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Als Disney im letzten Jahr das Star Wars-Universum mit Episode VII – Das Erwachen der Macht für die Kinoleinwand wiederbelebte, war der Hype riesengroß. Der spektakuläre, wenngleich mutlose, Einstand ins Franchise wurde ein weltweiter Erfolg, der neben meist positiven Meinungen vor allem für prall gefüllte Kassen bei den Verantwortlichen sorgte. Man musste sich also nicht mit der Macht auskennen, um zu prophezeien, dass es noch weitere Filme geben würde.

Disney hat bei der Übernahme direkt einen dicken Rotstift an die unzähligen Geschichten rund um das Star Wars-Universum angesetzt und den Kanon deutlich zurechtgekürzt. Der Fundus an Ideen um all die Abenteuer im All bleibt jedoch bestehen und bietet mehr als genug Spielraum für Erzählungen abseits bekannter Pfade. Statt also lediglich mit den geplanten Episoden VIII und IX das generationenübergreifende Familiendrama der Skywalker-Geschichte voranzutreiben, wollte man auch Spin-offs, sprich, kleine, eigenständige Ableger der Sternensaga, ins Kino schicken. Denn wie man an dem jährlichen Reigen an Superhelden-Filmen sehen kann, sind Fans durchaus hungrig nach mehr Leinwandminuten ihrer Lieblingsgeschichten.

Rogue One – A Star Wars Story ist als Spin-off dennoch ein mutiger Schritt, denn für die meisten Menschen ist die Marke Star Wars fest mit dem Mythos um die helle und die dunkle Seite der Macht verknüpft. Man denkt unweigerlich an Jedi-Ritter, Lichtschwerter und dergleichen mehr, wenn man sich an das Weltraummärchen erinnert. Genau hier bricht, so viel sei verraten, Rogue One mit der einen oder anderen Tradition – und das ist gut so!

Regie führt Gareth Edwards, der sich im Gegensatz zu seinem letzten Kollegen weniger an einer nostalgischen, übervorsichtigen Hommage versuchte, sondern mit deutlich mehr Freiheit und Visionskraft ans Werk ging, und das, obwohl es sich im neuesten Abenteuer schlicht um ein Prequel zum Original Krieg der Sterne von 1977 handelt! Altmeister George Lucas zeigte sich mit der Umsetzung schon im Vorfeld zufriedener, und vielleicht gibt es in diesem Zusammenhang auch einen Hoffnungsschimmer für all die Fans, die im letzten Jahr eher enttäuscht aus dem Kino gingen.

Story

Die Geschichte spielt ungefähr fünf Jahre nach der Animationsserie Star Wars Rebels und konzentriert sich auf das entscheidende Ereignis im Kampf zwischen Rebellen und Imperium direkt vor Episode IV. Der Kern der einfachen Handlung ist schon im bekannten Lauftext des Klassikers vorgegeben:

Es herrscht Bürgerkrieg. Die Rebellen, deren Raumschiffe von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, haben ihren ersten Sieg gegen das böse galaktische Imperium errungen.

Während der Schlacht ist es Spionen der Rebellen gelungen, Geheimpläne über die absolute Waffe des Imperiums in ihren Besitz zu bringen, den TODESSTERN, eine Raumstation, deren Feuerkraft ausreicht, um einen ganzen Planeten zu vernichten.

Im Mittelpunkt steht Jyn Erso. Zahlreiche Delikte wie schwere Körperverletzung, Besitz gestohlener Güter und Fälschung imperialer Dokumente bringen die junge Kämpferin in Gefangenschaft und schlussendlich nicht ganz freiwillig in die Reihen der Rebellion gegen das Imperium. Entscheidend ist hierbei ihr Vater Galen Erso, der maßgeblich daran beteiligt ist, die neue Superwaffe des Imperiums zu bauen, weswegen sein Wissen und Jyns Verbindung zu ihm wertvoll sind. Gemeinsam mit einem bunten Haufen aus Desperados, darunter ihr Aufpasser Captain Cassian Andor, der blinde Prediger der Macht Chirrut Îmwe und dessen kraftstrotzender Kumpel Baze Malbus, sowie der umprogrammierte Ex-Sicherheitsdroide K-2SO, macht sie sich auf, ihren Vater zu suchen.

