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Max und Moritz von Wilhelm Busch kennt wohl jeder. Seine Geschichten, meistens zusammen mit dem Struwwelpeter, Suppenkasper und Hans Guck-in-die-Luft in einem Buch gedruckt, durften und dürfen einfach in keinem Haushalt fehlen. Schließlich können Kinder aus den Geschichten etwas lernen, nämlich, was passiert, wenn man etwas tut, was man nicht tun sollte und auch nicht tun darf.

Funktioniert hat das natürlich nicht bei allen, einige nahmen die Geschichten auch einfach als Inspirationsquelle. Christian von Aster hat sich wohl dieselben Fragen gestellt wie wir und sie direkt mit einem Buch beantwortet. Max und Moritz sind bei ihm Orks mit den wohlklingenden Namen Horrk & Grablakk und ihre Taten stehen den Taten ihrer irdischen Pendants in nichts nach.

Aufbau und Inhalt

Wie auch bei der irdischen Geschichte, vollbringen die Orks sieben Schandtaten. Bevor sie aber ihre Erste begehen können, erfahren wir im Vorwort etwas mehr über Horrk und Grablakk. In Reimform, wie könnte es anders sein, wird dem Leser klargemacht, wie die beiden ihre Tage verbringen und wie sie es so mit dem Anstand und dem Respekt vor Ogern und Trollen und den Weisen und Alten halten. Am Ende des Vorworts wird dabei auch ein kleiner Blick auf das Ende der Geschichte geworfen.

In Reimform und auch immer wieder mit direkten Anleihen aus Buschs Buch, geht es auch im weiteren Verlauf des Büchleins weiter. Die erste Schandtat führt sie ins Lager des Braumeisters Hegel, der neben Bier auch Phönixe fürs winterliche Heizen im Keller eingeschlossen hat. Durstig wie Orks nun einmal sind, ist der Keller und die dort gelagerten Fässer natürlich ein lohnendes Ziel. Schnell waren alle Fässer zusammengebunden und der Fluchtweg war der Kamin. Oben zogen die beiden Orks die Fässer in den Kamin, bis ihnen der Gedanken kam, dass eine Pause gar nicht so schlecht wäre. Diesen Gedanken setzten die beiden sofort, ohne weiteres Nachdenken, in die Tat um und setzten sich, ohne auf das Seil zu achten, neben den Kamin. Was passiert mit Fässern, die aus einer gewissen Höhe auf den Boden aufprallen? Und was passiert mit nassen Phönixen? Machen wir es kurz, Herr Hegel war pleite und die Orks hatten ihre erste Schandtat vollbracht.

Die zweite Schandtat folgte sogleich, denn der arme Herr Hegel, der nun seines Einkommens beraubt war, wollte nicht als armer Schlucker enden und suchte nun verzweifelt nach seinem Seil, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Orks, wie auch immer, hatten noch das Seil, welches sie um die Fässer gebunden hatten und für gutes Geld verkauften sie dem Mann sein eigenes Seil. Als der arme Herr Hegel an seinem Kirschbaum hing, klauten sie ihm auch noch seine Kirschen. Damit war die zweite Schandtat vollbracht.

Die dritte Schandtat entführt uns nach Mittelerde, wo ein gewisser Randolph, „ohne G, mit einem A.“ Helden sucht, die einen Ring in einen Vulkan werfen würden. Die Orks, die für Helden nicht viel übrig haben, fassten den Plan, sich als Randolph auszugeben und nutzlose und wertlosen Ringe als den Einen Ring zu verkaufen. Menschen, die den Titel Held tragen wollten, gab es an fast jeder Ecke und so hatten sie schnell drei Ringe verkauft und sich mit etwas Wein zurückgezogen. Die Helden jedoch trafen sich und stellten natürlich sofort fest, dass sie übers Ohr gehauen worden waren. Als den Schuldigen hatten sie schnell Randolph ausgemacht, der die Tracht Prügel nicht kommen sah.

Bei den Illustrationen bemühte man sich, möglichst nah am Original zu sein
Bei den Illustrationen bemühte man sich, möglichst nah am Original zu sein

Auch die Bildung darf in diesem Buch nicht zu kurz kommen: In der vierten Schandtat steht das Lernen im Vordergrund. Der Druide „Meister Krähenfuß“ versucht sich dabei als geduldiger und innovativer Lehrer, denn als er bemerkt, dass die übliche Fächer keinen Sinn haben, lehrt er die beiden Orks Kaputtmachkunde, Quälen von Elfen und Alchemie. Letzteres hätte er mal lieber nicht gemacht, denn Schwarzpulver ist in Händen von Orks viel zu gefährlich. Das spürt der Druide bald am eigenen Leib, denn in dem Moment, als sein Steinkreis, kein geringerer als Stonehenge, explodiert, wird der gute Druide Krähenfuß von einem Stein erschlagen.

