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Ein Artikel von Laura Birnbaum und Michael Engelhardt

Am Wochenende des 11/12 Dezember 2016 hat eine weitere Anime/Manga-Convention ihre Tore zum ersten Mal geöffnet. Die EpicCon war die erste Con des italienischen Veranstalters auf deutschem Boden und nicht gegen einige Probleme und Fehler gefeit. Messeartige Veranstaltungen waren bis vor zwei Jahren in Deutschland auf Veranstaltungen wie die FedCon und Ringcon limitiert.

Mit diversen Comic-Cons wird mehr und mehr versucht, neben den etablierten Anime/Manga-Conventions andere Veranstaltungskonzepte, wie sie etwa in den USA üblich sind, zu festigen, um neben Dokomi und Connichi zu bestehen. Dass dies noch einige Fußangeln beinhaltet, haben nun auch die Verantwortlichen der EpicCon bemerkt. Es wurde allerdings auch einiges richtig gemacht, was uns die Messe im Endeffekt zwar als ausbaufähig, doch als soliden Anfang bezeichnen lässt. Vielleicht haben die Veranstalter sich für den Anfang etwas viel aufgebürdet, doch war schon am Wochenende selbst zu bemerken, dass sie sehr bemüht waren, daran zu arbeiten und nachzubessern.

Location

Die Wahl der Location fiel auf eine der Messehallen der Messe Frankfurt. Diese ist ein recht bekanntes Terrain für Anime-, Manga- und Comicfans, da sie während der Frankfurter Buchmesse neben Comics unter anderem die Kinder- und Jugendmedien beheimatet. Die Halle ist mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar und liegt in direkter Nähe zu einem Einkaufszentrum, in das man kurz für kleine Besorgungen springen kann. Es gab zwei Stockwerke, wobei im ersten Obergeschoss diverse einzelne Meetingräume zu finden waren, in denen die Workshops und Panels untergebracht wurden. Die Halle selbst und die Gänge waren weitläufig und boten viel Platz für alle Besucher. Den Innenhof des Messegeländes konnte man ebenfalls begehen, um kurz Luft zu schnappen. Die Beschilderung und der dazugehörige Standplan waren übersichtlich und genau, der Infopunkt schnell zu finden und jederzeit mit hilfsbereiten Helfern besetzt.

Lediglich die allgemeine Aufteilung der Stände und Areale in der Halle selbst war etwas unglücklich gewählt worden. So waren mehrere Bühnen und laute Bereiche überall verteilt, sodass es generell recht unruhig war und man stark beschallt wurde. Hier wäre es besser gewesen, Stände und Aussteller nicht nur nach Themen, sondern auch nach Lautstärken zu bündeln, um etwas mehr Ruhe in die Messe zu bringen.

Organisatorisches

Das Team vor Ort bestand aus zahlreichen freiwilligen Helfern, Personal der Messehalle und festen Orga-Mitgliedern. Diese waren immer freundlich und auch in etwas chaotischen Situationen bemüht, schnell Lösungen zu finden, was auch meistens gelang. Dass Helfer auch mal über ihr Ziel und ihre Kompetenzen hinausschießen, kann passieren. Der einzige uns bekannte Fall wurde schnell und professionell von der Head-Orga gelöst, wie man es eben erwartet, was aber nicht immer selbstverständlich ist.

Die Organisation der Workshops, Vorträge und Artist Alley war im Vorfeld etwas chaotisch und führte zu einem mehr oder minder kleinen Durcheinander. Zugesagte, aber doch nicht vorhandene Laptops, oder einander widersprechende Regeln für Waffen hielten die Helfer auf Trab. Doch konnten die Probleme durch das engagierte Team vor Ort meist schnell behoben werden. Als beispielsweise in einem Workshop von Calssara der Laptop ausfiel, wurde binnen weniger Minuten Ersatz beschafft.

Zwei wesentlich größere Probleme der Kommunikation dürften die Veranstalter vor Herausforderungen gestellt haben. Zum einen konnte man den Eindruck gewinnen, dass die freiwilligen Helfer nicht immer alle wichtigen Informationen zum Ablauf erhielten, oder zu spät informiert wurden. Hier kann und muss sicher einiges nachgebessert werden. Wesentlich schwerwiegender war die geringe Bewerbung der Veranstaltung. Die Besucherzahlen dürften deutlich unter den Erwartungen gelegen haben. Wenngleich es natürlich schön ist, gerade mit großen Cosplays auch mal ordentlich Platz zu haben, und als Besucher nicht im Gedränge hin und hergeschubst zu werden, muss sich so eine Veranstaltung auch tragen. Auch hier müsste bei einer Fortsetzung nachgebessert werden.

