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Nach langer Wartezeit trug die Kooperation zwischen dem Heidelberger Spieleverlag und Ulisses Spiele im Dezember des letzten Jahres erste Früchte. Mit Sonnen der Verheissung präsentieren die beiden Verlage die langersehnte deutsche Übersetzung des Quellenbandes zum corellianischen Sektor für das Tischrollenspiel Star Wars: Am Rande des Imperiums.

Viel Geduld mussten die deutschen Star Wars: Am Rande des Imperiums Fans während des Jahres 2016 aufbringen. Die letzte Publikation eines übersetzten Quellen- oder Abenteuerbandes geschah durch den Heidelberger Spieleverlag im letzten Quartal des Jahres 2015. Die Veröffentlichung der deutschen Version von Sonnen der Verheißung, einem Quellenband zum corellianischen Sektor, wurde immer wieder verschoben. Hoffnung erweckte die angekündigte Kooperation zwischen den Heidelbergern und Ulisses Spiele. Durch eine Bündelung der Arbeitsressourcen, so wurde es in den jeweiligen Foren beider Verlage angekündigt, sollten die Veröffentlichungen in einem höheren Takt geschehen können. Dass die Veröffentlichung nun doch bis zum Dezember 2016 auf sich warten ließ, ist vor allem der verzögerten Produktabnahme durch den Lizenzgeber LucasFilm Ltd. geschuldet. Wem die Nerven während des veröffentlichungsarmen Jahres 2016 nicht rissen, der wird als deutscher Star Wars: Am Rande des Imperiums Rollenspieler für sein Warten, mit diesem Quellenband zur Heimatwelt des berühmten Schmugglers Han Solo, mehr als belohnt.

Inhalt

Sonnen der Verheißung ist in vier thematische Kapitel unterteilt, die sich direkt an eine kurze Einleitung über den angedachten Sinn und Zweck des Buches anschließen. Bei diesem Quellenband geht es weniger um Regelerweiterungen, Regelergänzungen oder Alternativen zu dem, was bereits im Grundregelwerk zu lesen war. Der klare Fokus in diesem Band liegt auf der Bereitstellung von Hintergrundinformationen zur Spielwelt.

Im ersten Kapitel wird das Corellia-System, nebst seiner Planeten Corellia, Drall, Selonia, der Zwillingswelten Talus und Tralus sowie der Centerport-Station vorgestellt. Neben einem Portfolio der Planeteneigenschaften gibt der Quellenband einen kurzen Abriss zur Geschichte der jeweiligen Planeten, ehe er Sehenswürdigkeiten und wichtige Orte vorstellt. Wichtige Organisationen sowie Beispiel-Antagonisten, inklusive ihrer Beispielcharakterwerte, schließen die Vorstellungen jedes aufgeführten Planeten ab.

Statt sich nur auf das corellianische-System zu beschränken, stellt das zweite Kapitel den Sektor um den namensgebenden Planeten vor. Einige wichtige Planeten wie Duro, Nubia und Vargan, die sich im corellianischen Sektor befinden, werden ebenso beschrieben, wie die Autoren es in Kapitel Eins bereits begannen. Bei der Größe des Star Wars-Universums, selbst wenn es auf einen spezifischen Sektor eingegrenzt wird, kann selbst in einem 144 Seiten langen Quellenband nicht jedes Sternensystem mit jedem vermeintlich wichtigen herausgestellt werden. Um aufzuzeigen, dass es im corellianischen Sektor noch deutlich mehr bewohnte Welten gibt als hier im Detail aufbereitet wurden schließt dieses Kapitel mit Kurzvorstellungen von weiteren 21 Systemen.

Spieleroptionen, damit das Kapitel Drei, stellt neue spielbare Spezies, neue Waffensysteme, neue Ausrüstungsgegenstände und eine Sammlung von corellianischen Raumschiffen und Fahrzeugen nebst der jeweils dazugehörigen Regeln vor. Die mit Sonnen der Verheißung vorgestellten neuen spielbaren Spezies sind die Drall, die Selorianer und corellianische Menschen. Obschon Letztgenannte keine physiologischen Unterschiede zu den bereits im Grundregelwerk vorgestellten Menschen aufweisen besitzen die Corellianer neue Sonderfähigkeiten.