Doch die Mission scheint ein Himmelfahrtskommando zu werden, denn der imperiale Militärdirektor Orson Krennic will den Todesstern unterdessen so schnell es geht einsatzbereit bekommen. Getrieben wird er dabei von der Angst, sich im Falle des Scheiterns vor dem schrecklichsten Diener des Imperators verantworten zu müssen – Darth Vader.

Darsteller

In der Hauptrolle sehen wir im neusten Star Wars-Film – das scheint aktuell einfach der Trend im Universum der Sternensaga zu sein – erneut eine dunkelhaarige junge Frau. Felicity Jones spielt Jyn Erso. Gekonnt verkörpert sie die draufgängerische, undisziplinierte Rebellin. Dabei ist ihre Figur deutlich bodenständiger und damit auch ein Stück glaubhafter angelegt als z.B. Rey aus Episode VII, schlicht weil sie aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte gelernt hat, sich – wortwörtlich – durchzuschlagen, und sie keinem aufgesetzten Mythos der Macht folgen muss. Viel Zeit für die Entwicklung der Figur bleibt jedoch nicht, und unter diesem Umstand leidet auch die restliche multikulturelle Schar an Draufgängern. Zwar bekommen alle Figuren dankenswerterweise ihren Glanzmoment spendiert, dürfen sich darüber hinaus aber nicht entfalten oder gar weiterentwickeln. Auf Seiten der Rebellen sticht hier neben Jyn noch am ehesten der Spion Cassian Andor (Diego Luna) hervor, schlicht weil er moralisch stark in der Grauzone agiert und unterstreicht, dass es in Rogue One im Grunde keine strahlenden Heldenfiguren gibt. Erfrischend wirkt auch der umprogrammierte imperiale Droide K-2SO (Alan Tudyk), schlicht weil er ein bulliger, zynischer Gegenentwurf zu all den bekannten, aber eher niedlichen Droiden-Figuren der Saga ist.

Charaktere wie Direktor Orson Krennic (Ben Mendelsohn), Galen Erso (Mads Mikkelsen) oder der Fans schon aus der Animationsserie Star Wars: The Clone Wars bekannte Veteran Saw Gerrera (Forest Whitaker) deuten ihr Potential leider nur an. Insbesondere auf Seiten der imperialen Machtmaschine wäre hier bei Gegenspieler Krennic deutlich mehr drin gewesen.

Als Ausgleich winken einige Gastauftritte bekannter Figuren. Diese sind – ohne zu spoilern – richtig gut in Szene gesetzt. Die Bandbreite reicht vom kleinen aber feinen Fanservice bis hin zum eindrucksvollen Kracher. Insbesondere die technische-visuellen Möglichkeiten setzen hier ein Ausrufezeichen für zukünftige Filmproduktionen.

Inszenierung

Die Stärken der Sternensaga liegen zumeist in der Inszenierung, und hier bewältigt Regisseur Gareth Edwards die Herausforderung, eine einfache Geschichte mit schon bekanntem Ausgang packend auf die Leinwand zu werfen. Das beim neuesten Star Wars-Film nicht nur Skywalker samt Jedi fehlen, sondern auch der bekannte Lauftext entfällt, ist ein klares Statement der Abgrenzung zu den übergroßen Episoden, die schon existieren und noch kommen. Rogue One ist schlicht anders – doch keine Angst, der Film steht ganz im Zeichen von Krieg der Sterne. Wobei auch das eigentlich schon wieder eine Besonderheit ist. Denn auch hier bricht – man mag es unter der Fuchtel von Disney kaum glauben – das Team um Edwards mit der spätestens seit Episode I einhergehenden Ausrichtung der Filme in Richtung breite Familienunterhaltung, samt der Flut an Merchandise-Ideen, insbesondere für die Kleinsten.

