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Können ein paar Zettel an der Wand den NSC das Leben leichter machen? Wie können NSC Rückmeldung geben, ohne einen Koordinator suchen zu müssen? Und: Gibt es möglicherweise bessere Wege, den NSC ihre Aufgaben zuzuweisen? Diese und weitere Fragen beantwortet Henning im zweiten Sprint der Serie „Agiles Plotmanagement“.

Was wir bislang haben

Im letzten Sprint der Serie haben wir den Plot des Cons in einzelne Stories aufgebrochen, und aus diesen den ersten Sprint gebastelt. Die Aufgaben, aus der die Story bestand, wurden am Anfang des Sprints an unser Board gehängt.

Dieser Artikel beleuchtet die Aufgabenzettel einmal näher: Wie sie optimal aufgebaut sind, und vor allem: was man mit ihnen macht.

Zusätzliche Markierungen an den Aufgabenkarten

Bislang stand auf unseren Aufgabenkarten nicht viel: Die Nummer der Story, zu denen die Aufgabe gehört, sowie eine kurze Beschreibung, was zu tun ist, beides möglichst groß und mit einem dicken schwarzen Filzstift geschrieben (so dass es aus ca. 2 Metern Entfernung schon lesbar ist.)

Zusätzlich haben wir mit der Farbe der Karte bereits grob festgelegt, wer sich mit der Aufgabe befassen sollte, also beispielsweise ob das eine Aufgabe für die Technik ist.

Es ist aber durchaus möglich und sinnvoll, hier noch mehr Informationen unterzubringen.

Eine kleine Markierung auf der Karte kann die Art der Aufgabe, bei NSC beispielsweise die Art der zu spielenden Szene,  weiter spezifizieren. Ein Schwert in der oberen rechten Ecke einer NSC-Karte kann einen Nahkampf-Einsatz anzeigen, ein Bogen-Pfeil einen Fernkampf-Einsatz, ein Mund einen einen Einsatz mit sozialer Interaktion. Ein Fuß kann anzeigen, dass man für diese Aufgabe weiter laufen muss, eine Maske einen „verdeckten“ Einsatz und so weiter.

An dieser Stelle kann man auch weitere Informationen aus der  Schätzung unterbringen, beispielsweise kann die Karte „Überfall einer Gruppe Wegelagerer“ die Information „5 ⚔, 3⇴ “ tragen.

Das Prinzip ist das gleiche wie bei Trading-Card-Games: Diese Aufgabe kann nur ins Spiel gebracht werden, wenn die geforderten NSC verfügbar sind.

Aufgaben verteilen

Wenn die NSC-Koordination eine Aufgabe für NSC hat, wird diese normalerweise direkt den NSC zugewiesen. Diese direkte Methode heißt in Fachkreisen „Push Assignment“ und birgt einige Nachteile.

Zum einen muss man die NSC erst einmal kontaktieren. Im besten Fall geschieht dies über Funk, im schlechtesten Fall muss man sich die NSC erst einmal auf der Veranstaltung suchen – oder suchen lassen, wenn man einen Kurier zur Verfügung hat.

Zum anderen kann es sein, dass die NSC gerade mit anderen Aufgaben beschäftigt sind und man sie womöglich sogar aus dem Spiel reißt, oder aber dass es NSC gibt, die für die aktuelle Aufgabe mehr Expertise oder einfach nur mehr Motivation mitbringen.

Um die Aufgabenzuweisung zu verbessern, verwenden wir deshalb eine andere Methode, die man „Pull Assignment“ nennt. Die Aufgaben werden hierbei nicht einzelnen Personen zugeschoben („push“), sondern die Personen ziehen die Aufgaben zu sich heran („pull“).

Sich eine Aufgaben suchen

NSC, die gerade nichts zu tun haben, können zum Board kommen und sich dort selbständig nächste Aufgabe holen. Dabei gilt es, ein paar wenige Regeln zu beachten:

1.) Wähle eine Aufgabe, die zu Deinem Team gehört

Das bedeutet, dass sich Kampf-NSC nach Kampf-Aufgaben umsehen, Ambiente-NSC suchen sich Ambiente-Aufgaben, Springer haben die freie Wahl.

In einigen Fällen, beispielsweise wenn ein Kampf-NSC sich etwas erholen möchte oder gerade wenige Kampf-Aufgaben zur Verfügung stehen, kann auch etwas anderes gewählt werden. Wichtig ist aber, dass jede Gruppe sich hauptsächlich darauf konzentriert, ihre Kern-Aufgaben zu bearbeiten.