Das vierte und letzte Kapitel des Quellenbandes richtet vor allem an Spielleiter. Anstelle von wenigen vorgefertigten Abenteuern, wie sie am Ende diverser anderer Star Wars: Am Rande des Imperiums Bände zu finden sind, werden hier kurze Szenen vorgestellt, die modular in laufende Abenteuer oder Kampagnen eingebaut werden können. Zu diesen sogenannten „modularen Begegnungen“ werden die nötigen Hintergrundinformationen und Charaktere, Vorschläge wie sie in ein laufendes Abenteuer eingebaut werden könnten, sowie mögliche Nachwirkungen vorgestellt.

Preis-/Leistungsverhältnis

Mit 39,95 EUR mag ein 144 Seiten langer Quellenband auf den ersten Blick, verglichen mit Quellenbänden aus anderen Rollenspielsystemen, nicht gerade günstig erscheinen. Insgesamt liegt er jedoch vollkommen im Rahmen der typischen Star Wars: Am Rande des Imperiums Bände. Die Fülle an Informationen kann durchaus Stoff für Monate bis Jahre an Rollenspiel im corellianischen Sektor bieten, wenn eine Rollenspielrunde sich dazu entschließt, vorrangig in diesem Teil der Galaxis zu spielen. Gemessen an Inhalt und qualitativer Aufmachung ist Sonnen der Verheißung seinen Preis absolut wert.

Erscheinungsbild

Hardcover in den Händen, passende und hübsche Zeichnungen, die die Atmosphäre des Inhalts unterstreichen und den Lesefluss auflockern, während man durch Hochglanzseiten blättert: Was man von anderen Werken aus der Star Wars Rollenspiel-Familie gewohnt war, erhält man auch hier. Zu beanstanden gibt es hier nichts. Vielmehr unterstreicht das Erscheinungsbild den Preis positiv.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag, Ulisses Spiele
  • Autor(en): Sam Steward (Prod.), Molly Glover, Jim Jacobson (Red.)
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl:144
  • ISBN: 978-3942857512
  • Preis: 39,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Sphärenmeisters Spiele

 

Fazit

Manchmal wird Geduld belohnt. Wie oft ich selbst auf den Blogs, in den Foren und in den Webshops, sowohl vom Heidelberger Spieleverlag wie bei Ulisses Spiele, nachschaute, ob denn nicht endlich ein Veröffentlichungsdatum für diesen Quellenband festgezurrt wurde, kann ich nicht mehr zählen. Im Dezember letzten Jahres war es dann endlich so weit. Nachdem ich den Band in den Händen hielt, war ich froh, dass ich der immer lauter werdenden Stimme nicht nachgab, die mich dazu drängen wollte, nicht länger auf diese lokalisierte Version zu warten und endlich gleich das englischsprachige Original zu ordern. Ja, hier wurde Geduld, geradezu Engelsgeduld, belohnt.

Ob man nun wirklich mit diesem Band rollenspielt oder nur ein Star Wars Verrückter ist, der nach jedem Schnipsel an Hintergrundinformationen lechzt: Man wird belohnt. Liebevoll und detailgetreu wird dem Leser die Heimat Han Solos nähergebracht und erläutert. Gleich einen ganzen Sektor vorstellen zu wollen erschien mir im Vorfeld kritisch. Sektoren umfassen im Star Wars-Universum mitunter mehrere Dutzend bewohnte Planeten. Gerade der corellianische Sektor ist dicht bevölkert. So bestand die Gefahr, dass sich Sonnen der Verheißung entweder zu stark auf den Planeten Corellia selbst fokussieren würde oder versucht zu viele Welten auf einmal, und damit zwangsweise zu oberflächlich, zu beschreiben. Die Autoren haben hier eine gesunde Mischung aus Informationsfülle und Informationstiefe gefunden.

Besonders gefallen hat mir als Spielleiter das letzte Kapitel. Die meisten vorgefertigten Abenteuer, die auf den letzten Seiten eines Quellenbandes abgedruckt werden, begeistern mich selten, sind sie in meinen Augen doch meist zu kurz und zu flach für meine Runden. Schon während des Lesens der „modularen Begegnungen“ kamen mir jedoch diverse Ideen, wo manche der vorgeschlagenen Szenen in bestehende Runden eingebaut werden könnten. Hier ergeben sich mögliche Zwischenspiele oder gar Startbegegnungen zu weiterführenden Kampagnen.

Alles in allem kann ich als hintergrundverliebter Rollenspieler und Star Wars Fan nur den Daumen ganz hoch heben. Mehr davon!

Artikelbilder: Ulisses Spiele
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

 

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