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Vampire, Monster, Fabelwesen – spitze Zähne gehören (fast) immer dazu. Und wer den eigenen Auftritt nicht durch billige Halloweenzähne versauen will, braucht gute Beißerchen. Zum Glück gibt es Jelena, die Zahnfeee (mit drei e): Sie stellt Zähnchen nach individuellen Wünschen her. TZH hat sich das Angebot angesehen und getestet.

Das Markenzeichen eines Vampirs sind seine Fänge. Aber nicht nur die Schrecken der Nacht zeichnen sich oft durch besondere Zähne aus, sondern auch zahlreiche andere Fabelwesen und Rassen im LARP: Werwölfe, Dämonen, Halbdrachen… schlichtweg alles, was irgendwie nicht menschlich und zumindest latent gefährlich ist. Spitze Zähne haben etwas Raubtierhaftes und Gefährliches, und tragen dazu bei, den verschiedensten Rollen einen schaurigen Touch zu geben. Das Blecken von Reißzähnen oder Fängen ist noch beeindruckender als ein „normales“ fieses Grinsen – insbesondere, wenn die Zähne möglichst echt aussehen.

Für Rollenspieler gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, den eigenen Charakter auch durch Fänge aufzuwerten. Von günstigen Fängen für etwa 10 EUR, die selbst angepasst werden, bis hin zu professionell vom Zahnarzt gefertigten Einzelstücken für 200 EUR oder mehr ist so ziemlich alles möglich.

Wer keine der billigen Zähne nutzen, aber auch kein dreistelliges Vermögen ausgeben will, sollte sich die Arbeiten von Jelena, der Zahnfeee mit drei e, anschauen. Sie fertigt Zähne nach den individuellen Wünschen ihrer Kunden an.

Künstliche Fänge – Pro und Contra

Leider bringen viele der gängigen künstlichen Fangzähne einige Nachteile mit sich: Sie sehen oft eher künstlich und klobig aus, sind nicht unbedingt komfortabel anzupassen und meistens lispelt man mit ihnen. „Ich bin der Ssssschrecken, der die Nacht durchflattert“, raubt auch dem besten Auftritt die Dramatik. Dazu kommt, dass man mit aufgesteckten Fangzähnen nicht essen kann, da das Abbeißen und Kauen beinahe unmöglich ist oder aber die Zähne beschädigt. Andererseits ist der Pflegeaufwand für die Beißerchen meist zu ignorieren.

Der Vorteil von Fangzähnen wurde schon genannt: Sie sehen einfach geil aus. Je besser die Zähne gemacht sind, desto mehr runden sie den überzeugenden Auftritt ab. So wie eine individuelle Gewandung, verschiedene Ausrüstungsgegenstände und das passende Makeup sind Fangzähne ein gutes Mittel, einen Charakter optisch überzeugend darzustellen. Gleichzeitig können sie auch dir als Darsteller helfen, dich besser in deine Rolle einzufinden: Mit der Zunge zu spüren, dass du Fangzähne im Mund hast, ist etwas anderes als zu wissen, dass sich dein Charakter bei Bedarf welche wachsen lassen könnte, die aber nicht dargestellt werden.

Ehe du dir Fänge zulegst, solltest du einige Punkte für dich klären: Wie überzeugend echt sollen die Fänge wirken, was sollen sie leisten können und wie viel bist du bereit dafür auszugeben? Für einen einmaligen Halloween-Auftritt oder als Monster-NSC ohne Sprechrolle auf einem LARP sind die günstigen Zähne für 10 EUR sicherlich ausreichend. Wenn du eine Rolle länger spielst, auch aus der Nähe überzeugend wirken und problemlos sprechen können willst, lohnt es sich hingegen, ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen und wirklich gute Zähne zu kaufen.

Wer ist die Zahnfeee?

Jelena ist eindeutig vom Fach: Sie ist gelernte Zahntechnikerin und hat Dentaltechnologie studiert. Wer sie kennenlernt, merkt schnell, dass sie gerne mit verschiedenen Materialien arbeitet und ausprobiert, was man damit so alles anstellen kann. Der Schmuck, den sie in den letzten Jahren privat hergestellt hat, beweist dies eindrucksvoll. Außerdem ist keine Herausforderung zu groß, um nicht angegangen zu werden, weshalb sie auch an der Herstellung ihrer Zähne immer weiter feilt und sie perfektioniert.