Merchandise und Aussteller

Wie angekündigt gab es eine recht üppige Auswahl an Merchandise-Ständen, an denen man reichlich Erspartes lassen konnte. Die Preise waren hier mehr als fair, und wer bis Sonntagmittag gewartet hatte, konnte auch das eine oder andere Schnäppchen machen. Das Angebot wiederholte sich jedoch recht fix, mehr Abwechslung wäre schön gewesen. Schön war jedoch, dass Dein LARP Shop mit einem Stand versuchte, Kontakt zur Szene aufzubauen, und auch Werbung für LARP machte. Schnittmengen der Szenen sind ja nicht zu leugnen. Mit Leaders der rudy games GmbH aus Österreich war auch ein innovatives Brettspiel vor Ort, das man ausgiebig testen konnte.

Wer schon immer mal ein echtes Modell von sich in seinem Kostüm haben wollte, konnte sich in einem 3D-Scanner digitalisieren lassen und einen 3D-Druck von sich gewinnen.

Die Artist Alley, inzwischen ein wichtiger Faktor bei Cons, war abwechslungsreich besetzt und konnte mit spannenden Angeboten aufwarten, seien es Zeichnungen vom eigenen Charakter, schöne Anhänger, wie zum Beispiel von caffecupcake, oder schöne Prints. Jedoch war die Lage neben einer der Bühnen, welche fast konstant bespielt wurde, ziemlich unglücklich gewählt, sodass man sich hier oft nur schreiend verständigen konnte. Die Kommunikation im Vorfeld war ebenfalls etwas wirr, doch hatten sich die meisten Unklarheiten vor Ort schnell aufgelöst. Trotzdem konnte man hier glücklich werden. Witzig: Auch das Necronomicon aus Ash vs. Evil Dead fand als kleiner Anhänger von The Beautiful Ugly seinen Weg zur EpicCon.

Abwechslung bot auch eine Riege an namenhaften Cosplayern und Künstlern wie Evil Ted und Yaya Han, die aus den USA angereist waren, oder Lightning Cosplay und Calssara aus Deutschland. Wenngleich dies definitiv zum Standard gehört, ist es schön, dass eine neue und junge Orga so ein breites Spektrum an bekannten Namen für sich gewinnen kann. Walking Acts dürfen natürlich nicht fehlen, und so bereicherten das Fireteam Equus, die 501st German Garrison, die Ghostbusters Deutschland und AJ Design mit ihren Transformers die Veranstaltung und waren beliebte Fotomotive.

Interessant war die Ankündigung des Veranstalters, auch einmalige Attraktionen zu bieten. Eine davon sollte ein traditionelles japanisches Volksfest in einer besonderen Japanecke werden. Diese stellte sich leider als recht überschaubar heraus, bot jedoch ein paar spannende Sehenswürdigkeiten der japanischen Kultur, wie Ikebana, traditionelle Musik und Kampfkunst-Vorführungen. Vom angekündigten Volksfest indes war wenig zu sehen oder zu spüren. Enttäuschend, wenn man sich darauf gefreut hatte, und definitiv ausbaufähig.

Programm

Das angebotene Programm beinhaltete viele Workshops und Panels in eigenen Räumen im zweiten Stockwerk der Halle. Ehrengäste und weitere, angemeldete Workshopdozenten belegten hier verschiedenste Themen, wobei für jeden etwas dabei war. In der Haupthalle gab es auch ein paar Mitmach-Möglichkeiten wie zum Beispiel Sushi selber machen, die Kunst des Ikebana, und verschiedene Kampfkünste in einem kleinen aufgebauten Dojo.

Freiere Beschäftigungsmöglichkeiten waren mit diversen Spielen überall in der Halle zu finden. Hier gab es einen kleinen Lasertagkurs, Bullenreiten, Reallife-Kicker, Riesenmikado oder –jenga, und Gladiatorenkämpfe mit Schaumstoffkeulen. Im Maidcafé konnte man sich mit Tee und Keksen sowie anderen Kleinigkeiten bewirten lassen, während man sich ausruhte.

Zuletzt sind noch die groß beworbenen Cosplaywettbewerbe mit recht stattlichen Preisen (diverse Flüge in die USA oder nach Japan) zu erwähnen. Waren Organisation und Informationsfluss vor der Veranstaltung recht dürftig, so liefen die Wettbewerbe vor Ort dank Nachbesserungen und kompetentem Staff ziemlich rund. In der Jury saßen hauptsächlich Ehrengäste aus dem Metier. Die Teilnehmerzahlen hätten etwas höher sein dürfen, doch das war wohl der generell etwas geringen Besucherzahl geschuldet. Am Ende fanden sich würdige Gewinner, die nun eine Reise antreten dürfen.