Rogue One – A Star Wars Story ist kein Film für Kinder! Er ist dreckig, düster, ja fast realitätsnah in seinem Bezug auf gegenwärtige Konflikte wie den Syrien-Krieg. Somit handelt es sich hier eher um einen Kriegsfilm im Science-Fiction-Gewand, und hier knüpft der Stoff auch direkt an das Original an. Wir erinnern uns: Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis… Es herrscht Bürgerkrieg. Regisseur Edwards entführt den Zuschauer in seiner Interpretation vor allem in die Winkel des Universums, die von zwielichtigen Schurken, fanatischen Rebellengruppen, allerhand Halunken und Kriegsversehrten besiedelt werden. Die moralischen Grenzen zwischen Gut und Böse vermischen sich hier schnell zu einem diffusen Grau. Die Rebellion wird zu diesem Zeitpunkt noch nicht vom späteren Helden Luke ins Licht geführt und muss angesichts des übermächtigen Imperiums zu all den zwielichtigen Mitteln eines bewaffneten Aufstands greifen. Die Stimmung ist eindeutig bedrückender als gewohnt, und der Schrecken des Konfliktes wird nur selten von wohldosierten Humoreinlagen durchbrochen.

Trotz der härteren Gangart ist Rogue One durchzogen von allerhand Anspielungen auf das, was noch folgen wird. Originalgetreue Nachbauten, wie etwa von der inneren Abschussanlage des Todessternlasers oder der Rebellenbasis auf Yavin IV lassen die Grenzen zur Filmproduktion von 1977 verschwimmen. Selbst die CGI-Effekte wurden z.B. im Falle der Raumschiffe so gewählt, dass sie an die Modellbauten der früheren Filme erinnern.

In Sachen Visualisierung entzieht Edwards mit seinem kleinen Spin-off-Film selbst dem großen Kassenschlager Das Erwachen der Macht all seine vom Hype getragen Strahlkraft. In Rogue One bekommen Fans nicht nur fantastische neue Welten präsentiert, sondern vor allem auch allerhand Bildgewalt, schlicht die ganz großen Leinwandmomente vor dem Hintergrund der alten Klassiker.

Während der spärliche Plot zur Mitte etwas an Fahrt verliert, wird das Tempo zum Finale drastisch angezogen. Packend versteht es Edwards, den Zuschauer mitzureißen, ohne die Übersicht zu verlieren. Der brachiale Schlagabtausch zwischen dem übermächtigen Militärapparat des Imperiums und der von Hoffnung getragenen Rebellenschar entbrennt auf mehreren Ebenen, und Fans dürfen sich auf einen wahren Kracher zum Schluss freuen.

Passend zu diversen Tabubrüchen bisheriger Star Wars-Filme bietet abschließend auch die Abwesenheit von John Williams eine Möglichkeit für Neues in Sachen Soundtrack. Michael Giacchino beerbt ihn und orientiert sich stark an den Originalen, wenngleich auch ein paar frische musikalische Themen anklingen und den Film effektvoll unterstreichen.

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 Fazit

Disney setzt zu seinem nächsten Streich an. Diesmal jedoch nicht in Form der gewohnten Familiensaga im Episodenstil, sondern mit einem Spin-off, genauer einem Prequel zum Original von 1977. Um die Besonderheit des Ablegers zu unterstreichen, wurde allerhand gekürzt, kein Skywalker, keine Jedi, ja nicht einmal John Williams steuert den Soundtrack bei.

Das muss der normale Kinobesucher wohl eher verdauen als der Fan, denn Rogue One – A Star Wars Story bricht mit diversen weiteren Traditionen und wirkt deutlich ernster als die märchenhaften Vorlagen aus einer weit, weit entfernten Galaxis. Trotzdem strotzt der Film nur so vor Star Wars – wenngleich in Abwesenheit von leuchtenden Lichtschwertern und heldenhaften Jedi-Rittern eher der düstere Teil des Universums in den Vordergrund rückt.