Während der Schätzung wurde die Anzahl der verfügbaren NSC hergenommen, um zu schätzen, wie viele Aufgaben in diesem Sprint erledigt werden können, ohne die NSC zu überlasten. Wenn jetzt alle Kampf-NSC entscheiden, sich in sozialer Interaktion zu versuchen, bekommen wir ein Problem: Die Interaktions-Szenen gehen schnell zu neige, die Kampf-Szenen bleiben liegen und werden nicht bespielt. Einzelne Wechsel sind kein Problem, aber grundsätzlich sind die Kampf-NSC als Team dafür verantwortlich, so viele Kampf-Aufgaben wie möglich zu erledigen. Gleiches gilt für die anderen Teams entsprechend.

2.) Beachte die Prioritäten

Die Stories auf dem Board, und mit ihnen die dazugehörenden Aufgaben, sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit angeordnet. Stories, die weiter oben stehen, müssen dringender umgesetzt werden als Stories, die weiter unten stehen.

Deshalb ist es wichtig, eine Aufgabe zu wählen, die möglichst weit oben am Board hängt. Im Idealfall sollten die Aufgaben der ersten Story abgeschlossen werden, ehe man Aufgaben der zweiten Story wählt, aber es ist nicht schlimm, auch Aufgaben aus anderen Stories zu erledigen.

Hier darf jeder NSC abwägen, worauf er gerade Lust hat, denn auch NSC haben ein Recht auf Spaß am Spiel. Nur Aufgaben, die viel weiter unten hängen, sollten eher der Vorfreude dienen.

3.) Blocker

Aufgaben, die derzeit mit einem Blocker markiert sind, können nicht gelöst werden, ehe die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Es bringt also nichts, diese Aufgaben anzunehmen.

Allerdings lohnt es sich, sich die Blocker einmal näher anzusehen und zu schauen, ob man vielleicht einen davon lösen kann.

Ich gehe weiter unten darauf ein, wie Blocker zustande kommen und wie sie markiert werden.

Wichtig: Das Board aktualisieren

Damit andere wissen, dass man die Aufgabe gewählt hat und bearbeitet, sind noch zwei kleine Schritte notwendig.

Zum einen hängt man die Karte auf dem Board um in die Spalte „In Progress“, um anzuzeigen, dass an der Umsetzung gerade gearbeitet wird. Zum anderen bringt man sein Kürzel auf der Karte an , damit bei Rückfragen klar ist, wer genau an der Aufgabe arbeitet. Wenn eine Gruppe von NSC eine Aufgabe bespielt, reicht es, wenn ein Ansprechpartner sein Kürzel anbringt.

Wenn die Aufgabe erledigt ist

Sobald man die Aufgabe, die man sich genommen hat, erledigt hat, führt der nächste Weg zurück zum Board. Hier hängt man die Karte für seine Aufgabe um in die Spalte „Done“. 

Danach wählt man die nächste passende Aufgabe nach den benannten Kriterien aus, hängt diese auf „In Progress“ und macht sich wieder ans Spiel.

Was tun, wenn man nicht alle Aufgaben innerhalb des Sprints schafft?

Wenn am Ende des Sprints noch Aufgaben unerledigt sind, dann sollten sich diese nach Möglichkeit in den untersten Stories am Board befinden, während die Aufgaben hoher Priorität oben auf dem Board bespielt wurden.

Das wichtigste an dieser Stelle: Es ist nicht schlimm, eine Aufgabe nicht bespielt zu haben. Eine Story, die im aktuellen Sprint nicht abgeschlossen werden konnte, ist keine Schande für das Team.

Ganz im Gegenteil: Der agile Ansatz ist genau dafür da, im Laufe des Cons den Plot an die „Arbeitsgeschwindigkeit“ der beteiligten Teams anzupassen und somit alle NSC und Helfer nach Möglichkeit zu entlasten.

Wenn am Ende des Sprints noch Aufgaben auf TO DO stehen, muss dies am Sprintende vom Plot Owner berücksichtigt werden. Das ist Teil des nächsten Artikels.

Was tun, wenn keine passenden Aufgaben mehr am Board hängen?

Wenn das eigene Team schneller war als geschätzt, und bereits alle Aufgaben, die am Board hingen, umgesetzt hat, so gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiter vorzugehen.

Die offensichtlichste Aufgabe ist eine wohlverdiente Ruhepause. Es kann durchaus Absicht sein, ein Team in einem Sprint weniger zu fordern, um diese Freiräume zu schaffen.

Bei ungebremstem Tatendrang kann man sich auch gerne vorübergehend anderen Teams anschließen und diesen helfen, Aufgaben zu lösen. Das sollte aber nur in Absprache mit dem jeweiligen Team geschehen. Während es beispielsweise recht problemlos möglich ist, sich als normalerweise sozialer NSC auch mal einem Kampf-Einsatz anzuschließen, ist es schon weitaus schwieriger, einer Festrolle eine Aufgabe abzunehmen.

Nichtsdestotrotz gibt es durchaus Aufgaben, die man anderen Teams abnehmen kann. Deshalb lohnt es sich, vielleicht einmal zu fragen.

