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Krosmaster hat es schon ein paar Mal geschafft von uns in den Fokus gerückt zu werden, was es nicht zuletzt seiner starken Community verdankt. Dieser Community verdankt Krosmaster auch sein „Makeover“, denn drei Jahre Dauerspielen haben einige Anpassungen nach sich gezogen. Wir schauen, ob das Spiel anfängerfreundlich bleibt.

Die Welt des Krosmoz ist ein bizarres Universum, in dem sich irgendwie alles und nichts vereint. Irgendwo dort sind die Minuten- und Stundendämonen gefangen, deren Aufgabe es wohl vor allem ist Minuten und Stunden zu zählen. Das ist nicht sehr spannend und so begeben sie sich auf die Suche nach ein wenig Zerstreuung. Die finden sie in der Möglichkeit die Krosmaster, einige der besten Kämpfer des Krosmoz, gegeneinander antreten zu lassen.

Spielablauf

Zwei Kampftruppen der knuddeligen Meisterkämpfer stehen sich gegenüber, nur getrennt von der Arena mit ihren Säcken, Kisten und Verkaufsständen. Knuddelig zu sein ist schon eine ganz erhebliche Leistung und so verlangt niemand jetzt auch noch das Rad neu zu erfinden. Entsprechend kommt einem vieles bekannt vor:

Die beiden Spieler setzen ihre Krosmasterteams aus den acht Figuren des Grundspiels zusammen. Für den Anfänger empfiehlt es sich die vorgeschlagene Mischung aus je zwei stärkeren und zwei schwächeren Charakteren zu wählen.

Jeder Spieler startet mit sechs „Gewinngroschen“ und was nach Taschengeld klingt ist die harte Währung, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Wer zuerst seinen letzten Gewinngroschen abgeben muss, hat das Duell verloren.

Der Markt kurz vor Schlussverkauf: Die Kämpfer stehen bereit!
Der Markt kurz vor Schlussverkauf: Die Kämpfer stehen bereit!

Auf in den Kampf!

Sehen wir uns das Duell näher an. Die Spieler führen abwechselnd ihre Züge aus und handeln dann mit ihrem gesamten Team. Innerhalb des Teams bestimmt die Initiative der einzelnen Charaktere, wer vor wem beginnt. Die Fähigkeiten der Krosmaster sind auf ihren Charaktertafeln abzulesen: Kampfstärke, Lebensenergie, Aktionspunkte, Kräfte und mehr.

Vor allem die Kräfte machen die einzelnen Krosmaster zu etwas Besonderem. Es gibt starke Kämpfer, Fernkämpfer, Heiler, Kämpfer mit Flächenangriffen, teleportierende Zauberer und solche, die ihre Mitstreiter stärken oder die Kontrahenten schwächen können.

Die eigenen Krosmaster so zu spielen, dass sie ihre Stärken und Schwächen optimal miteinander kombinieren können, ist der eigentlich Schlüssel zum Erfolg. Dabei reicht es nicht einfach nur zu wissen, welche Fähigkeiten zusammen starke Synergieeffekte hervorbringen, das richtige Timing ist genauso wichtig, ebenso eine gute Bewegungsstrategie. Die in der Arena verteilten Dekoelemente sind dabei nicht nur Deko, sondern können je nachdem den Weg oder die Sicht versperren oder als erhöhte Angriffsposition zählen.

Sind zwei Krosmaster in Reichweite sich zu bekämpfen, geht es ganz klassisch zu. Der Angreifer würfelt mit einem Würfel, um den Schaden seines Angriffs durch die Chance auf einen kritischen Treffer zu erhöhen. Der Verteidiger würfelt ebenfalls mit einem Würfel, um den Schaden durch gelungene Verteidigung zu reduzieren. Befinden sich die beiden Streiter auf angrenzenden Feldern, befinden sie sich im Wirkungsbereich des Gegners und können diesen nicht so ohne weiteres verlassen; bei Krosmaster nennt sich das Blockieren. Versuchen sie es dennoch und steht ihnen keine Spezialfähigkeit zur Verfügung, dann wird wieder gewürfelt und der Gegner kann den feigen Rückzug durch einen Gegenwurf versuchen zu vereiteln.

Jedes Mal, wenn es einem Spieler gelingt einen Gegner auszuschalten, erhält er von ihm Gewinngroschen, und zwar je mehr, je stärker der Besiegte war.

Power Ups!

Bis hierhin ist Krostmaster ein mehr oder weniger normales Duellspiel (vom Knuddelfaktor mal abgesehen). Die Autoren haben dem Spiel nun aber noch einige Extras mit auf dem Weg gegeben, die ihm Geschwindigkeit geben (und in dem man seine Herkunft als Computerspiel erkennt).