Fans bekommen einen Blick auf das Imperium in seiner Blütezeit, und der kriegerische Anstrich des Prequels lässt auch Erinnerungen an die hochgelobte Episode V – Das Imperium schlägt zurück aufkommen. Es passt zum aktuellen Zeitgeist, dass auch die Rebellion hier kritisch in Szene gesetzt wird. Mögen die Grenzen zwischen Gut und Böse im Star Wars-Universum, auch vor dem Hintergrund der Macht, sonst so klar definiert sein – in Rogue One verschwimmen sie das ein oder andere Mal. Regisseur Gareth Edwards darf man danken, dass er den Mut bewies, das bekannte Filmuniversum um eine, wenn auch bedrückende, Facette zu bereichern. Fans dürfen sich auf jede Menge Anspielungen zum Original freuen. Die spärliche Handlung wurde im Grunde schon erzählt, und auch wenn dem Figurenensemble der Tiefgang fehlt und der Film zur Mitte etwas an Tempo verliert, wirkt er über weite Teile sehr stimmig.

Es ist die Bildgewalt, die Edwards an den Tag legt, die selbst den großen Rummel des letzten Jahres um Episode VII verblassen lässt. Der kleine Ableger entfaltet hier seine größte Wirkung und dürfte auch für all die Fans eine Genugtuung sein, die von der Wiederbelebung des Star Wars-Universums im letzten Jahr eher enttäuscht waren.

Abzuwarten bleibt dennoch der Erfolg der ganzen Produktion. Rogue One ist kein Popcorn-Kino für die ganze Familie. Für normale Kinogänger dürfte es zuweilen schwierig werden, alles richtig einzuordnen, zumal sie die eine oder andere großartige Anspielung schlicht verpassen. Aus Fansicht funktioniert der Film jedoch wunderbar und belohnt mit einem krachenden Finale und einer perfekten Überleitung zu Episode IV – Eine Neue Hoffnung. Der kleine Spin-off-Film mag ein paar Schwächen haben, ist in seiner Gesamtheit aber ein sehr gelungener Star Wars-Film.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Lucasfilm (c) 2016

 

15 Kommentare

  1. Sehr guter Film. Da lohnt auch weniger Schlaf am Premierentag.

    Mir rollen sich nur immer die Fussnägel auf wenn Star Wars auf ein Disneyprodukt reduziert wird. LucasFilm Ltd. wurde ja nicht aufgelöst und steht immernoch maßgeblich federführend hinter dem Produkt. Zumindest habe ich kein Disney-Intro gesehen ;)

    • @Sebastian – Aus meiner Sicht ist das schon ein wichtiger Punkt, dass Disney hier die tragende Rolle spielt. Nicht nur weil die Zielgruppe (siehe Episode VII) aus finanzieller Sicht da in der Regel eine andere ist als Rogue One. Dazu gab es ein Veto seitens Disney bei der ersten Sichtung des Films und Gerüchten nach teils viele Nachdrehs. Zwar merkt man im glücklicherweise Film keinen Bruch und er ist in jedem Fall auch mit FSK12 grenzwertig aber dennoch zeigt das Beispiel, dass da schlussendlich Disney die Zügel in der Hand hat. Das Disney-Intro hat man sich glücklicherweise auch bei Das Erwachen der Macht geschenkt und dafür gab es mit Sicherheit eine sehr wohl überlegte (marketing-technische) Entscheidung.

      Auch hier aber: Sei’s drum, der Film zeigt endlich eine Neue Facette, endlich mal den „Krieg“ der Sterne und dürfte für viele Fans ein schönes Erlebnis sein.

  2. Ich habe in mir angesehen und bin begeistert. Es gibt zwar ein paar Sachen die es ein bisschen drücken. Am sonsten sehr gut gemacht. Super Charaktere, gute Emotionen, klasse Story & geniale Schlacht.

    Es fühlt sich auf jeden Fall nach Star Wars an für mich. Ich werde mich mal über das P&P erkundigen. Dieser Film macht mir Lust drauf.

  3. Mich hat der Film sehr begeistert, fanservice sowieso. Das mit dem wenigen Tiefgang der Figuren unterschreibe ich.

    Im ganzen drückt mich nur ein Schuh an dieser Kritik, welchen Bezug zum syrien-krieg hat der Film… außer das dieser Krieg zur selben Zeit stattfindet?