Angefangen hat ihre Karriere als Zahnfeee mit einer rosa Zahnspange, oder besser gesagt, eben ohne diese Zahnspange. Denn sie wollte als Kind unbedingt eine solche haben, hat aber keine bekommen. Was die meisten Kinder wahrscheinlich unglaublich glücklich gemacht hätte, hat bei ihr Interesse und Ehrgeiz geweckt. Bald folgte ein Praktikumsplatz bei Zahntechnikern, und damit gab es auf dem Weg zur (Fang-)Zahnfeee kein Zurück mehr.

Jelena lebt und arbeitet in Osnabrück, in Fußreichweite vom Hauptbahnhof. An den Wochenenden fertigt sie nun seit einigen Jahren Fangzähne für Menschen aus ganz Deutschland und sogar den umliegenden Nachbarländern an. Wie genau du an einen Termin kommst, erfährst du auf ihrer Homepage. Plane dafür genug Zeit ein, denn gerade vor Halloween wirst du kaum noch kurzfristig einen Platz an ihrem Werktisch bekommen. Und lese dir vorher ihre FAQ durch, darin werden die meisten Fragen bereits beantwortet.

Die Zähne der Zahnfeee

Jelena fertigt individuell angepasste Fangzähne an, die nach den Wünschen ihres „Opfers“ (wie sie ihre Kunden scherzhaft nennt) gestaltet werden. Dabei sind nicht nur die Eckzähne als typische Vampirfänge möglich, sondern auch alle anderen Zähne im Mund.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ja, die Zähne sind nicht unzerstörbar. Ich habe es durch eigene Tollpatschigkeit geschafft, im Laufe der Jahre zwei Stück zu zerbrechen. Allerdings konnte Jelena beide Zähnchen retten und reparieren. Wenn man sich geschickter anstellt, als ich es getan habe, kann ein Zahn durchaus 7 Jahre und länger halten – bei immerhin mindestens einmaligem Einsatz pro Monat.

Der Preis für das erste Paar Zähne liegt bei 60 EUR, das zweite bei 50 EUR und das dritte bei 40 EUR. Damit sind die Zähne zwar nicht ganz günstig, können im Preis-Leistungs-Vergleich aber auf jeden Fall überzeugen. Die Preise berechnen sich anhand der Materialkosten, die recht hoch sind. Viel verdient Jelena mit den Zähnen nicht; sie fertigt sie nach eigener Aussage insbesondere deswegen an, weil sie dies gerne tut.

Wie geht das mit den Zähnen?

Die Zähne werden aus hochwertigem, keramikverstärktem Dentalacryl, einem Kunststoff, hergestellt. Jelena hat selbstangefertigte Rohformen der Zähne aus diesem Material, die mit noch nicht ausgehärtetem Dentalacryl gefüllt und auf den entsprechenden Zahn gesetzt werden. Dadurch wird jeder Fangzahn an genau einen einzigen Zahn angepasst, auf den er später perfekt passt. Deshalb ist beim späteren Tragen auch keinerlei Haftcreme nötig.

Während das „Opfer“ die Lippe vom Zahn wegdrückt und dadurch ulkige Grimassen zieht, härtet der Kunststoff in ein paar Minuten aus. Das erste Herausnehmen der Zähne ist noch schwer, aber das wird später wesentlich leichter funktionieren.

Nun beginnt das individuelle Anpassen, bei dem die Wünsche des „Opfers“ umgesetzt werden: Soll der Zahn eher groß oder klein sein, schief oder gerade, elegant oder monströs? Oder ist etwas ganz Ausgefallenes gefragt? Mit einem Dremel wird die gewünschte Form erschaffen.

Die Anfertigung eines Zahnpaares inklusive Pflegeanleitung dauert etwa zwei Stunden. Während dieser Zeit muss man natürlich nicht schweigen, sondern kann Jelena Löcher in den Bauch fragen. Nach all den Jahren kennt sie mehr Anekdoten rund um Fangzähne, als an einem ganzen Wochenende erzählt werden könnten: Wie sie einen ihrer Fangzähne im Sarg einer „Tanz der Vampire“-Vorführung wiederfand, was ihr anstrengendster Auftrag war oder wie sie die Zähne für Aniesha Fey angefertigt hat.

Achtung: Es handelt sich bei dem Dentalacryl um Kunststoff, der aushärtet. Wer vor der Zahnfeee von Plastik spricht, das trocknet, wird vom Balkon gestürzt. 

Ein kurzer Blick auf die Werkstatt
Ein kurzer Blick auf die Werkstatt

Was können die Zähne – und was nicht?