Eine Kamastrecke, auf die auch Super Mario neidisch wäre
Eine Kamastrecke, auf die auch Super Mario neidisch wäre

Die Arena ist mit kleinen Goldtalern, den Kamas übersäht, die die Krosmaster aufsammeln können. An manchen Feldern der Arena (durch die die Dämonen in die Arena blicken), können diese Kamas gegen dämonische Belohnungen ausgetauscht werden. Je nachdem, wie viele der Kamas man ausgibt, darf man aus der Auslage an dämonischen Belohnungen neben dem Spielbrett bessere oder schlechtere Belohnungen wählen. Das können Tränke sein, die einmalig einen Wert erhöhen oder heilen bis hin zu Ausrüstung, die den Krosmaster dauerhaft stärkt. Allgemein könnte man sie durchaus als „Power Ups“ bezeichnen.

Wer sogar zwölf Kamas ausgibt, dem helfen die Dämonen etwas weniger subtil, sie stehlen dem Gegner direkt einen Gewinngroschen, den der kaufende Charakter einsteckt.

Abgesehen von diesen käuflichen Hilfen, mischen sich die Dämonen auch jede Runde ganz von selbst kräftig ein. Am Anfang seines Zuges würfelt jeder Spieler mit zwei Symbolwürfeln. Diese Würfel darf er auf seine Charaktere legen, die ihnen damit für die Runde die Fähigkeit verleihen, die zum entsprechenden Symbol gehört. Alternativ kann er auf diesen Dämonenbonus auch verzichten und die Würfel gegen zusätzliche Kamas tauschen, die er dann später wieder in dämonische Belohnungen umsetzen kann.

Würfelt man bei diesem sogenannten „Spannungswurf“ einen Pasch und entscheidet sich keinen der Würfel noch einmal zu würfeln (was den Spielern grundsätzlich gestattet ist), dann müssen beide Spieler einen Gewinngroschen in den Vorrat geben. Für den Spieler, der gerade in Führung ist, ein verlockendes Angebot, das dem Spiel noch einmal Dampf gibt und für Geschwindigkeit sorgt. In der Regel dauert eine Partie selten länger als 30 Minuten.

Frischer Fisch, das Leben könnte so idyllisch sein.
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Starker Start und mehr Material

Mit den acht in der Box vorhandenen Krosmastern kann man schon eine ganze Menge machen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten laden ein, verschiedene Kombos auszuprobieren. Das Spielbrett liefert zwei Seiten mit verschiedenen Startaufstellungen und dank des Sammelprinzips (s.u.) lässt sich das Spiel um dutzende Figuren erweitern, die ganz neue Möglichkeiten eröffnen und so dem Spiel einen langen Spielspaß garantieren.

Ach ja, erwähnen sollten wir vielleicht, dass Krosmaster mit zwei Varianten zu viert spielbar ist (als Team und alle gegen alle). Aber eigentlich ist es schon als 2P-Spiel konzipiert.

Ausstattung

In der Brettspielwelt, in der oft Pappplättchen oder Plastikpöppel dominieren, fällt Krosmaster mit seinen großen vorbemalten Figuren und den aufwendigen Dekoelementen natürlich sofort ins Auge. Ganz klar, diese besondere Ausstattung macht Spaß im Spiel und trägt einiges zum besonderen Feeling von Krosmaster bei.

Allerdings sieht man einigen Figuren sehr deutlich die Fugen zwischen den Teilen an, aus denen sie zusammengesetzt wurden. Dass der Detailgrad relativ einfach gehalten ist, will ich den Figuren nicht ankreiden (schließlich sind es Comicfiguren und schon Micky Maus hat gezeigt, dass gelungener Comic einfach sein darf), dennoch verlieren die Figuren ihr Alleinstellungsmerkmal, wenn man sie nicht mehr mit gewöhnlichen Meeplen vergleicht, sondern mit anderen Figuren aus dem Bereich Tabletop & Co.

Die Pappdekoelemente machen auf dem Spielfeld auch einiges her. Für zusammengesteckte Pappe sind sie sehr aufwendig, allein die Verkaufsstände mit ihren Aufbauten und Dächern sind beeindruckend. Leider ist es ein absoluter Graus sie zusammenzubauen. Die Idee war wohl die Pappteile durch Spannung stabil zu halten. Das heißt, die Einzelteile sind so gefertigt, dass sie leicht verkantet zusammengesteckt werden. Leider funktioniert das nicht gut, schon die Kisten sind mir ständig auseinandergefallen und wie die Verkaufsstände ein komplettes Spiel über stehen bleiben sollen, ist mir völlig schleierhaft. Schließlich habe ich die Pappteile alle zusammengeklebt und war froh, dass ich hier noch Spezialkleber hatte, da der normale Allzweckkleber doch eher für den flächigen Auftrag geeignet ist und nicht zum Verkleben schmaler Fugen.