  4. @Matthias – Ja den Bezug kann man natürlich weglassen, mich hat allerdings einfach das Setting auf Jedha stark daran erinnert, Wüstenstadt, daneben verfallene Tempelruinen, Aufständige die sich längst Richtung Terroristen radikalisiert haben, Schlagabtausch der von beiden Seiten zivile Opfer in Kauf nimmt, Widerstand der trotz aller Bemühungen einfach hoffnungslos unterlegen ist angesichts der massiven Lufthoheit des Gegners, Luftangriffe die nicht zwischen Zivilisten und Aufständigen unterscheiden usw. – Der Tenor dort ist einfach sehr rauh und auf den Vergleich („fast realitätsnah“) kommen teils auch andere Kritiker.

    Natürlich kann man aber auch sagen, all das politische hat in einer Sci-Fi Filmkritik nichts verloren. Ich vermute aber, dass die Inszenierung nicht rein zufällig diese Richtung einschlägt. Ich hab das Thema aber bewußt in der Kritik nicht weiter ausgebaut – deswegen jetzt die ausführlichere Antwort als Kommentar.

    Dennoch hat mir der Film gut gefallen und ich freue mich ihn nochmal auf deutsch und vielleicht sogar 2D zu sehen.

  5. Ein Review, das die Schwächen und Stärken des Films gut hervorhebt. Als Star Wars Noob habe ich wohl die meisten cleveren Anspielungen verpasst und bekomme durch deine Meinung einen Einblick in das, was den Film scheinbar gut gemacht hat. So muss es anderen Leuten beim Warcraft-Film gegangen sein.

    Allerdings frage ich mich, wieso ein Film dessen Charaktere nicht einmal die Tiefe eines Klischees erreichen, der zwei von drei Handlungssträngen in Sackgassen enden lässt und der nicht einmal sinnvolle Ziele für all seine Actionszenen finden kann („Wir müssen den Schalter drücken, damit die Leute oben erfahren was sie schon wissen!“) eine fast perfekte Wertung erreicht.

    Die Action war gut in Szene gesetzt (wenn auch von den üblichen cineastischen Unglaubwürdigkeiten geplagt) und hat mir das ein oder andere Schaudern verschafft. Aber gibt es tatsächlich Filme bei denen die Handlung nahezu keinerlei Gewichtung in der Bewertung haben kann? Sind Filme ein Medium, das ausschließlich für die Präsentation einer Handlung konsumiert werden kann, so uninteressant sie auch sein mag? Gerade auf den Teilzeithelden hatte ich mit einem stärkeren Fokus auf das Geschichtenerzählen gerechnet und vielleicht bekomme ich ja noch eine Aufklärung, die meine vom Film induzierte schlechte Laune vertreibt.

    • So hier dann mal die übefällige Antwort.

      Ich glaube deine Frage läuft eher auf eine Grundsatzdiskussion hinaus. Eine Filmkritik/bewertung ist immer eine klare individuelle Meinung des jeweiligen Redakteurs. Natürlich haben wir auch bei Filmen ein paar Richtlinien, aber es lässt sich deutlich schwerer in ein festes Punktemuster drücken als in anderen Bereichen. Meine Filmkritik ist klar aus Fansicht geschrieben, wenn gleich es hier ebenso viele Meinungen geben kann, werden ein paar Aspekte schlicht „besser“ wenn man sich mit der Materie auskennt und mit der visuellen Umsetzung zu frieden ist. Wie du auch geschrieben hast, ist das bei Warcraft&Co (schließt auch Superheldenfilme usw mit ein) immer der recht entscheidende Punkt.

      Kaum einer dieser Filme ist völlig „nüchtern“ gesehen, filmisch ein Meisterwerk, es braucht immer noch eine gewisse Affinität. Ein Redakteur der mit der Thematik nichts anfangen kann wird auch erfolgreiche Blockbuster in Grund und Boden schreiben. Das in der heutigen Zeit nicht jeder Knall-Bum-Effekt-Film beim Publikum ankommt ist klar, die Filme brauchen schon mehr und aus meiner Sicht (kommen wir zurück zum Film) funktioniert das bei Star Wars – Rogue One ganz gut.

