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Wer etwas für Das Schwarze Auge schreiben will, hat neben verschiedenen Foren seit November mit dem Scriptorium Aventuris eine fantastische Möglichkeit dafür. Doch wie wird der eigene Text besser? Teilzeithelden-Romanredakteurin Marie gibt Tipps aus ihrer Praxis als Autorin und Redakteurin.

Ich habe in den letzten Jahren das eine oder andere Buch für das Rollenspiel Das Schwarze Auge redaktionell betreut oder geschrieben, teils alleine, teils mit Anderen zusammen. Deswegen habe ich  hier immer mal wieder eine Anfrage bekommen, ob ich nicht mal den einen oder anderen Tipp zum Schreiben für DSA geben könnte.

Vor einigen Monaten hat Ulisses Spiele in Zusammenarbeit mit DriveThruRPG das Scriptorium Aventuris gestartet: eine Plattform, die es jedem ermöglicht, eigene Inhalte für Deutschlands größtes Rollenspiel nicht nur selbst zu erstellen, sondern auch mit Anderen zu teilen, und damit sogar noch Geld zu verdienen!

Eine bessere Gelegenheit, den einen oder anderen Tipp zum Schreiben für DSA weiterzugeben, kann ich mir nicht denken!

Mehr oder weniger gute Ratschläge

Die folgenden Ratschläge sind aus meiner eigenen praktischen Erfahrung und erheben natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Dem Einen oder Anderen werden sie beim Lesen selbstverständlich erscheinen, doch in der Praxis hat sich gezeigt, dass es immer wieder an diesen Dingen hapert.

Zielsetzungen

Bevor man jetzt also daran geht, das erste Wort zu tippen, sollte man sich überlegen, was eigentlich am Ende dabei herauskommen soll. Ein Abenteuer? Die Beschreibung der letzten Artefakte, die man für die eigene Runde ausgearbeitet hat? Eine epische Kampagne um einen fiesen Schwarzmagier, gegen den selbst Borbarad samt Heptarchen einpacken kann? Eine Regelkonversion auf ein anderes Regelsystem?

Möglich ist alles, hat aber andere Ansprüche, wenn man will, dass das Produkt am Ende auch Freude bereitet, sich vielleicht verkauft, und nicht mitsamt der eigenen Person im Internet zerrissen wird.

Zentral ist, dass man diese Zielsetzung durchhält. Schließlich will man in einem Abenteuer keinen seitenlangen Roman über die Kindheit eines unwichtigen NSCs lesen.

Wichtig ist aber noch etwas Anderes: Schreibt man diesen Text für sich, so wie ich meine NSC-Notizen, die ich zum Leiten nutze, und aus denen sehr wahrscheinlich niemand außer mir schlau wird? Oder schreibt man diesen Text, damit ihn auch Andere lesen und am Spieltisch verwenden können?

Ich gehe davon aus, dass Zweiteres überwiegt, besonders wenn man für das Scriptorium Aventuris schreiben will. Dann erfordert der Text aber auch entsprechende Möglichkeiten.

Nehmen wir zum Beispiel ein Abenteuer. Meine größte Schwäche beim Schreiben von Abenteuern sind Einstiege. Für meine eigenen Runden ist das kein Problem, ich kenne Spieler und Charaktere und weiß, was sie interessiert und hinter welchem Plothook sie herlaufen. Aber für Unbekannte? Hier muss eine Möglichkeit angeboten werden, die allgemeiner ist als ein auf spezifische Helden zugeschnittener Einstieg.

Damit will ich nicht sagen, dass ein Abenteuer jede Möglichkeit abdecken soll, aber wenn es der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird, sollte es über die eigene Gruppe hinausgehen können. Ein Intrigenabenteuer, das darauf basiert, dass einer der Spielerhelden und das Intrigenopfer verwandt sind, wird in den wenigsten Runden funktionieren.

Geld ist natürlich oft ein guter Anreiz, sollte aber nicht immer der einzige Reiz sein, ins Abenteuer auszuziehen. Schließlich kann es auch passieren, dass die spielende Gruppe aus lauter Elfen und Asketen besteht, die jedem Reichtum abgeschworen haben.

Helfen können natürlich Co-Autoren (ich bin meinen beiden von Der Schrecken der Schädelbucht immer noch sehr dankbar für ihre Ideen), gute, ehrlich kritisierende Freunde, oder auch die eigenen Spieler, wenn man sie nach dem Spielen eines Abenteuers fragt, welche Einstiegsmöglichkeiten sie noch sehen.