Die Zähne sind beliebig oft wiederverwendbar. Sie passen farblich zu den eigenen Zähnen und sehen dadurch täuschend echt aus, eben nicht wie die günstigen Plastikzähne. Wenn sie sorgfältig behandelt werden, halten sie mehrere Jahre. Man kann mit ihnen normal sprechen und singen, aber auch fauchen, küssen, rauchen und trinken. Wenn man ganz vorsichtig ist, kann man damit auch am Hals von anderen knabbern.

Was die Zähne nicht aushalten ist (ab)beißen und kauen. Auch nicht bei Weißbrot ohne Rinde oder anderen weichen Lebensmitteln. Außerdem wird jeder Fangzahn individuell an genau einen Zahn im Mund angepasst. Auf diesem hält er ohne Haftcreme oder andere Hilfsmittel. Wenn er aber auf den falschen Zahn gesetzt wird, zerbricht er leicht. Deshalb fräst Jelena an der Rückseite eine kleine Markierung ein, damit man die Zähne später auseinanderhalten kann.

Nach jedem Tragen sollen die Zähne mit Wasser und einer Zahnbürste geputzt werden, um Speichelreste zu entfernen. Gegen Verfärbungen durch rote Getränke oder Tabakrauch kann man sie hin und wieder einfach mit einer Gebissreinigertablette in ein Wasserglas geben.

Damit die Zähne nicht beim Transport beschädigt werden, erhält jedes „Opfer“ von ihr außerdem eine kleine Aufbewahrungsdose. Denn dass der lose Transport im Portemonnaie die Zähne zerbrechen lässt, ist klar. Zudem gibt es eine ausführliche Pflegeanleitung und Erklärung, damit man möglichst lange Freude an den Zähnen hat.

Schwarze Katzen, Spatzen und Wasser

Als Beweis dafür, dass man mit den Zähnen der Zahnfeee wirklich nicht lispelt, kann sich jeder an dem Zungenbrecher versuchen, der bei Jelena im Bad neben dem Spiegel hängt. Und natürlich steckt auch hinter diesem Zungenbrecher eine kleine Geschichte, die Jelena gerne erzählt.

Schwarz Katz
späht Spatz
an Wasserplatz.

Schwarz Katz
schmatz, schmatz
mag schmackhaft Spatz

Schwarz Katz
ratzfatz
rasch ran an Spatz

Schwarz Katz
Rabatz
da Spatz macht Satz.

Spatz hack
Schnapp kratz
Katz Wasserplatz.

Klatschnass
schwarz Katz
nach Spatzenhatz.

Fazit

Gute Fangzähne können einen Charakter abrunden. Egal ob Vampir, Dämon oder Halbdrache: Das Animalische, Raubtierhafte von Fangzähnen kann zu einem großartigen Auftritt beitragen. Zumindest, wenn die Zähne möglichst echt wirken und einen nicht lispeln lassen oder gar ausfallen, weil nicht genug Haftcreme benutzt wurde.

Vom Zahnarzt maßangefertigte Fangzähne sehen gut aus, kosten aber auch schnell 200 EUR oder mehr. Hier kommt Jelena ins Spiel, die Zahnfeee in Osnabrück. Seit Jahren fertigt sie individuelle Fangzähne an und ist in der LARP-Szene Deutschlands inzwischen ziemlich bekannt. Da sie die Zähne genau anpasst, halten sie ohne Haftcreme bombenfest. Sie passen farblich zu den eigenen Zähnen, wodurch sie täuschend echt aussehen, und lassen den Träger nicht lispeln. Und das Beste: Man muss keine dreistellige Summe dafür bezahlen.

Artikelbild: Subbotina Anna | fotolia
Fotografien: Frauke Bitomsky

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7 Kommentare

    • Reich definitiv nicht denn die Materialien sind leider wirklich sehr teuer. Zur Herstellung kann man bei den Hilfsmaterialen oft ausweichen auf Produkte die nicht „Zahntechnikbedarf“ sind und deshalb billiger aber eigentlich genau das gleiche sind, aber alles was in den Mund kommt ist teuer weil es zertifiziert ist weil ->Medizinproduktegesetz<-. Der Markt ist auch zu klein um sich nur darauf spezialisiert damit selbstständig zu machen denke ich.

    • Zumindest, wenn Du keine Preise nehmen willst, die dann kein Larper mehr bezahlen kann/ will.
      Jelena sagte, dass sie auf die Stunde gerechnet als Bedienung in einem Café mehr verdienen würde als mit der Herstellung der Zähne. Das ist glaube ich ein guter Anhaltspunkt dafür, wie teuer das Material ist ;)

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