      Der Film richtet sich natürlich an die Fans, schlicht weil er nicht nur zahlreiche Anspielungen hat, sondern weil er alleinstehenden als Prequel viel zu viele offene Fragen lassen würde. Wer mit Todesstern & Co nichts anfangen kann versteht natürlich nur einen Teil der „Sci-Fi“Action. Aus meiner Sicht verfolgt Rogue One ein paar relevante Ziele als Film. Zum einen schließt der Streifen eines der großen Plot-Löcher der Star Wars Saga (Lüftungsschacht Todesstern?!) und zum anderen zeigt er – als erster Spin-Off – eine ganz neue Facette des Univerums (zu mindest aus filmischer Sicht): (Bürger-)Krieg und zwar auch mit all den Schwierigkeiten auf Rebellenseite wo es nicht immer um strahlende Helden und all die glorreichen Taten (siehe später Luke Skywalker) geht.

      Zur Handlung: Bei einem Prequel darf man in diesem Bereich schlicht nicht zu viel erwarten. Der Kinozuschauer weiß ja wo das Ende hinführen wird. Sprich interessant wird es da eher im Detail, welche Wege eingeschlagen werden und wie sich alles zusammenfügt. Aus meiner Sicht ist Rogue One da durchaus schlüssig, insbesondere wie es die Brücke zu Episode IV – dem Orginal – schlägt. Ich fand die Handlung sogar erfrischender als Episode VII, schlicht weil wirklich mehr neue Elemente vorhanden waren und das obwohl der Handlungsrahmen im Endeffekt deutlich kleiner war. Hier fand ich die Verantwortlichen sogar deutlich mutiger in der Umsetzung (siehe Filmende und diverse Nachdrehs). Die Charakter bleiben flach, was an zwei Faktoren festzumachen ist. Zum einen ist die Hauptgruppe für die Nachfolgende Saga halt bedeutungslos – zu mindest was Namen und Gesichter angeht – womit man ihre Rollen auch nicht auf nachfolgende Ereignisse aufbauen konnte. Für die Verbindung sorgen dafür andere Nebenrollen, die dann ja in den Folgefilmen gut zur Geltung kommen. Hinzukommt die recht große Anzahl an relevanten Charakteren (auch relativ typisch für „Antikriegsfilme“). Sogenannte Ensemblefilme leiden dann immer unter dem Umstand, dass man, insbesondere wenn es nur ein Film ist und keine Reihe, kaum eine sinnvolle Charakterentwicklung und Tiefe darstellen kann. Bei Rogue One ist das nicht anders und in der Kritik habe ich es auch angesprochen. Beim Heldenkollektiv hat mich das jedoch weniger gestört. Wie schon angesprochen fand ich es eher in Bezug auf die interessanten Gegenspieler wie Krennic etwas schade und hätte filmisch eher Figuren wie Saw Gerrera gestrichen (jedoch interessiert mich z.B. die Clone Wars Serie nicht, andere Fans haben sich über die Referenz gefreut).

      Kurz um – über Rogue One – darf man natürlich geteilter Ansicht sein. Rückblickend hat er mir aber besser gefallen als Episode VII und in diesem Zusammmenhang würde ich eher diesen in meiner eigenen Wertung nachträglich herabstufen. Unsere Kritiken und Meinungen sind aber in erster Linie individuelle Momentaufnahmen. Wie man am Beispiel von unserem Artikel zu Star Wars – Das Erwachen der Macht sieht, können da auch aus Teilzeithelden Sicht die Meinungen in der Redaktion stark auseinander gehen und natürlich ist auch das Bewertungssystem nicht gänzlich in Stein gemeißelt. Schaut man sich z.B. mal an wie Rogue One von der Allgemeinheit betrachtet wird, so sind die meisten professionellen Kritiken durchaus positiv. Auf Portalen wie IMDb hat das Spin-Off aktuell übrigens das gleiche Rating wie Episode VII: 8,1/10 was in etwa unserem Wertungssystem 4/5 gleicht.

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