Informationen und Struktur

Wenn man nun aber für Andere schreibt, muss man beachten, dass diese nicht alles wissen, was man selbst weiß. Was im eigenen Kopf wunderbar funktioniert, muss das nicht auch in dem eines Anderen tun. Relevante Informationen müssen da sein. In einem Krimiabenteuer muss bei der Beschreibung des Mörders stehen, was sein Motiv ist, und bei einer Artefaktbeschreibung muss stehen, was es tut, inklusive entsprechender Regeln („eine mysteriöse Wirkung“ reicht nicht).

Relevante Informationen sollten nicht nur da sein, sondern sich auch finden lassen, wenn man nicht der Verfasser des Textes ist. Wer von uns hat nicht schon im Abenteuer oder einer Spielhilfe geblättert, auf der verzweifelten Suche nach einer Information, die man doch erst neulich noch gelesen hat. Aber wo?

Eine klare, übersichtliche Struktur hilft euren Lesern! Neben der strukturierten Informationsvermittlung heißen die Zauberworte außerdem Absätze und Zwischenüberschriften. An beiden ist noch niemand gestorben, eher an dem Mangel dieser.

Rächtschreipunk und andere Kleinigkeiten

Texte ohne ordentliche Rechtschreibung und Zeichensetzung lesen sich schlecht. Punkt. Fehler können passieren, auch im Profibereich. Das ist normal, wir sind alle nur Menschen. Aber einige Dinge gehen gar nicht, sodass wenigstens eine elektronische Rechtschreib- und Grammatikprüfung ransollte.

Einige Dinge findet sie aber auch nicht, sondern nur gründliches Gegenlesen:

  • Aventurische Begriffe: Kaum jemand hat alle aventurischen Begriffe in seinem elektronischen Wörterbuch eingespeichert, nicht einmal ich. Wenn man nicht genau weiß, wie ein NSC denn nun ganz genau heißt, oder ob Korushkand (das in Aranien) mit K oder C geschrieben wird, sollte man nachsehen. Besonders anfällig für dieses Problem sind lange tulamidische Namen und Begriffe aus dem Echsischen, aber auch die verschiedensten Schreibweisen von Al’Anfa, mit allen Begriffen, die sich darauf beziehen, wie al’anfanisch.
  • Falsche Bezüge: Bezüge auf andere Textstellen und Verweise sollten stimmen. Kaiserin Rohaja, die mehrfach ihre Augenfarbe wechselte, bietet hier ein anschauliches Beispiel. Wenn ihr Verweise setzt, egal ob auf Druckwerke oder innerhalb eures Textes, überprüft sie. Seid sicher, dass sie stimmen.
  • Namen: Auch die Namen von Personen sollten immer gleich sein. Der große Gegner der Helden sollte nicht zuerst Alrigio und ab Seite 15 Alricio heißen und dann im letzten Vorlesetext völlig anders.
  • Seltsame Formulierungen: Einige Formulierungen funktionieren nicht. Vieles ist Geschmack, aber manches auch schlichtweg grammatikalischer Unsinn. Mein persönlicher Favorit sind die reitenden Pferde. „Die Pferde reiten gemütlich durch die Landschaft, da hört ihr …“ Unabhängig davon, wie kreativ man diesen Vorlesetext finden mag, ist das Bild der reitenden Pferde geeignet, jede Stimmung zu ruinieren, und außerdem falsch. Denn Reittiere wie die Pferde der meisten Helden reiten nicht. Der Duden definiert reiten wie folgt: „sich auf einem Reittier (besonders einem Pferd) fortbewegen.“ Wenn Pferde irgendwo entlangreiten, haben sie also ein Reittier unter sich. Ihr versteht?

 

Auch mit dialektischen Formulierungen kann man übrigens furchtbar daneben greifen. Aber das fällt eher unter Geschmack.

Zum Abschluss

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig weiterhelfen mit meinen Tipps aus der DSA-Schreibpraxis. Wenn euch etwas einfällt, zu dem ihr gerne mehr wüsstet, oder ein Thema, das euch fehlt, schreibt es hier in die Kommentare. Einen Folgeartikel schließe ich nicht aus.

Zum Abschluss gibt es hier noch ein paar erheiternde Outtakes, die keine Rechtschreibprüfung jemals finden kann, sondern nur gründliches Gegenlesen:

Die Nähkämpfer

Das Handelslaus

Eine bestimmte Krone, mit der ein König gekörnt worden sei

Die rumreichen Krieger

 

Artikelbild: Minerva Studio | fotolia.de
DSA-Logo: Ulisses Spiele GmbH

 

1 Kommentar

  1. Ich glaube, dass solche allgemeinen Ratschläge relativ wenig bringen beziehungsweise nur ein allererster Ausgangspunkt sind. Eine Kurzgeschichte oder einen Roman zu verfassen ist nun mal etwas völlig anderes als ein Abenteuer oder gar eine Spielhilfe zu schreiben.

    Vielleicht könntest du dich ja in Nachfolgeartikeln auf jeweils eines der Formate konzentrieren.

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