Symbole und Farbcodes der Charakterkarten müssen erst verinnerlicht werden
Symbole und Farbcodes der Charakterkarten müssen erst verinnerlicht werden

Crossover

Auch wenn Krosmaster schon deutlich in Richtung Tabletop geht, trägt es doch das Label „Brettspiel“ und da erwarte ich definitiv keine großen Bastelaktionen vor dem Spielen. Das hatte mir anfangs auch einige Dämpfer versetzt und meine erste Partie lange hinausgezögert.

Auch die Spielanleitung hat einiges an Macken, mit denen man lange Absätze füllen könnte. Damit die Kritik der Anleitung nicht länger als die Spielerezension wird, will ich mich auf die wesentlichsten Schwächen konzentrieren:

Der Regeltext ist an einigen Stellen umständlich formuliert und wirkt in seinem Versuch präzise zu sein teils wie ein Gesetzestext mit diversen rekursiven Passagen, die man zum besseren Verständnis mehrfach lesen muss.

Der Text ist optisch ungünstig aufgeteilt. So stehen z.B. manche Aufzählungen dicht zusammen, während die zu den Unterpunkten gehörenden Beispiele abgesetzt sind, so dass sie visuell den Kontakt zu ihrem Punkt verlieren.

Und vor allem, und zwar mit Ausrufezeichen: Ein Spiel mit so vielen Fertigkeiten, Eigenschaften und Kräften braucht unbedingt ein Glossar, in dem alle Begriffe stur alphabetisch aufgelistet sind, mit einem erläuternden Text und einem Verweis zu den entsprechenden ausführlichen Regeln.

So ist die Ausstattung von Krosmaster für ein Brettspiel zunächst opulent bis bombastisch und macht auf dem Spielbrett auch wirklich Spaß. Bis man da hinkommt, das zu genießen, muss man aber einiges durchleiden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Matthieu Berthier
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Box, 27,7 cm x 27,7 cm x 10,4 cm
  • ISBN/EAN: 4250231711152
  • Preis: ca. 50 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Krosmaster ist als Sammelspiel ausgelegt, es gibt also eine Menge extra. Weitere Krosmaster-Figuren werden in unterschiedlichen Formaten vertrieben (als Booster mit zufälligen Figuren und verschiedenen Display-Varianten mit offen vorgegebenen Figuren), außerdem sind prinzipiell die Figuren aus der ersten Version kompatibel, wobei es hier im Bereich der Spielbalance zu Abstrichen kommen kann. Die älteren Spielfiguren sind inzwischen auch in der Tiefpreiszone angelangt und für wenige Euro zu haben, so dass die Sammlung günstig gut erweitert werden kann.

Neueinsteiger müssen sich übrigens nicht vor alten Hasen verstecken, denn die Figuren des Basissets sind kampfstark und können es mit gestandenen Meistern aufnehmen.

Darüber hinaus findet man unter www.krosmaster.com die Online-Variante des Spiels, die einen Download erfordert und leider keine Form des anonymen Probespielens zulässt, da man auch im Onlinespiel zusätzliche Inhalte käuflich erwerben kann.

Gruppenfoto nach einem anstrengenden Arbeitstag
Gruppenfoto nach einem anstrengenden Arbeitstag

 

Fazit

Krosmaster ist ein Duellspiel, in dem zwei Spieler mit ihrem Team aus Kämpfern gegeneinander antreten. Viele Elemente sind klassisch – es gibt Aktions- und Bewegungspunkte, Sichtlinien und Kontrollzonen –, besonders ist vor allem das Setting mit seinen Knuddelkämpfern und den zahlreichen kleinen Extras.

Eine starke Community, Meisterschaften und viel Zusatzmaterial zeigen, dass diese Besonderheiten funktionieren. Dennoch bleibt Krosmaster ein Nischenspiel, das man nicht ohne Einwände empfehlen kann. Zum einen mag nicht jeder knuddeln, zum anderen bleibt es immer noch ein Tabletop und zu guter Letzt erfordert es einen ziemlichen Erstaufwand, der einiges an Nerven kosten kann, wenn man nicht gerne bastelt oder es einfach nicht gut kann.

Hat man keinen Krosmaster-Sensei zur Hand, der die Regeln bereits beherrscht, dauert es eine Weile, bis der Spaß beginnen kann, da die vielen Regeln kaum in einem Rutsch erfasst werden können.

Das „Makeover“ scheint sich vor allem auf die Erfahrungen der Profis konzentriert zu haben, denn sonst hätte es nicht die vermeidbaren Schwierigkeiten in der Spielanleitung und die Ernüchterung beim Zusammensetzen der Pappdeko gegeben. So ist Krosmaster für mich am Ende nur ein Durchschnittsspiel, das es im nächsten „Makeover“ vielleicht ganz zu einem guten Spiel schafft.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Pegasus Spiele
Fotografien: Detlef Schroedter
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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