Pull-In

Es ist auch möglich, in Absprache mit dem PO weitere Aufgaben in den Sprint zu ziehen („to pull in“). Das bedeutet, dass der Sprint um eine der obersten Stories aus dem Backlog erweitert wird. Dies ist mit Vorsicht zu genießen, denn dadurch wandert die Story mit allen Aufgaben, die mit ihr verbunden sind, in den Sprint.

Wenn also Kampf-NSC Leerlauf haben, bringt es nichts, eine Story in den Sprint zu ziehen, die einen Kampfeinsatz und einen Festrollen-Einsatz vorsieht, denn auch die Aufgaben für die Festrolle sind durchgeplant und es kann nicht einfach davon ausgegangen werden, dass eine zusätzliche Aufgabe für diese Festrolle bespielt werden kann.

Gefürchtet: Blocker

Wenn eine Aufgabe derzeit nicht durchgeführt werden kann, so ist sie blockiert. Diese wichtige Information muss auf dem Board sichtbar gemacht werden, und dies geschieht mit Blocker-Karten.

Ein Beispiel für einen solchen Blocker: Die Aufgabe „Räuber überfallen Spieler im Wald“ ist geblockt, weil derzeit alle verfügbaren Schwerter für eine Mini-Schlacht im Einsatz sind.

Um diesen Blocker sichtbar zu machen, nehmen wir uns eine möglichst auffällige Karte und kleben diese hochkant an die geblockte Aufgabe. Die Blocker-Karte verhindert also auch optisch, dass die Aufgabenkarte bewegt wird.

Auf der Blocker-Karte sollte dick das Wort „BLOCKER“ stehen, gefolgt von einer kurzen Zusammenfassung für die Gründe des Blocks. Beispielsweise „BLOCKER: Keine Schwerter im Fundus“

Blocker auflösen

Zum Update des Boards gehört auch, mögliche Blocker aufzulösen.

Wenn in unserem Beispiel die NSC aus der Schlacht wiederkommen (und hoffentlich auch die Schwerter wieder mitbringen), können sie diesen Blocker entfernen. Danach können sie entweder selbst den Räuberangriff wählen(wenn sie nach der Schlacht noch Energie über haben), oder aber sie machen Pause und überlassen anderen NSC, sich die Räuber-Aufgabe(und die Schwerter)zu nehmen.

Dringende Einwürfe? Fast-Lane!

Manchmal passieren Dinge, die eine schnellstmögliche Reaktion seitens des Plot-Owners erfordern. Beispielsweise können die Spieler einen Spieler-Dieb gefasst haben und möchten diesen nun einem Richter oder zumindest dem Kommandanten der Wache vorführen.

An dieser Stelle kann der Plot-Owner entscheiden, wie wichtig ihm diese Szene ist. Ist sie nicht dringend, weil die Spieler den Dieb „unter Beobachtung“ bis zum Urteilsspruch auf freien Fuß gesetzt haben, kann er eine entsprechende Story schreiben und diese in den nächsten Sprint planen.

Haben die Spieler den unglücklichen Diebes-Spieler allerdings festgesetzt, sollte der Plot-Owner ihn möglichst schnell aus der misslichen Lage erlösen. In diesem Fall kann er die passende Story schreiben und in die sogenannte Fast-Lane hängen.

Die Fast-Lane befindet sich, entweder real oder nur gedacht, über der obersten regulären Zeile des Boards. Das heißt: Alles, was da hängt, hat schon durch die Lage automatisch die höchste Priorität und wird als erstes bearbeitet.

So kann er schnell einen Richter bereitstellen, denn der nächste freiwerdende NSC, auf den die Aufgabe passt, ist angehalten, sich diese aus der Fast-Lane zu nehmen.

Hier kann es sich lohnen, die Aufgabe mit möglichst großer Zielgruppe zu schreiben. Beispielsweise könnte die Aufgabe „Ein Kommandant, Richter oder Adliger spricht Recht über den gefangenen Dieb“ sowohl von den Kampf-NSC (Kommandant), als auch von den Ambiente-NSC (Richter), als auch von anwesenden GSC (Adlige) in Angriff genommen werden.

Klar soweit?

Die ersten Artikel haben einen möglichen grundlegenden Ablauf für Cons beschrieben. Im nächsten Artikel wird es darum gehen, wie der Sprint abgeschlossen wird, wie sich der Informationsfluss für den Plot-Owner gestaltet und welche Möglichkeiten er jetzt konkret erhält. Außerdem werde ich auf Fragen eingehen, die bislang aufgetreten sind.

Deshalb lade ich euch ein, eure Fragen, eure Anregungen und natürlich auch Kritik in den Kommentaren zu hinterlassen.

Artikelbild: Kristina Schlemmer

 

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