Food

„Tradition und Fantasie machen das Essen aus unserer Food Area zu einem wundervollen kulinarischen Erlebnis“, so wurde der Bereich für das leibliche Wohl angekündigt. Vor Ort sah es leider ganz anders aus. Vier kleine Stände des Messe-Caterers, die ein minimal japanisiertes Angebot darboten, stellten die angekündigte Food Area dar. Es gab ein paar abgepackte Kleingebäcke aus Japan, sowie Ramen (Nudelsuppe japanischer Art). Neben den üblichen Getränken gab es als japaneske Ergänzung Grüntee und Matcha Latte. Die Preise waren messetypisch hoch und in Bezug auf die Auswahl nicht unbedingt angemessen.

Die Food Area war allerdings gut platziert und schnell zu finden. Sitzmöglichkeiten an Tischen und Bänken gab es ebenfalls ausreichend, sodass man hier schnell eine kleine Pause machen und ein wenig verharren konnte. Sollte die Messe allerdings wachsen, muss man hier aufstocken.

Cosplay

Als Cosplayer konnte man sich über viel Platz freuen. Sonst eher schwierige Kostüme mit großem Umfang, Flügeln oder Rüstungsteilen, an denen andere Besucher hängen bleiben können, konnten auf der EpicCon bedenkenlos zur Schau gestellt werden. Die breiten Gänge und Türen, sowie die großzügigen Freiflächen innerhalb der Halle, ließen genug Spielraum für Cosplayer, Fotografen und Unbeteiligte, sodass sie sich nicht gegenseitig auf die Füße traten.

Ebenfalls war es entlang der Hallenwände möglich, diverses Kameraequipment wie Blitze und Stative aufzustellen, ohne Fluchtwege zu versperren oder Angst haben zu müssen, dass sie vom nächsten Passanten umgerannt werden würden. So konnten die Fotografen in Ruhe ihre Models posieren lassen, ohne dass es zu den großen Staus kam, die sonst auf Conventions üblich sind.

Leider war aber der Vorteil gleichermaßen ein Nachteil. Die Hintergründe und Shootingecken waren recht monoton und karg – Messehallen eben – ohne viel Abwechslung außer Glas, Metall und Beton. Hier wären ein paar extra platzierte Fotospots, gegebenenfalls mit farbigen Hintergründen oder Requisiten, ein Traum – der Platz wäre nämlich locker vorhanden. Lediglich die 501st German Garrison und die Ghostbusters Deutschland boten hierzu Möglichkeiten.

Ein anderer Wermutstropfen war der Waffencheck. Zwar war er in der quasi professionellen Hand eines Bereichsleiters, der auf vielen großen Conventions seit Jahren dieser Aufgabe nachgeht, dennoch kam es vor allem am Samstag zu Verwirrungen bezüglich der Mitnahme oder Abgabe mancher Waffen, Requisiten oder anderer, eher sperriger Accessoires einiger Cosplayer. Doch wurde sich bemüht, die Informationen wieder auf einen Stand zu bringen, und so lief es am Sonntag gleich viel runder, und die Dos und Don’ts wurden klarer kommuniziert. Die Regeln sollten auf jeden Fall bei einer nächsten EpicCon im Vorfeld klarer kommuniziert werden.

Fazit

Als wir am Sonntag nach der Con beim Essen zusammensaßen, blieb ein durchaus positives Gefühl von der Con zurück. Ganz klar, es gab einige Punkte an denen gearbeitet werden muss, um die EpicCon wirklich episch zu machen. 50 Euro für ein Drei-Tages-Ticket und 25 Euro für ein Tagesticket sind stolze Preise, die nicht ganz durch das Angebot gerechtfertigt wurden. Für den Preis darf man mehr erwarten, und es sollten einige Punkte überdacht werden, beginnend bei der ungünstigen Hallenaufteilung, bis zum Ausbau des Programms und der Angebote.

Der Außenbereich der Messe böte einiges an Möglichkeiten, und auch die Halle selbst gibt mehr her, wie zum Beispiel Fotospots. Ein Ruhebereich für die Gäste, und die Verlegung der Cosplayer und der Artist Alley in eine ruhigere Ecke würden ebenfalls zur Aufwertung beitragen.

Trotz der Kritik hat die EpicCon einen soliden Auftakt hingelegt. Größeres Chaos blieb aus, und die Veranstalter zeigten sich vor Ort professionell und kritikfähig. Das Programm und die Angebote waren kurzweilig, aber für drei Tage zu wenig. Wird nun die Kritik der Besucher, Künstler und Aussteller ernstgenommen, und wird damit auch gearbeitet, könnte die EpicCon eine feste Instanz werden. Sollte es eine Fortsetzung geben, werden wir dabei sein und sehen, was sich getan hat.

Artikelbilder: (c) Teilzeithelden

 

5 Kommentare

  1. Ihr süßen, ihr habt das falsche Maid Cafe verlinkt. Gratis Tee und Plätzchen gab es beim Maido no Kisetsu, das Into Wonderland hat einen Zeichenwettbewerb veranstaltet mit Klasse Preisen :).

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