Wo Druiden und Magier sind, dürfen Drachen natürlich nicht fehlen. In der fünften Schandtat ist ein solcher Drache auf der Suche nach einer Jungfrau und ein Dorf ganz versessen darauf, diesem Drachen eine Jungfrau zu geben, wenn er dafür das Dorf verschont. Ein lohnendes Geschäft, denken sich Horrk und Grablaak, verkleiden ihren sturzbetrunkenen Onkel, die hässlichste und unjungfräulichste Jungfrau aller Zeiten, als eben eine solche. Die Dörfler fallen darauf herein und der Drache scheint besänftigt, zumindest bis der Onkel erwacht. Das Dorf wird zerstört und die Orks sind wieder um ein paar Goldmünzen reicher.

Wer Max und Moritz kennt, der weiß, dass die sechste Schandtat deren letzte war und auch hier nähert sich das Buch dem Ende. Diesmal dreht sich bei ihrer Schandtat alles um ein Schwert in einem Stein. Unfähig das Schwert selbst aus dem Stein zu ziehen um das Reich anschließend als König zu führen, rühren die beiden eine klebrige Brühe zusammen und verbinden Schwert und Stein damit für immer.

Die siebte Tat, ist jene Tat, die man ihnen antut. Aus einem einfachen Grund: Die tapferen und starken Recken, die versuchen das Schwert aus dem Stein zu ziehen, hören das Lachen der Orks und der Einfall eines Kochs führte dazu, dass man in diesem Land Ork mit Bohnen isst.

Zum Abschluss der Geschichte kommen noch einmal diejenigen zu Wort, die die Schandtaten der Orks überlebt haben und natürlich darf die Moral nicht fehlen, die in diesem Fall einfach nur die Empfehlung ist, Orks mit Bohnen zu verspeisen.

Nach der Geschichte werden der Autor und der Zeichner vorgestellt. Für Christian von Aster war das Schreiben des Buches mehr Therapie als Arbeit und Rudolf Eizenhöfer bezeichnet sich gar selbst als Orkpapa einer Orktochter. Ein perfektes Duo.

Zeichenstil

Wie auch bei Wilhelm Busch, handelt es sich auch bei der fantastischen Variante seiner Geschichte nicht um einen Comic, sondern um eine Bildergeschichte in gezeichneten Stationen. Die beiden Orks haben dank ihrer Frisur eine große Ähnlichkeit zu Max und Moritz, das ist gewollt und passt wunderbar. Die anderen auftauchenden Personen, auch wenn es thematisch passt, haben, bis auf die Ähnlichkeit von Meister Krähenfuß und Lehrer Lämpel, keine Ähnlichkeit zu den Personen, die Wilhelm Busch in seinem Werk verwendet. Dafür tauchen bekannte Gesichter der Fantasywelt auf, was auch deutlich besser passt.

Die Zeichnungen sind durchaus ansprechend. Wilhelm Busch ist für mich ein besserer Zeichner, aber es passt eben zur Geschichte und man erkennt immer deutlich, was gerade passiert oder passiert ist und wird auch unterhalten, denn Details sorgen mit Sicherheit nicht nur bei mir für Lacher.

Erscheinungsbild

Text und Zeichnungen haben mich ja bereits überzeugt. Die Klebebindung und das Layout überzeugen dann aber vollends. Die Bindung und das Hardcoverbuch sind stabil. Äußerlich überzeugt das Büchlein durch eine tolle Optik und Haptik. Man hat wirklich etwas in den Händen. Um den Text und die Zeichnungen herum finden wir auf jeder Seite einen roten Rahmen. Innerhalb dieses Rahmens haben wir einen gelblich-braunen Hintergrund. Auf diesem Hintergrund steht der Text und in diesen hinein wurden die Zeichnungen perfekt eingearbeitet.

Lektorat und Korrektorat haben eine perfekte Arbeit abgeliefert, weswegen ich dazu nichts mehr sagen muss.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Verlag Schwarze Ritter
  • Autor: Christian von Aster
  • Illustrationen: Rudolf Eizenhöfer
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 56
  • ISBN: 978-3981727265
  • Preis: 12,00 EUR
  • BezugsquelleAmazon

Fazit

Horrk & Grablakk sind bei uns als Max und Moritz bekannt und genau wie die beiden sorgen sie in ihrer Welt für einiges Aufsehen. Passenderweise finden wir in der Welt allerlei bekannte Gesichter und bekannte Legenden, die durch Schandtaten von Orks noch besser erzählt werden können. Die Reimform ist sicher gewöhnungsbedürftig für die heutigen Leser, aber es passt zum Klassiker, der als Vorlage diente.

Die Zeichnungen sind perfekt auf das Buch abgestimmt und können dank kleiner Details und durch die optimale Unterstützung der Geschichte absolut überzeugen. Das Buch selbst ist ein Hingucker, sowohl äußerlich als auch innerlich durch das gelungene Layout. Hier wurde alles richtig gemacht und ich hoffe doch sehr, dass wir noch mehr Klassiker der deutschen Literatur in diesem Format erhalten.

Artikelbild: Verlag Schwarzer Ritter
Dieses Produkt wurde kostenlos Verfügung gestellt.

 

 

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