die Leser mit vielen Hintergrundinfos ganz in die sehr realen Welten der Science-Fiction entführen will. Begeben wir uns also in Welten, die kaum ein Zuschauer je  zuvor betreten hat.

Inhalt

Übersicht

Nach ersten Bildern und dem Inhaltsverzeichnis finden wir zunächst ein zweiseitiges Vorwort von Kostümdesigner Robert Blackman, der von 1990 an bei allen Serien und einem Kinofilm des Franchises als oberster Designer fungierte. Danach folgen die einzelnen Kapitel, die in chronologischer Reihenfolge nach Serien und Filme sortiert sind:

The Original Series: Dem ersten Abschnitt sind 30 Seiten gewidmet, von denen 19 Seiten abseits von Bildbeschriftungen keinen weiteren Text enthalten. Auch auf den ersten Pilotfilm „Der Käfig“ wird kurz eingegangen, und man erfährt trotz wenigem Text einiges über das Kostümdesign der Zeit – darunter Probleme wie schmales Budget und die Grenzen erotischer Outfits im Fernsehen der sechziger Jahre.

Die Kinofilme zur Original Series: Mit 64 Seiten der umfassendste Abschnitt, hier finden sich ebenfalls viele fast textlose und dafür umso bildhaftere Seiten, 30 an der Zahl. Wenig verwunderlich, boten Kinoproduktionen doch wesentlich mehr Zeit und finanzielle Mittel als Fernsehserien. So gab es nicht nur neue Uniformen, auch extraterrestrische Lebensformen wurden nun aufwändiger gestaltet, und so sind Klassiker wie rituelle vulkanische Kleidung oder der kämpferische Look der Klingonen hier entstanden.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert: Auf 38 Seiten finden sich nun auch mehr Konzeptzeichnungen und insgesamt 20 fast textlose Seiten. Neben neuen Uniformen wurden in dieser Serie sowohl die legendären Borg eingeführt, als auch modische Fauxpas wie der Regenbogenpullover von Wesley Crusher und Markenzeichen wie der Visor von Geordi La Forge.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert: Die Spielfilme: Weiter geht es mit den Filmen zur zweiten Serie. 38 Seiten, davon 18 nahezu textlos, zeigen unter anderen die Marineuniformen, die in einigen Filmen getragen wurden, Hochzeitskleider, neue Raumanzüge und Borg, inklusive der überwältigenden Königin.

Die Spin-Off-Serien: Hiermit sind die drei weiteren Serien gemeint – Deep Space Nine (DS9), Voyager (VOY) und Enterprise (ENT). Insgesamt 48 Seiten widmen sich diesen, aufgeteilt auf 22 Seiten DS9 und 8 (VOY) beziehungsweise 12 (ENT) Seiten. Recht wenig, wenn man den Umfang der Serien bedenkt, insbesondere bei den beiden letztgenannten – zwar nutzt Voyager wie bereits Deep Space Nine auch Kostüme aus den beiden vorherigen Serien, durch das neue Setting und viele neue Alienrassen wäre hier vermutlich mehr zu erzählen und zeigen gewesen. Ebenso bei Enterprise – hier wurde immerhin ein ganz neues Design entworfen, da die Serie zeitlich noch vor der Original Series spielt.

Der Neubeginn: Auf 28 Seiten wird sich den ersten beiden Filmen des umstrittenen Reboots gewidmet. Der jüngste Teil, Beyond, findet sich noch nicht – die amerikanische Originalausgabe des Buchs ist rund ein Jahr älter als die deutsche Version, so dass dies verständlich ist. Bei zwölf der Seiten handelt es sich wieder um reine Bildseiten.

Wie man schon merkt, ist das Buch sehr bildgewaltig. Zwar enthält noch eine Mehrheit der Seiten Text, allerdings sind auch dort immer Bilder zu finden – mindestens eines, oft mehrere, so dass der Text nie mehr als maximal die halbe Seite einnimmt.

Neben Fotografien sind auch einige Entwürfe und Skizzen abgedruckt.
Neben Fotografien sind auch einige Entwürfe und Skizzen abgedruckt.

Die Bilder

Zwar finden sich auch Bilder, die direkt den Serien und Filmen entnommen sind – aber diese sind nicht die Mehrheit. Stattdessen werden viele Kostüme für sich alleine in ganzer Pracht gezeigt, Details in Nahaufnahmen, teils auch Entwürfe und Skizzen. Die Qualität der Bilder ist dabei hervorragend, und zusammen mit den Anmerkungen findet man einige interessante Details. Da ein Zeitraum von fast 50 Jahren behandelt wird, lässt sich auch gut die Entwicklung von Mode, Stil und Detailgrad im Laufe der Zeit erkennen. Gerade die vollständigen Kostümbilder abseits einer Leinwand-Szene zu sehen ist interessant – ermöglicht es doch, die Kostüme in Ruhe zu betrachten und sich davon auch inspirieren zu lassen.

Viele Kostüme werden vollständig gezeigt.
Viele Kostüme werden vollständig gezeigt.

Wer jedoch hofft, Schnittmuster oder ähnliches zu finden, wird nicht glücklich: Mehr als einzelne Detailbilder von Kostümen oder einzelne Infos zu Material oder Besonderheiten sind nicht zu finden – für eine Nachfertigung zu wenig.

Die Hintergrundinfos

Obwohl verhältnismäßig wenig Text enthalten ist, finden sich hier viele Informationen, die mit Zitaten versehen Details enthüllen, die sonst eher unbekannt sind. Seien es Klettverschlüsse an Kostümen, verwendete Materialien, Magnete, Verschleiß oder unbequeme und entsprechend unbeliebte Outfits – die Menge an Details und Anekdoten ist immens und gewährt einen guten Einblick in die Arbeit und Entwicklung, die einem sonst verschlossen bleibt. Auch die Gedankengänge zu einigen Kostümen finden sich, wie auch Informationen zu nie gezeigten Sachen.

Zuweilen finden sich auch Charakterbilder und welche vom Set.
Zuweilen finden sich auch Charakterbilder und welche vom Set.

Dank vieler Aussagen der Darsteller und Designer wird der gesamte Inhalt sehr lebhaft vermittelt, und wirkt, wie auch die Bilder, inspirierend. Es ist durchaus spannend, zu erfahren, dass auch bei den Profis viel improvisiert wird, und Baumärkte und Co. gerne besucht werden. Oder dass einzelne Kostüme später für neue Kostüme und Charaktere wiederverwertet wurden. Und dass Sofabezüge zu Kleidung wurden. Oder dass viele der Designer ursprünglich gar nicht zum Franchise wollten, sondern erst überredet werden musste. Viele Infos, viele Details, die dennoch nur einen Teil abbilden.

Angesichts der großen Menge an Kostümen und Filmstunden ist es wenig verwunderlich, dass sich das Buch auf bekannte Figuren und Uniformen als auch besonders auffällige und bedeutende Kostüme beschränkt – alles andere wäre auch wahnsinnig und würde den Blick zu sehr von den wichtigen und besonderen Kostümen ablenken. Auf der anderen Seite finden sich zwar einige Details, zu vielen Outfits würde man sich jedoch noch mehr Informationen wünschen – gerade im Hinblick auf das eigene Anfertigen von Kostümen. Aber auch dies hätte wohl den Rahmen gesprengt – und letztlich ist Star Trek Kostüme auch kein Cosplay-Buch, sondern ein Überblick über die Kostüme der Star Trek-Welt, und will einen möglichst umfassenden Einblick in das Kostümdesign geben – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das gelingt durchaus gut.

Die Autoren

Das Ehepaar Paula M. Block und Terry J. Erdmann hat schon an vielen Star Trek-Projekten mitgewirkt – insbesondere im Bereich der Sekundärliteratur, darunter das Deep Space Nine Companion oder The Tribble Handbook.

Preis-/Leistungsverhältnis

Das 256 Seiten starke Buch ist äußerst hochwertig (s.u.), was sich auch im Preis widerspiegelt: 49,90 EUR ist kein Schnäppchen, der Qualität und dem Umfang allerdings durchaus angemessen. Ob dies einem das Geld jedoch wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – hier gibt es fast keine Vertiefungen der Star Trek-Welt, sondern „nur“ Hintergründe zu den Kostümen, was durchaus interessant ist, aber eben auch recht speziell.

Erscheinungsbild

Qualitativ ist das Buch äußerst hochwertig. Gut lesbare weiße Schrift auf schwarzen Seiten, stabiles Hardcover und dickes Papier – wie man sich ein Fotobuch wünscht. Die Bilder sind scharf, und neben Bildern aus den Serien und Filmen findet man auch viele Fotografien der einzelnen Kostüme und Entwürfe. Durch die Mischung aus kleinen Bildern, die auf den Seiten verteilt sind,und ganzseitigen Bildern, ist der optische Eindruck zudem nicht statisch, ohne dabei unordentlich zu wirken. Außer einem Lesezeichen, welches noch ganz nett gewesen wäre, ist bei der Erscheinung sowohl optisch als als qualitativ alles perfekt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Zauberfeder Verlag
  • Autoren: Paula M. Block und Terry J. Erdmann
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: A4-Hardcover / vierfarbig
  • Seitenanzahl: 256
  • ISBN: 978-3-938922-71-2
  • Preis: 49,90 EUR
  • BezugsquelleAmazon

 

Bonus-/Downloadcontent

Es ist kein eigentlicher Bonus-/Downloadcontent vorhanden. Auf der Produktseite des Verlags findet sich neben einzelnen Buchseiten auch ein kleiner Auszug als PDF.

Fazit

Star Trek Kostüme präsentiert sich als hochwertiger Bildband, mit dicken Seiten im Hardcover und immens vielen hochqualitativen Bildern, von denen sich die meisten nirgendwo anders finden. Zusammen mit den vielen Hintergrundinfos und Detailwissen entsteht ein umfassendes Bild sowohl über die Kostümarbeit des Franchises, als auch über das Kostümdesign im Filmbereich an sich. Mit vielen Zitaten lebhaft dargestellt, ist es gut zu lesen und vermittelt einen guten Einblick. Zudem lassen sich einige Inspirationen finden, und eher unbekannte Details zu den Kostümen und Materialien führen weiter in die Tiefe – wenn auch nichts so tief beziehungsweise ausführlich ist, dass man selbst die Kostüme nachfertigen kann.

Zudem fristen die späteren Serien, insbesondere Voyager und Enterprise, eher ein Nischendasein im Buch, und werden auf wenigen Seiten abgehandelt. Dennoch ist der Gesamteindruck gut: Wer mit dem speziellen Thema etwas anfangen kann, findet ein ansprechendes Buch vor, dass sowohl inhaltlich als auch qualitativ überzeugen kann, und die Leser in die hinter den Kulissen stattfindende Welt der Filmkostüme entführt.

Artikelbild: Zauberfeder Verlag
Fotografien: Michael Fuchs

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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